TageSneuigkeiten.
— Calw. Die Zahl der heurigen Militärpflichtigen im hiesigen Bezirk beträgt 255, die Zahl der zu stellenden Rekruten 66, im Herrenberger Lestrk 236 M, 61 R ,im Nagolder 325 M, 85 R. im Neucntürger 274 M., 71 R., im Böblinger 293 M-, 76 R, im Leonberger 31 l M,, 81 R. u. s. w. Im ganzen Lande sind es 17655 Militärpflichtige, aus welchen die 4600 auszuhebenden Rekruten auszuwählen sind.
— Tübingen, 2. März Ein trauriger Vorfall, der sich in
den letzten Tagen hier ereignete, mahnt aufs neue zur größten Vorsicht bei Kindern. In einem Hause wurde ein etwa öjähri- ges Mädchen allein raheimgelassen, um sein 3 Monate altes Eeschwisterchen zu hüten. Um das Kind cinzuschläfern, gab ihm das Mädchen, wie es wohl schon hatte ihun sehen, aus einem Gläschen mit Opium zu trinken, aber nichl bloß einige Tropfen, sondern den ganzen Inhalt. Darauf schlief das Kind allerdings ein, aber um nicht wieder zu erwachen (Schw. M.)
— Stuttgart, 27. Febr. Das Regierungsblatt Nro. 4 enthält die Verfügung des Departements des Kirchen- und Sckul- Wesens, betreffend die Verlängerung des 2jährigen Kursus in den Schrill hrerseminaren, sowie die Verfügung, betreffend die Bildung der Sckulpräparanden.
— Ulm, 28 Febr. Hr Karl Wieland, der unmittelbar nach
dem bekannten Zweikampf (mit einem Offizier) in die Schweiz sich begeben hatte, ist von dort zurückgekebrt und hat sich gestern dem hiesigen Oberamrsgericht gestellt (U. Schn )
— Karlsruhe, 28 Febr. Bei der heute stattgehabten Serien-
ziehung der badischen 35 fl.-Loose sind folgende 50 Serien gezo gen Word n: 133, 283, 423, 522. 644, 663, 890, 970, 1035 1146, 1171, 14>5, 2124, 2508, 2525,2835,2864,3034. 3244,
3250, 3416, 3619, 3788. 3915. 4063, 4094.4193,4415,4476.
4508. 4662, 5045, 8130, 5246, 5385,5433,5498,5503, 5527,
5560, L739, 5843, 6t l7, 6330. 6417,6690.6736,6875,7731,
7940.
— Berlin, 2. März. Eine dem Könige überreichte Adresse der in Berlin noch anwesenden Mitglieder deS Herrenhauses spricht den Dank der Unterzeichner dafür aus, daß der König im Vertrag von Gastein den nothwcndigen Einfluß Preußens auf die Regierung der Herzogthümcr gesichert, die Grundbedingungen zur Gewinnung einer Flotte und dadurch einen Machtzuwachs erzielt und bei Wahrung der berechtigten, wegen der Interessen Deutschlands unabweisbaren Forderungen Preußens durch Mäßigung doch den Weg gefunden habe, dem Verbündeten die Fortführung eines Bündnisses zu ermöglichen, durch welches die deutschen Grenzen erweitert, der Einfluß des Auslandes ferngehalten und die Macht °der inneren Feinde gelähmt wurden. Dann heißt es weiter in der Adresse: „Das Abgeordnetenhaus hat statt einmüthigen Dankes bittere Anfeindungen gegen die Regierung des Königs gerichtet und versucht, durch den Beschluß wegen Lauenburg die auswärtige Politik den Händen Ew. Maj zu entreißen, durch Opposition gegen die dankeuswerthe unbeirrte Durchführung der Armee Reorganisation die Kräftigung der Armee und den Gehorsam der Soldaten zu unterwühlen, die verfassungsmäßigen Rechte des Königs und des Herrenhauses zu leugnen und die Leitung aller Staatsangelegenheiten sowie die eigentliche Souveränität sich selbst zu vindiciren Das Königtsum bleibt der Mittelpunkt und der Träger des preußischen Staates. Es gilt dieses Kleinod unversehrt zu halten. Das Abgeordnetenhaus hat sogar den Obertribunalsbeschluß angetastet, welcher den König und die Königlichen Diener vor den in der Landtagsversamm lung begangenen Freveln schützt Ew. Majestät hat das Schwert von Gott empfangen zur Strafe über die Uebelthäter. Wir ge-f loben, in dem VerfassungSkampfe Ew. Maj. mit allen unfern Kräften zur Seite zu stehen " — Die Adresse ist mit 57 Unterschriften bedeckt.
— In Preußen schwankt das Zünglein in der Wage. Bismarck rst für ungesäumte, rücksichtslose Aktion nach außen ohne Stillstand und Halbheiten. Ihm gegenüber stehen der Kronprinz und Graf v d. Goltz, die nickt das ganze Spiel auf Eine Karte setzen möchten und zur Mäßigung rathen. Der König schwankt und scheint einen Tag der kriegerischen, den andern der friedli
chen Auffassung sich mehr zuzuneigen. Der Krieg gegen Franz Joseph ist gegen seine Grundsätze, aber deßhalb darf man die Möglichkeit eines Entschlusses zum Aeußersten nicht unterschätzen. Graf Bismarck verweist auf Oesterreichs Finanznoth und innere Konflikte und auf den günstigen Zufall in Bncharest. So läßt sich »er Nürnberger Korrespondent berichten.
-- Eine offiziöse Mittheilung der „Hamburger Nachrichten" bc- jsagt: Nack eingctroffenen Wiener und Berliner Korrespondenzen jsei leider Grund vorhanden, anzunehmen, daß die Dinge zum äußersten Grade von Spannung gelangt. Man glaube in Wien, daß die inneren Zustände Preußens die dortige Regierung außer Stand setzen, Krieg gegen Oesterreich Zu führen und halte den gegenwärtigen Moment zum Austrag der Differenzen für besonders geeignet. In Berlin glaubt man dieselbe Disposition zu erkenne« und halte es daher für angezeigt, der österreichischen Absicht, die Krisis jetzt bis zum Aeußersten zu treiben, die Spitze bieten zu müssen In Berlin wie in Wien scheint die Kriegspartei die Oberhand zn haben und wenn nichl noch in der letzten Stunde eine unvermuthete Einigung erfolgt, so ist der Uebergang zur Aktion nur noch als eine Zeitfrage zu betrachten.
— Hamburg, 2. März. Die Kieler Zeitung meldet: Mitte März werde das in Kiel garnisonirende F-ldjägerbaraillon seine Ersatzmannschafren erhalten und theilt ferner „dem Vernehme» nach" mit, daß die in Holstein stehende österreichische Brigade Kalik binnen Kurzem durch ein Bataillon des Regiments Khevenhüller verstärkt werden wird.
— Hamburg, 3 März Eine Rendsburger Mittheilung bringt Resolutionen der GlNcraO'ersammlulig des Schleswig-Holsteiner Vereins, welche sich lehr scharf gegen die Neunzehner aussprechen, die sich ecdreisteten, das Landesrecht anzulasten und die eine unLeuische abenteuerliche Politik vcrralhen. Hinsichilich des Statlbaltereirescripls sprach die Versammlung die Ansicht aus, daß im Staalsgrundgesetz ein zu Recht bestehendes Wahlgesetz bereits gegeben sei
— Wien, 28 Febr Mehrere Blätter melden heute, daß noch vor dem Zusammentritt der europäischen Konferenz wegen der rumänischen Frage aus Einladung der Pforl- gemeinschaftl che Erhebungen der Schutzmächte über die Lage der Donausürsten- thümer in Bukarest gepflogen werden sollen, und daß die in Bukarest accrcdiinten Konsuln mit diesem Geschäft betraut werden sollen.
Wien, 2. März In Böhmen »rhmen die Kravalle gegen die Juden zu In Horowitz machte das Militär von den Schußwaffen Gebrauch; es gab 5 Todte und Verwundete, Einem Ge rücht zufolge finden Truppenmärsche in der Bukovina behuis Aufstellung eines Grenzobserrarivnskorps stakt. — Feldmarschall- Lieutenant v. Gabelenz erhixlt neue Instruktionen.
— Pestd, 27. Febr. Die Deputationen der Magnalentafel und der Deputirtentafel haben heute die Adressen beider Häuser überreicht. Auf die Ansprache des Führers der Magnatendeputation erwiederte der Kaiser mit der Zusage baldigster Bekanntmachung seiner Entschließung im Rescripte. Er erwarte von der Magnaten - tasel, daß sie, getieu ihrer trr-diiionellen Mission, die in der Thronrede bezeichnet« Richtung befolgen und Las Gewicht ihrer weisen Mäßigung geltend .urchen werde, um den Erfolg seiner väterlichen Absichren berbeiführen zu helfen. Er babe mit aufrichtiger Absicht, aber zugleich auch mit festem Entschluß die Jnitianve in der Richtung ergriffen, von welcher er ohne Verletzung seiner Herrschcipstichten und ohne Gefährdung des Reiches nicht abwei- chcn könne. Der Kaiser sckltß mit dem Ausdruck seiner Hoffnung auf die patriotische Bereitwilligkeit der Magnalentafel Auf die Ansprache der Fübrcr der Deputation der Depulirtentafek antwor tete der Kaiser: Er weide die Adresse n it rückhaltsloser Offenheit baldigst beantworten; seine längere Anwesenheit bezwecke, die wirklichen Wünsche des Landes auf Grund persönlicher Erfahrungen kennen zu lernen. Die wiederholte Ve^rauenSkundgebung babe auf ihn einen ebenso angenehmen Eindruck gemacht, als jene Einmülhigkeik, welche Betreffs des Ausgangspunktes und des Endzieles zu Stande gekommen sei Um so bedauerlicher sei es ihm rabegewesen, die im Lauf der Debatte aufgrtauchten Besorgnisse wnhrzunehm.cn, welche sich aus die durch ihn vorgezeichnetcn Aus-