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erhängte. Die beiden verwechselten Personen sollen wirklich eine solche Aehnlickkeit gehabt haben, baß selbst ein Mutterauge sich täuschen konnte. XD. V-)
— München, 16. März. Das Ministerium hat vorgestern bcn Beschluß gefaßt, allen hier noch anlangenben Polen, wenn sie Arbeit fluven. Len Aasenihalt dahier zu gestatten und von den früher gestellten polizeilichen Vvrsorderuugen abzusehen.
— Wien, 14. Marz Freih. v Lübeck und Gras Lloome, unter Gesandter in München, sind gestern Pormittag von dem Kaiser in besonderer Audienz empfangen worden. lieber die Aufschlüsse, welche diese beiden Diplomaten gemacht haben, ist Genaues noch nicht bekannt geworben. Im Allgemeinen vernimmt man nur, daß der Bundesprasibialgesandte die Erlangung der Mehrheit am Bunde für einen von Baiern aufzustellenden, die Erbfolge in Holstein betreffenden Antrag jüc gewiß hält, wenn Oesterreich sich im Vorhinein verpflichtet, ihn zu unterstützen. Graf Bloome wirkt hier gegen Preußen und für die Verständigung mit den Mittelstaaten. Wie es scheint, spricht aus ihm der Einfluß Herrn v. d. Psordtens.
— Wien. 17. März. Es gebt das Gerücht, Schmerling habe seine Entlassung eiugereicht. Man spricht von Verhandlungen mit dem Grafen von Beleredi und dem Frvrn. v. Poche wegen Ueber- nahme des Staatsministeriums. — Nach der „Fr. Pstztg." dagegen ist die Nachricht von einem Winistcrwechsel eine ganz grundlose.
— Wien, 18. März. In der gestrigen Sitzung des Finanz
ausschusses lehnte derselbe bei Fortsetzung der Berathung de» Finanzberichtes einstimmig die Erhöhung der Couponssleuer ah. Minister Plener stellte eine umfassende Darlegung der Finanzlage und einen großen Finanzplan in Aussicht. >
— Der Frankfurter Schützenverein bat beschlossen, auf dem Schützentag in Bremen zu beantragen, daß künftighin daS beutsche Schützenfest alle 3 Jahre stausinren solle, damit dasselbe mit dem Turn- und Gesangfest nicht collidire.
— Frankfurt, 17 März. Die Ablehnung der preußischen Forderungen durch Oesterreich Hai allem Anschein nach bereits Gegenmaßregeln Seitens Preußens hervorgerusen; der Abreise des Baron Lübeck nach Wien ist die Abreise bes Herrn v. Saviguy nach Berlin gefolgt, und ferner telegraphirl man gestern der „Köln. Zig." aus Berlin: „Neue unerwartete Einwände gegen den Abschluß des Zollvertrages mit Oesterreich sind erhoben worden, wenn auch nur in Einzelheiten. Die Versendung des Entwurfs an die Zollvereinsregierungen war thatsäeblich angeordnet, unterblieb indessen dem Vernehmen nach aus Anordnung von Seiten des Ministeriums. Tie Unterzeichnung des Vertrags ist nunmehr wieder in's Unbestimmte hinausgefchoben."
^— Der preußische Bundestagsgesandle v. Savigny wurde nach Berlin berufen und wurde bald nach seiner Ankunft vom Ministerpräsidenten empfangen.
— Berlin. 16. März. In einigen offiziösen Korrespondenzen
hat es seit Kurzem von dem zu oklroyireuden Budgelgesetz gespuckt. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wägte Ler Abg. Wagener dieselbe Prophezeihung, die energische Proteste gegen das Ansinnen eines solche» Staatsverbrechens von allen Seiten hervorrief. (Schw. M.)
— Breslau, 14. März. Ter schlesische Graf Hoverden hat aus seinem Gute (oder Gütern) eine Einrichtung getroffen, welche, so dürftig sie auch als Beginn einer Socialreform für ländliche Arbeiter sein mag, doch bei der großen Stille äus dem Gebiete bemerkt zu werden verdient Er bezeichnet diese Einrichtung als „Ancheilswiribschäst" und sagt darüber Folgendes: „Ich habe nämlich eine ansehnliche Ackerfläche an angesessene Torswitthe unter Bedingungen verpackte!, deren wesenckickste darin besteht, daß die Pächter den Acker im Dreiselderturnus bestellen, besäen und ernten, die rolle Ernte an Halm-, Hülsen- und Wurzeifrüchten aber mit mir zu gleichen Thnlerr checken. Brachweide und Kleenutzung gekört den Pächtern Ans diese Art erziele ich eine Pacht, welche prn rata ken Ertrag meines übrigen Feldes übersteigt, und die Pächter b.finden fick so wohl, daß r.n Kündigung, die jedem Theile freistem, von ihrer Seile nie gedacht wurde."
— Der Altouaer „Merkur" bringt aus der Stadt Schleswig die Nachricht, daß binnen Kurzem nack dem Herzegthum Schles-
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wig mehr Militär verlegt werden und nächstens eine Bauern- voigtversamuckung. die Maßregeln zur Unterbringung der Truppen becalheu werte.
— Kiel, 17. März. Die „Kieler Ztg." meldet: Eine Deputation von Kaufleuten und Industriellen hat den Civil-Commis- sare» eine gestern in Schleswig beschlossene Denkschrift über den Nolbstand des Handels und der Industrie bei der Fortdauer de- Promsoriums überreicht.
Türkei. Bukarest, 14 . März. In Folge des eingctrete- nen Thauwetters sind die ungeheuren Schneemassen geschmolzen, und ist eine noch größere Ueberschwemmung als die des vergangenen Sommers eingelreten; halb Bukarest ist unter Wasser.
Mit iu das Grab.
(Erzählung nun Friedrich Frledrich.i (Fornchimg-l
Es schien dem Richter in dem Benehmen der beiden Männer bei diesem Vorfälle zu viel Ucberlegung zu liegen. Sicherlich waren beide erschreckt gewesen, als sie den Todten gesunden — er selbst Halle können nicht mit mehr Vorsicht handeln.
Ein Verdacht wollte in ihm aussteigen; mit Gewalt drängte er ihn zurück, noch batte er.ja nicht den geringsten Anhaltspunkt gefunden und er durfte sein Urtheil nicht zu früh gefangen nehmen lassen.
Er bat jetzt den Arzt, mit der Untersuchung des Todten zu beginnen. Dieser war bereits dickt an denselben herangelretc» und halte ihn genau beobachtet, ohne ihn zu berühren.
„Ein Selbstm-rd scheint nicht vorzuliegen," sprach, er.
„Woraus stützen Sie Ihre Meinung?" warf der Richter fragend ein.
„Der Sckuß ist, wie Sie sehen," erwiederte der Arzt, „in die linke Brust gefahren und hat wahrscheinlich das Herz getroffen. Es ist nicht leicht, sich mit einer Bückse selbst in die Brust zu schießen — eine unbequeme Stellung. Möglich ist es, ab»r nur wenn der Laus unmittelbar auf die Brust gesetzt wird Wäre dies; geschehen, so würde der Rock versengt und geschwärzt sei». Tie Orffnung müßte größer sein, überhaupt würde sie einen ganz anderen Charakter angenommen haben. Wahrscheinlich würde der Todte, hätte er sich selbst erschossen, die Büchse krampfhaft in der Hand behalten haben. Dich habe ich bei ähnlichen Fällen fast immer bemerkt.
„Sie haben Recht," erwiederte der Richter. Tie Einwürf« des Arztes überzeugten ihn vollkommen.
Der Arzt begann nun mit. der Untersuchung. Ehe er die Wunde prüste, untersuchte er die Kleidung. In Ver-Westentasche steckte eine goldene Uhr, in der Beinkleidtasche eine Börse mit einigem Gelde.
Er überreichte diese Sachen dem Richter mit den Worten: „Ein Raubmord liegt nicht vor, der Mörder würde diese Gegenstände nicht übersehen haben "
Ehe er die Weste öffnete, fiel ihm ein Loch im linken Arme aus. Er untersuchte es zuvor. Die Kugel war durch Len oberen Theil des Armes gedrungen, ehe sie die Brust erreicht hatte.
„Sehen Sie, meineVermuthung bestätigt sich," sprach er. Der Todte kann sich nicht selbst erschossen haben — auch aus Versehe» nicht."
Ter Richter antwortete ihm nicht, obschon ihm keines seiner Worte und auch keine seiner Bewegungen entging. Er Lackte nicht mehr an einen Selbstmord. Dann und wann ließ er seinen Blick forschend über die Umstehenden sahren, um zu sehen, ob nicht irgend eine Miene eine Veranlassung zum Verdachte gebe. Er bemerkte nichts.
Durch die Untersuchung des Arztes stellte sich heraus, daß die Kugel in das Herz gedrungen war. Der Tod^mußte augenblicklich erfolgt sein. Cr sondirte die Wunde. Sie war lies. Endlich fühlte er die Kugel und es gelang ihm, dieselbe hervor- zuziehen. Durch den Widerstand eines Knochens war sie aufge- halten, sie hatte ihre Gestalt verloren, war breit gedrückt Ihre Form konnte nicht mehr zum Anhaltspunkte und Beweise dienen, aber das Gewicht derselben und der Richter steckte sie deßhalb ein.
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»v» A. Vrztchiägrr