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Handwerkerbank.

Rechenschaftsbericht vom 1. Halbjahr 1866.

1) Zahl der Mitglieder: am 1. Januar 1866 160,

neu eingetreten sind 32,

192,"

ausgetreten sind 10,

Stand am 30.Juni 1866 182, mit einem monatlichen Beitrage von fl. 336..

2) Einlagen der Mitglieder:

Dieselben betrugen am 1. Januar fl. 9,717. 50.

vom Januar bis Juni fl. 2,021. 44.

zusammen fl. 11,739. 34.

zurückbezahlt wurden den Ausgetretenen fl. 408. 30.

bleiben "fl777l7331.^4? somit reine Zunahme fl. 1,613. 14.

3) Sparkasseneinlagen.

Dieselben betrugen am 1 Januar fl. 4.454. 22.

neu eingelegt wurden fl. 3,534. 24.

zusammen fl. 7,988. 46.

zurückbezahlt wurden fl. 372. 50.

bleiben fl. 7,615. 56.

somit reine Zunahme fl. 3161. 34.

4) Aufgenommene Gelder. Betragaml.Jan. fl. 19,757. 51.

neu aufgenommen fl. 21,222. 30.

fl. 40,980. 21? zurückbezahlt wurden fl. 11,901. 34.

bleiben fl. 29,078. 47.

Guthaben der Handwerkerbank in Stuttg. fl. 2,718. 9.

zusammen fl. 31,796. 56?

somit Zunahme seit 1. Januar fl. 12,039. 5.

5) Ausgeliehene Gelder.

») als Borschüsse. Stand am 1. Januar fl. 12,528.. vom Jan. bis Juni wurden erhoben in 116 Vorschüsse n fl. 26,718..

zusammen fl. 39,246.. zurückbezahlt wurden 113 Posten fl. 24,637..

bleiben 'fl7"l4F0971? Zunahme fl. 2,081.. d) in Contocorrent-Rechnung.

Stand am 1. Januar fl. 26,139. 50.

erhoben wurden in 74 Posten fl. 19,910..

zusammen fl. 46,049. 50.

zurückbezahlt wurden fl. 11,347 . 58.

bleiben fl. 34,701. 52.

Zunahme fl. 8,562. 2.

Im Ganzen wurden somit ausgeliehen:

als Vorschüsse fl. 26,718.. in Conto-Corrent fl. 19,910..

zusammen fl. 46,628..

Die Ausstände betragen zusammen:

von Vorschüssen fl. 14,609.. in Conto-Corrent fl. 34,701. 52.

fl. ^49,310. 52."

Die Zunah nie gegen 1. Januar beträgt:

bei den Vorschüssen fl. 2,081.. in Conto-Corrent fl. 8,562. 2.

zusammen fl. 10,643. 2.

6) Eingenommene Zinsen und Provision seit 1. Jan.

a) Zinsen aus Vorschüssen fl. 432. 41.

in Contocorrent fl. 601. 3.

' - -fl. 1,033. 44.

d)ProvisionausVorschüssen fl. 146. 18.

in Contocorrent fl. 329. 12.

--- fl. 475. 3 0.

zusammen fl. 1,509. 14.

Ausgaben für Zinsen bis 30. Juni fl. 81. 4.

bleiben fl. 1,428. 10.

(Mit dem Jahresschluß vermehrt sich natürlich die Summe der auszubezahlenden Zinsen bedeutend.)

7) Rcserveconto. Derselbe betrug am 1. Jan. fl. 807. 58.

dazu Eintrittsgelder fl. 4? zo.

Einnahmen vom 1. Jan. bis 30. Juni fl. 64,925..

Ausgaben fl. 63,405.

zusammen fl. 128,330?1O.

Vorstehendem Rechenschaftsbericht zufolge ist auch in dem ver­flossenen Halbjahre trotz der allgemeinen Geschäftslosigkeit die Dichtig­keit der Handwerkerbank eine lebhafte, und wir können mit Befriedi­gung sagen, eine segensreiche gewesen. Gerade in dieser Zeit hat sich der Nutzen dieses Instituts für die einzelnen Mitglieder glän­zend herausgestellt, insofern sie bei der allgemeinen Kreditlosigkeit hier gegen Erfüllung der statutenmäßigen Sicherheit Kredit finden konnten. Aber auch das Vertrauen, das sich die Handwerkerbank in den wenigen Jahren ihres Bestehens schon erworben hat, zeigt sich am Glänzendsten in der unbedeutenden Summe, welche an Sparkassen- geldern zurückverlangt wurde, sowie in den trotz der schwierigen Zeiten stets andauernden G e l d 0 f f er t e n, welche es dem Ausschuß ermöglichten, den Mitgliedern in ausreichender Weise an die Hand zu gehen. Dieses Vertrauen zu erhalten, ist die erste Aufgabe des Aus­schusses, und er wird es auch durch umsichtige Geschäftsleitung fer­nerhin zu bewahren wissen. Der Vorstand.

^ Anschluß an Preußen oder Richtanschluß?

Als im Jahre 1849 die deutsche Reichsverfassung sammt den Grundrechten des deutschen Volkes verkündigt und der damalige König von Preußen durch Stimmenmehrheit der Nationalversammlung z u m deutschen Kaiser gewählt wurde, erhob sich das ganze württem- bergische Volk, um den verstorbenen König Wilhelm, der die Kaiser- wähl nicht anerkennen wollte, zu Anerkennung und Unterordnung zu nöthigen, was ihm auch gelungen ist. Nicht aus Vorliebe für den König von Preußen geschah dieß, sondern weil man die Pflicht fühlte, sich der durch die Nationalversammlung zum Ausdruck gebrachten Mehrheit unterzuordnen, und dadurch die lange sehnlichst herbeige­wünschte Organisation eines freien und mächtigen deutschen Reichs zu befördern. Bekanntlich hat der damalige König von Preu­ßen die Kaiserkrone aus den Händen des Volkes nicht annehmcn wol­len, sondern sie zurückgewiesen, was zur Folge hatte, daß die ganze nationale Bewegung im Sande verlaufen ist. Heute stehen wir "wieder in einer derartigen Alternative, wie im Jahre 1849, nur ging dießmal die Bewegung nicht vom Volke aus, sondern von der preu­ßischen Junkerpartei, welche Deutschland mit Krieg überzogen hat, nur handelt es sich dießmal nicht um eine deutschnarionale Bewegung, sondern um eine spezifisch preußische Eroberung, nur handelt es sich jetzt nicht um Reichsverfassung und Grund­rechte, sondern um den nacktesten Absolutismus. Oder glaubt Jemand noch, daß Bismarck oder der König von Preußen sich durch das zu berufende Parlament Vorschriften in dieser Beziehung machen lassen werden? Kann man im Emste glauben, die preußische Regierung werde nach den errungenen Siegen andere Bahnen gegenüber dem Par­lament einschlagen, als es gegen das preußische Abgeordnetenhaus ein­geschlagen hat? Solcher Täuschung gebe sich ja Niemand hin! Wenn das zu berufende Parlament nicht nach Bismarcks Pfeife tanzen will, so wird es hcimgeschickt, und wenn die mit Preußen ver­bündeten Regierungen in ihren Ländern liberaler regieren wollen, als es Bismarck lieb ist, so bekommen sie von diesem Verwarnungen und Drohungen bis sie ebenfalls nach seiner Pfeife tanzen.

Oder ist es ein günstiges Vorzeichen für eine Einlenkung in liberalere Bahnen, wenn die U ntersuchungen gegen freisinnige Abgeordnete wegen ihrer Reden in der Kammer ganz gegen den Wortlaut der Ver fassung, bloß inFolge eineSBeschlusseö des reaktionärenBerliner Obertribu­nals auch jetzt noch fortgesetzt werden, oder wenn die Regierung statt der vom Volke gewählten Berliner Stadtverordneten, welche ihr nicht behagten, ohne Weiteres königliche Kommissäre mit Sitz und Stimme in dieses Collegium ernennt?

Wir in Süddeutschland haben uns seit mehreren Jahren einer- liberalen Regierung zu erfreuen, wir haben Preßfreiheit, Vereinsrecht, die Regierung anerkennt die Rechte der Volkskammer, und wenn auch