bevorstehenden Einmarsch der Preußen und Oesterreicher ist die Meinung hier genau ebenso, wie in ganz Deutschland. Jedoch macht man kein Hehl daraus, daß mau sich durch nichts davon würde abhalten lassen, nach Abzug der Dänen den Herzog Friedrich VIII. zu prö^lamiren. „Mögen die Preußen aus uns schießen, es ist gleich, ob die Sache so oder so zu Ende kommt," — das ist die bittere aber entschlossene Aeußerung, die man hier oft zu hören bekommt.
England. London, 20. Jan. Die „Times" macht der dänischen Regierung jetzt sanfte Vorwürfe darüber, daß sie nicht einsehen wolle, wie gut Oesterreich und Preußen es mit der Integrität der dänischen Monarchie meinen; sie wünscht daher auch, Dänemark hätte die Novemberversassung zurückgenommen; aber es sei, fürchtet sie, zu spät dazu und der Krieg nur noch durch ein Wunder zu vermeiden.
Italien. Turin, 17. Jan. Wiederum schwirren kriegerische Gerüchte dureb die Luft. Zu Modena soll, so bald es die Witterungsverhältnisse erlauben, ein Lager für >00,000 Mann eingerichtet werden. Zu Bologna werden die Forts verprovian- tirt und 12 Feldöfen backen Tag und Nacht. Die Soldaten erhielten voraus ein Paar Neserveschuhe per Mann und starke Ankäufe von Proviant werden aller Orten gemacht. — 18. Jan. Der Diritto ist wegen eines Manifestes von Garibaldi, das die Bildung eines Einheitskomite anzeigt und die Italiener auffordert, sich diesem Mittelpunkt zu unterwerfen, konfiszirt und vor Gericht gestellt worden. — 21. Jan. Ein Cikular des Ministers des Innern an die Präfekten signalisirt die Wühlereien der Aktions- Partei. Diese wolle in die Rechte des Königs und des Parlaments eingreifen und suchte den Glauben an eine geheime Zustimmung der Regierung zu verbreiten; das Ministerium sei aber entschlossen, diese Wühlereien an's Licht zu ziehen und jeden Aktionsversuch zu unterdrücken. Die Präfekten werden daher zur thätigen Uebermachung der Partei und zur strengen Anwendung der Gesetze angewiesen.
Amerika. Newyork, 9. Jan. Im Senat ist der Vorschlag gemacht worden, binnen 90 Tagen eine Million Freiwillige unter dem Oberbefehl Granl's auszurufen. Das Repräsentantenhaus nahm mit 88 Stimmen gegen 21 den Antrag an, jeden Vorschlag der Unterhandlung mit den Rebellen zurückzuweisen. In demselben Haus drang Arnold auf die Wiedererwählung Lincolns als zukünftigen Präsidenten, da diese Wiedererwählung, wie er sagte, die Emanzipation der Sklaven in der ganzen Union sichere.
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Teil.
anderer Le
Ein Bild ans dem WükereUcbcn.
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Wie aus tiefer Chriurcht vor den unaussprechlichen Leiden der Geretteten, traten die Männer, welche ihr Werk der Menschlichkeit eben vollbracht, einige Augenblicke ernslbewegt in einen Halbkreis zurück, bevor sie durch eine Ansprache und Darbieten von Stärkung sich weiter bemerkbar machen wollten.
Diese Pausetheilnahmvoller Betrachtung wurde um so ergreifender als einer der Männer plötzlich leise zu seiner Umgebung sagte:'..Um Gott und seiner Gnade willen! ist das nicht Volkh, der wackere Frostwart aus Angern?" .
Jetzt erkannten den Unglücklichen auch noch zwer bis drei andere Männer und der Wildprethändler trat mit einem Glase
erwiederte
Wein zu dem Felsen, freundlich vorgebeugt zu Volkh sagen „Lieber Mann — wisset Ihr auch, wo Ihr seid und
hiervorgegangen?" ....... .
Volkh saß da mit schlaff nicderhangenden Armen nichts und sah nur starr in die Lmt. _ . . ^ .
,Nehmt etwas Mein, guter Mann, der Trunk wird Euch stärken und beleben, eh' Jbr sonst. Etwas genießen könnt!" fuhr
der Wildprethändler fort. <
Volkh bewegte kein Glied, erwiederte abermals nichts und
sah nur immer noch starr in die Lust.
„Er ist noch nickt bei sich," sagte ergriffen der Wildprethand- ler und trat mit dem Glase wieder zurück, da e« ihm gut schien,
wenn der von Schrecken und Leid Betäubte allmäliq und von selbst zu sich komme.
In diesem Augenblicke zuckte es zweimal durch den Leib des Knaben Uli, und plötzlich begann dieser, ohne ein Auge zu öffnen oder ein Glied zu regen, wie ein Kind in schwerem Traume so bitterlich zu weinen, daß es die Hernmstehenden in tiefster Seele ergriff.
„Der Knabe lebt," sagte der Geistliche theilnahmsvsll; „der Herr hat ihn wunderbar erhalten!"
Auf den starr dasitzendcn Vater aber wirkten die schmerzlichbebenden Laute des Knaben in wundersamer Weise; sie weckten Leben in den schlaff niederhängenden Armen — Leben in den umflorten Blicken — und Leben in. den bisher unbeweglichen todtblassen Mienen.
Wie unwillkürlich regte sich Volkh's rechte Hand und langsam, wie im Traume tastend, suchte sie nach des Knaben Angesichte — erreichte endlich dessen Wange und war dann mit einem plötzlichen Ruck auf der Stirne des Knaben, wo sie leise zuckend und liebevoll haften und ruhen blieb; zugleich fing das leblos-starre Auge an, sich zu beleben und zu regen und für die nächste Umgebung empfindend zu werden; aber mit Einem suchte es auch nach dem Angesicht des Knaben.
Volkh's Blicke hatten dieses kaum erreicht, als mit einem Male auch der Oberleib des Vaters von Leben durchströmt und kräftig genug wurde, sich auszurichten und über Uli vorzubeugcu; — nun bewegte sich auch der linke A.m, langsam nach dem Haupte des Knaben, die väterlichen Hände ergriffen es rechts und links unter den Schläfen, uin es ein wenig emporzurichten — aber nur, um es schon im nächsten Augenblicke wieder in den Schoß zurücksinken zu lassen.
„Todt — todt — todt!" rang sich ein Ton unsäglichen Grains aus dem Herzen Volkh's hervor, seine Arme wurden wieder schlaff und sein Oberleib und Hauet sanken an den Felsen zurück. . . „Todt — todb — und alles Traum und zu Ende!" wiederholten kaum hörbar die Lippen Volkh's, und das eben erst erwachte Bewußtsein verließ ihn wieder.
„Laßt uns erst den Knaben wecken und stärken, sieht er diesen lebend und gerettet, dann wird auch er sich bald wieder finden," sagten jetzt die Männer unter sich; man kniete dann neben Uli nieder, hob sein Haupt empor, flößte ihm Wein aus der Flasche ein und besprengte auch die Schläfe mit einigen Tropfen.
Wirklich kam Uli schon nach kurzer Zeit zu sich, schlug die Augen auf — sah erstaunt um sich — fragte, wer ihn gefunden und ob er wirklich lebe? — und als er eben: „Wo ist der Vater?" fragen wollte, erblickte er diesen selbst und rief mit einem schmerzlichen Aufschrei:
„Vater! Vater! Seht, mein Vater lebt nicht mehr!"
Man bat den Kleinen, stille zu sein, der Vater sei nicht todt, er ruhe und schlummere nur; man werde ihn eben wieder wecken und stärken, aber das müsse mit aller Vorsicht geschehen . . .
Während nun einige um Uli blieben und Andere sich um Volkh sorgsam bemüthen, trat der Wildprethändler mit dem Führer der Gesellschaft und den zwei Männern, welche die Säge geführt, bei Seite und sagte:
„Nun Freunde, rasch ans Werk und schafft eine Tragbahre, um die Armen, wenn sic so weit zu sich gekommen und gestärkt sind, wohlbehalten in den nächsten Ort hinabzubringen: Ihr thut ein gutes Werk und thut es nicht umsonst!"
Die drei rüstigen Männer griffen auch rasch zu den nöthigen Werkzeugen und da sie gleich von der Föhre das nöthige Holz absägen und verwenden konnten, so bedurfte das rohe Gefüge nicht zu lange Zeit, um fertig zu werden, und mit Laubwerk und Decken ausgerüstet, zu dem beabsichtigten Dienste vollkommen bereit zu sein . . . .Die Beendigung 'tiefer Arbeit traf mit dem großen und erschütternden Augenblicke zusammen, wo Volkh und sein Söhnlein Uli, beiderseits zu sich gekommen, sich erblickten, als gerettet erkannten und mit den Rufen: „Vater! — Uli!" in die Arme sielen ....
(Fa rtsetzvng wlgl.)
Äcdigirt, gedruckt und verlegt von A. Gel sch lag er.