Hanau. 16. Juni. Aus Grund eines heute Morgen hier

verbreiteten Gerüchts, wonach Kassel von den Preußen besetzt worden sei und der Kurfürst mit den in und um Kassel garn, sonirenden Truppen das Land verlassen babe (?), ist soeben (10 Uhr) das diesige 2. Infanterieregiment in der Kaserne consignirt worden. Die Tclegraphenverbindung mit der Residenzstadt ist un «erbrochen Authentische Nachrichten über den Stand der Sacke fehlen, selbst den obersten Behörden. Trifft bis heute 4 Uhr Ordre von Kassel nicht ein, 'so wird der Regimentskommandeur so hört man seine Truppen an die baierische Grenze füh­ren. Die Aufregung in der Stadt ist enorm. Heute Nachmit. tag tritt der Stadträth zusammen, um wegen der aus Baiern erwarteten Einquartierung und wegen Bildung einer Schutzwache zu berathen. (Extrakt. d. St.A.)

Kassel, 15. Juni. Aböe und Harbordt zogen ihr Ent- laffungsgesuch zurück, nachdem einige den ständischen Anträgen ent sprechende Gesetze die kurfürstliche Genehmigung erhalten haben.

Kassel, 15. Juni, Nackmittags. Die Ständeversamm- lung beschloß heute nach dreistündiger Debatte aus den Antrag des Abgeordneten Bischoffhausen bei namentlicher Abstimmung mit 35 gegen 14 Stimmen, die Staatsregierung unter Bezugnahme auf die gestrige Bundesversammlung aufzufvrderrch unverzüglich zu der vom ganzen Lande gutgeheißenen neutralen Haltung zu­rückzukehren und die Truppenmobilisirung nicht auszujühren und hiemit die Erklärung zu verbinden, baß die Stände die Bewilli­gung von Geldern für die Mobilmachung so lange ablehnen wür­den, als nicht der Zweck derselben dem Lebensinteresse des Lan­des völlig entsprechend nackgewiesen werde. Im Fall der Nicht­beachtung des gegenwärtigen Verlangens macht die Ständever- sammlung die Regierung für die daraus entspringenden schweren Folgen verantwortlich. (Neuere Nachrichten im Extrablatt.) ^

Hannover, 15 Juni. In der heutigen Sitzung"»« Deputirtenkammer brachte R. v. Bennigsen Namens der libe­ralen Partei einen Urantrag auf schleunigen Erlaß einer Adresse an den König ein, in der erklärt wird, daß der gestrige BundeS- beschluß, welchem Hannover zugestimmt, den Bürgerkrieg für Deutsch­land herbeizuführen drohe, der für Hannover eine unabsehbare Last und die Gefährdung der Unabhängigkeit ves Landes mit sich bringe. Der König wird dringend ersucht, die Minister zu ent­lassen, welche die Zustimmung Hannovers zu jenem Bundesbe schlufle angerathen haben. Verlangt wirv sodann die Nichtaus­führung des Bundesbesckluffes, die Neutralität Hannovers und die Förderung der Parlamentsberusung.

Hannover, 16. Juni. Die Ständeversammlung ist wegen der politischen Lage aus unbestimmte Zeit vertagt. Bennigsen nahm seinen Urantrag nach scharfer Kritik des Regierungsverfah rens zurück.

Dresden, 16. Juni. Ein Extrablatt des Dresdner Jour­nals veröffentlicht eine gestern übergebene preußische Sommations- depescke undDdie sächsische Antwort varaus nebst einer Proklama­tion des Königs an die treuen Sachsen Dasselbe Blatt fügt hinzu: Der preußisch» Gesandte übergab Abends eine förmliche Kriegserklärung. Die preuß. Truppen seien vorige Nacht bei Strehla in Sachsen eingerückt (Stadt an der Elbe an der Preu­ßisch-sächsischen Grenze nahe Riesa) Der König ist mit Hrn. v. Beust und dem Kriegsminister Morgens zur Armee abgereisl

München, 16. Juni, Nachm. In Folge der inzwischen eingelretenen ernsten Ereignisse unterbleibt die Ministerkonferenz in Frankfurt. Frhr. v. d. Psordten hat München nickt verlassen.

München, 15. Juni. Nach der baierische» Zeitung wer­den die preußischen Vorschläge bairisckerseits abgelebnt, schon we­gen des in Artikel 1 enthaltenen Ausschlusses Oesterreichs aus dem Bunde. -

Berlin, 15 Juni. Die Gerüchte, daß der Herzog von Kvburg beim Ausbruch des Kriegs eine bervorragente Stellung auf preußischer Seite einnebmen würde, treten bestimmter auf.

Berlin, 15. Juni, Abends. DieNordd. Allg. Zeitung" bringt von nun an die Nachrichten aus den Elbherzogihümern unter der RubrikPreußen" und dieNackrickten aus den ehe­maligen deutschen Bundesstaaten unter der RubrikMitteleu­ropäische Staatengruppe"

Berlin, 15. Juni. Der preußische Botschafter Baron v. Werth« und der Legationssekretär Graf v. Galen sind aus Wien hier eingetroffen und sofort vom Grafen Bismarck und später vom Könige empfangen worden. Preußen wird die Organisation norddeutscher Staaten in Ausführung des gestrigen Bundesbe­schlusses thatsächlick in kürzester Frist verhindern

Stettin, 13. Juni. Von gestern bis heute Mittag sind an der Cholera erkrankt 75, gestorben 45. darunter vom Mili­tär 5 Erkrankte, 2 Tobte. Im Ganzen sind seit dem 2. erkrankt 265, gestorben 148, genesen 13, noch in Behandlung 1Ö4

Pose», >4. Juui*) An der Grenze gefangene Oesterreich«. 45 an der Zahl, darunter 2 Offiziere und 3 Unteroffiziere, sind gestern Abend hier eingebracht und unter Militärbegleitnng nach dem Kernwerk transportirt worden. (Hätte denn dort der Krieg schon vor 3 Tagen begonnen, oder sind es gefangene Tartaren?)

Wien, 12. Juni. Einer Bekanntmachung des Staatsmi­nisteriums »cm 10. zufolge hat der Kaiser die Vornahme einer zweiten Heeresergänzung in diesem Jahre angeordnet, zu welcher die in den Jahren 183541 tnklus gebornen Jünglinge, sowie dieselben fünf Altersklassen, welche bei der ersten dießjährigen Her resergänzung beigezogen wurden, aufgerufen werden' Der Zeit­punkt ist noch nicht bestimmt worden.

Wien, 16 Juni.*) Die Neue Freie Presse schreibt: Der Prinz Karl von Baiern ist als Oberbefehlshaber für das Bun­desheer designirt Fürst Gortschakvff soll eine Depesche ange­kündigt hoben, worin Rußland zu verstehen gebe, daß jede Verle­tzung der strengsten Neutralität Seitens Frankreichs auch die rus­sische Regierung bestimmen würde, aus ihrer Zurückhaltung her- auszutreten.

Innsbruck, 8 Juni. Allgemeine Freude «regt hier die Nachricht, daß der Kaiser Deutscktyrol von der schon beschlossenen zweiten Rekrutirung, die im ganzen Reicke angeordnet ist, ausge­nommen habe. Deutscktyrol gleiait bereits einem großen Heeres- lag«, denn außer den 35 Sckützenkompagnieen, die an Haltung und Begeisterung nichts zu wünschen übrig lassen, bilden fick noch freiwillige Schützenkompagnieen, und allenthalben ist der Land­sturm organisirt. So gebietet Tyrol nun über eine Landesver- theidigung, die durch Zahl, Schlagfertigkeil und Begeisterung Freund und Feind imponiren muß, und noch nie ist unser Volk so bis an die Zähne bewaffnet und zum äußersten Kampfe ent­schlossen dagestanden. Selbst in den dem wälscken Feinde zu­nächst ausgesetzten Landestheilen: Pustertdal, Etschland und Vienst- gau, hört man, der Feind solle nur ins Lanv kommen, die Tyro- ler allein werden mit ihm schon fertig werden.

Altona, 15. Juni Der österreichische Civiladlatus von

Hossmann proteftirte in einem Schreiben an Manteuffel gegen Ab­setzung der Räthe der Landesregierung, gegen die Herausgabe der amtlichen Papiere an Scheel Pressen und gegen die Uebernahme der Regierungsgewalt in Holstein durch Preußen. Die Mitglie­der d« Landesregierung sind angewiesen, nue der Gewalt zu wei­chen. (Schw. M.)

Kiel, 14. Juni Regierungsrath Lesser ist aus seiner Ge­fangenschaft in Rendsburg zu seiner hiesigen Familie zurückgekeyrt. Nach aus verschiedenen Landestheilen eingehenden Nachrich­ten weigern sich viele Beamte, den Revers in der verlangten Form auszustcllen Sie sind dam nur mit dem Vorbehalt bereit, daß dadurch die Erbsolgefrage unberührt bleibe.

Dänemark. Nach einem Kopenhagener Telegramm deS Hamb. Korresp verlautet dort bestimmt, daß unter dem Einflüsse Frankreichs ein schwedisch norwegisch-dänisches Schutz und Trutz- bündniß abgeschlossen worden sei, in Folge dessen Herr» Drouyn de Lhuys bereits den Elephantenorden erhalten habe

England In einem Tunnel der englischen Nordbahn stie­ßen Sonnabend Nackrs 3 große Güterchge zusammen, die Loko­motiven stürzten um und setzten die Züge in Flammen, bald schien der canze Tunnel ein großer Fcuerbcid und die Luftschackte hat­ten sich in brennende Krater verwandelt Wie durch ein Wunder sind nur drei Menschen dabei verunglückt London. Die

I Wickerhelt ans einem heute früh ausgegcbeiiri, Lrtrnblalt.