zu übertragen und ihm zu überlassen, Bundeshilfe zu verlangen, so werden die Cabinete von Wien und Berlin aus dieses Terrain unter keinen Umständen folgen und die Kompetenz des Bundes in nachdrücklichster Weise bestreiten."

Schweden. Stockholm, 12. Jan. Gestern ersolgte die Einberufung des norwegischen Stortbings zu einer außerordent­lichen Session wegen der Kriegsrüstuugen.

Frankreich. Paris. TasMemorial diplomatique" mel­det: England habe, für den Fall der Ablehnung der Konferenz, die Permittlung Frankreichs, Englands, Rußlands und Schwedens, also der nichtdeutschen Unterzeichner des Londoner Vertrages, vor­geschlagen. Frankreich aber, die Unabhängigkeit Deutschlands ach­tend, lehnte die Vermittlung sowie die unter Theilnahme des deut­schen Bundes abzuhaltende Conserenz ab.

Italien.. Turin, 8. Jan. Die Nachricht von dem in Pa­ris gegen das Leben Napoleon's III. beabsichtigten Attentate, dessen Urheber Italiener, hat hier die größte Bestürzung erregt. Es sind auch schon Agenten der pariser Polizei hier eiugetrofsen, zu­gleich aber auch vom französischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten die kategorische Forderung, eine gewisse Anzahl namhaft gemachter Individuen ohne Weiteres auszuweisen, lieber Mazzini, der von vornherein als Anstifter dieses neuen Stückes bezeichnet wurde, herrscht nur eine Stimme der Verwünschung. Nach allem Dafürhalten war es Plan, durch den Tod L. Na­poleons die europäische Krisis zu beschleunigen, dcr sie in ihm mehr den Freund des Friedens fürchten, als sie in ihm den ei­sernen Gewalthaber hassen. Garibaldi soll von dem Vorhaben gewußt, aber dasselbe höchlich mißbilligt haben. Dänemark hat auch hieher eine Note gesandt, worin die italienische Regierung eingeladen wird, bei einer Konferenz vermittelnd oder zu Gunsten Dänemarks cinzuschreiten. Treu dem Nationalitätsprinzip hat die Regierung erklärt, daß sie den nationalen Bestrebungen der Her- zogthümer nimmermehr hemmend in den Weg treten werde.

Amerika. Newyork, 2. Jan. Die Unionsregierung läßt die Behauptung, als habe sie erklärt, niemals eine mexikanische Monarchie anerkennen zu wollen, mit der Bemerkung für unbe­gründet erklären, daß die dem Kongreß vorgelegte Korrespondenz über ihre wirkliche Stellung zu dieser Frage Licht verbreiten werde. Der Rebeüencongreß hat ein Gesetz angenommen, nach welchem ^ selbst Diejenigen nicht militärdienstfrei sind, die einen Stellver­treter gestellt haben.

Ein anderer Teil.

Ein Bild aus dem Wildererlcben.'

(Fortsetzung.)

Wirklich konnte die Gesellschaft vom Glücke sagen, daß sie zur Zeit, wo die H.rbstnebel jede Bergfahrt bereits unsicher machen, einen Tag zur Wanderung gefunden, der hell und warm die schweren Dünste der Wälder schon um 10 Uhr Morgens unwi­derstehlich in die Tiefen und Wasserbecken des Landes niederdrückte.

Nachdem man dem Mohrenapotheker als dem glücklichen An­reger der Parthie eine Ovation gebracht, die er mit einer langen Rede erwiederte, enthob man das Siegesfähnlein wieder seiner Stelle und setzte ans der schönen breiten Moos- und Wiesenfläche deS Thurmganges die Wanderung bis zu einer Stelle fort, die man für die Mittagsruhe und Stärkung ausersebcn. Der Phar- maceut, der den Grauhorn schon zu wiederholten Malen bestie­gen und hier manche begeisterte Stunde verjubelt hatte, war be­müht gewesen, noch in der Stadt eine genaue Zeichnung der Ruhe- und Speisestelle zu entwerfen und forderte nun von Jedem sein Urtbril über die frappante Genauigkeit des Bildes, die denn auch mit aller Bereitwilligkeit anerkannt wurde.

Man ließ sich um ein vom Gebirgsstock abgelöstes flaches Felsstück nieder und stellte nun die Bestandtheile eines bunten, aber sehr leckeren Mahles wohlgeordnet auf, wobei der Saft der Reben keine untergeordnete Rolle spielte. Man, trank, lachte, sprach und jubelte sehr viel und verlängerte, ohne sich darum zu kümmern, die Speisestunde beträchtlich. Der Mohrenapotheker, welcher einem Neuling der Geseaschaft viel von der berühmten und entsehenvollen Stelle am westlichen Theile des Thurmganges

erzählt hatte, wurde durch das Zögern der Ue-rigen nach und nach ungeduldig und forderte wiederholt und immer lebhafter zum Weitermarsche auf, ohne aber bei den Freunden sonderliches Gehör zu finden; endlich winkte er dem jungen Hartfrieder, ei­nem angehenden Viertelsmillionär und seines Zeichens Hausbe­sitzer, um sich wenigstens Eines Gesellschafters bei dem Weiter­marsche zu erfreuen. Sie entfernten sich fast unbemerkt von den klebrigen, die sich jetzt nur noch behaglicher der Ruhe und dem Weinvorrathe Hingaben, ohne gegen die wirklich großartige Fern­sicht gleichgiltig zu werden, tie sich ihnen von ihrer LagersteUe aus bot. Nur ein etwas stark beleibter Wildprethändler, welcher von der Wanderung bergauf am meisten mitgenommen war, zeigte Hang zu dem Grundsätze:Lieber das Nächste ergreifen, als in die Ferne schweifen!" Er griff denn auch wacker zu dem Glase, dessen Wölbung ihm die Landschaft im Kleinen wiederspiegelte, und als sein Nachbar zum zwanzigsten Male ausrief:Göttlicher Fernblick!" streckte er sich noch behaglicher aus und sagte, die Eigarre anbrenneud:Ja, 's ist sauber!" Vielleicht hätte er seine Behaglichkeit auch aus einen kurzen Schlummer ausgedehnt, wenn ihm die wilde Vorliebe seines Nachbars fürAlpenleben" nicht die nöthige Stille geraubt hätte. Der Nachbar war nämlich Norddeutscher von Geburt, lange Zeit ein Genosse de.r Spree- Anwohner und in der süddeutschen Hauptstadt mit seinen Ansich­ten und Stimmungen noch nicht recht heimisch geworben. Was der Lüddeulsche einfach und landesüblich fand, das versetzte ihn in Exlase, und was Jener warm bewunderte, ließ ihn vollständig kalt. Nur in einem Punkte harmonirte auch er mit dem Ge­schmack der Sübdeuischeu: er machte gern Ausflüge ins Gebirg, und scheute weder Mühe noch Kosten, sich gründlich über Land und Volk zu unterrichten; nur übertrieb er in mancher Hinsicht seine Liebhaberei für das Volksleben und wurde seinen Begleitern lächerlich oder lästig.

Auch heute widerstand er seinen barocken Einfällen nicht und wollte durchaus etwas Volksleben und Staffage zur grandio­sen Alpenwelt haben. Deßhalb mußte der Führer der Gesellschaft, ein kräftiger Bursch von einigen dreißig Jahren und in schmucker Gebirgslracht bald näher, bald ferner sich hinter einen Strauch oder aus eine Felsenzacke stellen und die stärksten Jodler zu Thale I senden, die seine breite Brust beherbergte. Da dieses Stück Volks­leben mit bewundernswerther Hartnäckigkeit und zuletzt knapp über dem Haupte des duselstillen Wildprethändlers aufgesührt wurde, so vertrieb es immer aufs Neue die Annäherung des Schlummers von den Augen des Letzteren. Indessen hatte Ließ wenigstens et­was Gutes; der Wildprethändler fügte sich endlich dem allgemei­nen Beschlüsse: jetzt, so lange es noch Zeit sei, den Ruudgang um die Galerie forlzusetzen und die Hauptsernsicht gegen Westen vor dem Rückmarsch in denHahnen" zu genießen.

Liesen Beschluß auszuführen, hatte man sich eben erhoben und gedachte den zurückbleibenden Führer mit den nöthigen In­struktionen zu versehen, als ein unerwarteter Anblick die ganze Gesellschaft höchlichst überraschte und mit Bestürzung erfüllte . .. Um einen Felsenvorsprung zurückkommend, erschien nämlich der Mohrenapctheker wieder und wurde von seinem Begleiter Hartfrie­der sachte im Arme geführt; er konnte sich kaum aus den Beinen halten, die Arme hingen schlaff an den Seiten herunter und Tod- tenblässe bedeckte sein Gesicht. Man glaubte beim ersten Blicke, daß der Apotheker von Plötzlichem Unwohlsein befallen worden, oder daß ihn dicßmal der Anblick des jähen Abgrunds gewaltig erschüttert habe; doch verlor man über bloßen Vermuthungen keine Zeit und eilte dem Freunde mit aufrichtiger Theilnahme zu Hilfe.

Was ist geschehen? Was fehlt dem Freunde?" rief man dem Begleiter Hartfrieder zu, da man wohl gewahrte, daß der Apo­theker selbst einer Antwort nicht fähig sein werde. (Forts, folgt.)

Auflösung der 4sitbigen Charade in Uro. 3 : L n ck s n b ü ß e r.

Gottesdienste. Sonntag, den 1?. Jan. Dorm. (Pr.): Hr. Dekan H «verte. Kinderlehre mit den Töchtern 1. Ct. Nachm. (Predigt): Herr Heiser Schmt dt.

Nedtgirt, gedruckt und verlegt von A. Vetschtäger.