Tagesneuigkeiten.

Calw, 19. Juli. Wi» wir vernehmen, haben heute die bür­gerlichen Kollegien einstimmig beschlossen, morgenden Freitag eine Deputation an Se. Maj. den König zu senden, und densel­ben dringend zu erjuchen, die gcsammte Volkskrast zu energischer Fortführung des Krieges auszurufen, oder aber, wenn dies! nicht beliebt werden sollte, sofort Frieden zu schließen, um zwecklosem Blutvergießen ein Ende zu machen. Von diesem Beschluß wur­den sofort 12l5 der größer.« Gemeinden des Landes telegra­phisch benachrichtigt und dieselben dringend eingeladen, sich durch Deputationen dabei zu betheiligen. Nachdem von Seilen der Regierung umfassendere Maßregeln zur Ver heidigung des Landes seither unterlassen worden sind und die Preußen vor der Thüre stehen, ist dieß das einzige Mittel, um noch etwas Erfolgreiches wirken zu können, uno nachdem bis jetzt von keiner Seite etwas geschehen ist, so glaubten die bürgerlichen Kollegien bloß ihre Pflicht gegen das engere und weitere Vaterland zu erfüllen, wenn sie mit einem derartigen Beschlüsse vorangehen, und so viel wie in der kurzen Zeit möglich noch weitere Städte des Landes zu gemeinschaftlicher Kundgebung einladen. (Die hiesige Deputation, bestehend aus den Herren Siadischultheiß Schuld t, E. Georgii, Ehr. Bozen Hardt, vr. Klinger, Cond. Dreiß, Uhrmacher Beißer, Ad. Ritter und Heiler, ist heute (Freitag) nach Stuttgart abgereist)

Bei den Tübinger Schwurgerichtsfitzungen im dritten Quartal 1866 haben aus hiesigem Bezirke als Geschworne zu fungiren: Dreiß, Emil, Kaufmann in Calw. Großmann, Adam, Gemeinderath von Altburg. Wagner, Ernst Ludwig, jun., Schön­färber in Calw.

Se. Kön Maj. haben den ordentlichen Professor der medi- cinischen Fakultät in Tübingen, Dr v Bruns, zum dirrigiren- den Stabsant sämmtlicher Feldspitäler, unter Verleihung des Rangs und der Auszeichnung eines Oberstlieutenants, ernannt.

Stuttgart, 18. Juli. Se. Maj. der König haben Unter­

suchung der Zustände der Feldpost schon vor mehreren Tagen an­geordnet Nach den gemachten Beobachtungen scheint der Gang der Postsendungen ein regelmäßiger geworden zu sein. Die nicht zu leugnende Unordnung, die anfänglich herrschte, batte ihren Grund größtentheils in deu ununterbrochenen Märschen der ein­zelnen Truppentheile. (Schw. M.)

Stuttgart, 18. Juli Nach zuverlässigen Nachrichten vom Kriegsschauplatz befindet sich Las württembergische Hauptquartier heute in Amorbach. Die Vereinigung mit dem 7. Armeekorps wird in nächster Zeit vollendet sein (Soll schon stattgefunden haben.) Ein Zusammenstoß der Württemberg« mit dem Feinde hat noch nicht staitgesundcn, wohl aber fielen kleine Patrouillen- Gefechte vor. Der Geist der Truppen ist ein sehr guter (St.A.)

Stuttgart, 19. Juli Freiherr v. Varnbüler ist heute

Nachmittag zum Zweck einer Besprechung mit dem k. bairischen Herrn Staatsminister des Aeußern nach München abgereist. Es gereicht uns zur Befriedig ng, den leider mannigfach verbreiteten Gerüchten gegenüber, nach welchen die bairische Regierung bei im Verlaufe neuestens eingeleiteter militärischer und politischer Un­terhandlungen einejzweideutige Haltung kundgegeben hätte, bei die­sem Anlasse versichern zu können, daß jene Gerüchte aller und jeder Begründung entbehren und insbesondere durchaus kein Grund zu der Annahme vorliegt, Baiern hätte sich mit der einen oder anderen der kriegführenden Mächte in Separatverhandlungen ein­gelassen oder werde solches in Zukunft thun; die ganze Haltung des Münchener Kabinets läßt vielmehr mit Sicherheit erwarten, daß Baiern wie bisher so auch ferner in politischer und militäri­scher Hinsicht nur im vollen Einverständnisse mit den ihm ver­bündeten süddeutschen Staaten handeln werde. (St.A.)

Schwenningen 16. Juli. Heute Nachmittag 4 Uhr über­zog ein furchtbares Hagelwetter verheerend unsere Markung. Der größte Theil der Ernte ist zu Grunde gerichtet.

Zehn badische Abgeordnete laden ihre Kollegen aus den 21 Juli zu einer Versammlung nach Karlsruhe ein zur Erörte­rung der gegenwärtigen Lage des engeren und weiteren Vater- landes, sowie zur Bcrathung etwa einzuschlagender Schritte.

fährt man. Ihre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin habe ge­äußert, daß daS Land in keinem Fall eine Besetzung durch Preu­ßen zu befürchten habe.

Heidelberg, 19. Juli. Der Herzog von Nassau, von Mannheim kommend, ist heute Vormittag durchgerist. Das Be­triebs Material der Main-Neckarbahn ist hierher geflüchtet.

Darmstadt, 17. Juli. Um Mitternacht zogen die hier einquartierten Württemberger südwärts ab. Das Hauptquartier des 8. Armeekorps befindet sich nicht mehr in Großumstädt.

Darmstadt, 17. Juli. Alle Nachrichten sind ausgeblieben, da jeder Verkehr aus der Main Neckarbahn ausgehoben ist. uch der Verkehr nach Mainz wird heute eingestellt Dalwigk ist ao- gereist, angeblich nach München.

Darmstadt, 18. Juli Die Preußen sind in der Stärke von 6000 Mann eingerüüt. Sie besetzten ferner Bibrich und Höchst. In Frankfurt sind sie in der Stärke von 15000'Mann.

Zuverlässiger Mittheilung aus Fran kf u r t zufolge übernahm Vogel v Falkenstein durch Proklamation vom 17. Juli die Re­gierung in Frankfurt, Nassau und den besetzten Theilen Hessens und Baierns Der Frankfurter Senat ist aufgelöst, die Sena­toren Müller und Fellner an die Spitze der Verwaltung gestellt, die Senatoren Bernus und Speltz verhaftet. Es heißt, Mainz sei von den Preußen cernirt.

Die Preußen sollen der freien Stadt Frankfurt eine Contribution von 8 Mill. Gulden auferlegt haben. So wird wenigstens aus einer Quelle^mitgetheilt, die für gut unterrichtet gilt.

- Ludwigshafen, 17. Juli. Kleinere Gefechte folgen sich in unserer Nähe ununterbrochen. In Mannheim hört man den ganzen Morgen Kanonendonner. Jeden Augenblick kommen Ver­wundete an? Einer von ihnen mit einer Kopfwunde erzählte, in Darmstadt sei das Feuer so heftig gewesen, daß von dem 800 Mann zählenden Bataillon Oesterreicher vom Regiment Reinach kaum 100 unverwundet aus dem Treffen gekommen seien. An manchen Orten haben die Baiern die Uniform ausgezogen und mit beispielloser Erbitterung in Hemdärmeln gekämpft.

Ten Preußen, die am Main und in Westdeutschland operi« reu, ist das 7. und 8. Armeekorps an numerischer Stärke weit überlegen, da erstere nur 60,000, höchstens 70,000 Mann stark sind. Nur gute Führung (nicht daß es geht wie bei Kisfingen und Hammelburg, wo der grimmige Muth der Baiern, die^8000 gegen 30,000 standen, auf die Dauer nichts ausrichten konnten) und dem preußischen Siegeslauf wird bald Einhalt gethan sein!

Die wichtigste Nachricht vom Kriegsschauplatz ist folgende: Nach ganz zuverlässigen Nachrichten ist die Vereinigung des 7. und 8. Armeekorps gestern bei Wertheim wirklich erfolgt. Ein Versuch der Preußen, bei Marktheidenfeld auf der Straße von Aschaffenburg nach Würzburg vorzudringen, ist gescheitert. Ueber die Haltung der Bundestruppen hört man nur Rühmliches. So schreibt man der Allg. Ztg. aus München: Daß unsere Soldaten sich prächtig geschlagen, die Niederbaiern besonders berserkerisch im Handgemenge an der Saale gehaust haben und jeder kampf­kündende Kanonenschuß von den Truppen mit Jubel und Jauch­zen begrüßt worden, dafür sprechen alle Privatbriese aus dem Felde. Das Leibregiment stürmte bei Rüblingen mit dem bairi­schen Juchschrei in den Feind. Ebenso scheint es richtig, daß unser junger Prinz Otto durch seine Liebenswürdigkeit, Kame­radschaft mit Len Soldaten und Kaltblütigkeit im Kugelregen bei Kissingen soll er in höchster Gefahr gestanden haben be­reits der Liebling der Armee ge vorden ist."

München, 17 Juli. Tie Angabe, als ob Prinz Karl von Baiern hier eingetroffen sei, ist irrig Der Feldmarschall hat die Armee nicht verlassen. Es scheint dieß Gerücht dadurch entstanden zu sein, daß Herzog Karl Theodor aus einen Tag zum Besuch der herzoglichen^Familie nach Possenhofen sich begeben hat.

München, 17. Juli Die Abreise Frhr. v. d. PfordtenS nach Wien wird vorerst unterbleiben. Die Friedensrartei ist dort der Kriegspartei unterlegen. Die Kriegsoperationen werden da­her auss Neue beginnen

München, 16 Juli. Oberst Frhr. v. Podewils hat daS Angebot gemacht, in kürzester Zeit die Gewehre seines in den letz-

Karlsruhe, 17.Juli In wohl unterrichteten Kreisen er-,ten Kämpfen trefflich bewährten Systems mit Hinterladung und