Demarkationslinie festgesetzt: Heidelberg, Jaxtfeld, Feuchtwangen; Staats- und Privateigenthum garantirt, die Ansprüche der Truppen vertragsmäßig regulirt. (St-'A.)

Die Demarkationslinie, welche der von heute wahrscheinlich auf 3 Wochen lausende Waffenstillstand, während dessen der Frie­den (in Berlin) geschloffen werden soll, festsetzt, macht einen stumpfen Winkel bei Jaxtfeld. Es würden demgemäß Theile von folgenden Oberämtern der preußischen Okkupation ausgesetzt sein: Heilbronn, Neckarsulm, Dehlingen. Künzelsau, Mergentheim, Gerabronn (Hall?), Crailsheim.

Stuttgart, 2. Aug Die heutige Störung im Eisenbahn­betrieb zwischen Mühlacker und Maulbronn, beziehungsweise Bruchsal, welche durch in verflossener Nacht getroffene Borkehrungen gegen ra­sches Eindringen des Feindes herbeigeführt worden ist, wird bis heute Morgen wieder beseitigt sein. Sämmtliches Material an Wagen und Maschinen wurde heute Nacht höherer Anordnung zufolge von Hall nach Heilbronn, und von Bruchsal bis Mühlacker zurückgezogen, nach Eintreffen der Nachricht über definitiven Abschluß des Waffenstillstands aber schon heute Vormittag der ordentliche Dienst auf der Kocherbahn wieder eingerichtet. Der Güterverkehr von und nach Baiern ist sowohl vis Nördlingen, als visßlllm Seitens der baierischen Staats­bahn eingestellt. Die Bahnstrecke Neu-Ulm-Memmingen und die bai­rischen Bahnen östlich von Gunzenhausen sind ganz außer Betrieb gesetzt.

Die Neue Frankfurter Zeitung ist gestern (2. Aug.) zum er­sten Male unter dem Titel:Neue deutsche Zeitung" in Stutt­gart ausgegeben worden.

Stuttgart, 1. August. Man will wissen, daß sämmtliche Gesandte der auswärtigen Mächte beim Bundestag bereits abbe­rufen seien oder es in Kürze werden würden. Schon fsoll der spanische Gesandte Ausgsurg verlassen haben.

Karlsruhe,- 1. Aug. DieKarlsr. Ztg." schreibt offi­ziell : Die großh Regierung hat gestern wichtige politische Ent­schließungen gefaßt. Baden hat die Auflösung des Deutschen Bundes konstatirt. Das Ministerium stellt in seinem Vortrag an den Grvßherzog den Antrag: zunächst und vorbehaltlich wei­terer Schritte zu geruhen, den großh. Bundestagsgesandten aus der bisherigen Bundesversammlung abzuberusen und denselben mit einer entsprechenden Erklärung über diesen Schritt zu beauf­tragen; ebenso den großh. Bevollmächtigten bei der Bundesmili­tärkommission zurückzubeordern. (Dieses letztere ist bereits ge­schehen. auch find die im Bundesdienst stehenden Militärs ihrer Funktionen in demselben enthoben nnd ihnen die provis. Fort­führung ihrer Funktionen im großh Dienst übertragen.)

Heidelberg, 1. August. Heute Abend sind Preußen ein- gerückl.

Mannheim, 1. August, 11 Uhr Nachts. Soeben Preu­ßeneinmarsch in Mannheim.

Würzburg, 30. Juli. Gestern Abend zogen 4 Bataillone Preußen mit zwei Batterien und klingendem Spiel ins nahe Städtchen Heidingsfeld, dessen Bürgermeister und reichere Bürger sie Nachts zuvor aus den Betten geholt. Diese hatten zwar sich nicht geweigert, einer Requisition von 300 Flaschen feinen Weins für Offiziere, 30 Eimern Wein für Soldaten, 10,000 importie­ren und 80,000 gewöhnlichen Cigarren zu entsprechen, ließen aber den Preußen sagen: sie möchten sie abholen. Teßhalb werden sie nun heimgesucht. Die Noch ist in manchen benachbarten Dör­fern, z B. Höchberg, furchtbar. Die Bauern bitten schon die Preußen um die Eingeweide der geschlachteten Thiere. Brod gibt es dort keines mehr. Auch hier beginnt Mangel an Lebensmit­teln sich fühlbar zu machen. Manche Truppenkörpcr, namentlich Hessen-Darmstädter lind sehr schlecht verpflegt und genöthigt, förm­lich um Brod in den Häusern zu betteln. Dunbestruppen nah­men schon befreundeten Truppen ihre Provianttransporte weg Hunger thut weh. Deßhalb, da man das Verfehlte unserer gan­zen Kriegsführung einsieht, wünscht man Frieden. In den letz­ten Kämpfen wären große Erfolge erzielt worden, wenn die Bun­destruppen (namentlich die Württemberger (mit den Baiern coo- perirt hätten. Nach derBair Ztg." waren sie dazu beordert; fragt man aber die Württemberger selbst, so behaupten alle: vom Höchstkvmmanbirenden der Bundesarmee keinen Befehl zum Ver­rücken erhalten zu haben. So blieben die 40,000 Preußen, denn

mebr sind es sicher nicht, den 100,000 Baiern und andern Süd­deutschen gegenüber, trotzbrillanter Gesechtsmomente", so ziem­lich Herren der Lage.

Würz bürg, 1. August. Neue Würzb. Ztg. (Amtlich.) Convention des Prinzen Carl mit v. Manteuffel. Preußen rücken Donnerstag früh 8 Uhr eine Brigade stark «in. Die Stadt wird als offen betrachtet, keine Contribution erhoben. Verpflegung gegen billige Entschädigung geleistet. Festung und Vorstadt blei­ben von Baiern besetzt.

München, 1. Aug. Nach Nachrichten aus Regensburg sind preußische Truppen nicht mehr nach Waldsassen gekommen; in Eger haben sie selbst den Waffenstillstand verkündet. In der gan­zen Oberpfalz befindet sich kein feindlicher Soldat. Die hier um­lausenden Gerüchte über eine Bedrohung Regensburgs oder über den Einmarsch preußischer Truppen daselbst sind daher vollkom­men unbegründet. Dagegen sind preußische Truppen gestern Nach­mittags 4 Uhr in Nürnberg und Abends 10 Uhr in Fürth eingerückt. Ihre Vorposten sind bis Reichelsdors (zwei Stunden von Nürnberg auf der Straße nach Schwabach) vorgegangen, ha­ben sich jedoch dann seitwärts gewandt.

München, 30. Juli. Die Andeutung einer Wiener Cor- respondenz: Preußen verlange von Baiern die Abtretung einer Parcelle seines Gebiets an Hessen Darmstadt, stimmt mit dem überein, was man hier in sonst gut unterrichteten Kreisen schon am Samstag Abend mit Bestimmtheit wissen wollte, daß näm­lich Baiern ein Territorium mit 100,000 Seelen an das Groß­herzogthum Hessen abtreten würde, welches dieses Gebiet für ein anderes, das es an Preußen zu überlassen hätte, als Entschädi­gung erhalten soll. Ob hiesür Baiern eine und welche Entschädi­gung zu Theil werden soll, scheint sich noch nicht mit Gewißheit sagen zu lassen. Jedenfalls wäre dieser Verlust noch ein sehr er­trägliches blaues Auge für die famoseFührung der Mittelstaaten."

Berlin, 1. Aug Amtliche Nachricht aus Frankfurt: Die Nachricht derJndependance" und anderer Blätter über angeb­lichen Verlust von 16 preußischen Kanonen bei Würzburg sei falsch. In München habe man absichtlich falsche Nachrichten ge­schmiedet.

Berlin, 27. Juli. Wie dieProv. Kvrresp." schreibt, geht die preußische Regierung mit den Vorbereitungen zu Einbe­rufung eines Parlaments lebhaft vor. Abgesehen von Preußen und von den gegenwärtig unter preußischer Verwaltung stehenden norddeutschen Staaten ist die Aufforderung zur Vorbereitung der Wahlen zum Parlament an folgende Staaten ergangen: an Sach­sen-Altenburg, Sachsen-Koburg, Sachsen-Weimar, Schwarzburg- Sondershausen, und Schwaizburg-Rudolstadt, Reuß j. L. (Gera), Waldeck, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe, Mecklenburg-Schwe­rin. Mecklenburg-Strelitz, Anhalt, Oldenburg, Braunschweig, Ham­burg, Bremen, Lübeck. Dem preußischen Landtag wird ein Wahl­gesetz für das deutsche Parlament auf Grund des Reichswahlge­setzes vom 12.April 1849 vorgeleqt werden. Inzwischen werden vor­läufig Vorbereitungen für die Feststellung der Wahlbezirke getrof­fen. Wie s lon früher erwähnt,f soll in Wahlbezirken von je 100,000 Seelen je ein Abgeordneter gewählt werden, für einen Ueberschuß von wenigstens 50,000 Seelen ist ein besonderer Wahl­kreis zu bilden, ein geringerer Ueberschuß aber unter andere Wahl­kreise zu vertheilen. Nach Maßgabe der Volkszählung vom 3. Dez. 1865 wird sich die Gesammtzahl der 380 Parlamentssitze folgendermaßen vertheilen: Preußen 193. Sachsen 23, Hannover 19, Schleswig-Holstein 10, Kurhessen 7, Mecklenburg 7. Nassau 5, Oldenburg 3, Braunschweig 3, Weimar 3,Koburg Gotha 2, Mei­ningen, Anhalt, Schwarzburg, Lippe und Hamburg je 2, Bre­men, Lübeck, Frankfurt, Altenburg, Reuß und Waldeck je 1, macht zusammen 291; die süddeutschen Sitze würden sich bei etwaiger Betheiligung so vertheilen: Baiern 43, Württemberg 18, Baden 14 und Hessen-Darmsladt 9.

Constitutionelle Regierung Die Kreuzzeitung sagt, es herrsche iu manchen Kreisen die Furcht, die Regit rung möchte in liberale Bahncn einlenken. Sie glaubt aber in der Lage zu sein, diese Besorgnisse zerstreuen zu können. Sei schon 1848 den damaligen Staalsmännern nach dem Niederschlagen der Revolu­tion mit Recht ein schnöder Vorwurf daraus gemacht worden, daß