schcn Fabrikanten, von jeher gewöhnt, eine solidere Waare zu liefern, haben mit Bekämpfung dieser Concurrenz alle Hände voll zu thun, weil sie eincsthcilö ihnen nicht auf das Gebiet einer schlechteren Fabrikation folgen wollen, andererseits in den großen Fabrikdistrikten Rheinprenßens und Sachsens die Technik raschere Fortschritte macht, und endlich, weil auch imAllgemeinen unsere Arbeiter besser bezahlt werden als in Norddeutschland. Mit der Errichtung einer Zolllinie am Main würde nun der größte Theil dieser Einfuhr, die bloß durch ihre billigen Preise sich Eingang verschaffen kann, ins Stocken gerathen, und man denke sich, welcher enorme Berlust dadurch auf die norddeutschen Staaten selbst zurückfallen würde. Wenn nur halbwegs Aussicht hiezu vorhanden wäre, so würde die Agitation der dadurch hauptsächlich betroffenen Bezirke eine viel umfassendere, und namentlich berechtigtere sein, als unsere Nationalvereinler sie in Ging zu setzen unternommen haben. Dieß nur ein Beispiel, es wäre leicht, ihnen noch viele zur Seite zu stellen. Daß in den Südstaaten ebenfalls eine vielfache Störung des Geschäftsverkehrs dadurch hervorgerusen würde, ist ganz natürlich, wie denn die ganze an den Haaren herbeigczogcne Idee einer Zollgrenze am Main so unnatürlich und unmöglich ist, wie die ganze politische Constellation Deutschlands in Folge des Hinausdrängens der Dentschösterreichcr, der Mainlinie und der preußischen Hegemonie.
Was wir in Vorstehendem ausgefiihrt haben, mußte Zeder, der sich etwas in die Verhältnisse einarbeiten wollte, selbst einsehen, das Geschrei der Nationalvereinler wegen dieser Zolllinie ist daher entweder ein ganz sinnloses und unüberlegtes, oder aber es ist bloß auf Täuschung berechnet. Daran erkenne Jeder, weß Geistes Kinder die sind, die uns in Preußens Schooß treiben wollen, und lasse sich nicht berücken!
Nur durch kaltblütige und überlegende Anschauung der Sachlage kann man sich den richtigen Blick bewahren, und es thnt sehr noth, dieß zu thun!
Ztigesneuizzkeitcn.
— Stuttgart, 6. Aug. Wie wir hören ist der Hr. Minister des 'Auswärtigen. Frhr, v. Varnbüler, zur Theilnahme an den Friedensverhandlungen beute nach Berlin abgereist. (St.A.)
— Stuttgart, 6. Aug. Vom Sonntag den 5. August an ist der Verkehr auf der Main Neckarbahn von Heedelberg bis Frankfurt wieder eröffnet, auch ist der Verkehr ab Frankfurt nach dem Norden wieder frei.
— Nach der Liste des „Staatsanzeigers" liegen im Spital Mergentheim 79 Verwundete, darunter Schlee, Wilhelm, von Calw, Fußabsccß; im Hauptspital auf Soli tu de 54 Verwundete und 31 innerlich Kranke
— Der „Staatsanzeiger" führt als ..Fortsetzung und Schluß der Liste überTodte, Verwundete und Vermißte" auf: 1)An Tobten : die Lieutenante Marchtaler and E. v. Hügel, beide an ihren Wunden gestorben. 2) An Verwundeten: 1 Offizier und 47 Unteroffiziere und Soldaten, darunter Kanonier R i st, Carl Heinrich, von Calw und Ossi,iersdiener Rau, Christ. Dan., von Liebelsberg 3) An V e r m i ß t e n: 5 Offiziere, 8 Unteroffiziere und 140Soldat.n. unter letzteren Rüffler, Georg Simon, von Gechingen und Roller. Johann, von Neuweiler. Die Zusammenstellung aller Todten und Verwundeten des K. würtl. Truppcnkorps ergibt 66 Todte (8 Offiz, 9 Unteroffiziere und 49 Soldaten) und 500 Verwundete (18 Offiziere, 73 Unterosfiz. und 409 Soldaten) und mit obigen 153 Vermißten einen Ge- sammtverlust von 719 Mann.
— Hohenzollern wird nunmehr von unseren Truppen geräumt. Nach der Tüb. Cbr. kam am 6 eine Kompagnie des 6. Inf. Regiments, bestehend aus 149 Mann mit 3 Offizieren, von Hohenzollern kommend, in Tübingen an und fuhr später per Eisenbahn über Plochingen nach Ulm.
— Großrinderselv, 2. Aug. Zu den Schrecken und La
sten des Krieges kommen noch diejenigen der Seuche. Gestern brach hier unter dem Militär die von den Aerzten bestätigte Cholera aus. Ein Mann erlag derselben nach kurzen schrecklichen ^ Leiden, ein zweiter liegt hoffnungslos darnieder. Tie Leiche des Ersteren wurde außerhalb des Ortes beerdigt. (Tauber.) !
— Frankfurt, 4. Aug. General v. Manteuffel ist mit seinem ^
Generalstabe hier eingetrvffen. Die Württemberg» werden bis zum 8. August, die Badenser haben schon gestern Mainz verlassen
— München, 5. Aug., Nachm. Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß der Waffenstillstand auf Mainz erstreckt ist. Mit Hrn.
f v. d. Pfordten geht der baierische Gesandte in Wien, Graf Brah, als Bevollmächtigter zu den Frikdensvelhandluns.cn nach Berlin.
^ — München, 6. Aug. Oesterreich bat seine Truppen vom 8 Bundcsarmeekorps zurückgezogen, dieselben kommen morgen und übermorgen hier durch. — Mit dem Großherzog von Mecklenburg ist die südliche Demarkationslinie folgendermaßen vereinbart: Schwabach, Altdorf, Ambcrg, Waidhaus; die westliche: Flüsse Rednitz. Rcgnitz, Main und Jtz.
— Augsburg In derBundestagssitzung vom 4.Aug wurde eine Anzeige des Prinzen Karl von Baicrn über Abschluß des Waffenstillstandes zwischen Preußen und den Regierungen von Oesterreich, Baiern, Württemberg, Baden und Großherzogthum Hessen vorgelegt; dergleichen ein Schreiben des gedachten Prinzen, wonach derselbe die ihm durch Bnndesbescbluß vom 27. Juni d I. übertragene Stelle eines Oberbefehlshabers der Bundestruppen, insbesondere im Hinblick aus den abgeschlossenen Waffenstillstand und die hieran sich knüpfenden Folgen, niederlegt. Braunsckweig erklärte seinen Austritt aus dem Bunde, nachdem in Folge der neuesten Ereignisse, insbesondere nachdem Preußen und mit diesem eine Mehrzahl deutscher Regierungen aus dem Bunde ausgetreten sei, es demselben an den nothwendigen Voraussetzungen des Fortbestandes fehle. Gegen diesen Austritt wurde der auch in früheren Fällen erhobene Protest ausgesprochen. Sodann wurde beschlossen, dem Rückmärsche der norddeutschen Truppen aus den Bunvessestungen in ihre Heimath in Anbetracht der notorischen tatsächlichen Verhältnisse kein Hinderniß in den Weg zu legen.
— Berlin, 5. Aug Der Landtag der Monarchie wurde heute Mittag 12 Uhr im Weißen Saale des K. Schlosses von Sr. Maj. dem König in Person mit folgenver Thronrede eröffnet: „Erlauchte, edle und liebe Herren von beiden Häusern des Landtags! Indem ich die Vertretung des Landes uiü mich versammelt sehe, drängt mich mein Gefühl, vor Allem auch von dieser Stelle meinen und meines Volkes Dank für Gottes Gnade auszusprechen, welche Preußen geholfen hat, mit schweren, aber erfolgreichen Opfern nicht nur die Gefahren feindlicher Angriffe von unser» Grenzen abzuwenden, sondern in raschem Siegeslauf des vaterländischen Heeres dem ererbten Ruhm neue Lorbeeren hinzuzufügen unv der nationalen Entwicklung Deutschlands die Bahn zu ebnen. Unter dem sichtbaren Segen Gottes folgte die waffenfähige Nation mit Begeisterung dem Ruf in den heiligen Kampf für die Unabhängigkeit des Vaterlandes und schritt unser heldenmü- thiges Heer, unterstützt von wenigen, aber treuen Bundesgenossen, von Erfolg zu Erfolg, von Sieg zu Sieg, im Osten wie im Westen. Viel theures Blut ist geflossen, viel Tapfere betrauert das Vaterland, die fieqesfroh den Heldentod starben, bis unsere Fahnen sich in einer Linie von den Karpathen bis zum Rhein entfalteten. In einträchtlichem Zusammenwirken werden Regierung und Volksvertretung die Früchte zur Reife zu bringen haben, die aus der blutigen Saat, solWe nicht umsonst gesäet sein, erwachsen müssen. Liebe Herren von beidenHäusern des Landtags! Auf die Finanzlage des Staates kann meine Negierung den Blick mit Befriedigung wenden. Durch sorgliche Vorsicht und gewissenhafte Sparsamkeit sind wir in den Stand gesetzt, die großen finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden, welche die gegenwärtigen Zeilver« bältnisse in naturgemäßem Gefolge haben. Obwohl schon in den letzten Jahren durch den Krieg mit Dänemark der Staatskasse beträchtliche Opfer auserlegt worden sind, ist es doch gelungen, die bisher erwachsenen Kosten des gegenwärtigen Krieges aus den Staatseinnahmen und vorhandenen Beständen, ohne andere Belastung des Landes, als die durch die gesetzlichen Naturalleistungen zu Kriegszwecken erwachsenen, bereit zu stellen. Um so zuversichtlicher hoffe iw, daß die Mittel, welche zur erfolgreichen Beendigung des Krieges und zur Bezahlung der Naturalliefcrun- gen, bei Aufrcchtdaltung der Ordnung und Sicherheit in den Finanzen erforderlich sind, von Ihnen bereitwillig werten gewährt werden. Ueber die Feststellung des Staatshaushaltsetats hat eine Vereinbarung mit der Landesvertretung in den letzten Jahren nicht