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nien ankündigte, merkte er wohl, wie ihr Gesicht schreckhaft erbleichte; später überraschte er sie mit rothgeweinten Augen, allein er gab sich den Anschein, als ob er diese Traurigkeit keiner verborgenen Ursache zuschriebe. Es genügte ihm, zu wissen, daß er sich mit der Gräfin bald von dem unbekannten Gegenstände entfernte, der sie an ihr Vaterland fesselte.

Den Abend vor dem für die Reise festgesetzten Tage saßen die Sennvra und ihre Duenna schweigend in demselben Zimmer, von dessen Fenstern die Elftere die Waisenmädchen hatte ausgehen se­hen. Seit geraumer Zeit wechselten beide kein Wort und schienen der Stadt eingezogen, begleitet von dem sranzös. Gesandten Dubois mit Ungeduld oder mit Furcht auf Jemanden oder auf Etwas zu

warten. Ueber das Gesicht der Sennvra lies von Zeit zu Zeit ein beinahe unmerkliches freudiges Lächeln, das sich bald in den Ausdruck einer Träumerei und gedankenlosen Hinbrütens verlor; die Duenna dagegen zeigte eine Art kraftloser Sckiwermnth.

Es hatte schon halb elf von den Kircbtbürmen geschlagen, als die beiden Frauen den Kopf in die Höhe hoben und ängstlich nach der ZimMerthüre blickten, hinter der sich die Schritte eines Man­nes hören ließen.

Himmel, er ist noch nicht zur Ruhe gegangen," seufzte die Edelfrau.

Der Gras de Almata trat in das Zimmer, heftete einen for­schenden Blick auf die beiden Frauen und fragte:Ihr seid noch wach, Catalina? Wie kommt es, daß Ihr Euch noch nicht nieder­gelegt, da wir doch morgen früh eine lange und beschwerliche Reise antreten? Ihr seid übel gestimmt, doch müßt Ihr Euch mit Geduld in das Unvermeidliche ergeben."

Wir wollten eben zu Bette gehen, Calisto," antwortete die Gräfin aufstehend und griff nach einem Lichte.

Sonderbar," sagte der Graf,daß beute alle Welt in diesem Hause das Bett zu meiden scheint. La ist Domingo, der gewöhn­lich von neun Uhr an schläft und schnarcht, wo er immer sitzen mag jetzt findet er Gründe, um fast bis Mitternacht auszublei- ben. Und doch sind schon alle Vorkehrungen zur Reise getroffen."

Die Gräfin erwiederte nichts; sie schien einer längeren Unter­redung mit dem Grafen ausweichen zu wollen und legte die Hand an die Thürklinge ihres Schlafzimmers.

Wohlan, Calisto, ich werde Eurem Rathe folgen und zu rn hen suchen, wenn es mir möglich ist. Man verläßt sein Vaterland

haben. Malmö, t.3. Juli. Die Könige von Schweden und Dänemark werden am 26. Juli auf der Durchreise nach Beckäskog (einem Landsitze des Ersteren) in Malmö erwartet. Die Zusam­menkunft soll hauptsächlich einer Besprechung über die schleswig- )chen Verhältnisse gelten. (Fr. A.)

Frankreich. Paris, 18. Juli. Nach den Blättern hat Baron Budberg gestern die russische Antwort überreicht. Rußland nimmt die 6 Punkte an, weist aber die Forderung eines Waffenstillstandes zurück. Die Besetzung von Mexiko durch die Franzosen be­stätigt sich. General Forey ist mit der Armee am 10. Juni in

von Saligny und dem mexikan. General Almonte, unter begeister­tem Zuruf der Bevölkerung, welche rief: Es lebe der Kaiser I es lebe die Kaiserin! es lebe die Intervention! (General Bazaine hat also dem Pöbel von Mexiko die Komödie gut einstudirt) General Forey hat die in Puebla genommenen Fahnen und die Schlüssel von Mexiko nach FrankrKch abgeschickt. Der Moniteur ist so glücklich, nun auch die Glückwünsche des Kaisers von Oesterreich, des Königs von Dänemark und des Großherzogs von Hessen zur Uebergabe Mexikos anzeigen zu können. Patrie und Pays be­haupten, die drei Mächte finden die russischen Antwortsnoten un­genügend und seien völlig darüber einverstanden, auf die genaue Zustimmung zu dem von ihnen aufgestellten Programm zu dringen.

Rußland. Petersburg, 17. Juli. DieNordpost" ver­öffentlicht ein kaiserliches Dekret, durch welches im Angesicht der gegenwärtigen politischen Verhältnisse für den Monat November eine Rekrutirung von 10 Mann vom Tausend'der Bevölkerung ungeordnet wird. ^

Türkei. Von mehreren Seiten wird über auffällige Rüstun­gen der Pforte berichtet. Omer Pascha wird an die Spitze Lines am Bosporus zu concentrirenden Armeecorps gestellt, an der Bal­kanlinie werden zwei weitere Armeekorps zusammengezogen, Schumla und Silistria werden in Stand gesetzt. An einen beabsichtigten Angriff läßt sich kaum denken, aber auch für die Vertheidigung läßt sich bei den augenblicklichen Verlegenheiten Rußlands kein ernst­hafter Grund entdecken.

Griechenland. Athen, 11. Juli. Die Zahl der bei den letzten Ereignissen getödleten Personen beträgt 60, ebensoviele wur­den verwundet. Der britische Gesandte Scarlett erhielt Befehl,

sich über eine militärische Besetzung, falls dieselbe nöthig, mit dem nicht ohne trübe Gedanken, besonders wenn man nicht weiß, ob

französischen und russischen Gesandten zu verständigen, wenn diese nicht einstimmen allein zu handeln.

Amerika. Newysrk, 9. Juli. Nach dem 3. Juli wurde der Kamps bei Gettysburg nicht mehr erneuert. Meade besetzte Gettysburg. 15,000 Secessionisten sollen gefangen, viele Waffen und Fahnen erobert sein. Der Potomac ist so angeschwollen, daß

man eS je wiedersieht."

Ihr werdet es Wiedersehen, Catalina! Quält Euch nicht so sehr mit Gedanken, die Euch betrüben müssen. Nun schlaft wohl, bis morgen."

Gute Nacht, Calisto."

Der Gras verließ das Zimmer und begab sich nach seinem

ein Brückenschlägen unmöglich ist. Lee befindet sich wahrscheinlich > Schlafgemach, das auf der andern Seite des Hauses, gegen den

zwischen Harpersferry oder Williamsburg und offerirt vielleicht eine Schlacht. Meade geht ihm so schnell entgegen, als die Stra­ßenbeschaffenheit es erlaubt. Admiral Porter meldet, daß Bicks- burg am 4. Juli sich ergeben. Lincoln schlug eine vom Vicepräfl- Lenten des Südens erbetene Erlaubniß, behufs wichtiger Mitthei­lungen nach Washington zu kommen, ab, gewöhnlicher Mittheilungs­weg genüge. (T. d. St.-A.)

Unterhaltendes.

Ein schwer geprüftes Mutterherz.

(Fortsetzung.)

Eine Nachricht aus Spanien veränderte plötzlich die Lage der Dinge. Der Oheim des Grafen de Almata war gestorben und hatte ihn zum Erben aller seiner Güter eingesetzt. Diese Güter bestanden aus einem großen Landstriche um den Flecken Rota in dem fruchtbaren Andalusien, aus mehreren Häusern in der Stadt Leres de la Frontera und aus vielen Seeschiffen, die zwischen Ca- dix und der neuen Welt Handel trieben.

Der Reichthum, in dessen Besitz der Graf de Almata aus diese Weise gelangte, war fast unberechenbar; doch mußte er nothwendig eiligst nach Spanien, um nicht einen Theil dieses auseinander liegenden Vermögens zu verlieren. Er sah in diesem Vorfall ein passendes Mittels um seine Frau ohne Widerrede dahin zu bringen, die Nie­derlande zu verlassen. Als er der Gräfin die Abreise nach Spa-

Hof gelegen war. Die Sennvra, von ihrer Duenna begleitet, trat auch in ihr Schlafzimmer. Dort setzten sie sich nieder.

Sie lauschten einige Augenblicke, ob kein Geräusch mehr zu hören war; dann fragte die Gräfin leise:Ach, Ines, sollte Domingo uns verrathen und seinem Herrn unser Vorhaben mitgetheilt haben?

Er wird es nicht thun, Sennvra."

Seid Ihr ganz sicher, Ines?"

Ja, ich habe ihm versprochen, ihm bei unserer Ankunft in Madrid meine hübsche Antoniette zur Frau zu geben. In dieser Hoffnung ginge er für uns durch's Feuer. Von ihm habt Ihr nichts zu fürchten."

Dank, liebe Ines, da- mildert meine Angst, ich fürchtete Ver­rats,; der Graf sah uns so forschend an, fein Blick drang mir in

die Seele."

(Forts, folgt.)

Frankfurter Gold-CourS vom 20. Juki.

ft. kr.

Pistolen ....

Friedrichod'or . . .

Holland. 1» st.-Stück«

Rand-Dukaten .

Sv-Frankenstücke Cngl. Sovereign»

Peuß.Kajsenschein»

v 38'/, »S'r

» SS-S7 » 48 -4»

- 0»V,-»4'/« s

II 4S-S0 1 45-'/.

Co « rs

der k. w. Klaalskalsen-Verwaltu.ig

für Goldmünzen.

Unveränderlicher Cour«: Württ. Dukaten . . 5 st. 45 kr.

Beränderl Dukaten . . PreuK. Pistole» Andere ditto . LH-Frankenstücke

cher EourS:

, . 5 fl. 33 k.

. . 9 st. Sk kr.

. . 9 fl. 38 kr.

..SS. 20 kr.

Stuttaart. l. Juli >863.

K. Staatskafsenverwaltung.

Rrdigirr, gedruckt und verlegt von A. Oelschlstger.