wurden; ja sogar Lazarethe, in welchen sckwerverwundete Preußen liegen, wurden tumutluarisch bedroht. Tie preußischen Truppen mußten die Nackt über unter Gewehr verbleiben. Das Oberkommando der Verbündeten hat zwar Anordnungen getroffen zur Verhütung einer Wiederkehr dieser Exzesse, aber diese neuen Symptome bedenklicher Gegensätze müssen die ernsteste Aufmerksamkeit der preußischen Regierung auf sich ziehen.
— Koblenz, 19. Juli. In der Umgegend des Pfarrdorfes Ferschweiler (nicht ganz 4 Meilen von Trier) haben sich sehr unwillkommene Gäste eingestellt. Ganze Rudel wilder Schweine wühlen die Kartoffelfelder auf und treiben ihren verheerenden Spuck in der Kornsaat. Eine Viertelstunde westlich von Echternach passirte am letzten Donnerstage auf einem bekannten Wildpfad unweit Lauterborn ein stattlicher Edelhirsch. Man will ihn für einen Zwölfender erkannt haben. Der Rehstand unserer Wälder befindet sich im Flor, allein im Dickicht des südlichen Jagdreviers Hausen fortwährend ein halb Dutzend Wölfe. Tie Förster haben häufig Gelegenheit, die alte Wölfin mit ihren schon erwachsenen Jungen zu beobachten.
— Flensburg, 20. Juli. Die Nordd. Ztg. meldet, daß den entlassenen dänischen Beamten, die nicht in den Herzoglhümern geboren find, nunmehr anbefohlen worden ist, in kürzester Zeit das Land zu räumen. Es ist hier ein Verbot gegen den Gebrauch dänischer Schilder erlassen.
— Rendsbllrg, 21. Juli. Eingetrofsenen Nachrichten zufolge wurde der dänische Capitän Hammer, nachdem er sieben Boote versenkt, in eurer Bucht bei der Insel Fanöe gefangen.
Dänemark. Kopenhagen, 17. Juli. Die amtliche,, Ber- lingske Tidende" traut dem deutschen Bunde nicht die Absicht zu, ganz Schleswig - Holstein in Besitz nehmen zu wollen, sondern meint, daß die durch die Zerstückelung der dänischen Monarchie unbedingt benachtheiligten Großmächte sicherlich rechtzeitig einem derartigen Schritte entgegentreten würden. Nach dieser Sprache des offiziellen Blattes muß man noch sehr bezweifeln, daß das neue Cabinet den deutschen Mächten mit annehmbaren Vorschlägen entgegenkvmmen werde. Es werden noch alle Schlicke und Hintertbüren versucht werden, ehe man sich in die klar vorliegende Nothwentigkeit fügt. — Auch die Aeußerung des Ministerpräsidenten am 14. im Landsthing bei der Adresse-Berathung: Laß die Umstände jetzt andere seien, als zur Zeit der Londoner Konferenzen, und daß „der König es sich Vorbehalte, zu den Uebereinkünf ten von 1852 zurückzukebren, um sein volles, durch den Londoner Vertrag anerkanntes Recht zu behaupten, wenn auch freilich wenig Aussickt sei, daß dieser Vorbehalt ein Resultat erzielen werde," — läßt auf kein besonderes Entgegenkommen oder auf Conzessionen Seitens Dänemarks schließen.
England. London, 20. Juli. Im Unterhaus fragte gestern Wyld: Ob es wahr sei, daß die Preußen am 13. d.seinen norwegischen Dampwr, der unter seinen Passagieren Engländer!
Italic». Turin, 10. Juli. Garibaldi ist heute Morgen in Begleitung seines Sohnes und mehrerer Freunde aus einem Postdampfer nach Caprera abgereist.
Amerika. Newyork, tO. Juli. (Privatdcpesche über Paris.) Der Bundesgeneral Wallace soll in Maryland nach einee achtstündigen Schlacht geschlagen worden sein. — Der Standard versichert, der Mörder des Briggs fei zu Queenstown feftgenom- men worden.
Erzählungen am Bivouakfener.
k'riuneiiiiigcn aus de» Jahren 1848—50, von Gra/ Adalbert Bandüssu.
(Fortsetzung.)
„Herr Gott!" stöhnte ein hessischer Offizier, „gibt's denn keine Krume Brod, gar nichts zu beißen! Ich habe einen Hunger — hat denn Niemand etwas?"
„Wenn Ihnen ein Stück Käse gefällig ist, so kann ich Jbnen aufwarten," sagte Heinrichs, indem er aus seiner Rocktasche ein blaugewürfeltes baumwollenes Taschentuch hervorzog und langsam auseinanderschlug. Es lag eine gelblich weiße Masse in dem Taschentuch, die eben nicht einladend aussah.
„Ist das Käse?" fragte der Kurhesse.
„Ja, aber f'ischer; ich wollte ihn meiner Frau nach Rendsburg schicken, um ihre jungen Drosseln damit zu füttern, die ich neulich ans dem Neste genommen und ihr gebracht habe; wenn es aber gefällig ist, Herr Hauptmann —"
„Ist das Taschentuch rein — haben Sie es gebraucht?" fragte der Kurhesse mit einem Blicke, der offenbar eine beruhigende Antwort Hervorrufen sollte.
„Bloß den Bart damit abgewischt — geniren Sie sich nicht, Herr Hauptmann!"
„Na meinetwegen — der Käse — ist wirklich — gar nicht so übel; hol' mich der Teufel, ganz famos — kein grüner Bits lerer zu haben? Nur einen Tropfen!"
Auch der grüne Bittere wurde zuletzt noch aufgetrieben, ein Endchen Wurst, zwei hartgesottene Eier, mehrere Scheiben Speck wurden von unfern Offiziersburschen herbeigeschleppt und zuletzt erschien noch der Baier mit einem Eimer Milch, den er im Stalle des nächsten Bauern „erobert" hatte.
Wir lagerten uns im Kreise, ließen den Eimer — es War, glaube ich, ein Pferdeeimer, denn es schwamm viel Häckerling in der Milch — fleißig die Runde machen, zündeten unsere Pfeifen an und begannen uns Geschichtchen zu erzählen, die natiizstich entweder eine unglückliche Liebe oder eine glänzende Waffenkhat zum Gegenstände hatten.
Der Schwede wischte die Milch aus dem Barte, faltete die Hände, als wenn er Gott um Verzeihung bitten wolle, weil er überhaupt Milch an seine Lippen gebracht habe, und Hub also zu erzählen an, wobei wir ckn in richtigem Deutsch sprechen lassen: „Wie Ihr wißt, licken Freunde, bin ich ein Schwede, und
hatte und in Jütland landete, beschossen? Unlerstaatssekretär La- aus Schweden nach Kopenhagen, um den Dänen gegen Deutsch
yard antwortete: Die Preußen hielten irrthümlich den Postdampfer für ein trnppensührendes dän. Schiff. — Der Thäter des im Eisenbahnwaggon an dem Commis Briggs verübten Mordes ist entdeckt, er heißt Müller und ist seit drei Tagen nach Amerika abgereist. Die Regierung hat der Polizei einen Dampfer zur Verfügung gestellt. (Tel.d.Schw. M.)
Belgien. Br üssel, 19. Juli. König Leopold ist unter dem Namen eines „Grafen der Ardennen" heute in Begleitung eines Adjutanten und eines Arztes nach Vichy abgereist, wohin auch der Graf von Flandern geht.
Frankreich. Paris, 19. Juli. Die französische Regierung ist benachrichtigt davon, daß die italienische Partei in Rom eine großartige Bewegung für den Augenblick des Absterbens des Papstes vorbereitet bat. Es ist u. A beschlossen worden, daß sämmtlicke römische Ausgewanderte — ihre Zahl beläuft sich auf 11—12000 — in jenemAngenblick in den Kirchenstaat zurückkehren. — 21 Juli. Der „Moniteur" zeigt an, daß Herr Drouyn de Lhuys auf mehrere Tage nach Vichy berufen ist, um mit dem Kaiser zu eonferiren. Heute ist der Besuch des Königs der Belgier in Vichy erwartet. _
land beizustehen, weil ich mir einbildete, daß Dänemark im Rechte sei. So kämpfte ich denn >848 und 49 unter dem Danebrog gegen die deutschen Truppen, sing aber allmälig an, Vergleiche zwischen den preußischen, schleswig-holsteinischen, hannöver'schen und den dänischen Soldaten anzustellcn; ich las deutsche und dänische Schriften über die Ursachen des Krieges und bekam endlich die Ueberzeugung, daß Schleswig-Holstein im Neckt sei, daß die deutschen Soldaten besser ausgerüstet und disciplinirt seien, als die dänischen, und so beschloß ich denn, als der Krieg im Jahre 49 geendet war, zu Euch zu gehen, Kameraden, und das Unrecht, Las ich gegen Deutschland begangen, wieder gut zu machen. Oh ich meine Schuldigkeit als Soldat gethan habe, darüber mögt Ihr entscheiden."
„Du heißt nur der tapfere Schwede", fiel ich ein, „das möge Dir ein Beweis sein, daß wir Dick alle lieben und achten. Doch Deine Geschichte." (Fort, folgt.)
Gottesdienste. Sonntag. 24. Juli. Dorm. (Pred.): Herr Dekan Heberte. — Klnderlchre mt den Töchtern 1. Klasse. — Nachm. (Pr.): Herr «elfer Schmidt. — Das Opfer ist für den Kirchen bin, fand bestimmt.
Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. (!)clsck lng er.