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diese wäre der Entscheid, welcher mit 6 gegen 7 Stimmen gege­ben wurde, wohl anders ausgefallen) als Verleumder, als Belei­diger, möglicherweise auch als Staatsverräther verurtheilt. Die Männer, die der Minister ernannt hat, wären ja undankbar, wenn sie ihren Wohlthäter nicht sür ein Tugendmuster hielten, und Dankbarkeit ist bekanntlich eine deutsche Tugend. Der von der Fortschrittspartei eingebrachte Antrag (s. vor. Nr. d. Bl) er­scheint uns zu schwach. Wir meinen, das Wenigste, was das Abgeordnetenhaus rhun kann, würde der förmliche und feierliche Ausspruch sein, daß das Obertribunal sich rechtswidrig die Ober­herrlichkeit über die Volksvertretung angemaßt hat, daß dessen Entscheidung unverbindlich sür alle Gerichte ist, daß das Ober­tribunal und olle Gerichte, die ihm zustimmen würden, den Stra sen des Verfassungsbruches verfallen sind, und daß es an dem preußischen Volke ist. seine Vertreter in der Verfechtung seines Rechtes zu uulerstützen

Berlin. 5 Febr. (Schw. MI Obertribunalrath Secken­dorf hat als Referent in der Anklagesache gegen Twesten die Akten zurückgewiesen, weil er außer Stande sei, einen Spruch zu motiviren.

Aus allen Ecken und Enden berichtet man von den Wundern des srühlingsartigen Winters. Z. B. aus Posen:Die Saat schießt mit Macht empor, die Weide ist voller Kätzchen, die Flie­derknospen dem Aufbrechen nahe, Veilchen und Gänseblümchen

ben war, wie der, welchen der Waldbaucr vor seinem Hause ge­funden. Es war in ihm die Beschuldigung, daß Margarethe daS Feuer angelegt habe, offen ausgesprochen.

Conrad war wenig überrascht, denn er hatte diesen Zusam­menhang vermuthet. Er theilte dem Beamten den an den Wald­bauer gerichteten Brief mit. Es unterlag keinem Zweifel, daß beide von einer Hand geschrieben waren.

Wcßhalb steht unter beiden Briefen kein Name?" sprach er. Hätte Las Mädchen das Feuer angelegt und wäre dabei von Jemand gesehen worden, so könnte er sie offen der Thal beschul­digen. Ich will Ihnen sagen, wer die Briefe geschrieben und das Feuer angelegt hat."

Er erzählte nun rem Beamten das Gespräch der blöden Life mit ihrer Tochter, welches er belauscht hatte.Sie hat sich an meinem Vater rächen wollen." fügte er hinzu,weil er sie im letz» ten Sommer bei einem Diebstahl überrascht und geschlagen hat, und sie will Margarethe verdächtigen und von hier vertreiben, weil der Wassermüller ihretwegen ihre Tochter verlassen hat."

Diese Wendung schien der Beamte nicht erwa-tet zu haben, indeß trug sie das Gepräge der größten Wahrscheinlichkeit.

Ihr mögt das Rechte getroffen haben," entgegnete er, ..allein um meiner Pflicht zu genügen, muß ich das Mädchen verhören," und er bestand hieraus trotz der Einwendungen Conrads.

, Margarethe wurde gerufen. Mit der unbefangensten Miene stehen in voller Blüthe, in zwei Gärten sogar veredelte Rosen, i trat sie ein. Die Anwesenheit der fremden Männer brachte sie Man sieht einen blühenden Kirschbaum, auf dem sich sogar die zwar in einige Verlegenheit, allein sie zeigte nicht die geringsteFurcht,

Früchte zu entwickeln begannen."

Braun schweig, 5 Febr. (Schw. M.) Obergerichtsadvo­kat Arnheim beantragte beim Ausschuß des deutschen Juristenta­ges tie Einberufung eines Juristentages zur Aeußerung über den Berliner Obertribunalsbeschluß.

Auf des Beamten Fragen antwortete sie klar und ohne Angst. In dem ersten Schrecken des Feuers hatte Niemand daran ge­dacht, sic zu Wecken. Sie war erst von dem lauten Spektakel aus dem Hose erwacht, allein das Feuer mußte bereits das Dach des Hauses ergriffen haben, denn ihre Kammer war bereits mit

- Altona, 5. Febr. Der Redakteur May ist auf morgens Rauch ungefüllt Sie war aus dem Bett gesprungen, ehe sie in­in Folge Ersuchens des Kreisgerichtes von Perleberg vor das j deß die Thür erreicht halte, war sie bewußtlos zusammengebrochen hiesige Magistratsgericht geladen, behufs seiner Vernehmung we-! Was weiter mit ihr geschehen war, wußte sie nur aus der

gen Amtsbeleidigung der preußischen Minister, insbesondere des, Erzählung der Bäunu und des Wassermüllers. Erst nach ihrer

Ministerpräsidenten Grasen v. Bismarck Rettung im Garten war sie wieder zu sich gekommen.

Den .Hamb. Nachr." meldet man aus Kiel: Das Berli-Lies diesen Brief", sprach der Beamte.

ner Kammergericht ersuchte die Statthalterschaft, May zu verhaf- Ohne Verlegenheit empfieng sie ihn, kaum hatte sie indeß

ten und nach Berlin zu transportiren; bevor jedoch diese Maß- einige Zeilen darin gelesen, so erbleichten ihre Wangen; sie ließ nähme zur Ausführung gebracht würde, dürfte eine genaue Un- das Papier sinken und brach laut schluchzeud in die Worte aus: tersuchung der in Betracht kommenden Bundes- und landesgesetz-Ich weiß nichts davon!"

lichen Bestimmungen statlfinden Ihr ganzes Benehmen trug so sehr und so offen den Stem-

Kiel. 5. Febr. Der Statthalter remittirte den vom Kam- pel der Unschuld, daß selbst der Beamte leise zu dem Waldbauer mergericht gestellten Antrag, den Redakteur May nach Perleberg sprach:Sie kann nicht schuldig sein."

auszuliefern und wies das Kammergericht damit eventuell an das Sieffen trat an das heftig weinende Mädchen heranSei Altonaer Magistratsgericht. !nur ruhig, Margarethe!" sprach er.

Nach einer aus Schleswig dem Altonaer Merkur zuge-s Aufgeregt erfaßte sie seine Hand und preßte sie an ihreLiP-

gangenen Korrespondenz wäre direkt aus dem königlichen Kabinet > pen.Euch verdanke ich mein Leben," schluchzte sie.Ihr seid

eine Proklamation an Las schleswig holsteinische Volk eingetrof fen, norm zur Personalunion aufgefordert, dagegen preußischer- seits Garantie sür die altherkömmlichen Rechte und Institutionen, sowie eigenes Beamten-, Heer- und Finanzwesen versprochen wird. (Bestätiaung wird abzuwarten sein) (St.A.)

Frankreich. Paris, 30 Jan. Man hört wieder häufiger von Leickenberaubungen, vermuthlicd weil es wieder mehr Sitte geworden ist, Frauen mit ihren Schmucksachen und namentlich in kostbaren Gewändern zu begraben Man erzählt sich eine schauer­liche Geschichte von einem Manne, welcher eine Dame in der ihm an gewissen Merkmalen kenntlichen Robe seiner vor Jahresfrist verstorbenen Gemahlin auf einem Balle sah Er wußte genau, daß sie in dieser Robe begraben worben war, ließ das Grab öffnen und fand die Leiche beraubt. Es wird also Handel mit den Gewändern der Tobten getrieben.

In einem Bergwerk Sibiriens arbeiteten viele Polen des jüngsten Ausstandes; ein Hauptschacht stürzte ein und begrub sie sammt ihren russischen Aufsehern.

Des Waldbauers Sohn.

Erzählung von Fr. Friedrich.

(Fortsetzung.

Conrad erkannte sofort daß derBrief vonderselbenHand geschrie-

so gut gegen mich, und einen solchen Frevel sollte ich gegen Euch begangen haben! Ich bin unschuldig ich weiß nichts davon!"

Nur mit Mühe gelang es dem Bauer, das aufgeregte Mäd­chen zu beruhigen und zu überzeugen, daß er fest an ihre Un­schuld glaube. (Forts, folgt.)

Notizen über Preis n. Gewicht der verschiedenen G etreidegat- tungen nach dem Schrannen-Ergebniß vom 3. Febr. 18 66.

Quan­

tum.

I Simri l Simri 1 Simri l Simri 1 Simri 1 Simri > Simri 1 Simri l Simri

Gattung.

Kernen

Dinkel

Haber

Roggen

Gerste

Bohnen

Linsen

Erbsen

Wicken

L-Ligirt, «-druckt und vcriegtvon A Welsch l Lacr.

Gewicht per Simri.

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