TagesneuigkeittN.

-- Leonberg, 20. Jan. Gestern ist uns die freudige Nach­richt zugckommen, daß Se Maj der König den Pferecmarkr den >!l. d. M.. mit seinem hohen Besuche beehren werde.

Stuttgart, 10. Jan. Se. Kön. Maj. haben heute cine

Deputation des Comite's für den Bau einer Privateisenbahn von Ulm über Blaubeuren durch das Donaukhal nacv den westlichen Landesgrcnzen in Audienz empfangen. Tie Mitglieder der Depu­tation. Fabrikant Lang und Bierbrauereibesttzer Frieterich ans Blaubeuren, Fabrikant Wieland und Kaufmann Lödel aus Ulm überreichten Er Maj. eine die Ansichten und Wünsche des Co mite's darlegende Eingabe. (Et. A)

Stuttgart. 18. Jan. (90. Sitzung der Kammerder Ab­geordneten) Tie Tagesordnung führt zu Art 2 des Komplex­kastengesetzes. In demselben verlangt der Regierungsentwurf für alle Veränderungen der bisherigen Rechtsverhältnisse bei Kirchen­stellen, Stiftungen und Korporationen die Zustimmung Aus- sichtsbelvrde. Die Commission beantragt, auszmprechen, Laß zu Anmel ung der Ablösung diese Zustimmung nicht erforderlich sei, womit sich auch die anwesenden Minister des Innern und des Kultus einverstanden erklären. Tie Kammer nimmt diesen Antrag mit großer Mehrheit an. Art. 9 stellt die Grundsätze aus, nach denen der Werth der abzulösenden Leistungen in Geld berechnet werden soll. Art. 4 gibt die Vorschriften für die Ab­lösung der Verbindlichkeit zu Neubauten; beide werten nach der Fassung der Commission angenommen, ebenso Art. 5 über die Art der Bezahlung und über die Verzinsung des Ablösungskapi tals, Art. tt über die Sicherstellung von Kapital und Zinsen, Art 7 über die Entschädigung, welche die Leistungsberechligte» zu er halten habe» und Art 6 über die Uebernahme gewisser Leistun­gen auf das Staatskammergut. Art. 9 wird als überflüssig ge­strichen, Art 10 nach dem RegierungSentwurfe angenommen. 20 Jan. (9t. Sitzung.) Unter den Einläufen befindet sich One Petition des Oberbürgermeisters Sick Namens des Tübinger Eisen bahn-Comites wegen der Schwarzwaldeisenbahn. Mittnacht fragt beim Ministerium des Innern an, ob die Regierung den Gesetz s- enlwurf über Ablösung der Eaiderechte wieder einzubringen ge­denke. Die Kammer nimmt nun die Abstimmung über den Ge- setzesentwuizf, betreffend die Abänderung einiger Bestimmungen des Velksschulgesetzes vor, welcher einstimmig (mit 77 Stimmen) angenommen wird. Der Minister v. Geßler äußert sich in Be antwortung der Anfrage Miitnachts dahin, baß die Centratstelle für die Landwirthschast zur Aeußerung darüber veranlaßt worden sei, wie die Organisation der Culturgesetzgebung überhaupt ver­einfacht werden könne; es werde dieselbe einer demnächstigen Be- rathung unterzogen, aus so lange aber, bis diese stattgefnnden habe, vermöge er einzelne Fragen nicht näher zu beantworten. Die Art 1l16 des Gesetzesentwu.fs über die Ablösung pri- vatrechtlicher Leistungen sür öffentliche Zwecke werden zu Ente berathen und nach den Anträgen der Commission angenommen, worauf am Schluffe der Sitzung noch ein K. Reskript vorgetragen wird, nach welchem der Abg Duvernoy die Bestätigung des Kö­nigs als Vicepräfident der Kammer erhalten hat.

Tübingen, 19. Jan. Gestern wurde im Staatswalde bei

Bebenhausen ein verheiratheter Maurer von Lustnau beim Holz­fällen von einem niederstürzenden Baume so getroffen, baß er augenblicklich eine Leiche war. Das Unglück ist um so bedeuten­der, als der fleißige Mann, ein Wiilwer, zahlreiche Kinder in bedrängten Vermögensumständen hinterläßt. Unlängst fiel der 1l jährige Knabe eines hiesigen Bediensteten ans dem Eise; er zer­trümmerte sich den Schädel und starb nach einigen Tagen. Auch in hiesiger Stabt erblickt man jetzt Täfelchen an einzelnen Häusern mit den Warnunzsworten:Hier sind die Pocken I" Die Krankheit scheint jedoch bis jetzt gerade keinen schlimmen Ausgang in den einzelnen Fällen nehmen zu wollen (Sl.'A.)

Dem Oberbürgermeister Heim in U l m ist ein Kabinetschrei den des Inhalts zugekommen, daß Se Maj , um eine wegen mangelnder Mittel beabsichtigte Unterbrechung des Münsterbaues zu verhindern, Höelstsich veranlaßt gesehen, sür den Münsterbau einen Beitrag von 8000 fl. aus der Oberhoskaffe zu bewilligen und die sofortige Ausbczahlung dieser Summe anzuordnen.

Gmünd, 19. Jan. Gestern Abend, nahe um Mitternacht, ereignete sich in Vorderweiler-Nechberg einer der bedauerlichen Fälle, welche leider so häufig in Folge von Wirthshausstreikig- keiten bei der ländlichen Bevölkerung vorzukommcn pflegen. ES saßen allbort im Wirthshause einige Metzgerbursche von hier, die wegen ihres Gesangs mir ebenfalls anwesenden Reckbergern Wort­wechsel erhielten. Mit einem Metzger kam es schon in der Wirthsstube zu Thätlichkeitcn, und als dieser auf dem Heimwege begriffen war, holten ihn mehrere Rechberger rin, woraus er von seinem Messer Gebrauch machte unv einen Familienvater von 8 Kindern durch einen Stich in die Seite derart verwundete, Laß an dessen Aiijlommen stark gezweifelt wird. Ob sich der aus Bairrn gebürtige und gestern noch verhaftete Thäter im Falle der Nothwehr befunden hat, wird die eingeleitete gerichtliche Unter­suchung ergeben.

Karlsruhe, 19. Jan. Das neueste Anzeigeblalt der Erz­diözese Freiburg verkündigt die Encyclica unter Ausspruch des Tanks für die darin enthaltenen Verdammnisse.Legen wir als gehorsame Kinder der hl. Kirche die Waffenrüstung Gottes an, daß wir bestehen können gegen die Nachstellungen des in den Kindern dieser Welt so mächtigen Geistes der Lüge, welcher un­ter dem Vorwand der Freiheit, Bildung, Civilisation des Fort­schritts rc. die Menschen aus dem Licht des Glaubens, der Frei- heit der Kinder Gottes, dem Frieden des Reiches Christi in die Finsterniß, Knechtschaft und Trostlosigkeit eines modernen Heiden­thums zu sichren sich bestrebt."

Frankfurt, 20. Jan Das Frks I. dai folgendes Wiener Telegramm: Die Sendung des Prinzen Friedrich Karl ist der Herzvgkhümerfrage in direkter Beziehung fremd geblieben. In engsten militärischen Kreisen wurde nur die eventuelle militärische Position und Aufgabe Preußens diskutirt. Das Resultat dieser Diskuffion ist sür die Politik durchaus bedeutungslos. Die Stel­lung der deutschen Großmächte in Bezug aus die Hrrzogkhümer- srage ist unverändert.

Koburg. 17. Jan. Im nächsten Mai wird die Königin von England mit ihrer ganzen Familie, deßzleicbe» der König von Belgien Hieherkommen, und wird sodann die Verlobung der Prinzessin Helene von England mit dem Erbgrcßherzvg von Wei­mar stallfinden.

Berlin, 17. Jan. Ein Handelsvertrag zwischen dem Zoll- verein und Oesterreich steht in naher Aussicht und wird vielleicht noch in diesem Monat abgeschlossen werden

Berlin, 19. Jan. In der heutigen Sitzung des Hansel der Abgeordneten ist von den Abgeordneten Wagener und Genos­sen Namens der feudalen Fraktion. ein Antrag an den König nebst einem Adreßentwurs eingegangen Kosch beantragt, daß über diesen Antrag, sowie auch über den früheren Antrag Rei- chcnspergerS in einfacher Schlußberathung verhandelt werde. Die ll.-berweisung der Adreßanträge an eine Kommission wird abge­lehnt (dafür die Konservativen und Ultramontanen) und die Schlußberathung angenommen. Der Abg Twesten wird zum Re­ferenten, der Abg. Äßmann zum Korreferenten ernannt. 20 Jan. Die vom Abgeordnetenhaus sür die Adreßfrage ernannten Referenten Twesten und Aßmann beantragen Ablehnung der bei­den eingebrachten Adreßentwürfe (von Neichensperger und von Wagener). Die Adreßdebatte wird in der Plenarsitzung vom Dienstag statlfinden. Die Adreßkommissicn des Herrenhauses hält beute Abend eine Sitzung, zn welcher der Ministerpräsident eingel'den ist.

Berlin, 21 Jan. Die Referenten des Abgeordnetenhauses beantragen die Ablehnung der vorgelegten Adreßentwürfe (oer katholischen und feudalen Partei) Von Seiten der Liberalen unterbleibt ein Antrag aus Erlaß einer Adresse. Am Dienstag findet die Verhandlung statt; ebenso im Herrenhause. Prinz Friedrich Karl hatte nach seiner Rückkunft soso k eine Audienz bei dem Könige. Die Regierungspräsidenten find angewiesen, die Kamwerberichte der Zeitungen streng zu prüfen. (T.d.Scbw. M.)

Berlin, 1L. Jan. Nach derProv.-Korr." beabsichtigt die Regierung den Amtsblättern eine andere Einrichtung zu ge­ben. Die Amtsblätter seien nach ihrer u sp.ünglichen gesetzlichen Einrichtung auch zu ^Belehrungen des Publikums über öffentliche