256

lands zu der Londoner Conferenz vorgeschlagene Theilunz Schles­wigs widerstreitet unfern wichtigsten Landesintereffen; wir betrach­ten sie als das größte Unglück das uns treffen kann. Wir wollen nimmer von Schleswig abgeschnitten, nimmer Dänemark einver­leibt werden.

Schleswig-Holsteinische Blätter berichten: Endlich beginnen die Dänen, die Fuhrleute aus Südschleswig, welche sie seit An­fang Februar auf Alsen festhielten, zu entlassen. Zunächst sind ZOO freigegeben, während noch etwa 300 Zurückbleiben.

Flensburg, 7.,Juni. In militärischen Kreisen macht man sich gefaßt, daß cs wieder losgeht. In der That wissen wir von telegraphischen Ordres, die in der Nacht vom Samstag zum Sonntag hier eintrafen und die weittragendsten Schlüsse auf die Absichten des Preußischen Oberkommandos machen lassen. Trup­penbewegungen nach Norden und Osten in die früher pingenom menen Stellungen haben bereits heute begonnen. (Schw. M )

Uebereinstimmenden Nachrichten aus London zufolge erwar­tete man auf den 9. Juni den Wiederzusammentritt der Konferenz.

Wien, 7. Juni. In der gestrigen Sitzung der Londoner

Eonferenz haben die deutschen Bevollmächtigten zugestanden, den Vorschlag einer vierzehntägigen Verlängerung der Waffenruhe unter der Bedingung, daß wenn innerhalb dieser Frist eine De­markationslinie nicht festgestellt sein werde, bei Ablauf der Waf­fenruhe die Feindseligkeiten wieder ausgenommen würden rsldrmulum zu nehmen. (Fr. A.)

Wien, 7. Juni. Aus Triest wird gemeldet, daß mehrere österreichische Kriegsschiffe den Befehl erhalten haben, in See zu gehen, um nöthigenfalls zu dem Nordseegeschwader stoßen zu können.

Wien, 5. Juni. Der größte Theil der Offiziere und selbst der gemeinen Mannschaften, welche sich bereit erklärt hatten, in die Dienste der mexikanischen Majestät zu treten, ist jetzt, seitdem die Verordnung für den Eintritt in die mexikanische Armee er­schienen ist, wieder znrückgetreten. Die Aufnahmebedingungen find aber auch so ungünstig als möglich, und man kann nur da­rüber staunen, daß man sich wirklich der Hoffnung hingeben konnte, unter sollen Bedingungen ein Korps zusammen zu brin­gen. Bezeichnend ist es auch, daß der Eintritt von Juden in die Armee von Mexiko absolut untersagt ist.

Griechenland. Korfu, '7. Juni. Der König der Grie­chen ist gestern unter dem größten Jubel der Bevölkerung hier eiugerroffen.

Frankreich. P a ris, 7. Juni. Der Hergang in der Con- ferenzsitzung am 6. Juni ist im Wesentlichen folgender: Die Dä­nen erklärten sich einverstanden mit de'- von England vorgeschla­genen Grenzlinie; diese wurde natürlicher Weise von den Deut­schen verworfen; hierauf erwiederte Herr v. Ouaade: seine Jn- st.uktioneu -ermächtigten ihn über die Verlängerung des Waffen­stillstandes nur in dem Falle zu unterhandeln, daß man sich über die Grenzlinie verständigt hab.-n würde. Da dieß nicht geschehen, so müsse er neue Instruktionen abwacten. Fürst Latour d'Am vergne und Lord Rüssel machten hiezu einige bittere Bemerkun­gen, und hierauf hob der Letztere die Sitzung auf, hinzusügend, daß er sich Vorbehalte, die Bevollmächtigten zu einer neuen Ver­sammlung einzv.berufen Die Propaganda für Abschaffung der Todesstrafe macht große Fortschritte. Die Unterschriften einer Petition, welche in dieser Sache von den H.H. Labbö von der Lpinion nationale und Detaille von der Diskussion an den Se­nat gerichtet werden soll, belaufen sich bereits aus nahe an 60000. Die neusten Prügelreformen in Mecklenburg haben hier, wie allerwarlS, ein ebenso schmerzliches als die deutsche Sache in der gegenwärtigen Sachlage. kompromittirendes Aussehen hervorgeru­fen, so zwar, daß sogar der Großh. mecklenburgische Geschäfts­träger sich veranlaßt gesehen bat, eine Art Berichtigung an die Debats cinzusrnden. Die Angelegenheiten in, Tunis scheinen wiederum verwickelter zu werden. Der Bey, von England unter­stützt, verlangt, da nun auch die Hauptstadt bedroht sei, von der Türkei ein Hilfskorps von 12,000 Mann, und scheint so die von Frankreich angebetene Hisie nicht angenommen zu haben. Frank­reich soll erklärt haben, daß es sich der Landung dieses Corps widersetzen werde. Im Augenblicke ist der Streit noch nicht wei­

ter gediehen. Die Kuhpockenimpfung, die so lange bei den Arabern keinen Eingang fand, macht in Algerien so große Fort­schritte, daß in der Stadl Cello allein die dahin geschickten Jmps- ärzte an 2914 Personen diese Operation vorzunehmen hatten.

Amerika. New-Jork, 28. Mai. Der Rebellengeneral Lee hat in Sexrons-Junction Position genommen; sein rechter Flügel steht bei Little-Swamp, sein linker bei Little-Niver. Der Unionsgeneral Banks ist in Newvrleans angekommen. Die Unionisten räumen Texas. Es wird versichert, Lee's Armee werde durch das Johnfton'sche Corps verstärkt werden. Es geht das Gerücht, der Unionsgeneral Butler habe eine Niederlage er­litten. Der »monistische Ober-general Grant rückt dem Ver­nehmen nach nach der Halbinsel vor. (Fr. A.)

Der Hausarzt.

Novelle von Aug. Schrade,

(Fortsetzung.)

Wäre ich reich wie Herr Walburg, ich würde mich nur dann glücklich preisen, wenn ich mit Ihnen den Reichthum thei- len dürfte.

Herr Siebold! stammelte sie freudig bestürzt.

Ich habe bereits mit meiner Mutter gesprochen; sie freut sich, Sie und ihre Tante morgen kennen zu lernen. Die Woche ist mir recht lang geworden wollen Sie nun, da ich so nahe am Ziele bin, mich zurückweisen?

Nein! flüsterte sie ganz leise. Wenn Sie es wirklich ehrlich mit mir meinen, werden wir kommen.

Deß' ist Gott mein Zeuge! Ach Jda, nun hat meine Stellung erst den rechten Werth für mich, nun werde ich mit doppeltem Eifer arbeiten. Aber, könnte auch ich fragen, ist es von Ihrer Seite ernstlich gemeint, wenn Sie mir die Annäherung gestatten? Jda, ich fordere einen Beweis dafür.

Du lieber Himmel, was kann ich thun? Genügt Ihnen mein Wort nicht?

Nein. Ich bin der ungläubige fThomas! rief Siebold mit Laune. Sie hatten in dem Garten eine Breche verloren, Ad -ich war so glücklich, Ihnen den Schmuck, wenn auch zertre­ten, zurüüzubringen.

Die Broche ist mcht echt.

Desto besser.

Mir lag nur daran, weil sie ein Geschenk meiner Tante ist ich kann sie nickt wieder tragen.

Vortrefflich! Nun dürfen Sie die Annahme dieses Schmu­ckes noch weniger verweigern. O nehmen Sie, Jda! Er mag uns stets daran erinnern, baß eine Brocke unsere erste Bekannt­schaft vermittelt hat. Weisen Sie dieses kleine Zeichen meiner Aufmerksamkeit zurück, so liefern Sie den Beweis nicht, den ich mir vorhin zu fordern erlaubte.

Bei den letzten Worten glitt ein Etui in die zitternde Hand Jdcks. Sie sah ihn sprachlos an.. Wie oft hatte sie den uneee tm Schmuck bedauert, den ein harter Fuß ihr zertreten jetzt besaß sie einen neuen, und wahrscheinlich auch einen echten. Start zu danken, drückte sie zärtlich die Hand des großmüthigen Gebers und versprach, der Einladung für morgen zu folgen. Noch eine Viertelstunde ward unter zZürichern Kosen der Spaziergang fort­gesetzt, und wir können versichern, Laß die Broche über das Schick­sal Beider entschied. Als sie sich rrennten, durfte Siebold die Wange, deren Purpurröthe ihn entzückt hatte, küssen. Glücklicher hat wohl nie ein Commis in später Abendstunde sein Comptoir betreten, als Ludwig Siebold. Jda erwirkte denselben Abend noch von der Tante das Versprechen, Sonntags den Lieblings­spaziergang nach dem Garten zu unternehmen und dort bei einer Tasse Kaffee den Nachmittag zu verplaudern. Rosa Beifuß hatte ein weiches Herz und freute sich der Freude, die sie ihrer fleißigen Nichte gewähren konnte. ' ___ (Forts, folgt.)

Nagoldwarnie. 4. Juni 13,4" K. 5. Juni 14,1° k.

6. Juni 13,7° k. 7. Juni 14 , 2 ° 6. 8. Juni 13,0° k. 9. Juni

12,4 ki. 10. Juni 12,1° k. _

Gottesdienste. Sonntag, re. Juni. Bor,». (Pr.:) Herr Helfer Schmidt. Kinderlehre mit den Söhnen 1. klaffe nm l'-ch Uhr._

Nedigirl, gedruckt und verlegt von A. Gelsck lirger!