Sturm brachte. Was nicht ganz niet- und nagelfest war, wurde aus den Angeln gehoben, lockere Bedachungen abgerissen, Kamin­düte weit von dem Wind sortgetragen. Den Sturmeswellen ging ein unbeimliches Brausen voraus, das einem entfernten Donner­rollen von stärkster Gewalt ähnlich war Einige Minuten vor­ig Uhr nach Mitternacht wollen mehrere Personen zwei schnell auf einander folgende leichte Erdstöße von Südosten nach Nordwesten sich verlierend verspürt haben, in Folge deren nicht nur das Lieh im Stall ansing unruhig zu werden und zu schreien, sondern auch Katzen in Stuben und Schlafgemache eingelassen zu werden be­gehrten Diesen Morgen schneit es nun in Einem so gewaltig fort, daß schwer nur von einem Hause zum andern zu kommen ist. Seil 2 Tagen hatten wir vollständiges Thauwetter mit star­ken Regengüssen, in Folge deren es lebensgefährlich ist, gewisse Wcgstellen zu passiren, da sich das Wasser zu reißenden Strömen angesammclt hat. (St. A.)

Berlin, 5. März L ieBossische Zeitung" meint, daß die Sendung von 2 preußischen Kriegsschiffen nach dem Piräus nicht allein eine Uebungscxpedition, sondern die Sicherung der preu­ßischen Interessen im Oriente zum Zwecke habe, da in Griechen­land Conslikte zu befürchten seien, durch welche Preußisches Eigen­thum auf griechischem Gebiete in Gefahr kommen könne.

Berlin, 7. März In der gestern expedirten österreichi­

schen Depesche werden die preußischen Forderungen unbedingt abgc- lehnt. Dagegen wird die Geneigtheit ausgesprochen, unter Wah­rung des LunLesrechtes und des Rechtes des Mitbesitzes über die Grundlagen der preußischen Depesche zu verhandeln. Die Zustim­mung Preußens ist wahrscheinlich. (Tel. d. Sch. M )

Berlin, 4. März. In der heutigen Sitzung der Mili- tärkominission, welcher der Kriegsminister beiwohnte, hat dieser durchaus keinerlei Konzessionen gemacht. Ueber ein von anderer Seite angeregtes Kontingentsgesetz hat er sich nicht ausgesprochen. Slavenhagen und Lette stellten Gegenvorschläge in Aussicht, wäh­rend die Redner der Fortschrittspartei den Rechtspunkt betraten.

Burg, 4. März. Nachdem die Arbeiter gestern zu ihrer Ar­beit zurückgekehrt sind, haben wir die Konflikte in unseren Tuchfabri­ken wohl als beendet anzusehen. Das Resultat ist, daß die Fcwrik- vrdnung, insbesondere in Betreff der Beschwerdepunkie zu Gunsten der Arbeiter modisizirt wurde.

Salzburg. Seit dem 27. Febr. wird hier die Anklage gegen den des dreifachen Giftmords beschuldigten, ehemaligen Bür­germeister von Wersen, Johann Oberreiter, vor dem hiesigen Lan- desgericht verhandelt. Nach der Anklage-Atie erscheint derselbe rechtlich beschuldigt, seine am 25. Mai 1855 verstorbene Gatiin, Maria Oberreiler, dann seine am 26. April 1864 verstorbene! Stieftochter Eva Schintelmaißer, endlich seine am 17. Mai 1864 verstorbene leidliche Tochter Barbara Oberreiter durch Gift ums Leben gebracht zu haben. Derselbe wurde am 4. März zum Tod durch den Strang verurtheilt.

Schweiz. Tie Bodensee-Zeitung schreibt von Romans- Horn: Die traurige Geschichte mit den polnischen Flüchtlingen wird nun geradezu herzbrechend. Alle Tage langen kleinere Trupps solcher Unglücklichen an, die von Lindau uns zugeschickt werden, obgleich sie das vorschriftsmäßige Visum des schweizerischen Ge­schäftsträgers in Wien nicht besitzen und die Flüchtlinge selbst von den Kapitäns schweizerischer Schiffe darauf aufmerksam gemacht werden. Die Polen aber verlangen dennoch, daß die Schiffe sie mitnehmcn, wahrscheinlich hoffend, daß'Niemand so unbarmherzig sein werde, sie vom Schweizer Boden zu verdrängen, wenn sie einmal ihren Fuß darauf gesetzt. Aber die Polizei muß gehorchen, und mit jedem Schiff, das Abends von hier nach Lindau abgeht, werden die Unglücklichen wieder nach Lindau geschafft. So wer­den sie hin und her geworfen, und mit Hellen Thränen in den Augen und der stummen Verzweiflung im Herzen sehen sich die Armen überall verstoßen. (Schw. M.)

Italien. Der Ausbruch der Aetna hat sehr an Energie nachgelassen; dagegen soll das fast 3000 Einwohner zählende Torf Eastanea di Naso durch einen Bergsturz gänzlich verschüttet wor den sein. Wie schauderhaft cs in Italien noch mit dom Schul­wesen steht, geht aus der jüngsten offiziellen Statistik hervor, nach welcher von 22 Millionen Italienern 17 Millionen weder lesen

noch schreiben können. In Genua wurde am 27. Febr. gegen 9 Uhr Abends der wohlhabende SeidenhänLlcr und Bankier De- ferraeis, der von einem seiner Commis begleitet war, in einer der engen Querstraßen von zwei Unbekannten angehalten. De- selbe gab auf ihr Verlangen alles Geld heraus, was er bei sich hatte, 3 Napoleons und einige Thaler. Damit nicht zufrieden, versetzten die Unmenschen demselben über 20 Stiche in die Schul­tern, in Hals und Rücken. Der junge Mann, der entflicben wollte, erhielt 2 Stiche in den Unterleib. Beide Opfer unterla­gen des andern Morgens ihren Wunden. Hier vergeht keine Nacht ohne Raubanfall mit oder ohne Verwundung. (Schw.M.)

Frankreich. Paris. Von den polnischen Jnternirten in Oesterreich werden 300 bis 400 in Straßburg erwartet. Sie kommen über München. Der Obcrstlieutenant Ruszczewski wird sie in Straßburg empfangen, und ihnen als Rathgeber und Weg­weiser dienen. Sie treffen in Zügen von 2025 Mann ein, und werden in den Kasernen beherbergt. Die meisten sollen Handwerker oder Bauern sein, für welche es nicht allzuschwer wäre, Arbeit zu finden. Sie sind angemeldet: ohne Geld und ohne Kleidung. Sie tragen meist noch die Lumpen der Kleidung, welche sie während des Aufstandes trugen. Herr E. v Lafayette, Enkel des Generals, verwendet sich im Elsaß, damit Geld und Kleidungsstücke für sie gesammelt werden. Frankreich, schreibt er, bleibt ihnen allein noch übrig. Die Schweiz, die ohnehin nicht reich ist, wird.der polnischen Flüchtlinge schon müde; Italien will oder kann nicht viel für sie rhun; in Deutschland, das viel an Rußland und nicht mehr an Polen glaubt, ist ihnen der Aufent­halt unmöglich. Herr v. Lafayette hätte hinzufügcn sollen, daß in Paris selbst Concerto, theatralische Vorstellungen, Vorlesungen und jede sonstige Demonstration zur Unterstützung der polnischen Flüchtlinge verboten wurden, und es dennoch abermals mißlang, mehr Wärme in die Beziehungen zwischen Paris und St Peters­burg zu bringen. Paris, 6. März. Der Moniteur veröf­fentlicht einen langen Bericht des Unterrichtsministers Duruy, der auf Einführung des unentgeldlichen, obligatorischen Elemen­tarunterrichts anträgt. Ferner veröffentlicht der Moniteur fol­gende Nachrichten: Frhr. v. Wächter, der würtkcmb Gesandte, hat dem Kaiser den neuen Stern und das neue Band des würtl. Kronordens überreicht, nach der neuen Modifikation dieses Ordens für die Souveräne. Ritter Nigra, der italienische Gesandte, hat dem Kaiser das Diplom als Mitglied der volkswirthstl'aftlichcn Akademie zu Mailand überreicht Ter mexikanische Gesandte Hi­dalgo überreichte das Halsband des mexikanischen Adlerordcns, wel­ches auch dem kaiserlichen Prinzen erthcilt wurde. Ferner mel­det der Moniteur den Abschluß des Handelsvertrags zwischen Frankreich und den Hansestädten Hamburg, Lübeck, Bremen.

England. London, 3. März. Begreifliches Aufsehen er­regt der Prozeß gegen Gregorio Mogni, der gestern vor den Cen- tral-Kriminalgerichtshcf geführt wurde. Mogni hat sich als Ur­heber des an Harrington begangenen Mords selbst gestellt, nach­dem stin Landsmann Scrasino Pelizzicni bereits von der Jurv als der Mörder Harrington's schuldig befunden und in Folge dessen zum Strange verurtheilt worden war. Der damals präsi- Lirende Richter Martin hatte dem Verdikt der Geschworenen sei­nen vollen Beifall ausgesprochen und ausdrücklich gesagt, der Be­weis der Schuld Pelizzionis sei der direkteste und zwingendste, der ihm in seiner Praxis vorgekommen, und in den begleitenden Umständen des Verbrechens sei nichts, was die Ermordung aus einfachen Todtschlag rcduzircn könne. Jetzt hat eine andere Juiy entschieden, daß dennoch Gregorio Mogni den Todesstreich geführt hatte, nachdem die große Jury vorher erklärt hatte, daß der All einfach als Todtschlag und nicht als Mord zu betrachten sei. Mogni wurde zu 5 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Es kann kein Zweifel obwalten, daß der unschuldig verurtheilte Pelizzioni, der Mittwoch den 21. v. Mts den Tod am Galgen hätte erleiden solstn, jetzt in Freiheit gewtzl werden wird. Die Times gesteht heute, Laß der Glaube a» die Unfehlbarkeit des englischen Ver­fahrens heute nicht mehr so fest steht, wie gestern Morgen oder vorgestern. Nicht nur der Eifer Negretti's (der sich ähnliche Mühe gab, wie der deutsche Rechtsschutzverein im Falle Müller), sondern auch dir Ehrlichkeit Mogni's und mehrere andere glückliche Zu-