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ührungsmodalitäten bezogen. Der Kaiser glaubt, daß diese Besorgnisse die Bereitwilligkeit, zur Erreichung des Endziels mitzuwirken, nicht lähmen werden und wünscht dieß um so mehr, je mehr er überzeugt sei. daß er an den Grundprinzipien der Thronrede auch dießbezüglich im Interesse seiner Gesammtvölker eniscb'eden festhalten müsse.
— Wien, 28. Febr, Die kaiserliche Genehmigung für die Abhaltung der internationalen A iZstellan, in Men für 1870 wird beute amtlich publicirt
— Aus Win discbg rc> z in Steiermark wird berichtet: Der
Großstädter muß uns beneiden, wenn er hö.t, daß eine Klafter schönes Buchenholz für K fl. bei unS verkauft wird. Wenn er aber hört, daß mancher Grundbesitzer seinen letzten Stamm beute schlägt, um Salz zum nächsten Brodbacken zu kamen, so wird sein! Neid schwinden !
— Die Ungarn erklären, sie würden bei einem etwaigen Angriff Preußens gegen Oesterreich ihre Schuldigkeit tbun; sie bät > ten das Reich in Gefahren nie verlasse» und dachten auch jetzt I nicht daran Mit demselben Ernste, n.it welchem sie ihre Ver-! fassung verlheidigten, würden sie auch die Ehre und Unabhängig- ! keit des Reiches schützen. Ungarn kenne seine Rechte und halte! auf sie, aber auch seine Pflichten Manche Negierungen begingen den Fehler, immer die Pflichten der Völker m Anspruch zu nehmen und die Rechte derselben oben hin zu nehmen
Schweiz Bischof Girardin in Solothurn batte den Pro-! testanten das Begräbniß im katholischen Gottesacker verweigert und ! den Katholiken verboten, einem Protestanten das letzte Geleite >u i geben Tie Solothurner haben ihm eine würdige Antwort ge geben. In langem Zuge zogen sie, von Fackeln beleuchtet, vom: Gottesacker zu.n Palast des Bischofs und stimmten feierlich den! Choral an: „Wir glauben All' an einen Gott." Gerichts-^ Präsident Bläsi sprach hierauf: „Unsere Religion ist die der Liebe I und Duldung, die Christus predigte. Die Verordnung des Bischofs ist die Religion des Hasses bis an das Grab Wir protestiren: gegen sie!" Still zogen die Tausende wieder heim. Die Protestanten hatten sich absichtlich fern gehalten.
Frankreich- Paris, 2. März Der gesetzgebende Körper! hat gestern nach mehreren Reden für und wider die weltliche, Gewalt des Papstes den 2. Paragraphen des Ädreßentwurfs, wel-! cher denFortbestand der weltlichen Macht des Papstes als unum ! gänzlich nvlhwendig bezeichnet, mit 218 gegen 18 Stimmen an-j genommen — Die „Patrie"ssagt, der Zustand des kaiserlichen Prin-! zen, der von den Masern befallen wurde, sei heute sehr befriedigend. § Italien. Florez, Nach der italienischen Generalkorre-! spondenz ist Mazzini beinahe mit Stimmeneinheit in Messina gewählt worden. Die Generalkorrespondenz erinnert daran, was die Wähler wahrscheinlich nicht gewußt oder vergessen haben muß-! ten, daß Mazzini zum Tod verurtheilt sei und sofort bei seinem j Erscheinen in Italien verhaftet werden müßte. (Dem steht aber! gegenüber, daß er als Abgeordneter nicht verhaftet werden darf i ohne Zustimmung der Kammer i
Amerika. Daß Frauen zn Doktoren meckicingk und juris, kreirl zu werden pflegen, wissen wir aus amerikanischen Zeilun-! gen; neu aber ist es, daß das weibliche Geschlecht auch zur Pa- ^ storenwürde zugelasscn wird. Da lesen wir nun, daß in Massa-! chussettS die Horhm Miß Olympia Brown als regelrechter Pastor ^ und Prediger angestellt worden ist, woraus sie den Anspruch er hob, auch Ehen Einsegnungen vorzunehmen Dagegen sträubten ! sich die Konservativen, während die Radikalen sich aus die Seite ! der liebenswürdigen Pastorin schlugen Der Streit kam vor das! Repräsentantenhaus, und dieses entschied einstimmig dahin, daß, wenn eine Frau die vorgeschriebene Pastorwürde erhalten har, sie ebne Widerrede auch Ehen einsegnen dürfe
Die Zigeunorleiche.
I )>>,-!- einer ir.'.I»«'» 2'e ebcnliel! NI tic-1 Bezir')
Vom nahen Thurme schwer und bang Tönts heute ohne Grabgesang,
Und mit dem Sarg zum Thor herein Schreiten vier Träger schier allein.
Doch sich, da folgt die kleine Schaar;
Recht wild und braun sieht sie fürwahr.
Geht ernst und still dem Sarge nach —
Sie redet heut der Liebe Sprach!
Und als die Glocke nicht mehr tönt,
So schaut ihr Auge schwerbethrähnt Und liebend auf den Sarg hinab Und auf das offene finstre Grab.
Erscheine der Pastor dicßmal auch? —
Ach, ja, er übt der Bebe Brau.!,;
Er betcr heut so wunderbar,
So herzlich für die braune Schaar.
Er weist sie hin auf Gottes Wort Und auf der Seelen treusten Hort,
Durch den noch heute Jedermann Im Glauben selig werden kann.
Sagt, daß das Kreuz zur Arzensi Auch ihnen jetzt verordnet sei,
Damit sie noch zu dieser Frist Sich wenden zum Herrn Jesu Ehrist.
Nur Biere sind's, die ernst und stumm Aushorchrnd stehn umS Grab herum Drei Söhne und die Tochter auch.
Nachlässig nach Zigcunervrauch.
Barhäuptig stehn die Männer da.
Sie weinen wie iasis niemals sah;
Die Thräuen springen groß und hell So heiß aus ihrer Augen Quell.
Sie drehen in der schmutz'gen Hand Stets ihrer schmutz'gen Mützen Rand,
Und weinen endlich im Verein Ganz bitterlich in sich hinein.
Als Thräncntücher sind bereit In ihrem Schmerz und bitter» Leid -—
Der Reinlichkeit just nicht zum Lob —
Die Mützen und die Finger grob.
„O Muoter, o Muoter" im tiefsten Baß Klaget der Erste ohn' Unterlaß „O Muoterle, Muoterle, es thut mir so weh,
„Daß ich dich nun gar nimmer sch!"
,. O Muoterle, guls Muoterle," weinet der Zweit,
Er windet und krümmt sich in herzlichem Leid:
„Bist mm gestorben und bleibest nun todt!
„Muoterle, Muoterle! — Erbarm dich, o Gott!"
„Muoterle, liebs Muoterle" jammert der Dritt,
Wendet sich seitwärts mit wankendem Schritt;
Und gelehnt an die Mauer, voll Jammer und Schmerz Weint und stöhnt er, als bräch ihm das Herz!
Ach! und die Tochter im festlichen Kleid Wühlt in den Haaren und jammert uudschreit! „Muoter, o Muoter!" hinunter ins Grab,
Trocknet die Thräuen mit dem Rocke sich ab.
Und als der Prediger die Pflicht Der Lieb erfüllt — und Amen spricht,
Da kniet sic hin, die braune Schaar,
Und weint uud betet sonderbar.
Ich wein' und bet' im Stillen mit:
„Ach Herr, erhöre meine Bitt „Und mache dieser wilden Schaar „Dein Gnadenheil bald offenbar!"
„Auch sie hast du so theuer erkanft,
„In deinen Tod sind sie getauft;
„Es liebte heut beim Trennungsschmerz „So dankbar das Zigeunerherz!" —r
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