812

der deutschen Bundesgenossen entsprechend find dieselben in den Waffenstillstand einbezogen. (Tel. d. St A.)

Wien, 4. Juli. Während die Abtretung Venetiens schon längst ausgemachte Sache war, rückten die Oesterreicher noch vor­gestern über ren Mincio und lieferten den Italienern mehrere kleine Gefechte Dieses Vorrücken fand statt, um den Italienern so recht kommen, zu demonstriren, wie wenig Aussicht sie auf die Eroberung Venetiens hätten Indessen bereitete man fick in der That zu einem ernstlichen Angriff aus die Italiener vor und wollte nur Erfolge im Norden abwarten. Wie diese ausge­fallen sind, weiß die Welt, und es hörte damit auch das weitere Vordringen in die Lombardei auf; Oesterreich hatte seine Waffen­ehre gewahrt, es stand und steht siegreich auf feindlichem Boden, und die Italiener müssen sich Venetien "vn Napoleon schenken oder vielmehr verkaufen lassen.

Brünn, 5. Juli. Ostt. Post. Die Trümmer der Nord- armee haben noch eine Stärke, die man auf circa 150,000 Mann schätzt. Man erzählt, daß 12 Batterien Kanonen in Verlust ge- rathen sind Die Zahl der Todten, Verwundeten, Ertrunkenen und Gefangenen wird auf 60,000 Mann angegeben. (T d.Fr Z.)

Cola, 4. Juli. Feldmarschall Erzherzog Albrecht an Se. Mas. den Kaiser. Die Niederlage der Nordarmee ist ein großes Unglück, aber deßweqen dock noch nichts verloren. <809 folgte auf die Niederlage bei Regensburg der schönste Sieg bei Aspern.

Auch da steht ein Gleiches in Aussicht, wenn weder bei der Armee noch im Volke Kleinmuth aufkommt

Triest, 6. Juli. Eingetroffene Nachrichten der Levantepost aus Konstantinopel melden: Die Pforte soll zur Besetzung der Donaufürstenthümer entschlossen sein. Omer Pascha's Corps zählt 75,000 Mann und die rumelische Armee, unter dem Befehl Abdul Kerim Pascha's, fast ebensoviel. Dessen Hauptquartier befindet sich in Monastier. Ein drittes Corps, nahem 60,000 Mann, wird in Erzerum organifirt 20,000 Redifs bleiben als Garni­son in Konstantinopel.

Berlin, 6. Juli Die Souveräne von Frankreich, Ruß­land und andere beglückwünschen den König telegr. wegen des letzten Siegs.

Berlin (über Paris-, 4 Juli. Von 244 bis jetzt be­kannten Wahlen fielen 85 auf die Fortschrittspartei, 36 auf das linke Centrum, 76 auf die Conservativen, 20 auf die Polen, 2 auf Altliberale.

Hamburg, 4 Juli Heute hat dir Bürgerschaft mit gro­ßer Mehrheit die preußischen Anträge bedingungslos angenom­men. Der österr. Gesandte v. Lederer soll morgen Hamburg verlassen.

Dänemark. Aus Kopenhagen wird die unmittelbar be­vorstehende Ankunft eines aus 7 großen Kriegsschiffen zusammen­gesetzten nordamerikanischen Geschwaders gemeldet.

Frankreich. Paris, 6 Juli, Abends. DiePresse" berich­tet : Der König Viktor Emmanuel hat den Waffenstillstand nicht unmittelbar angenommen, sondern die Nothwendigkeit angeführt, sich darüber mit dem König von Preußen zn verständigen. In Folge dessen wurde der italienischen Regierung angezeigt, daß sie unmittelbar jede feindselige Handlung gegen Venetien. welches französisches Eigenthum geworden, einzustellen habe. Ein franzö­sischer Kommissär wird sich unverzüglich nach V netien begeben, um die Verwaltung im Namen Frankreichs zu übernehmen. Die Mittelmeer Escadre wird unverzüglich vor Venedig gehen. Die Presse" versichert, daß es die Absicht Oesterreichs sei, den Krieg gegen Preußen fortzusetzen, wenn Preußen sein Reformprojekt für Deutschland aufrecht erhalte Paris. 8. Juli (Eztrabl. d. St A.) Temps: Der Waffenstillstand ist von Preußen und Ita­lien angenommen. Die Hauptbedingungen wären: Die preußische Armee behielte ihre gegenwärtigen Stellungen, die besetzten Län­der sorgten für ihre Unterhaltung Oesterreich dürfe weder in Böhmen, noch in anderen deutschen Bundesländern seine Streit­kräfte vermehren. Die Italiener besetzten eine Vierecksfestung. Patrie: Die Antwort des Königs von Preußen zeigt an, er werde sofort v. d. Goltz Instruktionen schicken. Heute lange Uuterre- dunq ,wischen v. d. Goltz und Drouyn. Italien machte bieBe- ' .. Nkdigiri, gedruckt und »er!

dingung sofortiger Besetzung zweier Vierecksfestungen durch italie - nische Truppen

O t h m a r.

Eine Crüiiittcilgeschickle, er;,»HU von Heiuri.h HeuSier.

(Fortsetzung.)

Es wurde nun der zweite Entlastungszeuge vorgerusen und beeidigt, sofort über die Ereignisse am Kirchweihabend befragt. Dieser Zeuge war August Möller, seit 10 Jahren Pfarrer in L. Seine Aussage, sehr ins Einzelne gehend, stimmte vollständig, viel­leicht bis auf einige»wesentliche Kleinigkeiten mit derAussage des von ihm vernommenen Zeugen Bernhuber überein. Auch er hatte den Herrn von M. früher einigemal gesprochen und kannte ihn deßhalb persönlich und versicherte auf bas Bestimmteste, vor zwei Tagen in L. neben ihm gesessen zu haben."

Präsident:Sie sollen Einiges allein mit dem genann­ten Herrn gesprochen haben. ich fordere Sie auf, uns diese« wahrheitsgetreu anzugeben."

Zeuge:Ich fragte ihn, wo er herkomme und wo er noch so spät in der Nacht hinwolle; da sagte er mir. er sei bei Hrn. von W. gewesen, wo er einige Jagden mitgemackt habe; nun sei er von dem Grafen St. auf den andern Tag ebenfalls zur Jagd eingeladen und habe ihm ganz bestimmte Zusage gegeben; da er sich aber bei Herrn v. W. verspätet habe, so müsse er die Nacht zu Hilfe nehmen. weil man ihn ganz bestimmt in der Frühe er­warte Da ich sodann den Herrn v. M. in der Freiheit sah, so mußte ich natürlich die Angelegenheit, wegen der er so eben vor den Asfisen steht, für beendigt halten, weßwegen ich ihm mit eini­gen Worten Glück wünschte. Er murmelte etwas in den Bart, was ich nicht verstanden habe und bestellte dann eine Flasche Wein. Ich dachte mir deßhalb, es sei ihm unangenehm, wenn dieser Gegenstand berührt werde und ging bereitwillig in eine Aenderung des Gespräches ein."

Präsident: Wie lange blieb der erwähnte Herr in L. ?"

Zeuge:Ich kann das nicht sagen, weil ich früher, etwa um Mitternacht Las Wirthshaus verließ."

Es wurden sofort noch drei weitere Zeugen vernommen: Der Wirth zum Löwen in L., der Gemeindeeinnehmer daselbst und ein Gutsbesitzer in der Nähe von L. Sie alle erzählten in voller Uebereinstimmung mit den beiden zuerst vernommenen Zeu­gen die Geschichte dieses Abends.

Staatsanwalt:Nach der übereinstimmenden Aussage dieser fünf Zeugen, gegen deren Glaubwürdigkeit nicht das Ge­ringste eingewendet werden kann, ist außer allem Zweifel, daß der Angeschulvigte vorgestern Abend und überhaupt in der Nacht von vorgestern auf gestern nicht hier in dem Arresthause war. Ich stelle deßhalb an hoben Gerichtshof den rechtlichen Antrag, die vorliegende Sache zu vertagen und eine genaue Untersuchung über diesen Vorfall zu veranlassen. Aus der Vernehmung des Arresthausverwalters und seiner Familie wird sich wohl Näheres ergeben."

Präsident:Angeklagter, was sagen Sie hierzu?"

Angeklagter:Ich kann nicht zu mir kommen vor Er­staunen.. Allerdings kenne ich diese Herren hier, sie sind mir alle als höchst ehrenwerthe Männer bekannt, ich weiß aber gar nicht, was ich zu ihrer Aussage sagen soll, ich wußte auch nichts von ihrer Vorladung. Ich kann nur mit aller Bestimmt­heit sagen, daß ich das Arresthaus seit meiner Arretirung nie, also auch nicht gestern verlassen habe. Im Uebrigen muß ich eine Erklärung auf den Antrag des Herrn Staatsanwaltes mei­nem Herrn Vertheidiger überlassen."

Präsident:Herr Vertheidiger! Was haben Sie zu er­klären?"

Dr. Selbig:Es sind noch einige Entlastungszeugen da, um deren Abhör ich vor Allem bitten muß "

Dabei überreichte ec dem Präsidenten ein weiteres Papier, und dieser ließ den folgenden Zeugen sofort eintreten.

^Fortsetzung folgt.) _

!gt von A. V - lschläser.