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Zündnadeln zu versehen. Es ist leider Thatsache, daß der brave Oberst dieses Angebot schon zu einer Zeit gemacht hat, in welcher noch alles hätte geleistet werden können.
— Aus Kissingen erfährt man sehr wenig und nur Trübes. Einige Läden dortiger und Würzburger Kaufieute sollen ganz zusammengeschossen sein. Das auffallende Verhältniß in der Zahl der gefallenen und verwundeten Preußen zu dem. der Baiern soll insbesondere seinen Grund darin haben, daß die Podewils'sche Waffe bei sicherem Schuß viel weiter trägt und unsere bessern Schützen, nachdem sie ans Feuer gewöhnt waren, von 3 bis 4 Mann sich laden ließen und dann unter Wetten die gewählten Opfer herausholten. In Kissingen selbst liegen über 90 mehr oder weniger Schwerverwundete, mit äußerst mangelhafter Pflege; um denselben die dringend nöthige ärztliche Hilfe zukommen zu lassen, find am 15 d. 3 Professoren und 2 Doktoren vahin abgegangen. Die Zahl der preußischen Verwundeten soll die der baierischen bedeutend übersteigen.
— Weimar, 15. Juli. Die Eröffnung des außerordentlichen Landtages des Kroßberzogthums hat heute in üblicher Weise unter ungewöhnlich lebhafter Betheiligung des Publikums stattgefunden. Die Regierung stellte den Antrag um Ermächtigung zum Abschluß eines Bündnisses mit Preußen und zur Theilnahme an der Berufung eines Parlaments. Das Kontingent des Großherzogthums soll auf Kriegsstärke gebracht und dem neuen Bündniß gemäß über dasselbe verfügt werden.
— Wien. 17 Juli. Der Waffenstillstand, sowie die Friedensvorschläge wurden unannehmbar gefunden. (Frankreichs Vorschlag stellte ebenso wie Preußen das Ausscheiden Oesterreichs aus dem deutschen Bund als eine der Grundlagen auf.) Energische Kriegsfortsetzung beschlossen, Volksbewaffnung an mehreren Punkten angeordnet.
Feldmarschall Erzherzog Albrecht hat folgenden Armeebefehl erlassen: Hauptquartier Wien am 13. Juli 1866 Se. Maj. der Kaiser haben allergnädigst mir das Kommando der gesummten operativen Armee anzuvertrauen geruht. und ich übernehme dasselbe mit heutigem Tage. Soldaten vom Norden und vom Süden! Treue, wackere Verbündete aus Sachsen! Vereint, wie unsere Gefühle stets gewesen, wird nun auch unser Wirken sein. Mächtiger als je zuvor sammelt sich eine Armee aus kampfgeüb- ten, an Tapferkeit und Ausdauer gleich bewährten Kriegern. die mit dem Bewußtsein einerseits schon errungenen Sieges, und andererseits mit dem heißen Verlangen, ein unverdientes Mißgeschick zu rächen, sich nach der Gelegenheit sehnen, dem Uebermuth des Feindes ein Ende zu machen! Laßt uns „mit vereinten Kräften" das große Werk vollbringen und uns hiebei stets in Erinnerung halten, daß der Erfolg Demjenigen zu Theil wird, der Kopf und Herz zugleich am rechten Flecke hat, der gleichzei tig ruhig zu denken und energisch zu handeln weiß, und daß — möge das Glück begünstigen, wen es wolle — nur derjenige verloren ist. der sich einschüchtern läßt und sich selbst aufgibt! Laßt uns also unerschütterlich vertrauen auf Gott, der die gerechte Sache schützt, auf unsere Monarchen, welche von ans die Wahrung der Wohlfahrt ihrer Völker erwarten, laßt uns vertrauen auf unsere eigene Kraft, die sich mit jeder neuen Aufgabe neu belebt, und dann getrost zum Entscheidungskampse schreiten mit dem alten Rufe: es lebe der Kaiser!
/ —Wien, 17. Juli In Nieder- und Oberösterreich, Kärn- ^hen Krain und Steyermark ist die Volkswehr ausgeboten. In .Wien wird dwErrichtung einer Bürgerwehr zum Sicherheitsdienst Hei,,eventueller Feindesinvasion durch Kundmachung des Bürger Meisters avgeordnet. — Das Tyroler Truppenkommando meldet vom 16. d. ein glückliches Gefecht bei Cvndinv gegen bedeutende Ffleischaarenkräfte unter dem Kommando Nikodera's Der Feind, mit bedeutendem Verlust geworfen, verlor 2 ZBataillonskommandanten, eine große Beute und 100 Gefangene.
— Wien, 16. Juli. Italienische Blätter versichern, daß nicht bloß Südtyrol, sondern auch Istrien und Triest demnächst von den Truppen Viktor Emmanuels heimgesucht werden sollen; inwieweit zur Durchführung dieser Drohung die Mittel vorhanden sind, wird sich zeigen. Daß der Eingang nach Tyrol mit einer
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überlegenen Mannschaft forcirt werden soll, steht fest, und man ist österreichischerseits auch bereit, die heißblütigen Feinde ihre Köpfe an den Felsbarrieren blutig rennen zu lassen. Die Westgrenze ist bereis seit Beginn des Krieges trefflich besetzt, und wie wir aus dem „Kamerad" ersehen, wird nun auch die südöstliche Abdachung, namentlich auch das Val Sugana, scharf ins Auge gefaßt.
— Lundenburg, 17. Juli, (über Paris.) Das Hauptquartier (der Preußen- ist hier. Die Eisenbahnverbindung zwischen Olmütz und Wien ist unterbrochen.
— Berlin, 17. Juli (über Paris.) Die Preußen besetzten am 14. Znaim fohne Wirerstand zu finden. Das Hauptqaar- tier des Königs ist in Lundenburg. Der Kronprinz lieferte ein glückliches Gefecht und nahm 16 Kanonen. Am Montag wird ein neuer Kampf mit den Oesterreichern erwartet, welche Olmütz räumen. Die ganze preußische Armee steht an den Usern der Thaha
— Berlin, 17 Juli (über Paris.) Brünn 15. Juli, offiziell. Die Verhandlungen wegen dreitägiger Waffenruhe find gescheitert. Die Preußen marschiren auf Wien. (Tel. d. St. A.)
— Berlin, 18. Juli, Abends. (Ueber Paris.) Die Provin
zialkorrespondenz, indem sie die Verhandlungen und Forderungen Preußens darlegt, sagt: Außer der Einverleibung der Elbherzog - thümer verlangt Preußen eine starke Einigung Deutschlands, besonders Norddeutschlands, unter seiner Leitung und Ausschluß des vorherrschenden Einflusses von Oesterreich. Bezüglich neuer Gebietserweiterungen verlangt Preußen die unerläßliche Verbindung seiner Ost- und Westprovinzen. Napoleon erkannte die Mäßigung und Billigkeit der preußischen Forderungen an und acceptirte sie als Friedensbasis; er wird auch imFalle einer Weigerung Oesterreichs neutral bleiben Es wird der Fehler unserer Feinde sein, wenn mit neuen Anstrengungen und Opfern auch die Forderungen Preußens wachsen. Bezüglich der Erfolge am Main sagt die Provinzialkorrespondenz: Die Zeit des alten ohnmächtigen Deutschlands ist beendigt, eine neue Zeit beginnt unter Preußens Leitung. (Tel. d. St.A.)
— Altona, 16. Juli. Der seit mehreren Monaten erkrankte und preußischerseits mit aller militärischen Auszeichnung behandelte Brigadier F.-M.-L. Kalik ist heute Morgen gestorben.
Italien Florenz, 16. Juli. Der König beabsichtigt, die Bewohner von Südthrol und Istrien im Namen des gemeinsamen Vaterlandes aufzurufen. An Preußen erklärte er, daß wenn Oesterreich vie Südarmee und seine Flotte nach Norden ziehen würde, die italienische Armee und Flotte ebendahin abgehen werde. — Die Zwangsanleihe ist bis zur Eroberung Vene- tienS verschoben. Die italienische Flotte ist gegen Triest beordert Das österreichische Generalkommando ist von Udine nach Laibach verlegt. Die Stadt Ceneda (in der Provinz Treviso) wurde wegen Demonstrationen schwer bestraft. — 17. Juli. Cialdini pro- klamirte die Errichtung einer Nationalregierung in Venetien; der König verlegte das Hauptquartier dorthin.
Frankreich. Paris, 16. Juli Die Blätter enthalten einen Ausruf in deutscher und französischer Sprache zur Unterstützung der in Deutschland verwundeten Krieger, seien es Oesterreicher, Preußen oder andere Deutsche, sowie ihrer Angehörigen. Die Unterzeichner sind Deutsche. Auch die hier bestehende französische Gesellschaft zur Unterstützung verwundeter Land- und See- solvaten macht bekannt, daß sie Beiträge in Geld, Medikamenten. Charpie rc entgegennimmt und durch Vermittlung der betreffenden Gesandtschaften den Nothieidenden zugehen läßt. —.Toulon, 16 Juli Die befohlene Aushebung von Matrosen ist zurückgekommen, und die Rüstungen sind eingestellt. — Paris, 17. Juli Der „Abendmoniteur" bestätigt die Reise des Prinzen Napoleon mit einem Auftrag des Kaisers an Viktor Emmanuel.
England London, 14. Juli. Der Great Tastern begann gestern Nachmittag mit der Legung des atlantischen Kabels, nachdem die Spleißung mit Einsetzung eines Mittelstücks bewerkstelligt war. Die Signale sind bisher voll kommen gut. — Nach neueren Nachrichten vom 16. Juli nimmt die Legung guten Fortgang. .. __
gl von A. Vesschlägtr.