die von der Regierung verlangten 3 Steuersimpel nicht verwil- ligt worden waren, ist die nassauische Ständeversammlung aufgelöst worden. Die Ständeversammlung verwilligte nur zwei Steuersimpel.
— Wetzlar, 2 Juli. Etwa 4000 Mann vom Corps des Prinzen Alexander von Hessen sind hier eingerückt und machten Requisitionen. Sie verließen Nachmittags die Stadt, in der Richtuna auf Gießen.
— Coburg, 4. Juli. Heute Abend um 8 und um I I Uhr sind hier zwei Cxtrazüge voll bairischer Verwundeter nach Bamberg durchgegangen. Während das nur als Gerücht mitgetheilte Lorpostengefecht bei Schleusingen in Wirklichkeit nicht stattgesunden hat, sind die Baiern mit den Preußen gestern Abend bei Salzungen und heute Nachmittag bei Roßdorf in der Nähe von Römhild zu blutigen Zusammenstößen gekommen. Die gestern Verwundeten sind nach dem Treffen zunächst nach Meiningen geschafft worden. Ueber die Zahl der beiderseitige» Verwundeten und Todten läßt sich noL nichts Gewisses mittbeilen. Beide Gefechte scheinen übrigens bloße Vorpostenscharmützel gewesen zu sein. Ter Schauplatz dieser Kämpfe scheint sich vom eigentlichen Thüringen weg mehr nach dem Grabfeld zu wenden wohin sich auch die bairischen Truppen bewegen. — Eine gestern hier pub- lizirte Verordnung des Staatsministeriums proklamirt die Ausdehnung der Militärgerichtsbarkeit auf alle Diejenigen, die auf dem Kriegsschauplätze „den inländischen oder verbündeten Truppen" Gefahr oder Nachtheil bereiten. — Wie das„tzschw. Tagbl" berichtet, hat der Augsburger Sängerverein dem Herzog Ernst alle seine Composttionen und Briefe zurückgeschickt. — Nachschrift vom 5. Juli früh: Die Preußen sollen, wie wir hören, auf bairischem Gebiete in der Nähe von Mellrichstadt stehen.
— Kissingen, 5. Juli, Vormittags Heute kam ein würt- tembergischer Generalstabsoffizier hier durch, welcher muiheilte: Gestern bestand die dritte baierische Division ein starkes Gefecht zu Diedorf bei Kaltennordheim, welchem er beiwohnte. Die Baiern schlugen sich tapfer, und hielten Diedorf. Die Cavalleriereserve wurde bei Fulda ebenfalls angegriffen. Da keine Infanterie dabei war, ging sie ohne große Verluste zurück Die Preußen sind in Brückenau eingerückt Die Telegraphen-Sration in Liebenstein (Thüringen) ist von den Preußen besetzt und gesperrt worden.
— München, 6. Juli. Nach einer polizeilichen Bekanntma chung soll ein preußisches Streiskorps gestern bis Neustadt a d. Saale (Baiern) gedrungen sein. Die Stadt ist von bairischen Truppen besetzt, welche die Thore gesperrt und die Brücken abgebrochen haben Ein bairisches Armeekorps soll im Anmarsch sein.
— München, 7. Juli, Abends. Die „Baierische Zeitung"
meldet: Die Preußen sind gestern Nachmittags 3 Uhr in Prag eingerückt. Heute war das Gerücht verbreitet, sie marschirten auf Pilsen. Eingezogener telegraphischer Erkundigung zufolge war dort heute Nachmittag 2 Uhr noch nichts davon bekannt. Die Eisenbahn zwischen Prag und Pilsen ist durch Abtragung der Brücke bei Beraun unfahrbar gemacht. (T d. St A)
Die U eberlegenhcit des Zündnadelg ewehrS, die bisher von vielen Seiten bezweifelt wurde, ist jetzt eine Thatsache, und es wäre ein Berkennung der ungeheuren und nahen Gefahr, in der sich die bundesgetreuen Staaten^ Deutschlands befinden, wenn wenn man dieß in Abrede stellen wollte. Wenn eine Armee, wie die österreichische, zurnckweicht, so kann dieß nur geschehen, wenn ungeheure Verluste die Unmöglichkeit des erfolgreichen Widerstands gegen einen Gegner, der an Zahl und Waffen überlegen ist, bewiesen haben. In den Tagesneuigkeiten in unserem Blatt sind die ungeheuren Vor- theile, welche das Znndnadelgewehr bietet, schon geschildert: im Feuer gefecht wird durch diese Waffe mehr als die doppelte Anzahl der Kämpfer repräsentirt, und wenn eine Angriffskolonne in jeder Minute mit 4 Salven überschüttet wird, so müssen wohl die besten Truppen stutzen.
— Die Wiener „Prcffe" vom 4. Juli stellt in einem schön geschriebenen Artikel folgende Betrachtungen über die Ereignisse der letzten Tage an: In der kurzen Zeit rrn kaum mehr als einer Woche wurde die größte Armee, welche Oesterreich jemals ins Feld geführt hat, in einen Zustand versetzt, der sie, wie es scheint, unfähig macht, den von dem Feinde nicht besetzten Pro
vinzen des Reiches und der Reichshauptstadt als Bollwerk zu dienen Es ist dieß eine Thatsache von so ungeheuerlicher Art, daß wir betäubt vor derselben stillestehen. . . . Außer in den höchst unvortheilhasten strategischen und taktischen Dispositionen, welche getroffen wurden, muß die Quelle des Mißerfolges unserer Nordarmee auch in den überlegenen Waffen des Feindes und in seiner hochentwickelten Manöverirkunfl gesucht werden- Es erging uns in dem Kampfe gegen Pxeußen wie so manchem Grundherrn, der vons einem ehemaligen Hintersassen zu Grunde geril tet wird. Bei uns fand sich alle jene Selbstüberhebung und Lässigkeit, die der historische Glanz des Reiches erzeugte; bei dem Gegner klugberechnetes Abwägen der gegenseitigen Mittel und Kräfte, Rührigkeit, kurz, jede Eigenschaft, die dem Emporkömmling eigen ist. So siegte Preußen über das Schlaraffenthum, in das wir uns hineingelebt. Die Lehre, welche wir erhalten haben, wurde unendlich theuer bezahlt mit dem Blute Tausender, bezahlt mit Millionen und den großen politischen Gefahren, welche gegenwärtig über dem Reiche schweben: das Alles wird jedoch nicht verloren sein, wenn man bei uns zur Erkenntniß gelangt, daß Unterricht und Arbeit die Grundlagen bilden, auf welchen heutzutage die Staaten aufgebaut werden müssen; wenn man in unseren maßgebenden Kreisen hinfort Oesterreich nicht für prädestinirl und gegen alle Gefahren gefeit halten; wenn der verblendete, sich für unfehlbar haltende Dünkel gewisser Kasten und Stände nicht melhr als bewegende Kraft an unseremStaalsruder stehen wird''
— Wien. 4. Juli. Das k. k. Kriegsministerium bat bereits 50,000 Zündnadelgewehre für die österreichische Armee bestellt; von diesen werten täglich 2000 Stücke fertig und abgeliefert.
— Wien, 6 Juli. Wenn wir einer aus sonst verläßlicher Quelle zukommenden Wittheilung Glauben schenken dürften, so zieht sich Las Gros uvsercrj.Nordarmee vom Feinde unbehelligt gegen Olmütz zurück. Die Armee führt zahlreiches Geschütz und über 100 Fourgons mit sich, befindet sich also in einem keineswegs der allgemeinen Auflösung nahekommenden Zustande Gegenüber der vielfach verbreiteten Nachricht, daß die Verluste der Armee nahezu 100,000 Mann betragen, hören wir, daß der Gesammt- verlust beiläufig 40,000 Mann an Todten, Verwundeten, Vermißten, Gefangenen und Ertrunkenen beträgt. Das Hauptquartier der Nordarmee befindet sich sicherem Vernehmen nach in Zwiltau, an der böhmisch mährischen Grenze, fortwährend die Rallirungs- eperation der Armee leitend.
— Wien, 5. Juli Die „Ostd. Post" bezeichnet es heute als unerläßliche Vorsicht, die Staatskassen, die Gelder der öffentlichen Banken und den Silberschatz der Nationalbank in Wien rasch in Sicherheit zu bringen — Der Gemeinderath hat beschlossen, sich im Falle von Gefahr in Permanenz zu erklären und seine Amtsthätigkeit nicht einzustellen und Wien als „offene Stadt" zu erklären.
— Wien, 7. Juli. Meldungen der Presse vom Kriegsschauplatz : Die Armee setzt den Rückmarsch unbehelligt fort. Der Waffenstillstand soll nicht angenommen sein. (S. dag. nachsolg. Wien und Paris.) Gablenz ist ins Hauptquartier zurückgekehrt. Abends 10 Uhr (wohl am 6.) Hauptquartier nach Leitomischl verlegt. Waffenruhe ungestört. Verluste an Mannschaften, Geschützen grrß, roch nicht, wie geglaubt. Trübau (Kreuzpunkt der Bahnen von Olmütz und von Brünn nach Böhmen zLeutomischl etwas westlich von Trübau) durch Truppen gedeckt. Clam-Gallas abgereist; Gondrecourt kommandirt dessen Korps (T.d.Schw.M.)
— Wien, 6. Juni. Preußen ist geneigt, einen zweiwöchenili-
chen Waffenstillstand zu schließen, über welchen FML. v. Gablenz noch vor Frankreichs Schritt zu unterhandeln beauftragt gewesen Italiens Antwort bezüglich des Waffenstillstands ist ausweichend, indem aus den Vertrag mit Preußen hingewiesen wird — Man fährt fort, den Baarvoirath der Bank nach Komorn zu schaffen. Gras Mensdorfjs Bericht über die Nordarmee lautet düster, jedoch ist viel Material gerettet. (A. Z)
— Wien, 7. Juli. Ein Waffenstillstand mit Preußen ist abgeschlossen. Die Grundlage desselben bildet der militärische 8tk>tu8 quv, nur die Festungen Joscphstadt, Königgrätz und Theresienstadt werden den Preußen eingeräumt. Dringenden Wünschen