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Im Ganzen möchte ich für die übrigen Theile des Bezirks, also namentlich für een Wald, die FrühjahrspflanzungZ empfehlen, jedoch nur dann, wenn die Baumlöcher vor Winter gegraben werden, damit durch die Einwirkung des Frostes der Boden mild und porös und so sür die Wurzelfascrn zugänglich wird. Nicht eher darf aber der Baum gesetzt werden, als bis der ausgewor- sene Boden eine trockene, krümliche Bcschaffenheitj erlangt hat Bei trockener Witterung ist eine Einschlämmung der Wurzeln sehr zu empfehlen. Ich selbst habe in der angegebenen Weise in diesem Frühjahr unmittelbar vor Eintritt der großen Trockenheit im Mo­nat Mai 12 Bäume hier an die Straße gesetzt, wovon 11 in wenigen Wochen darauf die schönsten Triebe machten, und »Sr einer, in Folge äußerst schlechter Bewurzelung, auszubleiben scheint, während gerade in diesem Frühjahr da und dort ganze Reihen frisch gesetzter Bäume zu Grunde gingen , weil man ihre Ver­pflanzung eben in alt hergebrachter Weise ausführte.

Neuweiler, 16. September 1865.

El r o h.

TageSneu,gkeite».

Bei dem Brandsall in Würzbach am 3l. Juli haben sich laut ministerieller Bekanntmachung imSt A." durch Muth und THLtigkeit ausgezeichnet und werden deßhalb öffentlich belobt: Re­vierförster Schlaich in Naislach und sein Sohn Rudolph, Kauf­mann von dort, Seiler Ludw. Roller von Neubulach, Grmeinde- rath Krafst, Bauer in Würzbach, Schultheiß Schwämmle von Röthenbach und Johann Georg Luz, Bauer von Naislach und sein Sohn gleichen NameuS.

DaSGewerbeblatt" begrüßt die Lokalgrwerbcaussiellungr», wk sie namentlich in diesem Jahr in einer Mehrzahl von Städ­ten Württembergs abgehalten werden, als einen Beweis des Fortschritt« der vaterländischen Industrie, und macht dabei aus die Böblinger Gewerbeausstellung aufmerksam, welche in ihren Gegenständen ein sehr gelungenes Bild der Gewerbsthätigkeit des Bezirks biete, dessen Produkte nicht nur den lokalen Bedarf be­friedigen, sondern in einzelnen Zweigen auch auf dem großen Weltmarkt eine berechtigte Stelle einnehmen.

Auch in Saulgau wurde am l2. d. M. eine Bezirksge­werbeausstellung eröffnet.

Am 15. September starb zu Stuttgart nach jahrelangen schweren Lungenleiden Rechtskonsulent vr. Adolph Seeg er, Ab­geordneter des Bezirks Freudenstadt, 50 Jahre alt. Er war ei­ner der hervorragendsten Führer der liberalen Partei Württem­bergs.

Von derEchatz, l5.Sept. Ein großes Unglück ereignete sich gestern Nachmittag in einer der Baumwollspinnfabriken an der Echatz, In demselben Saale, in welchem früher ein junger Ar­beiter unter dem Spinnwagen erdrückt wurde, stieg der 20 Jahr alte L. von Untingen mit dem Schmieröl zur Transmission hinauf, zu der ungefähr anderthalb Fuß unter der Saaldecke sich hinziehen­den. in einer Minute 150 mal um sich selbst drehendensund mit­telst eines Riemens den unter ihr befindlichen Spinnwagen in Bewegung setzenden eisernen Walze; der Schließhaken der Riemen- icheibe erfaßte seine Blouse, wickelte diese schnell auf und schleuderte den Unglücklichen wohl über 200 Mal um die Walze herum, bis er endlich, nachdem die Maschine gestellt war, mit gebrochenen Armen und Füßen, mit eingedrückter Brust, von den Kleidern entblößt und bewußtlos auf dem Spinnwagen niederfiel. Noch aber kehrte ihm das Bewußtsein wieder so weit zurück, daß er über des entsetzlichen Unglücks Ursache Auskunft geben konnte. Zu seinem Glück verschied er nach Verfluß von einer Viertelstunde. Mögen hiedurch die Fabrikarbeiter aufs Neue zur Vorsicht ge­mahnt werden.

Heilbronn, 16. Aug. Heute traf die Nachricht hier ein,

daß vorgestern Vormittags in Adelsheim ein großer Brand 22 Gebäude, darunter die Post, das Rath- und das Amthaus in Asche legte. (Schw. M.)

Wien, ll. Sept. Der Karlsruher Zeitung wird geschrie­ben : Wie wir hören, ist mau hier bereits beschäftigt, das erfor­derliche Material zu sammeln, um wo möglich gemeinsam mit Preußen dem Bunde diejenigen Vorschläge zu machen, deren Ge­

nehmigung nach Anleitung des Gasteincr Vertrags als die Vor­bedingung der Erhebung Kiels zum Bundeshafen erscheint, d. h. die Einrichtung einer Bundesflotte formell in Frankfurt anzure­gen. Die Angelegenheit ist begreiflich noch durchaus im Stadium der ersten Vorbereitung, aber doch dürste man sich bereits so weit schlüssig gemacht haben, daß der eventuellen Bundesflotte die durch die Natur der Verhältnisse vorgezeichnete Dreitheilung in eiue Ostsee-, Nordsee- und Adriafiotte zuGrund zu legen sei, und daß in der Ostsee Preußen, in der Adria Oesterreich allein die Füh­rung zu übernehmen habe, in der Nordsee aber die Uebertragung der Führung einem jeweiligen speziellen Bundesbeschluß anheim- zugeben sei.

Wien, 18. Sept. I« mittelstaatlichei RegieruugSkretse» scheint sich eine Wandelung vorzubereiten, die namentlich den diesseitigen Absichten nicht entsprechen dürfte. Es beginnt näm­lich die Ansicht durchzudringen, daß e- unter den gegenwärtige« Verhältnissen zeitgemäß sei, mit Preußen Frieden zu machen, zu­mal von Oesterreich absolut nichts zu hoffen sei. Wahrscheinlich wird man schon binnen Kurzem mehr darüber hören.(Schw. M.)

Wien, 13. Sept. Interessant ist, wie das offleiöseVater­land^ die finanzielle Misere Oesterreichs beseitigt zu sehen wünscht. ES macht nämlich allen Ernstes den Vorschlag, hundert Börsen­männern und Aoufleuten ihr Eigenthum zu konfiSziren und da­mit die Schulden des Staates zu bezahlen. Letzterer könne ihnen eine Pension auswerfen. Dieses Mittel sei weitaus praktischer» als die Einziehung und der Verkauf der Kirchengüter.

Hamburg, 15. Sept. Die schleswig-holsteinische Telegra­phenstation ist in der letzten Nacht unerwartet der Hamburgischen Verwaltung übergeben worden, wodurch der seiner Zeit mit den Bundescommissären abgeschlossene Telrgrapheuvertrag faktisch voll­zogen ist.

8 atzeburg, 15. Sept. Heute wurde baS Besitzergreifung-« proklam Seiten Preußens veröffentlicht. Es heißt darin, der Kö­nig verspreche allen wohlerworbenen Rechten Schutz. BiSmarck wird zum Minister von Lauenburg ernannt und beauftragt, die Regierung nach de« lauenburgischen Gesetzen zu führen. Die Be­amten, welche den Eid der Treue leisten, werden bestätigt.

Neumünster, 13. Sept. Auf dem schleswig-holsteinischen Städtetag sind zwei Drittel der Städte und Flecken der Herzog- thümer vertreten. Die angenommenen Resolutionen sind den von den Ständeniitgliedern gefaßten ähnlich.

Kiel, 15. Sept. Frhr. v. Gabelenz hat seine Antrittspro­klamation erlassen, worin es unter Anderem heißt: Ich hoffe als kaiserlicher Statthalter dasselbe Entgegenkommen, welches die kai­serlichen Fahnen fanden. Mit voller Zuversicht zähle ich auch dießmal auf Euer» erprobten, besonnenen Charakter und Euern Sinn sür Gesetzlichkeit. Diese zuversichtliche Hoffnung erleichtert mir die Uebernahme der jetzigen Mission, deren Schwierigkeiten ich nicht verkenne, Schwierigkeiten, die jedoch durch Eure ruhige, von wahrem Patriotismus beseelte Haltung überwunden werden können. Mit aller Entschiedenheit will ich meinerseits unter Euch die so hoch ausgebildete Selbstverwaltung aufrecht erhalten und vor Allem die Landeskinder dabei Mitwirken lassen. Ich verspreche Euch gewissenhafte Anwendung der bestehenden Gesetze, möglichste Förderung Eures geistigen und materiellen Wohls, energischen und schnellen Vollzug in der Verwaltung, strenge Handhabung unparteiischer Rechtspflege. Den Befugnissen entscheidender Poli­tik fernstehend, beseelt mich allein der Gedanke, jedem Parteige- tricbe fremd, unabläßig nur die Entwicklung der Landeswohlfahrt anzustreben und, durch das Vertrauen der Bevölkerung gestützt, ihren berechtigten Wünschen entgegcnzukommeu.

Rendsburg, 15. Sept. May ist gestern unter militäri­scher Bewachung in einem verschlossenen Wagen südwärts trans- portirt worden, cs heißt nach Friedrichsort, wo er vorläufig bleibe.

Schweiz. Am 13. Sept ist das schöne Dorf Travers im Kanton Neuenburg mit Schloß und Kirche fast ganz abgebrannt und doch war es ganz ans Stein gebaut. Es seien bei 1000 Einwohner obdachlos. Man vermuthet Brandstiftung, da auch im benachbarten Dorfe Auvernien ein Haus angezündet und ähnlE ches Unglück verschiedenen Ortschaften schriftlich angedroht wor-