dessen FUße zu legen und dessen Vermittlung, als die des Herrn und Meisters von Europa, anzurufen. Dadurch ist Oesterreich jetzt wirklich entehrt, während es eine Bemäklung seiner Friedensliebe und Nachgiebigkeit als einer Feigheit niemals zu fürchten hatte, so lange eS über eine unversehrte Armee von 800,000 Mann gebot. Vergebens also jetzt die Schlacht von Custozza, von deren Blut das Land zwischen Mincio und Etsch noch heute trieft! Vergebens alles das edle Blut, von dem heute Böhmen raucht! Alles das war so leicht zu vermeiden. Venedig abgetreten! und Oesterreich, das dann den preußischen Ehrgeiz allein zum Feind und seinen Erzherzog Albrecht mit der tapferen Armee von Verona zur Hand hatte, mußte nicht schmählich aus Holstein hinaus; es war nicht nöthig, Hannover und Kurhessen aufzugeben, es war nicht geboten, aus Schwäche das herrliche Sachsenland dem preußischen Uebermuth preiszugeben; der ganze scheußliche Bruderkrieg, dieser ewige Schandfleck Deutschlands und des 19. Jahrhunderts war vermieden; noch stünden die Eisenbahnbrücken und der erwerbende Verkehr führe fleißig arbeitend auf allen Bahnen, deren Schienen jetzt aufgerissen, deren Viadukte jetzt zerstört sind. Alle die zerstampften Felder trügen Korn für das arme Volk. Ach! und die Tausende und Tausende, die jetzt kalt und starr am Boden liegen, dieTausende,die sich in unerträglichem Schmerz in denLazarethen krümmen, um ine besten Fall als Krüppel durch die Welt zu schleichen, sie freuten sich ihres Lebens, ihrer Kraft und Gesundheit im Sonnenschein. Die materiellen Verluste, das rastlos arbeitende und erwerbende Volk wird mit unerhörten Anstrengungen in Jahrzehnten wieder einbringen, was der Krieg in wenigen Stunden und Tagen ruinirt hat, aber die Tobten bleiben todt und die Krüppel bleiben Krüppel. Darum Fluch über solche militärische Ehre, die mit der Natur, mit dem Recht, mit der Civilisation im schreiendsten Widerspruch ist! Hätte Oesterreichs Kaiser die Selbstüberwindung besessen und auf Venedig zu rechter Zeit verzichtet, das er doch nicht halten konnte, ehe sich Italien zögernd in die Jntriguen mit Preußen einließ, wo wäre jetzt der preußische Hochmuth, der nun von Siegen aufgebläht und von Menschenbkut ernährt, dem alten Deutschland mit dem Stiefelabsatz ins Genick tritt und uns allen mit den Sporen ins Gesicht stoßen wird? Hätte der Kaiser von Oesterreich den treuen Ungarn ihr Recht und den Deutsct en in Oesterreich die schuldige Verfassung gegeben, Hütte es ans den preußischen Reichs- verfassungs-Humbug mit einem ehrlichen Vorschlag einer wahrhaft föderalistischen Bundesreform geantwortet, nicht gemuckst hätte der tolle preußische Junker, der jetzt das Geschick einer Nation nach seinem Willen zwingt. Nun kommt es bis zum Tode erschöpft, aus tausend Wunden blutend und stammelt seine Concessionen heraus, die keinen Werth mehr haben, weil sie durch Schläge abgepreßt sind. Da steht es blutt und bloß mit seiner von preußischen Kugeln durchlöcherten Ehre und bettelt um Frankreichs Fürsprache. Wie im Jahr 1848 so im Jahr 1806 ruft ihm die Geschichte: zu spät! Die Freiheit Venedigs wird mit unwiderstehlicher Logik den Abfall Ungarns zur Folge haben und an die Stelle einer geordneten Verfassung, zu der sich das Dreigrafenministerium nicht bequemen konnte, tritt ein Chaos. Nun wird es ans Theilen und Vertheilen gehen und unser unglückliches Vaterland wird die Beute einheimischer und fremder Räuber und das deutsche Volk muß sich in seiner Zerknirschung selbst bekennen, daß es dieses Loos verdient hat, weil es, dem Rufe der Freiheit taub, sich vor dem Uebermuth und Mißbrauch der Macht gebeugt und die Gelegenheit zur eigenen Erhebung und zum selbstständigen Eingreifen versäumt hat. Möge das Volk nur wenigstens die Eine große Lehre aus diesen Schrecken ziehen, die jetzt über uns herembrcchen, daß es beim Wiederaufbau des Vaterlandes mehr auf die eigene That vertrauen muß. (B.)
— Stuttgart. 3. Juli. Die gestern Abend abgehaltene Bürgerversammlung faßte Behufs der möglichst baldigen Einführung einer allgemeinen Volksbewaffnung im ganzen Lande nachstehende Beschlüsse: 1) Die Regierung zu bitzen, so rasch als möglich, trotzdem wir uns mitten im Kriege befinden, ein Gesetz über militärische Jugenderziehung und allgemeine Volksbewaffnung mit Zugrundlcgung des schweizerischen Milizsystems ausznarbei- tcn und einem sofort nach dem Reichswahlgesttz einzuberufenden Parlament der buntestreuen Mittel- und Kleinstaaten, eventuell dem württembergischen Landtag, vorzulegen. 2) Alle waffcnsähi gen Männer des Landes aufzufordern, angesichts der dem Vater
lande drohenden Gefahren, in freiwillige Wehrv-rcine zusammen- zutreten, behufs gemeinsamer Bewaffnung und Einübung der nö- tbigsten militärischen Bewegungen und Fähigkeiten. 3) Ein provisorisches Wehrkomite zu wählen, welches den Auftrag erhält, die gemeinsame Bewaffnung und Einübung der Wehrvereine nach Einem System zu vermitteln. Die Wehrvereine, die im Lande bereits bestehen oder sich bilden werden, fordert die Versammlung aus, sich diesem Cvmite anzuschließen und dasselbe nöthigensalls durch Delegirte zu beschicken. 4) Die Versammlung legt eine Liste auf, in welche sich diejenigen einschreiben, welche dem Stuttgarter Wehrvereine beitreten oder Beiträge zu demselben zu leisten bereit sind. Außerdem erhielt der Antrag Hölders, das Wehr- Comite zu ermächtigen, sich mit dem ständischen Comite für Bildung einer Bürgerwehr und mit den Vertretern der bereits bestehenden bewaffneten bürgerlichen Corps ins Einvernehmen zu setzen, die allgemeine Zustimmung. Die aufgelegten jListen erhielten sofort sehr zahlreiche Unterzeichnungen.
— Stuttgart, 5. Juli. Gestern Abend fand eine sehr zahl
reich besuchte allgemeine Versammlung der freiwilligen Feuerwehr statt. Den Gegenstand der Verhandlung bildete ein Antrag des Osfizierkorps, nach welchem sich die Feuerwehr der Stadtgemeinde Stuttgart zur Ausrechthaltung der Ruhe und Ordnung in der Stadt und zur Sicherheit des Lebens und Eigenthums der Einwohnerschaft zur Verfügung stellen soll. Ter Antrag wurde von der über 500 Mann starken Versammlung einstimmig ohne weitere Diskussion angenommen. (Schw. M.)
— Stuttgart, 4. Juli. Die Frankfurter, sowie die rheinische Post ist ausgebliebeu; dieß scheint imsI bedeutungsvoll. Die Wirrt temberger standen schon am 20. bei Nauheim, und da heute Nacht Truppen durch Stuttgart nordwärts befördert wurden, so ist es wahrscheinlich, daß eine entscheidende Vorwärtsbewegung des 8. Armeekorps oder der Preußen stattgefunden hat. Während wir dieses schreiben, rollen vielleicht schon im Hessischen oder im Nassauischen die eisernen Würfel, die auch über das Schicksal Süddeutschlands entscheiden. Unsere braven Truppen werden dabei ohne Zweifel in Aktion treten, und wer weiß, ob wir nicht in den nächsten Tagen schon die ersten Opfer des jammerwürdigen Krieges, Verwundete, Verstümmelte, hier sehen werden. Der wohlthätige, patriotische Sinn der Bürgerschaft wird ihnen dann ihr entsetzliches Loos zu erleichtern streben (Schw V.Z.)
— Ludwigsburg, 3. Juli. Heute Abend um 9 Uhr kam das 1 und Nachts 12 Uhr das 2. Bataillon des 4. Inf -Reg mit der Eisenbahn hier durch, um gleichfalls dem Kriegsschauplatz« zuzueilen.
x—Frankfurt, 2. Juli. Die Vereinigung des 7. und 8. Bundesarmeekorps ist mr gemeinschaftlichen Offensive im Werke.
— Wieschad er,, 30. Jnni. Die Negierung hat heute an die Ständeversammlung die erneute Aufforderung gestellt, die Rüstungsgelder zu verwilligen; sie würde sich sonst „in die unabweisbare Nothwendigkeit versetzt sehen, die Ausbringung der Mittel alsbald durch Steuer-Erhebung zu bewilligen."
— München, 4. Juli. Die Bair. Ztg. meldet: heute Mittags sind preußische Bataillone nebst Artillerie in Nassau einge- rückt, und an der Lahn aufwärts in der Richtung auf Limburg gezogen.
— München, 2. Juli. (Bair. Z) Unter den gegenwärtigen Verhältnissen sind die in Preußen stationirten bairischen Zollorgane zurückgerufen worden. Der gleiche Schritt ist, wie wir aus zuverlässiger Quelle vernehmen, auch von Seite Preußens bezüglich seiner in Baiern sungirenden Zollbeamten erfolgt.
— Wien. 2. Juli. Die N. fr. Pr. äußert sich über das 8 Armeekorps folgendermaßen: Das 8. Armeekorps unter dem Prinzen Alexander von Hessen schefnt, unter der Pression des Bundestags stehend, sich auch die behaglich langsame Manier desselben angeeignct zu haben. Nicht nur, daß cs, obwohl das 8. BundeSkorps angeblich gegen 80,000 Mann stark sein soll, auch nicht einen einzigen nachhaltigen Versuch gemacht hat, um den Hannoveranern die Hand zu reichen, was bei der notorischen Minderzahl der Preußen und den kurzen Distanzen nicht gar schwer gewesen wäre, es ist nicht einmal das Frankfurt benachbarte Nassau hinlänglich gedeckt Die preußischen Truppen kamen verflossene Woche wiederholt in den Rheivgau, nach RüdeS-