dem Felde zu arbeiten gewöhnt sind, worüber, sowie über unbescholtenen Ruf, und bei den um einen Staatsbeitrag einkommen den Bittstellein über die Ve rm ögensverhältn i sse sich auszuweiscn ist. Auf diesen Unterricht werden die landwirthschaft- licken Vereine und die Gemeindebehörden noch besonders aufmerksam gemacht. Zur Anmeldung wird eine Frist bis zum 15. Febr. d. I. anberaumt und sind die Anmeldungsgesucke an die Jnsti- uitsdircktion in Hohenheim zu richten. Sollte nach der Zahl der um Zulassung zum Obstbaulehrkurs einkommenoen fähigen Be Werber die Abhaltung von mehr als eine m Lehrkurs wünschenswert!) erscheinen, so wird hiezu auch Heuer, wie in den letzten Zähren, entsprechende Einleitung getroffen werden.
Stuttgart, den Ui. Januar 1665.
K. Centralstelle für die LaNdwirthschast.
O p P/ l.
Die Gemeindebehörden und Vereinsmiiglieder werden auf diese Gelegenheit zu Heranbildung tüchtiger Baumzuchtverständi ger mit dem Anfügen aufmerksam gemacht, daß der Verein gerne bereit ist, die Anmeldung» Gesuche weiter zu befördern und fähige Bewerber aus der Vercinskasse zu unterstützen.
Calw, 24. Januar 1865.
Vorstand de» landwirthschaftlichen Bezirks-Vereins:
Schippert.
Das Projekt einer Iaekenbörse.
Einer unserer ersten Industriellen, welcher die Sorge um das Wohl der hiesigen Stadt schon durch viel jährige öffentliche Wirksamkeit bethätigt hat, hat einen Plan gefaßt, welcher — wenn er zur Ausführung kommt, — nicht verfehlen kann, dem hiesigen Platze einen weit größeren Ruf, weit größere Bedeutung als seither und wesentlichen Nutzen zu gewähren Es handelt sich nämlich darum, den Verkauf der hier in so großen Massen fabci- eirlen Jacken, nicht mehr wie seither vermittelst Reisen, oder auf der Frankfurter Messe, oder im Hause, sondern in 3 maligen jährlichen Auktionen zu besorgen. Der Gedanke, Fabrikate mittelst Auktionen zu verkaufen, ist nicht neu, denn in England ist dieser Gebrauch schon längst zum großen Vortheil der Fabrikanten eingeführt, und es liegt kein Grund zu der Vermuthung vor, daß diese Sitte sich nicht auch bei uns einbürgern ließe. Da
theilhafterem Einkauf des Rohmaterials und Fabricirung einer gemeinschaftlichen gleichen Qualität Jacken sich die Vvrtheile des Großbetriebs ,u verschaffen, welche dem Einzelnen, der seine Wolle vom Wcllhändler kaufen muß und in kleinen Quantitäten fabricirt, nie erreichbar sind.
Aber nicht nur für die Jacke n fabrikanten, sondern für die ganze hiesige Industrie wäre die Ausführung dieses Planes von unberechenbarem Vortbeile, denn wenn so viele Consu- menten zusammcnittömen, so wird — wenn nur dazu Gelegenheit gegeben wird, noch manches Andere mitgekauft, und der hiesige Platz wird dadurch nachfsiinb nach wieder die Blüthe früherer Zeiten erreichen oder noch übertrcffen. Aber auch für unsere Eisenbahnfrage, und zwar nicht nur Stuttgart, sondern auch Pforzheim zu, müßte die Einmhrung dieser Auktionen von entscheiden, der Wichtigkeit sein, und den Bau der Bahnen wesentlich beschleunigen. Aus diesen Gründen halten wir die Ausführung dieses Projekts jür die ganze hiesige Stadt für so wichtig, daß sofort ein Comite zusammentrele» sollte, dessen Constituirung wohl am Ehesten dem verehrten Herrn, der diesen Plan gefaßt und zuerst in engerem Kreise milgethettt hat, zustehen würde, um die Sacke in die Hand zu nehmen, und zu einem günstigen Ergebnisse zu führen. —
Tagesneuigkeitcn
- Stuttgart, 23. Jan. Se. Kön. Maj. haben heute den neu ernannten Biccpcäsidenten der Kammer der Abgeordneten, Staatsrath Do. Duvernotz, in Audienz empfangen. (St.-A.) — Stuttgart, 21. Jan. (92. Sitzung der Kammer der Abgeordneten ) Die Kammer genehmigt den Zusatzantrag zu dem Juri eiktionsvertrage vom Jahr 182 7 zwischen Württemberg und den fürstlich hohenzollern hechingen'schen und hohenzollern-sigma- ringen'schen Fürstenthümern einstimmig (mit 77 St'mmen), worauf der Bericht der volkswicthschaftlichen Kommission über das Gewichisverhältniß zwischen frischen und getrockneten Rüben zum Zwecke der Erhebung der Rübenzuckersteuer folgt. Die Commission beantragt, die Vereinbarung, nach welcher bei der Erhebung der Steuer für die Bereitung von Zucker aus getrockneten (gedörrten) Rüben vom 1. September 1863 ab auf jeden Centner getrockneter Rüben nicht mehr 5. sondern nur Centner rohe zu ist nun gerade der Artikel „Jacken", als Calwer Spezialität/Rüben gerechnet wecden'sollcn, die verfassungsmäßige Zustimmung der in dieser Sorte sonst Nirgends fabricirt wird, und den doch! zu erkheilen, und die Regierung zu bitten, sie möge mit ihren Jedermann haben muß, ganz geeignet. Ta dieselben schon in j Bestrebungen, dns richtige Perdaltniß der bezeichnten Rübengat. ganz Deutschland renommirt und bekannt sind, so kann es an langen auch bei den übrigen'Zotlvereinsregierungen zur Annahme großem Zulaufe zu kiesen Auktionen nicht fehlen, und was die zu bringen, auch ferner fortfahren. Die Kammer tritt diesem Hauptsache ist, durch die Coneurrenz der Steigerung würden Preise Anträge ohne Diskussion bei. — Die Tagesordnung führt nun geschaffen werden, womit auch die Fabrikanten sehr wohl einver zu Berathung des Berichts der staatsrechtlichen Commission über standen sein könnten, die sie aber nie erzielen, solange die Käu-tdie Ablieferung von Leichnamen an die anatomischen Anstalten
fer von Haus zu Haus gehen, und die Fabricirenden drücken und mit ihnen markten bis auss Blut. Ebenso müßte Alles, was in den Auktionen gekauft wird, sofort baar oder in guten Wechseln bezahlt werden, und da die hiesige Handwerkerbank vom 1. Juli an das Wechseldisconto Geschäft beginnt, so ist auch hier einem wesentlichen Bedürfnisse, die erhaltenen Wechsel in baar Geld umzusetzen, abgeholfen. — Hiezu kommt aber noch weiter, Laß mit Jnslebentreten des französ. Handelsvertrags ein neues, weites Absatzgebiet sich eröffnet, und es läßt sich voraussehen, daß bei solchen Auktionen der Andrang von Käufern nach und nach so stark werden wird, daß der Platz in den hiesigen Gasthöfen zur Beherbergung der Fremden kaum mehr zureichen dürfte. Aber auch in ungünstigeren Zcitperioden, wenn die Preise gedrückt sind, wäre durch diese Einrichtung für die Fabrikanten gesorgt, denn wenn sie ihre Waaren nickt zu den gebotenen Preisen abgeben wollen, so kann die Handwerkerbank ins Mittel treten, und ihnen auf die gelagerten Waaren Vorschüsse zum Weiterbetrieb des Geschäfts gewähren. — Das aber wäre natürlich die erste Be dingung, daß die Fabrikanten miteinander einig würden, ihre Fabrikate einzig und allein auf der Auktion zu verkaufen, denn Beides, Verkauf nebenher und auf der Auktion, verträgt sich nicht mit einander. Für diesen Fall möchte es dann
den kleineren Fabrikanten von Jacken zu empfehlen sein, durch .,. ,..
Gründung einer Genossenschaft zu gemeinschaftlichem Vor-Izum 1. Januar 1866 aufgehoben worden. Dabei ist vorbchal-
des Landes. Die Commission beantragt: die Regierung 1) um Aufhebung der Verordnung vom 4. Juni 1862 zu bitten, wonach die Kosten des Transports von Leichnamen von Selbstmördern aus deren Verlassenschaft bezahlt werden sollen, 2) um Einleitung darüber zu ersuchen, daß die Leichname nach stittgehabtem Gebrauche zum Zwecke des Unterrichts in entsprechender Weise beerdigt werden. Hopf spricht dem Staate das Reckt ab, über den Körper eines Menschen zu verfügen, und stellt den Antrag, die Regierung um Aufhebung der Verordnung vom 23. April 1829 über die Ablieferung von Leichnamen an die Anatomie zu bitten. Wächter beantragt 1) möglichste Beschränkung der Ablieferung von Leichen armer Personen an die Anatomie, 2) Vorkehrungen für anständige Behandlung der Leichname auf der Anatomie zu treffen. Der Antrag von Hops wird mit 64 gegen 14 Stimmen abgelehnt. Für denselben stimmten v. Goppelt, Frhr. v. Ow, Frhr. v. Gültlingen, Bcäuning, Pfäfflen, v. Stein- beis, Hopf, Nägele, Fetzer, Lichtenstein, Ruf, Oestcrlen, Erath und Wächter. Ebenso wird der erste Antrag Wächters mit 66 gegen 11 Stimmen verworfen, dessen zweiter Antrag aber, sowie die beiden Commissionsanträge werden mit großer Mehrheit angenommen.
— Für die Stadt Stuttgart ist die Polizeistunde im Wege der Dispensation vorerst und in stets widerruflicher Weise bis