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660, 1296, 1551, 1893, 1905, 2114, 2370, 2657, 2844, 3248, 3288, 3606, 3697. 3723, 3886, 4244, 4454, 4480, 4545, 4681, 4859. Gewinnziehung am 15. Juni 1865.

_ Berlin, 21. Mai. Der neue, von Wien aus gemeldete

mittelstaatliche Antrag am Bunde soll schon vor einiger Zeit von dem Minister Herrn v. Brust angeregt worden sein. Man be­zweifelt. daß es jetzt dazu kommen werde. Die Annahme des österrelchischen Handelsvertrages im Abgeordnetenhause gilt für gesichert. Sämmtliche jetzt in Verhandlung begriffene Handels­verträge werden voraussichtlich am 1. Juli in Kraft treten.

Berlin, 22. Mai. Die Budgetcommission des Abgeordne­tenhauses nahm in Berathung der Staatsschatzverwaltung ein­stimmig die Anträge des Referenten Reichenheim an, dahin gehend: Die geschehene Entnahme auS dem Staatsschätze ohne die gesetz­liche Ermächtigung durch die Landesvertretung ist verfassungswid­rig; das Staatsministerium ist für die entnommenen jBeträge verantwortlich; die Decharge für die Staarsschatzverwaltung von 186062 ist nicht zu ertheilen.

Berlin, 23. Mai. In der Budgetkvmmisfion erklärte der Regierungs-Kommissär, daß Preußen auf seinem Vorschläge wegen Einberufung der Stände der Herzogthümer beharre. Das Inte­rim solle fortdauern, bis der Herzog die preußischen Forderungen angenommen habe.

Hr. v. Zedlitz, der preußische Civilkommissär in den Herzog-

thümern, hat neuerdings über Hrn. v. Halbhuber Klage geführt. Man will sogar wissen, daß er sein ferneres Verbleiben in den Herzogthümern von der Abberufung des österr. Civilkommissärs abhängig gemacht habe, da seine Differenzen mit Herrn v. Halb Huber nicht mehr zuertragen" seien. (Schw. M.)

Rostock, 14. Mai. Der Arbeiter- und Diensibvtenmangel benimmt den Junkern alle Prügelgelüste und beweist ihnen, wie unzeitgemäß ihr Prügelgesetz war. Sie müssen froh sein, wenn sie für hohen Lohn Arbeiter und Dienstboten bekommen, wie aus einer ausführlichen Mittheilung derRostocker Zeitung" erhellt.

Wien, 18. Mai. Wie wir vernehmen, soll eine Ordre des Kriegsministeriums die letzthin beschlossenen Reduktionen bei der Armee in Venetien unter Benedek's Oberbefehl bis auf Weiteres sistiren. Ob die Politik und speziell die Verhältnisse in Italien daran die Schuld tragen, ist vorläufig noch ganz unklar.

Wien, 20. Mai. Unterhaus. Die Verhandlungen über den Handelsvertrag mit dem Zollverein gingen heute zu Ende. Alle Vertragsanträge wurden abgelehnt und der Vertrag mit großer Majorität genehmigt.

Belgien. Brüssel, 17. Mai. Die Befürchtung, daß es den Aerzten des Königs zwar gelingen würde, die Leiden der Wassersucht, aber keineswegs die Ursachen dieser Krankheit zu beseitigen, bestätigt sich leider vollkommen, trotz der scheinbar gün­stigen Anzeigen. Gestern und heute hat der König sich von Neuem der Punktion unterwerfe» müssen, durch welche man sein für das Land so werthvolles Leben zu fristen versucht. Ohne eine uner­wartete günstige Wendung ist die Auflösung über kurz oder lang nur zu sehr zu befürchten.

Frankreich. Paris, 21. Mai. DerMoniteur" veröffent­licht die letzten Nachrichten aus Amerika und bemerkt dazu: Die Besorgnisse, zu welchen Gerüchte über die Mannöver von mexi­kanischen Rebellenagenten in den Vereinigten Staaten Anlaß ge­geben, werden ohne Zweifel durch unfern neuen Vertreter in Washington zerstreut werden. DiePatrie" glaubt zu wissen, die Regierung werde nöthigenfalls gegen amerikanische Freiwillige, welche nach Mexiko gehen wollten, energische Maßregeln ergrei­fen. Frankreich werde nicht dulden, daß Abenteurer ein unter französischem Schutz stehendes Land angreisen. Der neue Ma­rinestationskommandant an den Westküsten Amerika's, welcher nach der Rückkehr des Kaisers abreisen wird, werde Instruktionen erhalten, um Unternehmungen etwaiger Nachfolger von Lopez und Walker nach dem Völkerrecht und dem Seerecht zu behandeln. Der Kaiser befindet sich wohl. Man kündigt seine Rückkehr nach Toulon für das Ende des Monats an. Das englische Mini­sterium soll, wie dasPays" vernimmt, in seiner letzten Sitzung beschlossen haben, auf das Verlangen des Cabinets von Washing­ton, Laß die nach Canada geflüchteten Consöderirten an die Union

ausgeliefert würden, eine kategorisch verneinende Antwort zu er­theilen. 22. Mai. DiePatrie" modifizirt ihre gestrigen Nach­richten aus Mexiko; sie sagt: der neue Kommandant an den WestH küsten Amerika's werde keinenfalls eine Ausnahmsmission oder andere Befugnisse als sein Vorgänger haben.

Schweiz. Bern, 17. Mai. Ueber die Verhandlungen der Zollkonferenz in Stuttgart verlautet, daß der Widerstand gegen Einverleibung des Niederlassungsvertrages mit der Schweiz in den Zollvertrag hauptsächlich von Baiern ausgegangen sei, und daß dieses lieber aus den Zollvertrag verzichten, als in demselben auch die Niederlassung geordnet haben wollte. Andrerseits setze dagegen Württemberg mehr Werth auf den Niederlaffungsvertrag. Man sei nun auf den Ausweg gekommen, zwei Verträge, einen Zoll- und einen Niederlassungsvertrag, auszuarbeiten und den Beitritt zu letzterem den einzelnen Staaten, welche noch keine Gewerbefreiheit haben, freizustellen, überzeugt, daß sie nicht mehr lange Widerstand leisten können. Die große Mehrzahl der Staa­ten würde aber dem Niederlassungsvertrag sofort beitreten und in dieser Voraussetzung würde den schweiz. Abgeordneten Vollmacht zur Unterzeichnung desselben ertheilt, insofern man ihnen in eini­gen andern Punkten entgegenkommt.

Italien. Der Papst und der König Victor Emanuel wollen gute Freunde und getreue Nachbarn werden. Der französische Gesandte hat die Vermittlerrolle übernommen. Die September- convcntion soll zu Grunde gelegt und darauf fortgebaut werden. Kladderadatsch bringt darüber ein Bild und singt dazu: Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß als heimliche Liebe, von der Keiner nix weiß.

Amerika. Newyork, 11. Mai. Die Juarez'schen Wer­bungen sind erfolgreich. Die Angeworbenen erhalten Behufs an­geblich friedlicher Niederlassung in Sonora 1000 Dollars und 1000 Acres Land. Der New-Zork-Herald schreibt: Es soll eine bedeutende Summe subscribirt sein, um 25,000 ^Auswanderer unter Rosenkranz abzuschicken. Die nordamerikanische Regierung verhält sich neutral. Die Presse der republikanischen.(Regierungs-) Partei bekämpft den Werbungsplan als einen Demokratenplan, welcher dahin ziele, die Ver. Staaten in einen Krieg mit Europa zu verwickeln. Halleck erklärt Jeden, der nach dem 20. Mai noch bewaffnet in Lirginien und Nordkarolina betroffen werde, für vogelfrei. Stanton entläßt alle Kriegsgefangenen unter Oberst Rang, wofern sie vor Richmonds Fall sich zum Treuschwur bereit erklären. Präsident Johnson verkündigt die Wiederher­stellung der konstitutionellen und republikanischen Regierung des Staats Virginien. 13. Mai. Der Rebellengeneral Dick Tay­lor hat sich ergeben. General Kirbh Smith fordert seine Solda­ten zur Fortsetzung des Kampfe- auf. Der Courier des Etats Unis sagt, die Begeisterung für den Man der Auswanderung nach Mexiko sei im Abnehmen, und versichert, Seward werde die Neutralitätsgesetze aufrecht erhalten. Die Anwerbungen für Me­xiko dauern indessen fort. Grant's und Sherman's Armeen find in Washington angekommen. Das Verhör gegen Booth's Mitverschworene wird bei verschlossenen Thüren fortgesetzt. DieFreib. Z." bringt ein Telegr. aus Frankfurt, wornach der Präsident des rebellischen Sonderbundes, Jefferson Davis, gefangen wäre; doch hat diese Nachricht bis-jetzt noch keine weitere Bestätigung gefunden.

Eine wichtige Reform bereitet sich hinsichtlich der Mode der Damenkleider vor. Die vornehmen Pariserinnen tragen seit Be­ginn der schönen Jahreszeit bei ihren Vormittags-Promenaden keine langen Schlepp-Roben mehr, sondern kurze Kleider. Man ist end­lich zur Einsicht gekommen, schreibt ein Pariser Correspondent, daß es nichts Unpassenderes für eine Dame gibt als ein langes Kleid, welches Schmutz, Cigarrenstummel u. dgl. von den Trottoirs, den Straßen nnd Alleen wegzukehren bestimmt scheint. Von jetzt ab bleiben die langen Roben aus die Salons und die The- ather beschränkt.

Die größte Eisenbahnbrücke in der Welt soll in "England bei Chewstow über den Severn gebaut werden. 2'/- Meilen lang, muß sie in solcher Höhe über den Fluß aufgeführt werden, daß