Freitag, den 'I. Juli 1938

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nicht nur die Banken und die Presse zu beherr- schen, sondern bis in die höchsten Staatsstel­lungen aufzurücken, wobei immer ihr Raffe- interesse und nicht das Interesse des Gastlandes an erster Stelle steht.

Das große Rußland haben sie sich zu unter­jochen verstanden, die Fäden der Komintern werden von ihnen gehalten und gezogen, unter den Weltfrieden legen sie ihre Minen.

Das Judentum als Ganzes darf sich da­her nicht wundern, wenn sich die Staaten dieses fremden, unassimilierbaien Elementes in ihren Grenzen zu entledigen trachten. Aber gerade mehrere der größten Staaten wollen sich nicht vyn den Fesseln liberaler Ueberlieferungen be­freien, bis sie in der Judenfrage durch den Schaden klug geworden sind. Ein großer Teil der Franzosen beginnt sich bitter über die jüdi­sche Einwanderung zu beklagen. Jüdische Emi­granten aus dem Reiche und aus Oesterreich Verdrängen Franzosen aus den freien Beru­fen. Jüdische Pressemagnaten verhindern eine Verständigung der Völker, jüdische Staatsmän- ner Hetzen zum Kriege, aus dem sie Vorteile ziehen zu können glauben. Das vergossene Blut kümmert sie wenig, denn es ist sicher nicht jüdi­sches Blut, das fließen wird. Die jüdische Frage ist n i ch t n u r e i n e R a s s e n f ra ge, sonder» ihre Lösung ist ein Menschheitspro- blem. L. von Vrigern-äternderg

SkbmWled auf -en Meer

Prag, 30. Juni. Die deutsch« Gesandt­schaft in Prag hat bei dem tschechoslowaki­schen Außenministerium scharfen Protest da­gegen erhoben, daß in den tschechischen Volksschulen in Brünn und anderen­orts in letzter Zeit ein Schmählied aus AdolfHitler nicht nur mit Duldung der Lehrer gesungen, sondern auch von diesen Amtspersonen sogar zur Uebertragung in die Hefte der Kinder an die Tafel geschrieben wird.

Das gleiche Hablied wurde in den ver­schiedenen Teilen des Landes von Soldaten auf den Märschen, in letzter Zeit auch von Sokoln anläßlich des Prager Sokoln» kongresses gesungen. Die deutsche Ge­sandtschaft hat das Außenministerium er­sucht, unverzügliche Schritte zu unternehmen, um diesen unhaltbaren Zustand abzustellen und die Verantwortlichen Personen zur Ver­antwortung zu ziehen.

Wische Frechheiten in Palästina

Englands Geduld findet ihre Belohnung

Jerusalem, 30. Juni. Die antibriti­schen Kundgebungen der Palästina- juden dauern weiterhin an. Aus allen Teilen des Landes mehren sich die Nachrichten über neue jüdische Unverschämtheiten gegenüber englischen Beamten und Dienststellen, deren Anordnungen mit Auflehnung oder Passivem Widerstand beantwortet werden. Der Landesrabbi Herzog verweigerte mit dem Hinweis auf die Hinrichtung seines verbrecherischen Nassegenofsen die Zeugen­aussage vor der Teilungskommission.

Auch aus anderen Ländern werden eng- landseindliche Judenausschreitungen gemel­det. So wurden z. B. von unbekannten jüdi­schen Tätern Fensterscheiben des englischen Konsulats in Am st er- dam eingeworfen. Der Ziegelstein, der dabei als Wurfgeschoß diente, war in einem Protestaufruf derNiederländischen revisio­nistischen Juden" eingewickelt.

Komintern sabotiert Rationalltütenstatut

?oIni8eke Kritik sn cier VeisekIepplniZstsktik cisr ?raZsr keZisrunA

Warschau, 30. Juni. Der Empfang des polnischen Minderheitenführers. Abgeord­neten Dr. Wolf, durch Ministerpräsident Dr. Hodza wird in der Polnischen Presse stark beachtet. Einem polnischen Pressever­treter erklärte Dr. Wolf, ihm sei von Hodza mitgeteilt worden, dass das Nationali­tät ensta tut den interessierten Parteien erst inderzweitenJulihälftevor- gelegt werde. Er, Dr. Wolf, habe Hodza darauf hingewiesen, daß die polnische Be­völkerung in der Tschechoslowakei eine eth­nographische, soziale, kulturelle und wirt­schaftliche Autonomie fordere. Ueber Einzel- heiten habe er nicht sprechen können, da man ihm nicht Gelegenheit gegeben habe, sich mit dem Inhalt des Nationalitäten­statuts bekannt zu machen.

Zu diesen Erklärungen wird von der Agentur ATE. festgestellt, es zeige sich deut­lich, daß die tschechoslowakische Regierung die Angelegenheit des Nationalitätenstatuts s o- langewie nur möglich verschieb- pen wolle. In den politischen Kreisen der einzelnen Volksgruppen in der Tschecho- slowakei glaube man, daß das Nationali­tätenstatut überhaupt in Frage gestellt sei; man fürchte, daß sämtliche Auslassungen von tschechischer Seite über dieses Thema nichts weiter als nur eine gerissene Agi­tation seien. Heute könne bereits gesagt wer. den, daß das Nationalitätenstatut als Gan- zes überhaupt nicht verwirklicht werden werde, sondern in Etappen durchgeführt werden solle. Diese Durchführung werde je­weils von der internationalen Lage abhängig sein. Als erste Etappe werde die Novelle zum Sprachengesetz vorbereitet. Besonders charak­teristisch für die Haltung in den Kreisen der Regierungskoalition sei die in der Mittwoch­sitzung des Vorstandes der Benesch-Partei

gefaßte Entschließung, in der man nur solche Zugeständnisse den Volksgruppen machen wolle, die nicht die Einheitlichkeit und die Wehrkraft des Staates beeinträchtigen. Außerdem nehme die Entschließung in schar­fer Form gegen die Politik des slowakischen Prälaten Hlinka Stellung.

Wie aus Prag verlautet, gleichen die Forde­rungen, die die Vertreter der polnischen Volksgruppe dem Ministerpräsidenten überreichten, denen der Ungarn, d. h. also sie erstreben vollkommene Autonomie und Abstellung sämtlicher Beschwerden der pol­nischen Minderheit.

In einer Betrachtung stellt dieGazeta Polska" Litwinow - Finkelstein und die K o m i n t e r n als die treibenden Kräfte bei der Sabotage des Nationa­litäten st atuts heraus Litwinow-Finkel- stein habe auf einer Versammlung in Lenin­grad der Prager Regierung den Rat erteilt, nur solche Zugeständnisse in der Nationali­tätenfrage zu machen, diemit dem Grundsatz der Souveränität in Einklang zu bringen seien". Die Komintern habe gleichzeitig der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowa- kei den Auftrag gegeben, mit allen Mitteln auf das entschiedenste die Verwirklichung des Nationalitätenstatuts zu sabotieren.

Keine Sudetendeutschen bei Hodza

Die Meldungen einiger Prager Blätter, daß neuerliche Besprechungen zwischen der Negierung und der Sudetendeutschen Partei stattgefunden hätten, sind unrich­tig. In dieser Woche werden auch zwischen der sudetendeutschen Abordnung und der Negierung keine Besprechungen mehr stattfinden. Wann eine neuerliche Zu- sammenkunft erfolgt, ist noch nicht festgelegt.

Sinnvolle Srbnung der deutschen Normung

?unk Z6S6N cii6 IVIäreken von 6erIMlorrnierunx" uncl Autarkie

gemeinsamen Interessen

Berlin, 30. Juni. Im Rahmen der zurzeit in Berlin stattfindenden Tagung des Inter­nationalen Normenausschusses, der JFNSA. (International Federation of the National Standardizing Asociatioii) waren die Ta­gungsteilnehmer zu einem Bankett imHaus der Flieger" eingeladen, auf dem Reichswirt, schaftsminister Funk eine Begrüßungsan­sprache hielt.

Der Minister ging auf die lügenhaften Pressenachrichten ein, die in manchen der ausländischen Gäste wohl die Meinung her­vorgerufen hätten, hier ein Land zu finden, in dem nicht nur Werkstoffe genormt wür- den, sondern auch die Menschen und die Gei st er genormt seien. Diese Mei. nung und der falsche Begriff von einer Uniformierung" beruhe auf einem Irrtum, der nur aus einer unrichtigen Einstellung der tiefgehenden Wandlung zu erklären sei. die das deutsche Volk und das deutsche Staatswesen in Verfolg der nationalsoziali­stischen Revolution durchgemacht haben. Die gesunde persönliche Initiative könne sich heute genau wie einst entfalten, aber nicht mehr im Kampf gegen andere Einzelinteressen im eigenen Volk, sondern

Neues Armeekorps in Frankreich

Nach einem im französischen Gesetzblatt veröffentlichten Erlaß stellt Frankreich ein neues Armeekorps auf, so daß es nunmehr deren IS besitzt; ein weiterer Erlaß sieht die Verwendung von Eingeborenen in den Armeekorps gegebenen­falls auch in der Lustarmee, vor.

Polens Aäne zur See

BeimTag des Heeres" in Gdingen forderte der polnische General Kwasneiwski eine stärkere Rüstung zur See; es sollen jährlich 50 Millionen Zloty für die Kriegsmarine ausgegeben werden, um die Tonnage von 17 000 auf 50 000 Tonnen zu bringen.

im Kampf für die aller Deutschen.

Aus dieser Einstellung heraus ergebe sich auch unser Verhältnis zur Normung, wie sie von dem deutschen Normenausschuß betrieben werde. Die Regierung lege in großen Richt­linien den Kurs fest, der dem ausgerichteten Ziel zustrebe, im übrigen bemühe sie sich, alle Kräfte frei zu machen, die gewillt und fähig seien, diesem Ziel zuzusteuern. Vielen werde kaum bewußt, wie tief die Normung in das täglicheLeben eingreife und uns auf un­serem ganzen Lebensweg begleitet: von der Ge­burtsanzeige und der Wiege bis zur Aschen- urne, die in Deutschland genormt seien. In über 6000 Blättern des deutschen Normenwer­kes seien die täglich genormten Wege einer sinnvollen Ordnung unterworfen.

Der Reichswirtschaftsminister berichtigte in diesem Zusammenhang eine andere falsche Vorstellung, nämlich dasMärchenvon der deutschen Autarkie. Die Schwierigkei­ten im Außenhandel sämtlicher Länder im ver­gangenen Jahrzehnt hätten uns veranlaßt, un- sere eigenen Wege zu gehen. Dies habe zu einer Umstellung unseres Außenhandels ge­führt, eine Erscheinung, die übrmens nicht nur Deutschland eigentümlich ist. Nichts sei so falsch, wie uns daraus den Vorwurf des Autarkiestrebens zu machen. Selbstversorgung sei etwas grundsätzlich anderes als Autarkie als Selb st genüg samkeit und selbst­genügsam wolle Deutschland durchaus nicht sein. Die Erzählung von einer deutschen Autar­kie fei also ein Märchen und nicht einmal ein schönes.

Neuer Terrorakt tu Freiwalbau

Proteststurm gegen die Benzinpreisschraube

Die neueste Benzinpreiserhöhung in Frank­reich hat einen wahren Hagel von Protesten aller beteiligten Kreise ausgelöst; infolge des durch die dauernden Preissteigerungen verursach­ten Rückgangs an Betriebsstoff hat der Staat in den letzten vier Monaten 80 Millionen Franken an BetriebSstosssteuer eingebüßt.

Hodgson wieder in London

Der britische Agent in Salamanca, Sir Robert Hodgson, traf gestern in London mit der Antwort General FrancoS aus die britische Note wegen der Luftangriffe aus englische Schiffe ein.

Das Risiko ist zu groß

Die englische Versicherungsgesellschaft LloydS hat die Versicherungsprämien für die englischen Schiffe, die nach Spanien fahren, auf die Nach­richten über die letzten Bombardierungen aufs neue erhöht.

De Valrra wieder Ministerpräsident

Das neugewählte irische Parlament, der Dai l, hat in seiner gestrigen ersten Sitzung de Balera wieder zum Premierminister gewählt und darauf­hin vom Staatspräsidenten formell zum Mini­sterpräsidenten ernannt.

Lustverkehrstagung

Unter Teilnahme von 53 Vertretern aus 20 Ländern, darunter Deutschland, begann gestern in Budapest di« 30. Tagung der euopäifchen Luftverkehrsgesellschaften.

Wüstenstreifen amSowjetparadies"

Nach polnischen Meldungen planen die Sowjet­russen, einen zehn Kilometer breiten Streifen längs der Westgrenze der Sowjetunion von Gebäuden und Bäumen glattzurasteren. um die Flucht aus dem ..Sowjetparadies" zu erschweren.

Waziristanstämme a« Afghanistans Grenz« An der indischen Nordwestgrenze kam es zu blutigen Kämpfen zwischen WaziristanstSmmcn und afghanischen Stämmen, bei denen mehr als 100 Angehörige des Suleman-Khan-Stammes ge­fallen sind.

Stehendes Heer für Jndochina?

Das französische Kolonialministerium beabsich­tigt die Aufstellung eines stehenden Heeres in I n- d o ch i n a, um die Kolonie ohne Hilfe von außen verteidigen zu können.

Deutsche Schule in Soerabaja

Nach niederländischen Blättermeldungen trifft die deutsche Kolonie in Soerabaja (Java) Vorbereitungen zur Schaffung einer deutschen Schule.

Kein Recht zur Einmischung

Die nationalistische japanische Vereinigung Meirinhai" erklärt. Frankreich und England hät­ten kein Recht zur Einschaltung in der Hai­nau-Frage, und fordert vom Kabinett die entschiedene Zurückweisung jeglicher Einmischung.

Soldateska überfällt Sudetendeutschen

Prag, 30. Juni. In Freiwaldau, wo sich schon vor etwa zwei Wochen tschechisches Mili­tär wüste Uebergriffe gegen Sudetendeutsche zuschulden kommen ließ, wurde der Beamte Schmidt aus Benisch in Mähren bei dem Verlassen eines Gasthauses, etwa 200 Schritte von dem Lokal entfernt, von 10 bis 14 Ische- chischen Soldaten überfallen. Die Ange­hörigen des Militärs, die kurz vor Schmidt das Gastzimmer verlassen hatten, schlugen den Sudetendeutschen mit stumpfen Gegenständen zu Boden und mißhandelten ihn > chwer. Sie beschimpften den Wehrlosen da- bei mit den Worten: Henlein-Schwein! Dem Begleiter Schmidts, Losert, gelang es in der Dunkelheit, der Uebermacht zu entkom­men und die Gendarmerie-Station zu verstän- digen. Bezeichnenderweise weigerte sich der Gendarmeriewachtmeister Kral einzuschreiten.

Der Vorfall hat in der Bevölkerung von Freiwaldau und Umgebung starke Erregung hervorgerufen. Die amtsärztliche Untersuchung Schmidts, ausgeführt durch den Militärarzt und durch den Distriktsarzt Dr. Link, hat schwere Verletzungen am ganzen Körper des Mißhandelten festgestellt. Der Sudetendeutsche Schmidt befindet sich zur Zeit in ärztlicher Privatbehandlung.

Brüning übertrumpft /

Als man in Deutschland das schlimme Jahr 1930 schrieb und derNotverordnungskanzler" Heinrich Brüningregierte", waren von ihm an die 50 Notverordnungen erlassen wor- den, die nicht nur der gesamten deutschen Wirt- schaft einen entscheidenden Schlag versetzt hat­ten, sondern auch die kleinen Rentner wie Keu­lenschläge trafen. Dem Staat selbst war mit diesen Notverordnungen kein Dienst erwiesen worden, und soweit es sich darum gehandelt hatte, den Staatshaushalt zu balancieren, er­folgte die Form desAusgleichs" lediglich auf dem Papier, während die Gesamtverschuldung auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens weiterhin ihre zweifelhaften Fortschritte machte. Unter der Regierung Adolf Hitlers hat es keine Notverordnungen mehr gegeben, da eine so weitschauende Politik, wie sie der national­sozialistische Staat betreibt, sich keiner Notver­ordnungen zu bedienen braucht.

Aber etwas anderes läßt diese schlimme Zeit des Jahres 1930 vor unserem geistigen Auge noch einmal erstehen: Im Journal Officiel, dem Amtsblatt der französischen Regie­rung, wurden am Mittwoch nicht mehr und nicht weniger als 110 neue Notverord­nungen veröffentlicht, -die durchweg das wirtschaftliche und finanzielle Gebiet betreffen. Das auf Grund der vom Parlament erteilten Vollmachten geschaffene Notverordnungswerk des Kabinetts Daladier ist damit abgeschlossen. Aus deni Notverordnungswerk sind diejenigen Verordnungen hervorzuheben, durch die deroffene Markt" in Frankreich ein­geführt worden ist, in dem der Bank von Fr ankreich das Recht erteilt wird, auf dem Wertpapiermarkt einzugreifen. Durch eine andere Notverordnung wird ein weiterer Kre­dit der Bank von Frankreich in Höhe von zehn ' Milliarden Francs für den Staatsschatz eröff- net. Das heißt, in letzter Minute wird der Re­gierung wieder einmal zu der Möglichkeit ver- holfen, die Erfüllung ihrer dringendsten Zah­lungsverpflichtungen vorzunehmen.

Unter der Fülle der großen politischen Ereig­nisse in Europa ist die Tatsache der 110 neuen Notverordnungen in Frankreich vielleicht nicht gebührend gewürdigt worden. Allein die wirt­schaftlichen und politischen Folgeerscheinungen sind weitreichend, denn das notwendige geld­liche Mehraufkommen muß natürlich vom französischen Sparer und Steuerzahler gedeckt werden. Hierin kennzeichnen sich noch die Früchte der französischen Bolrs fro n t"-P ol i tik, die ihre Stat­ten noch auf viele Jahre hinaus auf die fran- zösische Oeffentlichkeit werfen werden. Ob die 110 neuen Notverordnungen den Weg zur Ret«' tung zeigen, erscheint nach der bisherigen Er­fahrungen, die man mit Notverordnungen ge­meinhin gemacht hat, höchst problematisch!

Blufft Prag Europas

Pariser Blatt verlangt Klarheit

Paris, 30. Juni. DieLiberi e" lenkt die Aufmerksamkeit auf verschiedene Auskünfte, die in der tschechoslowakischen Frage gegeben wer­den und verlangt im Interesse der Regelung des gesamten Problems eine Richtigstellung. Alle Tage oder alle zwei Tage erscheine in Prag eine kleine amtliche Mitteilung, wonach der tschechoslowakische Ministerpräsident diese oder jene Minderyeitenabordnung zur Aus­sprache über das Nationalitätenstatut empfan­gen habe. Das sei der offizielle Anblick der An­gelegenheit. Andererseits und dies sei der offiziöse Anblick laufe in den Krei­sen, die in unmittelbaren und freundschaftlichen Beziehungen mit dem tschechoslowakischen Staatschef Benesch und mit seinen Vertrauens­männern stände, eine Auskunft um, derzufolge man in Prag fast kein wirkliches Interesse mehr an den Verhandlungen mit den Minder­heiten habe. Man soll in der tschechoslowaki­schen Hauptstadt der Ansicht sein, genügend Zeit gewonnen zu haben. Nachdem der Alarm vorbei sei, wäre es in Zukunft unnütz, eine Regelung zu betreiben, an die man nicht glaube. Man habe bewiesen, daß man Deutsch­land Widerstand leisten könne. Das genüge für den Augenblick. Den Bedürfnissen ent­sprechend beginne man wieder von neuem. Alles übrige sei überflüssig und nicht zu ver­wirklichen.

Einigung Paris-Ankara

Roch kein türkischer Einmarsch in den Sandschak

Jstambul, 30. Juni. Entgegen der all- gemeinen Erwartung konnte Ministerpräsi­dent D j e.l a l B a y a r in der Schlußsitzung der Nationalversammlung noch keine Mit­teilungen über den Einmarsch der türkischen Truppen in das Sandschakgebiet machen. Der Ministerpräsident bedauerte dies und erbat sich abschließendVollmachten, um den Freundschaftsvertrag mit Frankreich zu verlängern oder alle notwendigen Maß­nahmen für die nationale Verteidigung er­greifen zu können", die ihm auch unter stür­mischer Zustimmung des Hauses erteilt wurden. Nach einer Meldung aus Jeru­salem soll der Einmarsch der türkischen Trup­pen in den Sandschak frühestens nächste Woche erfolgen, da die Kasernen noch nicht vorbereitet sind.