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— Frankfurt, 20. Juni. Der Ministerresidenl Preußens bei der Stadt Frankfurt reiste heute ab. Ebenso ist abberusen die Oldenburg'scbe Bundestagsgesandschaft; die Mecklenburgische erwartet stünrlicb ihre Abberufung.
Frankfurt, 18. Juni. Man glaubt, daß die ordentliche Wirksamkeit der Bundesversammlung zu Ende geht, indem über K'iegsdtzuer ein Kriegsausschuß, bestehend aus Militärbevollmäch- rigten der bundestrcuen Regierungen, au ihre Stelle treten 'soll
— Aus Frankfurt wird norddeutschen und französischen Blät
tern telegraphirt, Italien habe die Erklärung Oesterreichs und Baierns, zu Gunsten Sachsens gegen Preußen einscbreiten zu wollen, zum Anlaß genommen, Oesterreich ujnd Baiern den Krieg zu erklären. Der italienische Gesandte am Bunde habe Frankfurt bereits verlassen. (Schw. M.)
— Hanau, 18. Juni. Baiern soll sich Oesterreich gegenüber verpflichtet haben, im Verein mit Darmstadt und Nassau die militärische Verbindung zwischen Knrhessen und Hannover durch ein eigenes Korps hcrzustelleu.
— Die Fürsten der thüringischenStaatengruppe sollen gewillt sein, in nächster Zeit eine Deklaration zu erlassen, in welcher sie erklären, zu Gufnsten einer Centralgewalt und eines Parlaments auf diejenigen Souveränetätsreckte ver- sichten zu wollen, ohne welche die Konstituirung einer Centralgewalt. sowie eines Parlaments nicht möglich ist
— Die Meldung, daß die Baiern in Ko bürg einmarschirl sein sollen, wird von der A. Z. wieder zurückgeuommen. — Die Bahn zwischen Kasjsel und Eisenach ist theilweise zerstört, um das Annäbern dex Preußen von Erfurt her zu erschweren.
— Nach Telegrammen österr Bläiter treffen in Böhmen zahl
reiche junge Sachsen ein, weil, wie es heißt, die^Preußen eine gewaltsame Rekrutirung bis zum 40. Jahre beabsichtigen Preußische Kavallerie treibe die Assentirten ein. (Bestätigung dieser Nachricht aus anderen Quellen ist abzuwarten. Wenn die Oesterreicher in Schlesien einfallen, so würde diese inhumane und völkerrechtswidrige Maßregel den Preußen schlimm vergolten werden.) Ferner heißt es in denselben Berichten, das sächsische Wappen werde in den von Preußen besetzten Orten abgenommen und der preußische Adler aufgerichtet. Bedeutende Kontributionen seien ausgeschrieben. (Schw. M )
— Wien, 10. Juni. In diesen Tagen sind die österrreichischen Waffenvorräthe auf ganz unerwartete Weise beträchtlich vermehrt worden. Es trafen hier nämlich aus Preußen in kurzen Zwischenräumen etwa 100 mit „Kurzwaaren" bezcichuete und für die Donaufürsten - thümer bestimmte Kisten ein, die von der Zollbehörde beanstandet und geöffnet wurden. Es fanden sich darin sehr schön gearbeitete Gewehre, die Preußen dem Fürsten Karl I. von Rumänien übersenden wollte. Sie sind auf Grund des Waffentransportverbotes und der Zolldefraudation confiscirt und werden jetzt bei der Bewaffnung der .Freikorps gute Dienste leisten.
— Das Manifest des Kaisers Franz Joseph an die Völker Oesterreichs lautet in seinem Schluffe: „Der unheilvollste Krieg, ein Krieg Deutscher gegen Deutsche, -ist unvermeidlich geworden. Zur Verantwortung all des Unglücks, das er über Einzelne, Familien, Gegenden und Länder bringen wird, rufe ich Diejenigen, die ihn herbeigeführt haben, vor den Richterstuhl der Geschichte und des allgerechten Gottes. Ich schreite zum Kampf mit dem Vertrauen, das die gerechte Sache gibt, im Gefühle der Macht, die in einem großen Reiche liegt, wo Fürst und Volk nur von Einem Gedanken dem guten Rechte Oesterreichs durchdrungea sind, mit frischem, vollem Muth beim Anblick meines tapfer», kampfbereiten Heeres. 'NurEin Gefühl durchdringt die Bewohner meiner Königreiche und Länder, das Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Unmuths über eine unerhörte Rechtsverletzung. — Wir werden in diesen: Kampfe nicht allein stehen. Deutschlands Fürsten und Völker kennen die Gefahr, die ihrer Freiheit und Unabhängigkeit droht. — Man hat die Waffen uns in die Hand gezwungen. Wohlan! Jetzt, wo wir sie ergreifen, dürfen und wollen wir sie nicht früher niedeelcgen, ais bis meinem Reich sowie den verbündeten deutschen Staaten die freie imune Entwickelung gesichert und deren Machtstellung iu Europa neuerdings befestigt ist. Auf unserer Einigkeit, unserer Kraft ruhe aber nicht allein unser Vertrauen,
Ncdigirt, gedruckt und vcrl
unsere Hoffnung, ich setze sie zugleich noch aus einen Höhern, den all- mächtigen gerechten Gott, dem mein Haus von seinem Ursprung an gedient, der die nicht verläßt, welche in Gerechtigkeit auf ihn vertrauen. Zu ihm will ich um Beistand und Sieg flehen, und fordere meine Völker auf, es mit mir zu thnn."
— Die neu ausgegebenen 150 Millionen österreichischer Banknoten sollen bereits erschöpft sein und neue gedruckt werden.
— Neiße, 19. Juni. Amtlich wird gemeldet: Die Oesterrei
cher eröffneten gestern die Feindseligkeiten. Eine österreichische Patrouille überschritt die Grenze bei Guhrau und feierte aus eine preußische Patrouille. An der Grenze sind 4000 Oesterreicher in Kolonnen ausmarschirt. (St. A.)
— Die heutigen Blätter bringen ein Manifest des Königs von Preußen: „An mein Volk", worin gesagt ist, der König habe Alles gethan, um den Frieden zu erhalten, das wisse das Volk und Gott, der die Herzen prüft. Jetzt aber verlasse er sich darauf, daß in dem Volk der Geist von 1813 lebe. -- Die preußische Regierung hat gegen die Besetzung ihres Telegraphenbureaus in Frankfurt als gegen einen flagranten Bruch des Völkerrechts bei allen Mächten protestirt — nachdem sie selbst ganze Königreiche besetzt hat und darin schaltet, als wäre sie der rechtmäßige Herr.
— In Berlin hat sich die Cholera gezeigt und verbreitet große Bestürzung; denn die Aufregung bereitet ihr den Boden.
— Braunau, 19. Juni. Dcr'preußische Landsturm ist bereits organifirt und versieht den Grenzdienst mit Irregulären und preußischem Militär.
— Den Senat in Hamburg hat seine Unterwürfigkeit g gen Preußen wenig genützt. Die preußischen Trnppen behandeln Hamburg fast wie eine eroberte Stadt. Die Einverleibung des hamburgischen Kontingents in die preußische Armee ist bereits verlangt.
— Preußen trifft Anstalten, in Schleswig-Holstein 40.000 Mann auszuheben und dem preußischen Heere zuzufüh» ren; die Herzogthümer sollen durch Mecklenburgische Truppen besetzt werden und sind deßhalb mit der Schweriner Regierung Unterhandlungen eingeleitet.
— Stettin, 17. Juni. Der Hauptmann v. Petersdorff vom 5. Pommer sehen Infanterieregiment Nro. 42 ist von einem ver- heiratheten Landwehrmann seiner Kompagnie erschossen worden. Der Thäter hatte sich zu diesem Zweck in die Wohnung des Hauptmanns begeben. Rach den Motiven befragt, äußerte er: „er habe die Kompagnie von diesem Tyrannen befreien und sich dafür opfern wollen."
England. London, 20. Juni. Der Hannoversche Finanzminister ist heute via Bremen hier eingetroffen mit 85 Paketen Metallgeld zur Deponirung in der englischen Bank (Ach der König von Hannover soll nach England geflüchtet sein.)
Frankreich Paris, 21. Juni. Die „France" meldet: Fünf Regimenter österreichische Kavallerie haben bei Rumburg 10 preußische Reiterregimenter geschlagen. — Der Abendmoniteur schreibt: Die Oesterreicher überschritten am 19. die schlesische Grenze. In Italien erwarten die Oesterreicher Angriffe auf Ve- netien, Tyrol und den Po.
Schweiz. Bern, 30. Juni. Der Bundesrath bietet die Gebirgsartillerie Graubündens auf und sendet den eidgenössischen Obersten Aubert als militärischen Attache der schweizerischen Gesandtschaft in Florenz aus den italienischen Kriegsschauplatz
Italien. Florenz, 2 l. Juni. Gestern, den 20 , erließLa- marmora aus dem Hauptquartier Cremona mittelst eines Schreibens an Erzherzog Albrecht^die Kriegserklärung an Oesterreich. Gleichzeitig erschien eine Proklamation des Königs an die Nationalgarde und an Italien. Die Regentschaft wurde dem Prinzen Carignan über ragen. Die Feindseligkeit beginnt in drei Tagen Der König ist zur Armee abgereist. _
Nagoldwärme den 21. Juni -s- 14,0° k., ren 2t. Juni
-s- 15,5° k.
Gottesdienste. Sa IIN tag, 2 t. Juni. Vorm. (Predigt): Herr Helfer Schmidt — ikinderlehre mit den Tächtern 2. Klaffe — Nachm. (Bibel-
gundc): Herr Dr. Gundert. _ _
gl von A Delfchlirger.