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Der Unterstützungsverein für verwundete Krieger
versammelt sich nächsten Montag Nachmittag von 2—4 Uhr im Thudium'schen Saale, wozu sämmtlicheFrauen undJungfrauen hiesigerStadl freundlichsteingeladen werden.
i Calw.
^ In eine kleine Familie wird auf einige l Zeil ein
Frauelizimmer
, N. . . . . gesucht, welches einer Haushaltung vorste-
Logis. -
Mein mittleres Logis,
2)2. Roller, Schreiner. !bestehend in 4 Zimmern, wovon 3 heizbar
Calw.
Nächste Woche backt Laugenbrezeln 2)2.
Bäcker Nolhacke r.
sind, nebst Küche, Speisekammer, Waschküche und sonst erforderlichen Platz, ist bis Martini zu vermicthen, kann auch nach Umstanden schon im August bezogen werden.
Friedrich Pfrommer 2)k. am Markt.
Zugelaufener Hund.
- Dem Unterzeichneten ist ein Hund (Bläß) mit 4 weißen Füßen zugelaufen und kann gegen Ersatz der Einrückungsgebühr und Futtergeld abgebolt werden.
Zwerenberg, 21. Juni 1866
Jod. Michael Schaibie.
„Hier Preußen, hier Oesterreich"
ist nicht der Feldruf in dem beginnenden Kampfe. Gälte es einfach' „Preußen oder Oesterreich, Junker oder Pfaffe, Hohenzollern oder Habsburg", so könnte dem denkenden Baterlandsfreunde die Wahl schwer werden, — sehr schwer! Aber, Gott sei Dank, — nachdem einmal die Kriegswürfel gefallen sind! — so steht die Frage, so lautet der Feldruf nicht. „Hier Recht und dort Unrecht", das ist der entscheidende Gegensatz. Preußen will ohne Recht und ohne Gesetz mit Blut und Eisen Schleswig-Holstein „annectiren". Die deutsche Nation sagt: Nein! Preußen will ohne Recht und Gesetz mit Blut und Eisen halb Deutschland zwingen, sich Preußen zu einem norddeutschen Bunde anzuschließcn. Preußen sprengt g e'g en Recht und Gesetz, aus „Eisen und Blut" gestützt, den deutschen Bund. Niemand in Deutschland ist mit der Bundesorga uisa- tion einverstanden; alle Welt fordert eine Bundesresorm; alle Welt weiß, daß die jetzige Bundeseinrichtung nicht der Bundestag, sondern die Bundesnacht ist, aber die Nation weiß auch, daß der Bund etwas anderes ist als die Bundesorganisation; daß der Bund der eigentliche, einzige, gesetzlicheT rägerdes deutscheu Reiches, der deutschen Einheit, der deutschen Nationalität ist. Alle Welt in Deutschland fordert Bundesreform; aber nur frevelhafter Baterlandsverrath kann an die Sprengung des Bundes denken. Die deutsche Nation müßte diesen Gedanken überall, wo er auftaucht, bekämpfen, vor Allem aber in einer Politik, in Bestrebungen, wie die, welche heute Preußen beherrschen. Es ist klar, wie der Tgg, was die preußische, die bismarckische Politik heute will. Sie ist mit dem Auslande verbündet, die iun e ren deutschen Z u- stünde nach den Wünschen des Hrn. v. Bismarck und des Auslandes zu reformiren. Das Bundniß mit Frankreich und die kla-N ren Worte des Kaisers 'Napoleon zeugen, daß die Kaiserpolitik hofft,! den Rhein wieder zu erlangen; der kategorische Imperativ, mit dem, Bismarck Hannover, Hessen, Alles bis an den Main, zu einem nord-i deutschen Bunde zu zwingen im Begriffe ist, beweist, daß Preußen, auf halb Deutschland seine Hand legen will; die Reformpläne, die! Hr. v. Bismarck veröffentlicht, bekunden, daß er die andere Hälfte! Deutschlands Baiern und Oesterreich zu überlassen bereit ist. Klar! und einfach heißt dies: Theiluug Deutschlands in 4 Thcile;! das Löwenstück für Preußen, die Klein- und Mittelstaaten für Baiern,! das österreichische Deutschland für Habsburg, die Rheinlande für Frank-, reich! Und da gibt es Leute in Deutschland, die nicht wissen, auf! welche Seite sie treten sollen!! Da gibt es deutsche Klugängstler, die! sagen: „Aber die Pfaffen Oesterreichs könnten uns doch, Gott weiß was, anthun!" Das ist. selbstbewußte Feigheit, die nicht den Muth hat zum Voraus sich zu sagen: „Wir wollen schon fertig werden mit den österr. Pfaffen, wenn wir erst den Reichs feind, der deutsches Recht mit Füßen tritt, der das deutsche Volk mit Gewalt, sinit Blut, und Eisen theilen will, niedergeschlagen haben!" Nicht: „Hier Pfaf fen uud dort Junker, nicht hier Oesterreich und dort Preußen, nicht hier Hohenzollern, dort Habsburg!" — ist die Losung, sondern einfach: „hier Deutschland, das gauzeDeuschlaud, — dort der Zerrei ßer Deutschlands, der dasselbe wie einen Verbrecher an jedes Glied ein wildes Thier gespannt, zerreiße« und die 4 Glieder an Preußen, Oesterreich, Baiern und Frankreich zcrthcilcn will!" „Hier Deutschland, dort seinZ e rreißer!" das ist die Losung;
wer hier schwankt, ist, so er nicht angstblind, ein offener Verrüther an der Nation. (8^- 3-)
T agcSneuigkciten.
— Slurtgart, 19 Juni. Württemberg rust seinen Gesandten von Berlin zurück; der hiesige preußische Gesandte erhält seine Pässe.
— Stuttgart, 20. Juni. Von den Oesterreichern hört und sieht
inan 'Nichts. Ihre Zeitungen wußten immer so viel von den präch tiden Debusche's aus dem sächsischen Königreich gegen die Provinz Sachsen und Schlesien, sowie von der vortheilhastcn Stellung, die man bei Dresden einnehmen werde, zu rühmen, daß die Nachricht von dem friedlichen Einmarsch der Preußen in Dresden im höchsten Grade überraschen mußte. Die sächsische Armee harrte wahrscheinlich sehnsüchtig auf österreichische Unterstützung, als der Anmarsch der Preußen bekannt wurde; allein konnte sie, wenn wir auch der „N. fr. Pr." glauben wollen, daß die sächsische Armee 40,000 Mann stark ist, die Stadt, ohne deren schwere Schädigung herbeizuführen, nicht halten. Die Oesterreicher aber ziehen es scheints vor, in Böhmen konzentrirt den feindlichen Stoß abzuwarten, statt im Kampf um das Elbethal und die sächsischen Eisenbahnen sich zu zersplittern, und so wurdm denn noch in der Nacht vom 17. auf den 18. die sächsischen Truppen in der Richtung aus Pirna und Bodenbach (Böhmen) an der Elbe zurückgezogen, wo sie auf böhmischem Boden sich mit der österreichischen Nordarme vereinigten, die andererseits über Eger den Baiern die Hand reichte. Baiern und Sachsen werden wahrscheinlich vereinigt den Versuch machen, Dresden und die Elbdurchgünge wieder zu erobern. Der Tag, au dem die Preußen Dresden besetzten, ist der Jahrestag der Schlacht bei Watterloo. (Schw.V Z.)
— Heivenheim. 18. Juni. Privatnachrichten zufolge ist gestern Mittag in Staufen auf bis jetzt unerklärliche Weise Feuer ausgebrochen, welches bei berrschendem starkem Winde und bei Vorbandensein von Strohdächern so rasch um sich griff, daß in kurzer Zeit 23 Gebäude eingeäschert wurden Leider sollen auch 2 Kinder mitverbrannt sein und mehrere Stücke Vieh. (Scknv M.)
— Frank surr, 19. Juni. Der Oberbefehlshaber deS 8. Armeekorps, Prinz Alexander von Hessen, har folgenden ersten Tagesbefehl erlassen: Kameraden des 8. Bundesarmeekorps! Durch den Beschluß Eurer Kriegsherrn zum Oberbefehlshaber des 8 Bundesarmeekorps ernannt, habe ich dieses Kommando mit dem heutigen Tage übernommen. Vertrauend blicke ich auf Euch, — Württemberger, Badenser, Hessen und Nassauer und beiße mit Euch die braven österreichischen Kameraden willkommen, die demnächst in den Verband des Armeekorps treten sollen. Was immer die Zukunft uns bringen mag, sie wird uns festen Herzens, einigen Sinnes finden und sei die Aufgabe noch so schwer. Wir wollen und werden sie lösen in Zuversicht auf Gott, auf deutschen Mannesmuth und Deutschlands gute Sache." Nochmals beiße ich Euch von Herzen willkommen. Hauptquartier Darmstadt, den 18. Juni 1866.
— Frankfurt, 20. Juni. Das Hauptquartier Sr. Hoheit des Prinzen Alexander von Hessen, Kommandanten des 8. Armeekorps, ist nun vollständig organrsirt und ist die Concentrirung dieses 60,000 Mann Combattanten zählenden Korps nahezu bewerkstelligt. 12,000 zu diesem Korps stoßender Oesterreicher sind im Anmarsche.