284

Frankfurt, 20. Juni. Der Ministerresidenl Preußens bei der Stadt Frankfurt reiste heute ab. Ebenso ist abberusen die Oldenburg'scbe Bundestagsgesandschaft; die Mecklenburgische erwartet stünrlicb ihre Abberufung.

Frankfurt, 18. Juni. Man glaubt, daß die ordentliche Wirksamkeit der Bundesversammlung zu Ende geht, indem über K'iegsdtzuer ein Kriegsausschuß, bestehend aus Militärbevollmäch- rigten der bundestrcuen Regierungen, au ihre Stelle treten 'soll

Aus Frankfurt wird norddeutschen und französischen Blät­

tern telegraphirt, Italien habe die Erklärung Oesterreichs und Baierns, zu Gunsten Sachsens gegen Preußen einscbreiten zu wol­len, zum Anlaß genommen, Oesterreich ujnd Baiern den Krieg zu erklären. Der italienische Gesandte am Bunde habe Frank­furt bereits verlassen. (Schw. M.)

Hanau, 18. Juni. Baiern soll sich Oesterreich gegenüber ver­pflichtet haben, im Verein mit Darmstadt und Nassau die militärische Verbindung zwischen Knrhessen und Hannover durch ein eigenes Korps hcrzustelleu.

Die Fürsten der thüringischenStaatengruppe sollen gewillt sein, in nächster Zeit eine Deklaration zu erlassen, in wel­cher sie erklären, zu Gufnsten einer Centralgewalt und eines Parlaments auf diejenigen Souveränetätsreckte ver- sichten zu wollen, ohne welche die Konstituirung einer Central­gewalt. sowie eines Parlaments nicht möglich ist

Die Meldung, daß die Baiern in Ko bürg einmarschirl sein sollen, wird von der A. Z. wieder zurückgeuommen. Die Bahn zwischen Kasjsel und Eisenach ist theilweise zerstört, um das Annäbern dex Preußen von Erfurt her zu erschweren.

Nach Telegrammen österr Bläiter treffen in Böhmen zahl­

reiche junge Sachsen ein, weil, wie es heißt, die^Preußen eine gewaltsame Rekrutirung bis zum 40. Jahre beabsichtigen Preußische Kavallerie treibe die Assentirten ein. (Bestätigung die­ser Nachricht aus anderen Quellen ist abzuwarten. Wenn die Oesterreicher in Schlesien einfallen, so würde diese inhumane und völkerrechtswidrige Maßregel den Preußen schlimm vergolten wer­den.) Ferner heißt es in denselben Berichten, das sächsische Wap­pen werde in den von Preußen besetzten Orten abgenommen und der preußische Adler aufgerichtet. Bedeutende Kontributionen seien ausgeschrieben. (Schw. M )

Wien, 10. Juni. In diesen Tagen sind die österrreichischen Waffenvorräthe auf ganz unerwartete Weise beträchtlich vermehrt wor­den. Es trafen hier nämlich aus Preußen in kurzen Zwischenräumen etwa 100 mitKurzwaaren" bezcichuete und für die Donaufürsten - thümer bestimmte Kisten ein, die von der Zollbehörde beanstandet und geöffnet wurden. Es fanden sich darin sehr schön gearbeitete Gewehre, die Preußen dem Fürsten Karl I. von Rumänien übersenden wollte. Sie sind auf Grund des Waffentransportverbotes und der Zolldefrau­dation confiscirt und werden jetzt bei der Bewaffnung der .Freikorps gute Dienste leisten.

Das Manifest des Kaisers Franz Joseph an die Völker Oester­reichs lautet in seinem Schluffe:Der unheilvollste Krieg, ein Krieg Deutscher gegen Deutsche, -ist unvermeidlich geworden. Zur Verant­wortung all des Unglücks, das er über Einzelne, Familien, Gegenden und Länder bringen wird, rufe ich Diejenigen, die ihn herbeigeführt haben, vor den Richterstuhl der Geschichte und des allgerechten Got­tes. Ich schreite zum Kampf mit dem Vertrauen, das die gerechte Sache gibt, im Gefühle der Macht, die in einem großen Reiche liegt, wo Fürst und Volk nur von Einem Gedanken dem guten Rechte Oesterreichs durchdrungea sind, mit frischem, vollem Muth beim An­blick meines tapfer», kampfbereiten Heeres. 'NurEin Gefühl durch­dringt die Bewohner meiner Königreiche und Länder, das Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Unmuths über eine unerhörte Rechts­verletzung. Wir werden in diesen: Kampfe nicht allein stehen. Deutschlands Fürsten und Völker kennen die Gefahr, die ihrer Frei­heit und Unabhängigkeit droht. Man hat die Waffen uns in die Hand gezwungen. Wohlan! Jetzt, wo wir sie ergreifen, dürfen und wollen wir sie nicht früher niedeelcgen, ais bis meinem Reich sowie den verbündeten deutschen Staaten die freie imune Entwickelung gesi­chert und deren Machtstellung iu Europa neuerdings befestigt ist. Auf unserer Einigkeit, unserer Kraft ruhe aber nicht allein unser Vertrauen,

Ncdigirt, gedruckt und vcrl

unsere Hoffnung, ich setze sie zugleich noch aus einen Höhern, den all- mächtigen gerechten Gott, dem mein Haus von seinem Ursprung an gedient, der die nicht verläßt, welche in Gerechtigkeit auf ihn vertrauen. Zu ihm will ich um Beistand und Sieg flehen, und fordere meine Völker auf, es mit mir zu thnn."

Die neu ausgegebenen 150 Millionen österreichischer Banknoten sollen bereits erschöpft sein und neue gedruckt werden.

Neiße, 19. Juni. Amtlich wird gemeldet: Die Oesterrei­

cher eröffneten gestern die Feindseligkeiten. Eine österreichische Patrouille überschritt die Grenze bei Guhrau und feierte aus eine preußische Patrouille. An der Grenze sind 4000 Oesterreicher in Kolonnen ausmarschirt. (St. A.)

Die heutigen Blätter bringen ein Manifest des Königs von Preußen:An mein Volk", worin gesagt ist, der König habe Alles gethan, um den Frieden zu erhalten, das wisse das Volk und Gott, der die Herzen prüft. Jetzt aber verlasse er sich dar­auf, daß in dem Volk der Geist von 1813 lebe. -- Die preu­ßische Regierung hat gegen die Besetzung ihres Telegraphenbu­reaus in Frankfurt als gegen einen flagranten Bruch des Völ­kerrechts bei allen Mächten protestirt nachdem sie selbst ganze Königreiche besetzt hat und darin schaltet, als wäre sie der recht­mäßige Herr.

In Berlin hat sich die Cholera gezeigt und verbreitet große Bestürzung; denn die Aufregung bereitet ihr den Boden.

Braunau, 19. Juni. Dcr'preußische Landsturm ist bereits organifirt und versieht den Grenzdienst mit Irregulären und preu­ßischem Militär.

Den Senat in Hamburg hat seine Unterwürfigkeit g gen Preu­ßen wenig genützt. Die preußischen Trnppen behandeln Hamburg fast wie eine eroberte Stadt. Die Einverleibung des hamburgischen Kon­tingents in die preußische Armee ist bereits verlangt.

Preußen trifft Anstalten, in Schleswig-Holstein 40.000 Mann auszuheben und dem preußischen Heere zuzufüh» ren; die Herzogthümer sollen durch Mecklenburgische Truppen be­setzt werden und sind deßhalb mit der Schweriner Regierung Un­terhandlungen eingeleitet.

Stettin, 17. Juni. Der Hauptmann v. Petersdorff vom 5. Pommer sehen Infanterieregiment Nro. 42 ist von einem ver- heiratheten Landwehrmann seiner Kompagnie erschossen worden. Der Thäter hatte sich zu diesem Zweck in die Wohnung des Hauptmanns begeben. Rach den Motiven befragt, äußerte er: er habe die Kompagnie von diesem Tyrannen befreien und sich dafür opfern wollen."

England. London, 20. Juni. Der Hannoversche Finanz­minister ist heute via Bremen hier eingetroffen mit 85 Paketen Metallgeld zur Deponirung in der englischen Bank (Ach der König von Hannover soll nach England geflüchtet sein.)

Frankreich Paris, 21. Juni. DieFrance" meldet: Fünf Regimenter österreichische Kavallerie haben bei Rumburg 10 preußische Reiterregimenter geschlagen. Der Abendmoniteur schreibt: Die Oesterreicher überschritten am 19. die schlesische Grenze. In Italien erwarten die Oesterreicher Angriffe auf Ve- netien, Tyrol und den Po.

Schweiz. Bern, 30. Juni. Der Bundesrath bietet die Gebirgsartillerie Graubündens auf und sendet den eidgenössischen Obersten Aubert als militärischen Attache der schweizerischen Ge­sandtschaft in Florenz aus den italienischen Kriegsschauplatz

Italien. Florenz, 2 l. Juni. Gestern, den 20 , erließLa- marmora aus dem Hauptquartier Cremona mittelst eines Schrei­bens an Erzherzog Albrecht^die Kriegserklärung an Oesterreich. Gleichzeitig erschien eine Proklamation des Königs an die Na­tionalgarde und an Italien. Die Regentschaft wurde dem Prin­zen Carignan über ragen. Die Feindseligkeit beginnt in drei Ta­gen Der König ist zur Armee abgereist. _

Nagoldwärme den 21. Juni -s- 14,0° k., ren 2t. Juni

-s- 15,5° k.

Gottesdienste. Sa IIN tag, 2 t. Juni. Vorm. (Predigt): Herr Hel­fer Schmidt ikinderlehre mit den Tächtern 2. Klaffe Nachm. (Bibel-

gundc): Herr Dr. Gundert. _ _

gl von A Delfchlirger.