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Schiffe mit Masten von 122 Fuß ungehindert darunter passiren können. Die veranschlagten Baukosten belaufen sich aus 980,000 Pfd. St.
Di-e Japanesen fangen an, den Gebrauch, sich den Leib mit einem Säbel aufzuschlitzen, den ihnen der Kaiser zu diesem Zwecke sendet, nicht mehr für ergötzlich zu halten, im Gegentheil, sie finden ihn sehr unangenehm, sollte selbst der Säbel ein Wunder von Pracht und Kunst sein. Wir erzählen zum Beweise einen kleinen Norfall, dessen Entwicklung uns ausnehmend gefällt: Der Kaiser von Japan hatte Grund, mit einem seiner Ofsiciere sehr unzufrieden zu sein, und sandte ihm Len berühmten Säbel, mit welchem die Japaneser sich den Bauch an dem Tage auszuschlitzen pflegen, der, wenn auch nicht gerade der schönste, so doch der letzte ihres Lebens sein soll. Es ist Ließ eine Art von Ehrendegen, der wohl verdient, eben denen der^Herren Prudhomme und Liszt genannt zu werden. Da dieser Ofsicier einen hohen Rang bekleidete und bis dahin seinem Fürsten nur Grund zur Zufriedenheit gegeben hatte, so sandte dieser ihm, um so viel als möglich die Wirkung dieses unangenehmen Befehls zu mildern, dnrch seinen ersten Minister einen seiner eigenen, mit Diamanten geschmückten Säbel. Der Ofsicier empfing den in Rede stehenden Gegenstand. Er wußte;, was er zu thun und wie er ihn zu gebrauchen Labe. Nachdem er das Instrument seiner Bestrafung ehrfurchtsvoll betrachtet, verläßt er ruhig sein Haus, geht zum Hasen,^besteigt ein eben nach Havre segelndes französisches Schiff, macht eine glückliche Fahrt, kommt in Paris an und verkauft seinen Strafsäbel an einen Händler für 150,000 Frs.
Mit in das Grab.
(Erzählung von Friedrich Friedrich.)
. (Fvrlüchumj.)
Der Rittmeister empfahl sich nach kurzer Zeit, ohne daß er vom Richter eine einzige bestimmte Antwort in Bezug auf Auguste erhalten hatte. Mißstimmung hatte ihn erfaßt. Hätte er erfahren, daß ein scharf begründeter Verdacht gegen Auguste vorliege, so hätte es ihn nicht unangenehmer berühren können. Er wäre dann im Stande gewesen, einen bestimmten Entschluß zu fassen und seine ganze Lage, seine peinigenden Verhältnisse drängten ihn zu einem Entschlüsse.
Nur mit äußerster MüheUatte er seine Gläubiger bis jetzt nicht befriedigt, sondern nur hingehalten. Er hatte ihnen Versprechungen gemacht, um ihre Geduld dadurch zu erkaufen, diese Geduld war aber jetzt zu Ende und kein einziges der Versprechen war er im Stande zu erfüllen.
Immer noch hatte er gehofft, sich mit Ehren aus diesen peinigenden Verhältnissen ziehen zu können — diese Hoffnung mußte er aufgeben. Mit Bestimmtheit sah er das Gewitter immer näher und finsterer Hereinbrechen. Ging nur ein einziger seiner Gläubiger ungeduldig und rücksichtslos gegen ihn los, dann folgten auch die übrigen, da es dann das Streben eines Jeden sein mußte, von seinen Forderungen so viel zu retten, als zu retten war.
Alles mußte zusammenbrechen und alsein Bettler stand er dann da, wenn es nicht noch schlimmer für ihn wurde, wenn er nicht selbst in das Schuldgefäugniß gesetzt wurde, denn seine Schulden waren größer als der Werth seines Gutes.
Auguste hätte ihn retten können, er wagte indeß nicht sich ihr zu entdecken, denn nur zu sicher befürchtete er, daß sie die Verbindung mit ihm aufgeben werde, wenn sie Len ganzen zerrütteten Zustand seiner Vermögensverhältnisse erführe. Schon mehrere Male hatte er den Wunsch einer baldigen Lerheirathung gegen sie ausgesprochen, stets hatte sie diese hinausgeschoben.
Zu dem Richter hatte ihn ein anderer Grund geführt, als er demselben angegeben hatte. Angustens Benehmen war ihm nach Grunerts Tode bei verschiedenen Veranlassungen aufgefallen. Auch er hatte Verdacht geschöpft, daß sie in irgend einer Weise mit der Ermordung des Försters in Verbindung stehe, wenn er auch nicht daran dachte, daß sie selbst die That begangen haben rönne. Hätte ihm der Richter diesen Verdacht bestätigt und irgend einen Beweis dafür an die Hand gegeben, so würde er in sie gedrungen
Äcdizirt, geLiuckl uns vcrier
sein, mit ihm zu entfliehen, um allen Übeln Folgen zu entgehen. Sie besaß Vermögen genug, daß sie beide in einem andern Lande davon leben konnten.
Auch Ließ Ziel hatte er nicht erreicht.
In Gedanken versunken, die Brauen finster zusammengezogen, grollend mit sich selbst und seinem früheren Leben, das ihn in diese peinigenden Verhältnisse gebracht hatte, verzweifelnd an eine bessere Zukunft schritt er über die Straße der Wohnung seines Advokaten zu, welcher der einzige Mensch war, der seine ganzen Verhältnisse und deren rettungslosen Zustand kannte.
An ihn hatte er sich stets gewandt, wenn er Geld bedurfte, und auch jetzt hatte er ihm den Auftrag gegeben, ihm eine Summe zu verschaffen, deren er nothwendig bedurfte, um seinen ungeduldigsten Gläubiger für einige Zeit zufrieden zu stellen.
In einer engen Seitengasse trat er in ein kleines fast ärmliches Haus ein. Hier wohnte sein Anwalt, der allein davon lebte, daß er in solchen Fällen Geld auftrieb. Es war ein finsteres und fast schmutziges Zimmer, in welches der Rittmeister trat. Ein langer hagerer Mann erhob sich bei seinem Eintreten aus einem großen Lehnsessel, das war der Advokat Faber.
„Haben Sie das Geld mir verschafft?" fragte der Rittmeister, ohne auf Len Gruß des Advokaten anders als mit einem stummen Nicken des Kopfes zu antworten.
„Es ist mir bis jetzt unmöglich gewesen," erwiederte Faber. „An Geld fehlt es nicht, aber die Leute verlangen Sicherheit, und diese-—." Er beendete seine Worte nicht.
Ohne die Aufforderung des Advokaten abzuwarten, warf sich der Rittmeister aus einen Stuhl. Sein ganzes Auftreten zeigte, daß er hier bekannt war und sich ohne den geringsten Zwang geben konnte.
„Ich muß die Summe haben," fuhr er fort. „Ich muß sie bald haben, oder es bricht Alles über mir zusammen."
„Ich weiß — ich weiß," erwiederte der Advokat, und dennoch", fügte er mit Achselzucken hinzu, „dennoch ist es mir unmöglich gewesen, sie zu beschaffen."
„Selbst gegen hoheZinsen nicht? Ich bin zu den höchsten bereit."
„Auch unter Liesen Bedingungen nicht. Wer hohe Zinsen verspricht, erregt schon Verdacht, daß seine Verhältnisse nicht die geordnetsten sind. Die Leute sind dann doppelt vorsichtig, ziehen vorher die genauesten Erkundigungen ein, und Sie wissen . . .!"
Wieder ließ er die letzten Worte fort. Der Rittmeister wußte indeß vollkommen, was er hatte sagen wollen, daß ihm Niemand Geld leihen werde, der vorher über seine Vermögensverhältnisse sich genauer unterrichtet hatte.
Den rechten Fuß schaukelnd saß er da. Dieß Schaukeln verrieth seine innere Unruhe und Verzweiflung. Vergebens hatte er seinen Kopf angestrengt, einen Weg zu finden, auf dem er noch einmal aus der bedrängten Lage sich retten könne. Auch jetzt sann er wieder darüber nach, aber ebenso erfolglos.
„Haben Sie nicht erwähnt, daß ich eine reiche Braut habe," sprach er endlich, „daß ich bald in den Verhältnissen sein werde, Alles zu bezahlen?"
„Gewiß habe ich das gesagt," eutgegnete der Advokat. „Wie ich Ihnen schon kürzlich sagte — ich verschaffe Ihnen soviel Geld als Sie wünschen, wenn Sie mir eine Bürgschaft Ihrer Braut bringen."
Der Rittmeister sprang ungeduldig und aufgeregt aus.
„Ich habe Ihnen bereits gesagt, Laß das nicht geht!" rief er. „Sie kommen immer und immer wieder daraus zurück. Ich will es nicht und — ich kann es nicht."
Er ging im Zimmer auf und ab.
„Können Sie nicht von Ihrer Braut uuter dem Vorwände irgend eines gemeinsamen Unternehmens, das Sie ihr ja im günstigen Lichte rarstellen können, die Summe erhalten?" warf der Advokat ein.
„Nein", erwiederte der Rittmeister kurz, ärgerlich. „Sie läßt sich in kein Unternehmen ein", fügte er ruhiger hinzu. „Sie zieht in allen Fälle» ihren Advokaten zu Zlathe und der wieder- räth ihr entschieden jedes Unternehmen. Sic ist vorsichtig, ja ängstlich mit ihrem Vermögen!"
Ter Advokat schwieg._ (Forts, folgt.)
t von A. DrtsLIägri.