über diese Verwendungsgesuche zur Tagesordnung überzugehen; die Kammer stimmt nach längerer Debatte, in welcher die Miß- stände unserer Verwaltungsjustiz namentlich vom Abg. Tafel un­erbittlich aufgedeckt werden, bei. Ebenso tritt sie einstimmig (mit 71 Stimmen) dem weiteren Anträge der Commission bei, an die Regierung die Bitte zu richten, die Verhältnisse der sogenannten gestiftetenÄlmosen, kraft welcher einzelne Gemeinden jährliche Bei­träge aus der Staatskasse zur Unterstützung ihrer Armen zu be­ziehen hatten, einer nähern Prüfung zu unterwerfen und nach Maßgabe der Ergebnisse einer solchen Untersuchung die entspre­chende Verfügung mit billiger Rücksichtnahme aus die betr-ffenben Verhältnisse zu treffen. Endlich wurde jmit 70 Stimmen gegen die eine des Grafen v. Bissingen auch der von Tafel, Holder und Probst eingebrachte Antrag angenommen, dahin gehend, die Regierung zu ersuchen, sie möchte Einleitung treffen, daß alle Streitigkeiten in Betreff öffentlichen Rechtes künftig nur an Be­hörden mit richterlicher Unabhängigkeit, beziehungsweise an die ordentlichen Gerichte überwiesen werden. (Schw.VZ.)

Die Stuttgarter Tuchmesse beginnt dieses Jahr am 22. August und währt 3 Tage. Mit der Tuchmeffe wird ein Woll­mar» in der bisherigen beschränkten Weise verbunden.

Sulz, 27. Juli. In letzter Nacht nach 10 Uhr ist der mit

3 Pferden bespannte Postomnibus, ,der von der Eisenbahnstation Eyach nach 8 Uhr abfährt, vor Dettingen mit 12 Passagieren Lurch das Scheuwerden der Pferde in Folge eines Gewitters einen 10'-hohen Rain hinabgestürzt, wodurch die durchgängig aus Männern bestehenden Passagiere einige meistens leichtere Verle­tzungen erlitten- haben. . (Schw.^M.)

Bracken hetin, 27. Juli. In Folge der tkbpischen Hitze sind hier und aus dem Lande dieser Tage einige Personett nach wenigen Stunden ein Opfer der Brechruhr geworden. (Schw. M.)

Heilbron», 28. Juli. Im Hundsberg wurden heute voll­kommen reise Clevnertrauben gefunden.

Frankfurt, 27. Juli. In der heutigen Buntesla^ssitzung stellten Baiern, Sachsen und Hessen-Darrnsladt den Antru'g be­treffend die Einberufung der schleswig-holsteinischen Stände^ der Aufnahme Schleswigs in den Bund und der Uebernahme -ded' Kriegskosten durch den Bund. Der Anrrag wurde dem holsteini­schen Verfassungsausschuß überwiesen.

r Dresden, 26. Juli. Das erste deutsche Sängerbundesfest ist glücklich zu seinem Ende gejührt worden. Der feierliche Klang der Glocken, welcher seinen ersten Akt. die Weihe der Bundesfahne, eingeläutet hatte, verkündete in der vergangenen Stacht um > 2 Uhr den Sängern wie den Bewohnern Dresdens, daß die Festeszeit abgelaufen sei. Herzliche Abschiedsreden wechselten noch in der' Festhalte; auch eine der Festjungfrauen sprach ein tiefempfunde­nes Gedicht. Endtich erschollen die Klänge von Arndts Vater- landslied zum letzten Male^ und mit einem Hoch aufs Vaterland unter Kanonendonner und Glock ngeläute schloß die Feier.

Dresden, 23. Juli. Zu den Schilderungen des Sänger- festes liefert dasDresdner Journal" folgenden kleinen humori­stischen Beitrag: Durch die öffentlichen Anschläge ist dem Publi­kum bereits bekannt, daß die hiesige Polizeidirektion das gegenwär­tige Sängerfest mit größter Bereitwilligkeit unterstützt. Weniger bekannt durste es aber sein, daß die Polizeidireksion einzelne Särr- gerfestgäste auf den Bahnhöfen begrüßen und in die für sie be­stimmten Quartiere begleiten läßt, und daß im Polizeihause selbst «irrige Gastzimmer in Bereitschaft gehalten werten So wurden heul am Leipziger Bahnhof ein Herr und eine Dame, welche mit dem Berliner Zug gekommen waren, in Empfang genommen und in die ihnen bestimnnen Wohnungen im Polizeihause gebracht. Allerdings sind diese Wohnungen nicht so ganz tvmfortabel einge­richtet wie manche andere Sängergastquatiere, und ihre Benutzung ist mit der Unannehmlichkeit verbunden, daß der Gast keinen Schlü­ssel bekommt, und daher nur dann ausgehen kann, wenn ihm auf­geschlossen wird. Deshalb woüren auch die beiden heutigen Ber­liner Gäste von der ihnen angeborenen Gastwchnung im Polizei­hause durchaus keinen Gebrauch machen. Die Oclrzei aber ging iu der Gastfreundschaft soweit, daß sie den beiden Fremden er klärt: sie, bis zum Schlüsse des Sänaerscstes in treue Pbhut zu -nehmen und Hann sogar wieder an die Eisenbahn bringen zu las­

sen, damit sie den zu ihrer Rückreise bestimmten Zug ja nicht ver­säumen. Solche Aufmerksamkeit von Seiten des Ouati> rgebers können freilich nur gute Bekannte erwarten;gute Bekannte" waren aber die beiden Fremden, sie sind renomirte Taschendiebe, welche die Freuden des Sängerfestes nach ihrer Art mitgenießen wollten, und nicht geahnt hatten, daß hier Vorkehrungen getroffen sind, um so distinguirte Gäste, auch wenn sie von weither kommen, mit dem ihres Standes würdigen Ceremoniell zu empfannen.

Weimar, 2st. Juli. DieWeimarische Zeitung" sagt, es sei Aussicht auf eine Zusammenkunft der Monarchen Oesterreichs, Preußens, Baierns und Sachsens in Salzburg. (Das Gleiche wird derKöln. Z." gemeldet.)

Berlin, 28. Juli. Die hiesige Gemeinde des allgemeinen deutschen (Lassalle'schen) Arbeitervereins wurde auf Grund des Vereinsgesetzes polizeilich geschlossen und sind Versammlungen bis aus Weiteres untersagt.

In Magdeburg ist der allgemeine deutsche Arbeiterverein durch polizeiliche Verfügung aufgelöst worden, weil er ein politi­scher Berein^und mit andern Vereinen in Verbindung getreten sei.

Kiel, 29. Juli. Die Kieler Ztg veröffentlicht zwei Pro­teste des Herrn v. Halbhuber gegen die Verhaftung des Herrn May und die Ausweisung des Herrn Freese. Die Kieler Stadt­behörden haben beschlossen, bei der Obercivilbehörte eine Be­schwerde einzureichen.

Altona, 27. Juli. Dem Vernehmen nach erfolgte die Verhaftung des Dr. May auf Grund seines preußische r Unter- thattenverhältnisses in der Absicht, ihn wegen der Ausschreitung der von ihm redigirtenSchlesw.-Holst. Zeitung" gegen Preußen zur Verantwortung vo.r preußischen Genauen zu ziehen.

Eine Wiener. Cvdrespondenz, die für besonders gut unter­richtet gilt, berichtet unterm 25. Juli:Wie wir soeben hören, wird Oesterreich, wenn es nickt bereits geschehen ist, in der aller­nächsten Zeit einen Termin bezeichnen, bis zu Lessen Ablauf es sich an die Zugeständnisse, die es in der Herzogthümersrage Preu­ßen gemacht, noch gebunden halten werde, Sollte bis zu jenen Termin die von hier aus gebotene Grundlage einer Verständi­gung nicht formell angenommen sein, so würde cs seinerseits mit holler Freiheit und lediglich nach Maßgabe seiner kigrnenjJnte-

ressHN seine weiteren Entschließungen fgssrne' Wenn es nicht zu

sehr 'gt^en den Respekt liefe, zwei Großmächte mit zwei einander feindlich gegenüberstehenden Naturburschen zu vergleichen, so möchte man diese L?itthei!ung aus dem diplomatifchen ungefähr solgen- dergcstalt ins Handgreifliche interpretiren: P. hat lange schon die Aermel aufgekrämpt und sich bereits mehrmals demonstrativ in die Hände gespuckt; nun sängt O. an sich gleichfalls die Aermel auszukrämpen. Das wäre ungefähr) um wieder im höheren po­litischen Zeitungsstyl zu reden,- das Bild der augenblicklichen Si­tuation.

Wien, 29. Juli. Die heutige amtlicheWiener Zeitung" bringt sechszehn kaiserliche Handschreiben vom 27. Juli. Nach denselben sind die HH. v. Schmerling, v. Mccsery, v. Plener, v. Lasser undHein aufihreBitte ihrerMinisterposten unter Anerkennung ihrer treuen und eifrigen Dienste enthoben. Hr. v. Schmerling ist zum ersten Präsidenten des obersten Gerichtshofes, Gras Bel- credi zum Staatsminisler ernannt und mit der Leitung der ge- gesammten politischen Verwa'tung aller nicht zur ungarischen Krone gehörigen Länder betraut, demselben auch der Vorsitz im Ministerrath und die provisorische Leitung des Pclizeiministeriums Übertrages Hr Komers iit zum Justizministcr, Graf Larisch zum Finanzminister ernannt. Die HH v Lasser, v. Ncichenstein und v. Kalchberg sind bleibend pensionirt, Letzterer unter Verlei­hung des Großtreuzes des Franz-Joseph Ordens. Hr v. Plener ist unter Vorbehalt der Wiederverwendung zeitlich pensionirt. Die HH. v. Mecsery, Hein und v. Burger sind zur Disposition gestellt. Das Mariucministenum ist.ausgelöst, die Kriegsmarine dem Kriegsminister unterstellt Graf v. Mensrorff ist auf sei» Ansuchen des Vorsitzes im Ministerralt) mit Vorbehalt des ihm zukommenden ersten Ministerranas enthoben. Hr. v. Holzgeihan ist zum Staatsrathe ernannt.

In Triest sind am 2l. Juli zwei Cbylerasälle vorgekommen.

Italien. Floren,. 27 Juli. AuS A ncon a wurden un-