'L <

I- - i.

200

Schein Fassung wieder zu gewinnen. Sie trocknete ihre Thränen und liebkoste das Kind, um ihre fortdauernde Rührung zu verbergen. Als sie sich endlich erholt hatte, küßte sie Klara und sagte:Lieber

mir Belohnung genug. Verfügt über mich und besucht uns, so oft Euch beliebt; ich stehe immer zu Euren Befehlen."

Bis morgen, liebe Mutter. Vielleicht habe ich einige Worte

Engel, Deine Stimme hat mich ganz verwirrt; Du bezauberst mit Euch zu sprechen; würdet Ihr Euch wohl zu mir bemühen?" durch Deinen schönen Gesang." »- .» ----------- --

Nun, ich singe nie mehr, in meinem Leben nie mehr," schluchzte die Kleine, die mit Weinen gar nicht anfhören wollte.

Warum denn, liebes Kind?"

Weil es Euch zum Weinen bringt. Ja, gewiß, ich singe nicht mehr, weder für Euch noch für Andere ich bin böse aus mich selbst, Euch betrübt zu haben. Ach. iL bin recht unglücklich, daß ich singen kann!"

Diese Worte des Mädchens waren gewiß nicht der Art, daß sie die Gräfin beruhigen konnten. Auch war sie auf dem Punkte, auf's Neue weich zu werden; allein der forschende Blick der Mutter, der sich auf den ihrigen heftete, hielt sie davon ab. Sie setzte das Kind aus ihren Sebooß und sprach:Liebe Klara, Du bist im Jrr- thum. Meine Thränen sind Freudenthränen. Hast du nicht geweint, liebes Kind, als Du zum ersten Mal schöne Musik hörtest?"

Wenn Schwester Katharina mit Meister Huygens am Klavier zusammen singen, weine ich immer, doch ist das etwas Anderes."

Ja, liebes Kind, cs ist das Seclengefühl, das unter dem süßen Eindruck der Musik zerschmilzt."

Ich will aber Loch nicht mehr singen . . . Denn sollte ich Euch wieder so beirükt sehen, so würde ich gewiß krank davon; es thut mir so weh . . ."

Armes Kind! Weißt Du, wie Du mich am besten trösten könntest? Wenn Tu recht heiter wirst und das Weinen unterläßst.

Dein Lächeln wird auch mich wieder fröhlich machen!"

Clara erhob den Kops und zeigte der Sennora ein Gesicht, das noch unter Thränen heiter lächelte. Dieser Beweis von Liebe und Herzensgüte von Seiten des Kindes rührte die Gräfin so sehr, daß sie eine Weile die Augen mit den Händen bedeckte, worauf sie dann wieder die Kleine zu liebkosen anfing.

Tie Mutter merkte wohl, daß ihre längere Gegenwart der Gräfin nur lästig fallen könnte, und dachte edel genug, ihre Neu­gierde zu überwinden; sie verließ das Zimmer.Ick muß nach meinen Mädchen, sehen, die wirklich nicht leicht zu regieren sind," sagte sie sich entschuldigend.Gott weiß, welchen Unfug sie wieder treiben. Bleibt hier ruhig mit der Clara, es wird Euch Niemand stören. Ich komme bald wieder!"

Gewiß, gnädige Frau;^es ist eine Ehre für mich."

Clara sah trübsinnig vor sich hin.

Aus Wiedersehen, morgen, liebe Nachtigall!" sagte die Sennora.

Bleibt Ihr denn nicht hier?" schluchzte das Kind.

Morgen komme ich wieder und bringe Dir das hübsche Liederbuch. Nun küsse mich noch einmal und vergiß Deine Freun­din nicht."

Nein, nein, ich werde diese Nacht wieder von Euch träumen."

So hast Du schon von mir geträumt?" fragte die Gräfin erstauntUnd was hat Dir geträumt, liebes Kind?"

O, es war so schön. Ich träumte, Ihr wäret meine Mut­ter und ich habe in demselben Belte mit Euch in Euren Armen geruht, und Ihr habet mich geküßt und . . ."

Bis morgen, bis morgen!" sagte die Gräfin mit dumpfer Stimme und zog die Duenna mit sich aus die Straße, als wollte sie einer drohenden Gefahr entrinnen.

S »

Ihr wäret so gükig mich rufen zu lassen, gnädige Frau!" sagte die Vorsteherin des Waisenhauses, als sie in das Zimmer der Gräfin de Almata trat;ich stehe ganz zu Diensten."

Seid willkommen, Frau Mutter," sagte die Sennora.Setzt Euch neben mich; ich habe mit Euch zu jprechen. Ihr vermuthet wohl, wovon es sich bandelt?"

Wohl von Clara, gnädige Frau?"

Allerdings. Kennt Ihr die Geschichte des Mädchens?"

Ich weiß nickt viel davon, gnädige Frau. Klara war bereits seit einem Jahre im Walsenhause, als ich zur Vorsteherin gewählt wurde. Von den Aufsehern habe ich vernommen, daß das Mäd­chen nach dem Brande eines Dorfes seine Eltern verlor und von einem mitleidigen Soldaten ausgenommen und verpflegt wurde. Später brachte sie die Verwendung einer Verwandten des Stifters in Las Waisenhaus. Ich freilich glaube nichts von dieser Geschichte ; mir war immer, als sei sie erdichtet worden, um Clara's wahre Herkunft zu verbergen."

Weiß Clara selbst nichts von ihren Eltern?

Sie erinnert sich dunkel nur daran, daß sie als kleines Kind in einem Bauernhause aus dem Torf wohnte; was mich vermuthen

L"'"7.L «> ^ L

Gräfin in spanischer Sprache:Sennora, sollte diese Frau nichts rermulhen? Ich glaube, daß sie Alles errathen hat!"

Das ist möglich, Ines," antwortete die Edelsrau;doch Hobe ich dabei nichts zu fürchten. Sie hat den kleinen Engel eben so lieb als ich ; würde sie wohl etwas thun können, das dem Kinde schadete!"

Eine Frauenzunge. Sennora, spricht zuweilen, ohne daß das Herz etwas davon weiß."

Ach Gott! liebe Ines, betrübt mich nicht, raubt mir nicht , "

, Iraker anaveyen.

ist der Umstand, daß das einzige lebende Wesen, dessen sie gedenkt, ein buntes Lamm ist mit dem sie spielte. Das ist Alles, was ich von der Geschichte der höbernen Clara weiß."

Hölzerne Clara! Warum verbietet Ihr den Mädchen nicht, sich so häßliche Beinamen zu geben?"

Ja, gnädige Frau, Wollen und Können ist nicht dasselbe. Wir haben an wichtigere Dinge zu denken. Ihr dürft mir glauben, daß ein Fähnlein Soldaten leichter zu leiten ist, alS eine Truppe

meine Seligkeit!

Ich schweige, Sennora; das Geschehene ist nicht ungeschehen zu machen; genießt Euer Glück!"

Als die Mutter eine halbe Stunde darauf zurüükam, sprang Clara vom Schovße der Gräfin herab und lief ihr entgegen, um ihr ein Buch zu zeigen. Das Kind jauchzte vor Freude und hielt die Hände in die Höhe:O, Frau Mutter, seht doch das schöne Meßbuch an, mit den goldenen Schließbändern und den netten Bildern. Meister Jan van den Rozier, der Euer Portrait gemacht, hat Blumen in Silber und Lasur hineingemalt. O Gott! wie glücklich bin ich! Und morgen bekomme ich ein Liederbuch! und ich habe noch Perlcnschnüre in der Tasche! Seht nur! Sie sind selbst für eine Königstochter zu schön!"

Tie Gräfin war vom Stuhle aufgestanden und schickte sich an, das Waisenhaus zu verlassen. Sie nahm die Mutter bei der Hand. drückte dieselbe freundlich und sprach:Frau Mutter, ich km Euch vielen Tank schuldig, wenn ich irgend etwas thun kann, um Euch meine Achtung zu beweisen, so steht Euch die Thüre meiner Wohnung zu allen Stunden des Tages offen! Ich werde immer glücklich sein, Euch dienen zu können."

Ihr seid allzu gütig, Frau Gräfi n. Eure Freundschaft ist

Seht, Mutter, ich habe Euch zu mir gebeten, um von Euch zu erfahren, was Jemand thun konnte, der die kleine Klara be­günstigen und beschirmen wollte."

Tie Mutter nickte freundlich und versetzte:Ich setze voraus, daß die Beschirmerin die Gräfin de Almata selbst ist. Zuerst kann sie das Kind aus dem Waisenhause nehmen und in ihrem eigenen Hause erziehen; denn alle Waiscnmädchen sollen nach ihrer Be­stimmung später als Arbeiterinnen oder Mägde in Dienst treten, es sei denn, daß eine ehrbare Heirath ihnen das Thor des Waisen­hauses öffnet und das kommt auch zuweilen vor!" (Forts, folgt.)

Frankfurter Gold-Cours vom 29. Juni.

s. kr.

Pistolen . . .

Friedrichod'or . .

Holland. 10 fl.-Kläcke Uand-Dukntcn . .

Sv-Fraickcnstücke .

Engl. Sovereigns . preuss. Kassenscheine

s SSV,-40 >2

s 56'/,-57'/, s 48 -4?

5 34-85 S S1 -LL 11 48 50

C o rr r H

der k. w. Staatskaffcn-Verwaltva- für Goldmünzen.

Unveränderlicher Cour«: Wnrtt. Dukaten . - 5 fl. 45 kr. Veränderlicher CourS:

Dukaten.5 fl. 32 kr.

Prenß. Pistolen . . - 8 st. 54 n-

Andere ditto . . . . 9 st. 37 K

20-Frankenstücke . . . 9 8. 22 kr-

Stuttgart, 15. Juni 1863.

K. Staatskanenverwaltnng.

Vedigirt, gedruckt und verlegt von A. Vrlschläger