124

Organisal-cn einer nationalen Armee zu befassen. L. Napoleon will sobald als möglich die französischen Regimenter zurückrufcn. Auch eine Fremdenlegion wird organisirt werden, deren Kadres aus französischen Mannschafien bestehen sollen. (Schw M)

Italien. Turin, 10. März. In Neapel ist seit einer Woche die Verhandlung vor dem Schwurgerichtshof Santa Maria gegen Cipriano la Gala und Genossen im Gange, (dieselben, welche auf dem französ. Tampfec Annis festgenommen, an Frankreich ausgeliefert, von diesem aber wieder an die ital. Behörden zurück­gegeben worden sind.) Es sind 4 Angeklagte: Die Brüder Cipriano und Kiona la Gala, Tomenico Papa und Giovanni tsiAvanzo. Die Anklageakte lautet aus 4 Mordlhaten gemeinschafilich von den 4 Angeklagten ausgesührt, außerdem hat noch Papa einen Mord, und beide Brüter La Gala 6 Morde, 6 Straßenräubereien und eine Plünderung zu verantworten. Die Verhandlung, zu welcher 200 Zeugen zugezogen wurden, brachte eine wahre Leiter von Verbrechen aller Art zu Tage: Mord, Raub, Verstümmlungen, Schändungen bis zur Menschenfresserei. Es kam in der That ein Fall zu Tage, wo dieseVertheidiger von Thron und Altar" einMädchen in Stücke hieben,brieten und verzehrten.(?) N eapel, 14 März. Gestern wurde das Urtheil in dem Prozeß gegen Cipriano, La Gala und Genossen gesprochen. Die Brüder Cipriano und Ciona La Gala wurden zum 2od, Domenico Papa zu lebens­länglicher Zwangsarbeit, Giovanni d'Avanzo zu 20jährigem Ge- fängniß vernrtheilt Turin, 9. März. Garibaldi, der sich zum Chef der vereinigten ungarisch-polnisch-italienischen Streii- kräste hat ernennen lassen, ist von Caprera heimlich verschwunden und Niemand weiß zur Stunde, wohin er sich begeben. Tie Wichtigkeit dieser 'Nachricht leuchtet ein für den Fall, daß sie sich bewahrheiten sollte, und wenn man hiermit in Verbindung bringt, daß sür italienische Rechnung im Süden Italiens sowohl wie im Süden Frankreichs große Aufkäufe von Maulthmren staltgesunden haben, so wird die Wahrscheinlichkeit eines versuchten Unierneh mens in ein immer helleres Licht gestellt. In hiesigen Regie­rungskreisen herrscht die größte Verwirrung, da auch hier obige Nachricht nicht unbekannt geblieben scheint, und dieß natürlich nur geeignet ist, dem Gouvernement die größten .Unannehmlich­keiten zu bereiten.

Amerika. New-Dort, 28. Febr. Ueber Shermann's Ex- Pedinon kamen Nachrichten aus Vicksbm'g vom 20., welche die Kunde brachten, daß Shermann die Stadt Sclma in Alabama nach einem heftigen Kampfe eingenommen habe. Jetzt ist er aus dem Anmarsche gegen Montgomery, die Hauptstadt von Alabama. Dagegen soll die Kavallerieexpedition, welche aus Memphis ab­gegangen war, um mit Shermann zu kcoperiren, bei West Point (Mijssisippi) mit den Rebellen zusammengestoßen und nach ernstem Gefecht zum Rückzug gezwungen worden sein. Südlich von Cbatta- nooga scheint es sich endlich auch wieder regen zu wollen, Grants Armee hat sich in Bewegung gesetzt. General Thomas mit seiner Division marschirte am 24 gegen Dalton vor, wo eine große Schlackt nun täglich erwartet wird. In Florida ist es den Bundesiruppen schlecht ergangen. General Schmonr stieß bei Sander'on, auf der Straße von Jacksonville nach Tallahassee, ans 15,000 Mann Rebellen und erlitt eine Niederlage, wobei er 1000 Mann nnd 5 Geschütze verlor. General Seymour ist von Gilmore für arretirt erklärt und an seine Stelle General Voriges oder Hodges gesetzt worden. Das Kommando von Westvirgi- nien ist dem General Sigel übertragen wo den. 3 März. Der Unions-General Meade hat den Rapidan überschritten und geht aus Richmond vor; der Rebelleti-General Longstreet geht nach Virginien zurück. Gcrüchtsweise verlautet, dW Unionstruppen vor Talivn' seien zurückgeworfen worden und der Unions-General Shermann ziehe sich nach Vicksburg zurück

Ein anderer Tel!.

Ein Büd a»S dem Wlldcreckkbcu.

(Fortsetzung.)

Daß Velkh einer Annäherung Föhner's so entschieden sich ent­zogen, beugte die Hoffnungen des Letzteren nicht willig.

Harte über den dirstsrn Hintergru nd der Seele Volkh's nur

Nldigirt, gedruckt und verte,

ein flüchtiger Lichtstrahl der Rührung gezuckt, um den Vorsatz sei­ne, Seele finsterer zurückzulassen? War es Volkh bei seinem Ehren­geleit zum Grab des Knaben nur darum zu thnn gewesen, durch diese That der Menschlichkeit Föhner an die todeswürdige Verrucht heit seines jüngsten Lebens zu erinnern?

Auf alle Fälle legte das Ereigniß die Absicht eines Moment» mvri eben so nahe als die Absicht dem Gegner ein Zeichen ver­söhnlicher Stimmung zu geben.

Aber ein gebeugtes Gemüth strebt auswärts und will nicht tiefer unter seiner Last versinken.

Föhner beschloß jetzt einen Gedanken auszusühren, den er schon seit einigen Tagen gefaßt; er wollte Unterhanolungen eröffnen, die zu einer Versöhnung sichren sollten und um keine Zeit durch Unterhändler zu verlieren, wollte er die ersten Schritte der Ver­mittlung selbst thun .. .

Am nächsten Sonntag ließ er seinen Falben vor das Wägel­chen spannen und fuhr zum ersten Male seit fünf Jahren nach Hohengab, um dem Gottesdienst beizuwohnen. Es war weder ein Wunder noch war es Verstellung, daß der abtrünnige Sohn der Pfarrkirche so unerwartet wieder bei dem Gottesdienste erschien und eine Andacht zeigte, die des besten Sohnes der Kirche würdig war Er bedurfte eben eines Helfers und bedurfte Trost und Stärkung. In Augenblicken solcher Bedrückung und Verlassenheit, wo suchte der Mensch nicht immer wieder Hilfe als bei Dem, der die Allmacht zur Versitzung hat, wo anders Trost und Stär­kung als bei Dem, der der Urquell alles Trostes und aller Stär­kung ist?

Föhner verließ auch den Gottesdienst nicht ohne ein Gefühl der Erhebung; allein aus diesem Gefühle klang immer eine Stimme, die sagte:Erst geh' hin und versöhne Dich mit Deinem Bruder, dann komm' und bringe Opfer Deiner Buße!"

Versöhne Dich mit Deinem Bruder hätte Föhner ihn so nennen dürfen, hätte er Volkh erinnern dürfen, daß die Bibel auch diejenigen noch Brüder nennt, welche Lurch Haß und Zwie­tracht geschieden, sich auf Tod und Leben bekämst eu!

Aber das stand ja nun in seiner Hand. Föhner war ja heule auf dem Wege, zu versuchen, was aufrichtige Reue lann, was ein gutes Wort zur rechten Stunde vermag. Nickt um sein unwerthes Leben war es Föhner jetzt zu thun; er wollte, so weit eS möglich war, gut machen, was er gethan und wollte seiner Familie willen und zu denn Wohl versuchen, am Leben zu bleiben.

Altangern zu!" sagte Föhner seinem Knechte nach dem Gottesdienste, als dieser Anstalt machte, den Falben nach dem Föhnhofe zu lenken. Gregor schäme seinen Meister mit großen Augen über die Schultern an und sagte dann:Hist!" Der Falbe griff in der Richtung nach Altangecn aus . . .

Es war ein wundersamer Gegensatz, Laß in den meisten Orten, durch welche Föhner kam, gerade Kirchweih gefeiert wurde und heitere Tanzmusik erscholl. Aber nicht die heitern Klänge der Musik allein waren cs, die Föhner's schwer gebeugtes Gemüth auf's Tiefste ergriffen, er erinnerte sich auch an die Tage seiner auzbrausenden Jugend, die in jeder von frohem Treiben belebten Schenke hier einst unvergleichliche Stunden genossen. Sorglos, feurig, trunken von Stolz und Glück bei den schönsten der Schönen, kannte sein Jubel oft keine Grenzen und sein Siegesgefühl kein Maß und wie stand es dagegen heute? Gesenkten Hauptes und mit scheu gewendeten Blicken kam er heute wieder an diesen Jubelstellen der Jugend vorüber; die frohen Töne der Musik erklangen auch heuteund das nachwachsendeGescklechttummeltesich munter wie einst

allein er war so sehr ein Anderer geworden, daß es ihm schien, als sei er sich selbst verloren gegangen. Es konnte keinen Trost sür ihn gewähren, wenn er hier und dort einen Genossen seiner Jugendfreuden aus dem Fenster blicken, hier und dort eine flinke Tänzerin von einst vor dem Hause sitzen und a»ck älter und stiller geworden sah dieß war die einfache Wirkung der Zeit und der Sorge sür das Wohl eines Hauses allein jene konnten doch heiler von Gemüthe sein und sich harmlos früherer Jubeltage freuen

er aber war beschwert im Gemüth und sah sein Leben bedroht

da wo er kaum begonnen, den Ernst und die Würde desselben recht zu erkennen! . . ^ (Forts, folgt.)

l von A. Vrlschläser.