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C a l w. Er'scttb.r?;:,fuchs. Nach hier eingekonmieueu Ciiiladimgen und Veröffentlichungen im Schwäbischen Merkur findet am nächsten Sonntag in Tübingen eine Versammlung zu Berathnng des non Stuttgart-Böblingen ausgehenden Programms für den Bau von Schwarzwald-Eiscnbahnen statt. Dabei soll hauptsächlich eine Soli- daritäls-Erüärung für dic' Programm angestrebt werden. Der ans Delegieren der Comlte's von Lconberg, Calw, Nagold bestehende engere Ausschuß hat über die Beschickung dieser Versammlung Berathnng gepflogen, gelangte aber zu der Ueberzcugung, daß es besser sein werde, sich an dies.r Verhandlung nicht activ zu betheiligen, wohl aber werden einige Vertreter der genannten Bezirke dorthin abgehen, um von dem, was verhandelt wird, Kcmitniß zu erhalten. Diese Tübin­ger Versammlung, von den Eegnern des Calwer Projekts veranstal­tet, wird natürlich in der Mehrheit nur von diesen besucht, eine aetive Bethciligung kann daher voraussichtlich nichts nützen. Zu Wahrung der diesseitigen Interessen ist übrigens ein Circulär an die Einladen­den abgegangen, das wir in Nachstehendem wörtlich wiedergcben:

In Folge des von Stuttgart-Böblingen :c. rc. ausgegangenen Programms: den Bau von Eisenbahnen im Schwärzwalde betreffend, haben die vereinigten Eisenbahn-Eomitü's von Leonberg, Calw, Nagold über das vorliegende Programm Berathung gepflogen. Hie­bei hat namentlich der in denselben ausgesprochene (Gedanke der Ueber- uahine solidarischer Verpflichtung für das ganze Programm verschiedene Bedenken erregt, und wir haben nnö die Frage nahe gelegt, ob das Eingehen einer solchen unbedingten Verpflichtung räihlich erscheine, ob man sich dadurch nicht auf eine Weise verbindlich mache, welche aus­schließe, andere im Landesintcrcsse liegenden Projekte, welche den Land­ständen vorgclegt werden, anznnehmen. Dabei kommt weiter die wich­tige Frage in Betracht, daß, im Falle die im Programm vorgesehene Eisenbahn-Verbindung Stuttgart - Böblingen - Herrenberg- Horb Stande käme, eine Nagoldthalbahn über Nagold nach Calw-Pforzheim keine Aussicht auf Erfüllung hätte: denn man wird wohl nicht l) die Linien: Büblingeii-Tiibiiigcn-Balingcii rc. rc., 2) Horb-Nottweil-Tnttlingen, Böblingen-Hcrrenbcrg-Horb, 4> Böblingen-Calw und 5) Calw-Nagold bmien wollen, fünf Linien in kurzen Distanzen von einander, zum Theil Parallellinien. Wir glauben dieß bezweifeln zu müssen. Die Linie Calw-Nagold würde wenigstens dann sicher nicht zu Stande kommen, wenn die Li- nie Vöblingen-.Nerrenberg-Hvrb beschlossen würde. Mit welch' großen Nachtheilcn für einen bedeutenden Theil des Landes verbun­den wäre, wenn die kürzeste Verbindung zwischen Tuttlingen und Pforrheim über Nagold und Calw nicht zur Ausführung käme, wird nickt erst des Beweises bedürfen, da der Umweg über Herren­berg, Stuttgart. Bruchsal rc. rc. den Interessen der meisten be­theiligten Bezirke nicht entspricht, vielmehr, wie sich aus einem Blick auf die Kacke ergibt, es im allgemeinen Interesse, namentlich auch der ,'üdlichen Lnndestheile liegt, die nächste Verbindung mit dem Rhein 'r auf dem Wege: Tuttlingen-Nagold-Calw-Pforzherm -n vermitteln.'Sodann erlauben wir uns weiter darauf aufmerk­sam ui machen, daß in den nächsten Tagen eine technische Widerte- cmnci der bekannten von Stuttgart gegen un'ere Denkschrift:Hahnen des würltembergischen Schwarzwaldes" ausgegangenen Mcrkurar- tikel erscheinen wird. Zu einer allseitigen Würdigung der angereg­ten Fragen dürfte es angemessen erscheinen, diese Widerlegung abzu­warten Die'e Betrachtungen sind es namentlich, welche wie wir glauben, zur äußersten Vorsicht bezüglich der solidarischen^Verbindlich- keits-Crkläruna ausfordern und welche geeignet sind, die Frage in Er­wägung n, ziehen, ob cs nicht räthlich sein dürste, sich die freie Entschließung vorzubebalten, bis sämmtlichc Eisenbahn-Pro-ekte und insbckondere'das Kcmpteisenbahn-Gesetz. der Bericht der volkswirth- schaftlichen Commission rc. zur Berathung und Beschlußnahme den Ständen vorgelegt werden. Die Comitv's von Stuttgart, Böb­lingen haben eine sehr reichhaltige Eisenbahn-Karte für den Schwarz­wald entworfen mit fünf Balnien «nd ihre» verschiedenen Aeüen Die Ausführung dieses Programms wäre wohl geeignet, viele Interessen zu befriedigen, soweit diese nicht einander gegenüber stehn?, oder sich durchkreuzen, ob man sich aber in dieser Beziehung keinen Illusionen hmgibt, ob und wann es möglich ist, alle diese Projekte zur Ausführung zu bringen, das Verdientwohl die genaueste Erwägung und das sind Fragen, die wir mit Vertrauen Ihrer weiterm Würdigung anheimgeben zu dürfen glauben.

Tagesereignisse.

Stuttgart, 13. Nov. Wie wir aus sicherer Duelle er­

fahren, ist das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Wir einer Eisenbahnvorlage für die Stände lebhaft beschäftigt und ist diese Arbnt ihrem Abschlüsse nahe; sie soll sehr umfassender Art sein und sich auf nahezu alle größeren Landescheile erstrecken, be­sonders aber den Interessen des Schwarzwaldes in jeder Beziehung gerecht werken. Wenn nunmehr, wie wir hören, die Abgeord­neten von Böblingen, Stuttgart, Tübingen und Tuttlingen, iw Verbindung mit den Herren Tr. Elben von Stuttgart und Dr, Rheinwalb von Rottweil, eine Versammlung einlenen wollen, um in dieser ein von ihnen ohne genaue technische Erhebungen und ohne Kennlniß des Standes der Verhandlungen mit den Nachbarstaaten entworfenes, scheinbar für den Schwarzwald be­stimmtes Eisenbahnnetz feststellen zu lasten, und so, ohne tic Absichten der Regierung zu kennen, in Betreff des Eisenbahn- banes die Jniiiaiive zu ergreifen, so könnte Ließ leicht störend aus den Fortgang des Eisenbahnbaues wirken und insbesondere die bedauerliche Folge haben, daß die Erfüllung der berechtigten Forderungen des Schwarzwaldes eine uncrwüisichte Verzögerung erlitte, lckrwiß kann es der Sache nur diene», wenn die Eisen- bahnangelegcicheiten so vielseitig als möglich öffentlich erörtert werden, dagegen finden wir rs den Interessen des Landes und speeiell derjenigen Theile desselben, welche zunächst aus Eisenbah­nen Hoffnung haben, nicht entsprechend, wenn jetzt durch vindcnde Beschlüsse feste Eiieubahnbauprogramnie ausgestellt werden wollen; vielmehr schiene es uns gerathen, vor Allem die Vorlage der K. Staatsrrgierung abzuwarteu, welche gewiß nach Zusammentritt der Stände erfolgen wird, und sodann diese Vorlage einer ge­nauen Prüfung zu unterziehen, eventuell aber möchten wir de» beiden Vertretern von Rottweil und Tuttlingen vor Allem rathen, die Priorilälsfrage der fünf Projekte des ausgestellten Program­me» zur Diskussion zu bringen. (St.-A.)

Wien, 14. Nov. Der Kaiser von Oestereich hat heute den Reichsrath mit einer Thronrede feierlich eröffnet. Letztere fand im Allgemeinen eine beifällige Ausnahme, insbesondere die Stelle, worin der Wille der Regierung, dem Reiche den Frieden zu be­wahren, betont wird. Dagegen wurde die Charaklerisirung der Beziehungen Oesterreichs zu Preußen und die Bemerkung, daß durch den Friedensvertrag die Eintracht in Deutschland gefördert werde, mit tiefer Stille angehört. Die Ankündigung einer zwei­jährigen Budgetvorlage ries Niedergeschlagenheit hervor.

Rostock, 4 Nov. In Sachen des Natioualvererns hat der

Rath der Stadt Rostock die von Polizeiwegen wegen ih-er Mit- gliederschast verurcheilten Bürger im Recurswege für nickt schuldig erklärt In Folge davon ist nunmehr an den Rath ein landes­herrlicher Verweis ergangen. (Sl.-A)

England. London, 14. Nov. Franz Müller wurde heute Vormittag nach 8 Uhr hingerichtet. Der Zudrong der Volksmas­sen war gewaltig groß. Ter deuis'be Pfarrer, Dr. Kappel, er­klärt, Müller habe ihm auf dem Schaffet unmittelbar vor der Hinrichtung seine Schuld mit den Worten gestanden:Ich habe- es gcthan." (Tel. d. Fr. Bl.)

Nachtrag.

Calw.

An die Ortsvorsteher.

Dieselben werden erinnert, über den Vollzug der letzten Ober- feuerschau-Desecte unter Anschluß der Protokolle binnen 1s Tagen z» berichten. Oberamtl. Bekanntmachung vom 8. März d I., Amtsblatt Nr. 29.

Len 15. November 1864.

^ K. Oberamt. Schippert.

Calw.

An die OrtSvorstehcr.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 14. Juni v. I werden die Ortsvorstel rr erinnert, über die Erledigung der letzten Wegschau-Tesecte binnen 15 Tagen unter Anschluß der Protokolle Bericht zu erstatten.

Den 15. November 1864.

A. Oberamt. Schippert.

Nedigirr, gedruckt und »erlegt von A. Vrtlckt äg er.