40
ten, daß die allgemein gesetzliche Polizeistunde für einzelne Wirths- bäuser wieder eingeführt werte, wenn Unordnungen, insbesondere Lärmen,Singen, Musik nach lOUbr hiezu Veranlassung bieten sollten.
— G m ü n d, 2! Jan. Der bei dem neulich berichteten Vor
fall in Vorderweiler Reebberg durch einen Metzgerburschen verwundete Familienvater ist an der erhaltenen Verletzung gestorben; vor seinem Tobe soll er sich als Urheber des ganzen Streites bekannt und selbst um eine gnäbige Strafe für den Verhafteten gebeten haben. (Schw. M.)
— Spei er, kl. Jan. Durch den in der Pfalz hochgeachteten und als allgemein geschickten Augenarzt bekannten Professor Ur. Röder in Heidelberg wurde dieser Tage eine ungemein merkwürdige, ja wohl gewiß einzig dastehende Operation ausgeführt. Er machte an einem 20jährigen Mädchen aus dem benachbarten Berg, das blind geboren war, den Versuch, demselben durch eine unendlich schwierige Operation das Augenlicht zu geben und dieser Versuch wurde aus so überaus glückliche Weise von Erfolg gekrönt, daß das arme Mädchen jetzt schon mit Hilfe des Schullehrers lesen zu lernen ansangen kann. Eine sehr rührende Scene war es, als das Mädchen bei der Heimkehr aus der Anstalt seine Eltern und Geschwister zum ersten Male mit seinen Augen zu sehen bekam.
— Wien, 2l. Jan. Mit Preußen schweben Verhandlungen über die Verwendung der bedeutenden Einnahmsüberschüsse der Herzogtümer. Oesterreich beantragte Deponirnng in der Hamburger Bank. — In, Unterhaus wurde heute der Ausschuß-Antrag, die Petition des Langiewicz der Regierung zu übergeben und die Freilassung desselben dringend zu empfehlen, angenommen.
— Wien, 24. Jan. In der gestrigen Abendsitzung des Finanzausschusses wurde eine Zuschrift des Staatsministers an LW Präsidium des Unterhauses, ten Antrag von Vrinis betreffend, verlesen: Tie Regierung erblicke in dem Ausschußbeschluß den Wunsch, die Feststellung der Erfordernißansätze aus anderem als bisherigem Wege einzuleiten, namentlich dahin zu gelangen, das möglichste Gleichgewicht herzustellen. Darin begegnen sich die Ansichten des Ausschusses und der Regierung, und es werde sich nur um die Wahl des richtigen Weges zur Verständigung hanteln. Für die Regierung sei die erste Pflicht, die für die Sicherheit und das Wohl des Staates nöthigen Mittel zu beanspruchen, dieß sei eine unüberschreitbare Grenze. Es habe jedenfalls die Lösung einiger Vorfragen vorauszugehen, bevor die Regierung die Erreichbarkeit einer Einigung beunheilen könne.
Schweiz. Zürich, 22 Jan In der Nacht zum 20. d. sind beim Torfe Pfäffikon einige Jucharten Land in die Tiefe des Sees versunken und es scheint, daß noch ein weiteres Stück Land nebst der darauf befindlichen Sennhütte Nachfolgen dürfte. Ueber die Ursache ist man im Unklaren und vermuthet bloß, daß das Ereigniß vielleicht durch eine Erderschütterung oder durch den niedrigen Wasserstand herbeigeführt worden sein könnte.
Italien. Turin, 20. Jan. Die Blätter aus Neapel melden folgende erbauliche Geschickte: Es war dem Hauptmann Ventura vom 42 Jnfanteriercgiment gemeldet worden, daß die Mönckw des Klosters San Antonio zu Vilulano im Principato ulteriore Verbindung mit den Räubern unterhielten. Er mackte daher in Begleitung seines Lieutenants und seiner Kompagnie den frommen Brüdern einen Besuch, kennte aber trotz der genauesten Untersuchungen nichts Verdächtiges finden. Da nahm er den Guardian auf die Seite, der ihm theils nach Drohungen, theils auf Versprechungen hin gestand, cs sei nur Ein Mönch un ter ihnen, der Fra Wickele aus Bari, welcher mit den Räubern korrespondire, ihn und die andern Brüder fortwährend dadurch in Schrecken erhalte, daß er ihnen drohe, er werde selber Räuber, gebe zu Salvatcre und kehre dann zurück und schlüge ihnen allen die Köpfe ab. F a Michele, ein fanatisch-finsteres Gesicht, wurde gerufen und der Hauptmann schickte sich an, ein Verhör zu Protokoll zu nehmen, da zog ^er Mönch ein Beil unter der Kutte hervor und führte damit einen mächtigen Streich gegen den Kopf des Hauptwanns, der demselben aber wie durch ein Wunder aus- wich, der Tisch jedoch ging in Stücke Beite Sssiziece und der Guardian drangen nun ans den wii'a'chäumenden Brater ein, der fich wie ein wildes Dl'ier verlheidicke, bis er schließlich ütrr-
" Ledlgiri, »cLrucki vcrtcl
wäuigt, gebunden und in das Gefängniß abgeführt wurde. —- Aus Oriftano auf Sardinien wird eine schaurige Entdeckung gemeldet. Die Behörden waren durch anonyme Briefe in Äennt- niß gesetzt worden, daß ein Notar der Stadt, welcher in zweiter Ebe verheirathet war, in einem unterirdischen Gemache seines Hauses seit vielen Jahren einen Sohn aus erster Ehe gefangen halte. Eine angcordnete Hausnntersuchung bestätigte diese Denunziation. Man fand einen bis zum Skelett abgemagerten Mann von klö Jahren, welcher seit seinem 21. Jahre, also volle 14 Jahre, in diesem Verließ hatte zubringen müssen Sein eigener Vater brachte ihm täglich seine Aezung, ein Stück Brod und Wasser. Er, sowie die Stiefmutter, welche inan für die Anstiftern! dieses Verbrechens hält, wurden gefänglich eingezogcn. Das arme Opfer ist iw dem städtischen Spital untergebracht. (Schw. M.)
Amerika. Die neuesten Nachrichten aus New York gehen bis zum 1l. Jan. Die Operationen gegen Wilmington sind wieder ausgenommen worden, und gleichzeitig wird der Ort im Rücken von Newbern her angegriffen werden. General Butler ist abgesetzt worden.
Mit in das Grab. "
(Erz.'.h1u»§ vvu FlicoriU, Friedrich.) t.rvrtsel-ii»>,.)
„Solltest Tu Dich nicht dennoch getäuscht haben", warf Marie ein, nur um ibren Bruder zu beruhige» , ihr trauriger Blick verricth indeß nur zu deutlich, daß sie bereits Alles wußte.
„Ich habe mich nicht getäuscht!" rief der Förster aufgeregt, mit hastigen Schritten im Zimmer auf und abschreckend. „Sie nannte ihn bei seinem Vornamen, sie schrie ans, als ick den Hirschfänger zog, ihr Blick wich mir aus — ick habe Alles in ihrem bangen, bestürzten Gesichte gelesen!"
„Wirst Du nicht Unannevinlickkeiten dadurch baben, daß Du die Waffe gegen ihn erhoben hast?" warf Marie ein.
„Haha l Der Rittmeister wird nicht znm zweiten Male wagen, mir entgegen zu treten. Mag er mich verklagen! Dann muß sie vor dem Gerichte als Zeugin gegen mich auftreten und ich will sehen, ob sie den Mulh hat! — Ehe sie indeß dazu kommt, babc auch ich noch ein Wort mit ihr zu sprechen."
„Hugo, Tu willst roch nicht zu ihr gehe» ?" warf Macke ein.
„Ich werde zu ihr geben — heute noch!"
„Ldue es nickt, Hugo," bat Marie.
„Und weßhalb soll ich es nicht thun?"
„Tu gehst in der Aufregung leicht zu weit — Du könntest Dich vergessen!"
„Sei ohne Sörge," entgegnete der Förster, „einem Weibe gegenüber werde ich mich nie zu einer Gewaluhat hinceißcn lassen! — Habe ich ihr vielleicht meine Liebe aufgedrängt?"
„Das hast Du nicht."
„Hat sie mich nicht hundertmal und öfter versichert, Laß sie nie von mir lassen werde?!"
„Das hat sie gethan."
„Haha! Und jetzt glaubt sie mich von sich werfen zu können, wie einen Gegenstand, dessen man überdrüssig ist! Sie scheint vergessen zu haben, daß ich eine Anzahl Briefe von ihr in Händen habe, daß auch in ihnen die Versicherung ihrer ewigen Treue sieht! Aber ich will sie daran mahnen! Ich habe ein Anrecht aus sie und will aus.meinem Rechte bestehen! Einem Rittmeister von Pleß werde ich nie weichen!"
„Hugo, Hugo! sei ruhig," bat ihn die Schwester, indem sie seine Han!) erfaßte und ihn mit Liebe anblickte. „Hugo, Auguste hat Unrecht gegen Dich gehandelt, das kann ja Niemand läugneiih sie hätte es indeß nickt gethan, wenn sie Dich aufrichtig geliebt hätte. Und wenn Lu sie zwingen könntest, ihr Dir gegebenes Wort zu halten und Dein Weib zu werden, würdest Du dadurch g.ücklich sein? Kannst Du sie zwingen, Dich wahr und aufrichtig zu lieben?
„Ich verlange ihre Liebe nicht mehr," entgegnete der Förster, „auch meine Liebe hat sie verscherzt, aber sie soll auch ihren Willen nickt haben, auch der Rittmeister soll nicht der Ihrige werden! Ich kenne sie. Nur der Adel des Menschen hat sie bestochen, ich bin überzeugt, daß sie auch ihn nicht liebt, daß sie Niemand wahrhaft liebt, außer sich s elbst." (Forts, fol gt.) von A. OettldlLgcc.