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Dänemark, als konstitutioneller König der Griechen gewählt und! Jrrthum, und dann ist meine Dermuthung ein prvklamirt wurde, anzeigt und die erbliche Souveränität über das Gräfin! doch immerbin, die Gräfin ist gut und Königreich Griechenland für besagten Prinzen entgcgennimmt
unter der Bedingung, daß die jonischen Inseln mit dem griechischen Reiche vereint werden.
Griechenland. Athen, 13. Juni. Die Festlichkeiten, welche hier zur Feier der Erwählung des Königs Georg I. stattsanden, dauerten drei Tage und drei Nächte nach einander. Die Betheiligung war allgemein. — Korsu, 18. Juni. Gestern erklärte der Lord-Qberkommissär amtlich die Vereinigung der jonischrn Inseln mit Griechenland, worauf Tedeum und Illumination. (Schw. M.)
Türkei. Konstantinopel, 11. Juni. Verschiedene Anzeichen lassen aus das Projekt eines Staatsstreiches schließen, indem der Sultan mit dem Gedanken umgehen soll, mit Hilfe der Armee sich der ungeheuren Besitzungen des mohamedanischen Klerus, der sogenannten Aakufsgüter zu bemächtigen und fortan die Ulemas aus Staatsmitteln zu besolden Vielleicht wird auch das Gleiche in Bezug aus das griechische Patriarchial beabsichtigt. (Schw. M.)
Amerika. Newhork, 9. Juni. Präsident Davis hat dem britischen Konsul in Richmond das Exequatur entzogen, weil er gegen Fug und Recht außerhalb Richmonds und Virginiens Konsularautorität geübt habe. — Die Rebellenstaatcn haben den Sieg der Franzosen zu Puebla durch eine Beleuchtung ihrer Hauptstadt Richmond gefeiert. — 13. Juni. General Lee hat am Rappahannock bedeutende Verstärkungen erhalten. Es heißt, Hooker habe Lee angegriffen. — Ein nicht bestätigtes Gerücht wollte wissen, Kerby- Srnilh habe Banks von Port Hudson verjagt.
Unterhaltendes Ein schwer geprüftes Mutterherz.
(Fortsetzung.!
„Ei, Sennora!" rief die Duenna, sobald sie und die Gräfin aus der Straße waren, „Ihr wäret doch sehr unvorsichtig! Diese Leute muffen den Staar haben, wenn sie nichts von dem merken, was Ihr so verborgen halten solltet, und . . ."
Doch die Sennora schloß ihr den Mund mit der Hand und sprach vor Entzücken außer sich: Schweigt, gute Ines, schweigt! Und wenn Ihr mir selbst sagtet, daß der Graf Alles entdeckt, und ich seinen Haß und Zorn zu fürchten habe, was wäre dabei? Ihr scheint nicht zu wissen, daß ich sic gehört, in meine Arme gedrückt, geküßt habe? daß sie mir freundlich entgegenlächelte? daß ihre Lippen mit Liebe auf meinem Mund ruhten? Lieber Gott, das ist ein Uebermaß des Glückes! Ich bin bereit Alles zu ertragen und zu leiden, nur nimm mir das selige Freudegefühl nicht, das in meinem Herzen überströmt. Und Ihr, Jues, schweigt, laßt mich schwelgen in dem unnennbaren Genuß, und umwölkt nicht den Himmel meiner entzückten Seele. Wie ist der Engel schön, nicht wahr, Ines? Welcher Adel im ganzen Wesen der Nachtigall!"
Die Duenna öffnete das Hausthor mit Thränen in den Augen und schloß es wieder, sobald ihre Herrin eingetreten war.
Inzwischen war die Mutter des Waisenhauses in dasSprechzimmer zurückgekehrt, um die Laden zu verschließen, worin die Spitzen lagen. Tort hatte sie aber schon vergessen, waS sie thun wollte, und setzte sich gedankenvoll in einen Stuhl, wo sie die Augen auf den Boden richtete.
„Und die Geschickte von dem abgebrannten Dorf und dem barmherzigen Soldaten?" fragte sie sich selber; „sollte das alles erdichtet sein? Houtvelt? Der Name ist sonderbar, vielleicht ist es ihre Schwester — doch nein, Klara zählt ja kaum zwölf Jahre! Oder eine Nichte, eine Cousine? Wer weiß? Doch würde eine Cousine oder Tante, ja selbst eine Schwester Thränen vergießen bei einem Kuß des Kindes? Dieß Alles beherrschende Gefühl in rer Seele einer Frau scheint mir Mutterliebe zu sein. Ach ich begreife! Arme Mutter, was muß sie leiden? Ein so schönes und reizendes Kind. Es seit Jahren nicht gesehen haben, und dann unter Mädchen finden, die zum Dienst Anderer erzogen werden, nichts zu ihrem Schutze thun können, und es nach einem einzigen Kusse mit blutendem Herzen verlassen müssen! Mit der eigenen Tochter wie mit einer Fremden sprechen, und sie nicht nach Lust lieben dürfen? Welch harter, unnatürlicher Kampf gegen das Schicksal! Arme Mutter! . Doch w er weiß? Vielleicht bin ich im
rchimpf für die einem Mädeben
zugethan, das ich ungemein lieb habe. Ich will die Geheimnisse ihres Herzens nicht verrakhen. Und da sie Vergnügen, ja Seligkeit im Anblick Klara's findet, so soll die arme Mutter nur kommen, ich werde ihr helfen. . .
Hier wurde sie in ihrem Selbstgespräch unterbrochen, indem sie abgerufen wurde.
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Die Sonne hatte erst einen geringen Theil ihrer Himmelsbahn durchlaufen, als die Gräfin de'Almata ihre Wohnung verließ, um mit der Duenna das Waisenhaus zum zweiten Mal zu besuchen. In ihren Augen glänzte die reinste Freude; Alles aus der Welt erschien ihr so schön und freundlich, seitdem sie die Traurigkeit langer 8ahr« abgeschüttell hatte. Ihr Gatte fand in ihr eine Quelle deS besten Trostes; auch betrug er sich jetzt so gütig gegen sie und -Hetzte ihr ein so unbedingtes Zutrauen, daß kein Argwohn mehr in sMrm Herzen wohnen konnte I So besuchte sie ihren lieben Engel und fürchtete nicht, daß Spione ihr auf dem Fuße folgten.
Die Duenna klopfte am Thor.
Gewiß halte die Mutter der Pförtnerin einen besonderen Befehl ertheilt; denn kaum sah sie, wer am Thore stand, so machte sie dasselbe weit aus und rief voll Freude: „Willkommen, Frau Gräfin! Eure ergebenste Dienerin. Tretet gefälligst ein; ich will die Mutter sogleich rufen!"
Das Mädchen schloß das Thor und eilte flink wie ein Reh nach dem Hintergebäude; wenige Augenblicke nachher kam aus demselben die Mutter «tt Klara
AlS das Kind bei seinem Eintritt in's Sprechzimmer die Gräfin bemerkte, eilte es ihr entgegen und küßte ihr die Hand.
Alle Glieder der Gräfin zitterten, doch beherrschte sie ihre Aufregung und blickt« mit Wollust in die blauen Augen des Kindes, ohne etwas zu sagen. Sie hatte die Hand ihrer Klara gefaßt und streichelte ihr Stirne und Schultern. Der eigenthümliebe fixe Blick der Gräfin erweckte sicher in dem Kinde ein noch schlummerndes Gefühl; denn Plötzlich schwand das Lächeln von ihren Lippen, und sie blickte der Gräfin fragend in die Augen, als ob sie von ihr eine Erklärung erwartete. Sie schien zu sagen: Alle Welt liebt und herzt mich; doch ist ihre Liebe etwas ganz Anderes. Woher kommt das? Und warum wünsche ich so sehr bei ihr zu sein?
Vielleicht begriff die Gräfin diese stumme Frage der Waise, denn sie seufzte traurig: „Armes Kind!"
Die Mutter belauschte aufmerksam jede Bewegung und Miene der Edelsrau; sie bemerkte wohl ihre peinliche Verlegenheit und gedrückte Stimmung, worin weder sie noch Klara ein Wort weiter fanden. Daher sprach sie:
„Laßt uns in daS Zimmer gehen, wo das Klavier steht, Gräfin. Ihr werdet hören, wie hübsch unsere Klara spielen kann. O das Kind ist eine wahre Perle; Schwester Catharina, aus dem Kloster nebenan, hat sie in der Musik unterrichtet, und sie spielt so herrlich, daß man ihr ganze Tage lang zuhören möchte und Essen und Trinken vergessen würde.
Zwischen der Gräfin und Klara hatten Liebe und Vertrauen schon ein Band geknüpft; eine innere Ahnung ließ das Kind in der reichen Frau mehr als eine Beschützerin sehen, denn sobald die Mutter davon gesprochen hatte, in ein anderes Zimmer zu gehen, hatte Klara die Gräfin bei der Hand genommen, als ob es ihre Mutter) wäre. Bei dieser einfachen Bewegung glänzten die Augen der Gräfin vor Freude und Stolz, und sie führte die Kleine, wie sie eine Tochter geleitet haben würde.
Im Zimmer, wo das Klavier stand, wurde der Edelsrau ein Lehnstuhl angeboten; die Duenna nahm neben der Mutter, Klara am Klavier Platz. (Forts, folgt.)
Nachtrag.
Landwirthschaftlicher Bezirksverein. Die auf Mon
tag, den 29. d. M., beabsichtigte Versammlung in Althengstett ist auf kurze Zeit ausgesetzt worden.
Calw, 27. Juni 1863. Vereinsvorstand: Schippert.
Gottesdienste.
Sonntag, den 28 . Juni. (Reformation-Fest.) Vorn'. (Predigt): Hcf^ Dekan Heberje. — Nachm. (Predigt): Herr Helfer Nieger. (Das Lvfer m für die vaterländische Bibelanstalt bestimmt.) — Am Feiertag Petri und Paul: (Predigt): Herr Vikar Ietter von Zavelstein.
Ncdigicl, gedruckt und verlegt von A. Velschläger.