merpräsident Pözl und Hrn. v. Dönniges. — Die Kammern werden auf den 5. Januar einberusen.

— Frankfurt, 17. Dez. In ihrer am Samstag gehaltenen 15. Sitzung hat die Liquidationskommission zu Frankfurt die Grundzüge eine? Abkommens über die Pensionirung der früheren Bundesbeamten berathen.

— Berlin, 15. Dez. Den Generalen von Roon und von Moltke soll, wie die Weserztg. von hier erfährt, der Grafentitel verliehen werden. — Die Köln. Ztg. erfährt von hier, daß nach dem muthmaßlichen Inhalt des Berfassungsentwurfs für den nord­deutschen Bund dem Parlament nur eint berathender Charakter zuerkannt worden, und Laß dieses sowohl wie die Ministerkonse- renz sich in erster Linie mit ven Erfordernissen der Heeresorga­nisation des norddeutschen Bundes zu beschäftigen haben weroen. Dieselbe solle sichere Bürgschaften für eine allen nationalen Aus­gaben gewachsene Wehrkraft bieten.

— Berlin. 16. Dez. Aus Aeußerungen mehrerer Bevoll­mächtigten zur Miuisterkonferenz wird geschlossen, daß eine An­zahl von Bevollmächtigten vor der Feststellung des Uebcreinkom- mens wegen der Bundesakte vielleicht noch einmal gegen Weih­nachten nach ihren Heimathsorten zurückkcbren werden, was auch die Prüsung, namentlich der finanziellen Punkte in den verschie­denen Rcssortministerien erleichtern würde.

— Berlin, 17. Dez. Bismarck und Roon «öffneten den han- nover'schen Offizieren Betreffs der von ihnen erbetenen Zusiche­rungen für die Zukunft, daß von der königlichen Milde eine Wüc digung ihrer Lage zu erwarten stehe. Auf Grund siübercr In struktionen werde ihnen der Generalgouverneur von Hannover Näheres eröffnen. — Der König fuhr gestern dem König von Sach- sen bis Großbeeren entgegen, woselbst die herzlichste Begrüßung stattfand. Am Berliner Bahnhöfe waren die Prinzen, Bismarck, die Spitzender Behörden und Benedetti versammelt. Das Kai­ser-Alexander Regiment gab die Ehrenwache; die Musik spielte die Sachsenhpmne Heute besuchte der König von Sachsen die Kirche.

— Berlin, 18. Dez. In der Annexionskommission war Gras Bismarck anwesend. Der vldcnburgische Vertrag, betreffend die Abtretung holsteinischer Gebietstheile ins Zhlung einer Million Entschädigung, wurde mit 1.8 gegen 7 Stimmen genehmigt.

— Die Staaten, welche außer Preußen an den Vorberathun- gen fürs Parlament Tbcil nehmen, sind: Das Königreich Sach sen, das Großherzocthum Hessen und bei Rhein für die nördlich vom Main gelegenen Theile, die Großkerzogthümer Mecklenburg- Schwerin, Sachsen, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, die Herzog- thümer Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen Koburg-Gotba, Anhalt, die Fürstenthümer Schwarzburg Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck und Pyrmont, Reuß ä. L.. Reuß j L., Schaumburg-Lrppe, Lippe. die freien Städte Lübeck. Bremen, Hamburg.

-- Altona, 12. Dez. Eine Anzahl hiesiger Bürger hat sich vereinigt, um mit Anderen Schritte bei dem kommandirenden Ge­neral hier einzuleiten, damit den Soldaten Vas Tragen der Sei­tengewehre außer Dienst untersagt werden möge, und soll Hoff­nung vorhanden sein, daß diese Bitte gewährt wird Auf den Tanzsalons dürfen die Soldaten schon nicht mehr mir Seitenge­wehren erscheinen und haben sich den Anordnungen der dort pvsiir- ten Polizeiosfizianten zu unterwerfen. Ueberschreitungen von Sei­ten der Soldaten gegen Polizeioffizianlc» werden wie gegen Vor­gesetzte verübte nach den Kricasartrkeln bestraft

— Pesth, 15. Dez. Die Tafel der Abgeordneten nahm heute unverändert den Landtagsadreßentwurf an. Tie Adresse wird am Montag der Magnatentasel vorgelegt werden.

Die Viehseuche in den Niederlanden gewinnt immer größere Ausbreitung. Der Düss. Ztg. wird aus Eleve geschrieben: „In dem Viehstapcl zu Gent bei dem Oekonomen Thomas Roclosss erkrankten zugleich 14 Stück Vieh an der Rinderpest und in Folge dessen wurden 28 Stück zwangsweise getödlrt. Die holländischen Behörden haben von Lobith bis Arnheim und von Pannerken bis Nymwegeu, sowie weiter hinunter untersagt, Rindvieh, Pferde, Schafe, Heu. Fleisch u. s. w. über Rhein und Waal zu führen Gegenüber den massenhaften Seuchesällen in Len Provinzen Ut­

recht und Südholland (über 8000 Stück Rindvieh in der letzten Woche) soll das holländische Gouvernement sich außer Stand er­klärt haben, das Gesetz vom 15. September, betreffend die Ver­gütung der getödteten Rinder, durchzuführen.

England. London, 14 Dez. Aus Barnstcy wird die Kunde von einer schrecklichen Kohlengrubenexplosion telegraphirt. Die Bewohner des Dorfes Hogle Mill, fast ganz aus Familien von Grubenarbeitern bestehend,wurdenvorgesternNachmittagplötzlichdurch eine Explosion entsetzt, die den Boden wie ein Erdbeben erschüt­terte. Alsbald drang aus einer der Einfahrten der Grube eine gewaltige Rauchwolke hervor und da es bekannt war, daß gegen 400 Männer und Knaben im Innern derselben beschäftigt waren, so brach unter Len herbeiströmenden Weibern, Kindern und son­stigen Angehörigen ein herzzerreißender Jammer aus. Wegendes beständig in dicken Wolken aus der einen Einfahrt aussteigenden Rauches war es nicht möglich, auf Liesen Wege in die Tiefe zu gelangen; an einer andern Stelle war das Seil gerissen und so begaben sich eine Anzahl Männer an einem dritten Orte in die Grube und kehrten bald darauf mit mehreren Leichnamen. die meist durch Brandwunden schrecklich zugerichtet waren, an die Ober­fläche zurück. Sie berichteten, daß der Lustzug unten verstopft und es daher unmöglich sei, zu der großen Menge der Arbeiter zu ge­langen, bis die Werke geöffnet und Ventilen würden. Inzwischen wurden nach und nach gegen 70 Verunglückte an's Licht geschafft, die zum Theit todt, zum Theil so schwer durch Brandwunden ver­letzt waren, daß nur geringe Hoffnung für ihr Aufkommen bleibt. Zn manchen Fällen waren die Herausbesörderten so sehr ent stellt, daß cs ihren Angehörigen schwer wurde, sie zu erkennen — Gestern morgen wurden die Anstrengungen fortgesetzt So ott wieder ein neuer Körper an der Oberfläche erschien, stürzten die in Jammer versenkten Angehörigen darauf zu, um vielleicht darin den Vermißten zu erkennen. Dir Männer werden meist in ihren Kleidern auf dem Wege nach dem Ausgang der Grube gefunden, woraus man schließt, daß sie das schreckliche Ercigniß vor seinem Ausbruch vordergesehen. GegenMittag gestern fand eine weitere Explosion statt und unterbrach aufs Neue die Ventilation; man nimm» fast mir Gewißheit an, daß die Grube am Brennen ist- In Folge der letzten Explosion, die zahlreiche Leute bei der Aufsuchung der Leichname in der Tiefe überraschte, wurd n auch diese dem Untergange geweiht. Außer den Unglücklichen, die jetzt noch neuerdings bei ihren Anstrengungen, Andern das Leben zu retten, ihren Tod fanden, sind noch 250 Leichen in der Grube Ein Knall, wie ein Kanonenschuß, begleitet von einer Ersckültc- rung der ganzen Nachbarschaft, künvete die zweite Explosion an, und Hunderte von Angehörigen, Freunden und Verwandten der in der Tiefe Begrabenen stürzten wieder zu dem Eingänge des Werkes und wiederholten die schreckliche Janniierscene des TagcS vorher. Sofort vermutbete man, daß die 25—30 Mann, die mit Aufsuchung der Leichname beschäftigt waren, auch verloren seien. Die dritte Explosion, die beide vorhergehehcnde an Hef­tigkeit noch bedeutend übertraf, erhob diese Befürchtung zur Ge­wißheit. Die Zerstörungen, die dieselbe anrichtete, waren so be­deutend, daß alle weiteren Operationen dadurch unterbrochen sind und wahrscheinlich mehrere Tage verlausen werden, dis man wie­der versuchen kann, in die Grube zu dringen Unglücke kom­men nie allein, und so trifft eine telegraphische Depesche aus Sklanley in Staffordshire ein, die eine neueHiobspost von dort­her bringt In einer Kohlengrube daselbst cutzündeten sich die Gase, und von 200 Menschen, die in der Tiefe waren, kamen nur 50 unverletzt davon. — Die Tbeilnahmc und das Mitleiden mit den armen Hinterbliebenen ist im ganzen Lande rege; die Köni­gin hat schon eine Unterstützung von 200 Ps. Sk nach Barns- ley gesandt, der Lord Mayor ven London schon einen Aufm- erlassen, der nicht wirkungslos verhall! ist.

Rußland Petersburg, 15. Dez. Duick einen kaiser­lichen Ukas ist ein Komite ernannt worden, welches unter Vor­sitz des Kaisers die Reform Polens durchführen soll Der Sena­tor Nabakoff ist zum interimistischen Staatssekretär sür Polen er­nannt worden. — 11. Dez. Die jüngsten aus dem Orient ein- gelausenen Telegramme sind so interessant, daß hier gewisse Leute gewaltig die Ohren spitzen. Ter hartnäckige Kampf, die t-eroische