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gefunden, die die vorangegangencn Ministerberathungen zum Abschluß gebracht hat. Die in Aussicht genommene veränderte Praxis in der Handhabung des Budgets soll darin bestehen, daß nicht, Wie im vorigen Jahre, fernerhin von jeder irgendwie vermeidbaren Ausgabe abgesehen, sondern daß vielmehr jedem Ansprüche, der im allgemeinen Interesse an das Budget gemacht wird, nach Möglichkeit entsprochen werden soll. — Se. Maj. der König reist morgen früh 8V- Uhr mittelst Extrazuges ans der Anhalt'schen Bahn über Leipzig nach Schwarzenberg und von da mit Extrapost nach Carlsbad. — Die gerüa-tsweise erwähnten neuen Oktroyirun- Len sollen vertagt sein, auch das Vereinsgesetz, welches ohnehin auch die konservativen Vereine getroffen haben würde. Man wird nur die bestehenden Gesetze sehr streng anwenden.
— Ju Wien fand am 18. Juni die feierliche Reichsrathseröffnung durch Erzherzog Karl Ludwig als Stellvertreter des Kaisers statt. Die Thronrede wird allgemein günstig beurtheilt.
Griechenland. Athen, 13. Juni. Nach Kopenhagener Berichten soll der König vor Antritt seines 18. Lebensjahres durch die Nationalversammlung für volljährig erklärt werden. An der türkischen Grenze finden Umtriebe zur Revolutionicung der Grenzprovinzen statt. (Fr. A.) — Korfu, 14. Juni. Es werden hier Vorbereitungen zum Empfange des neuen Königs von Griechenland getroffen, welche auf einen längeren, wenn nicht bleibenden Aufenthalt in Korfu schließen lassen. Der Grund dürfte vornämlich darin liegen, daß der König nicht wohl früher von dem Königlichen Schlosse in Athen Besitz ergreifen kann, als bis die baierische Dynastie ausdrücklich auf ihr Eigentbumsrecht verzichtet. (Schw. M.)
Portugal. Lissabon, 19. Juni. Der Gesetzentwurf, welcher für gemeine und politische Verbrechen die Todesstrafe abschafft, ist von der zu seiner Prüfung ernannten parlamentarischen Kommission einstimmig gebilligt worden.
Frankreich. Paris, 20. Juni. Heute und morgen werden nach hiesigen Blättern in Cherbourg große Massen von Munition, Uniformstückcn, Lagergcräthschasten re. für Mexilo eingeschifft. Doch ist die Abfindung von Truppen einstweilen vertagt. (Schw.M.)
Aus dem Haag, 18. Juni. Der mit der Schweiz abgeschlossene Handelsvertrag ist mit 34 gegen 17 Stimmen verworfen worden und zwar aus dem Grund, weil die Israeliten in der Schweiz in mehrfacher Beziehung die Gleichberechtigung entbehren. (Fr. A )
Rußland. Aus Petersburg kommen Nachrichten von sehr bedeutenden Kriegsrüstungen, die dort im Gange sind. Um allen Eventualitäten gewachsen zu sein, hält die russische Regierung es für nöthig, in umfassender Weise kriegerische Vorbereitungen zu treffen. Aus den 125,000 unlängst zur Fahne einberufenen Re- servesoldaten und eben so vielen neu ausgehobenen Rekruten sind 250 Bataillone gebildet worden, welche nach und nach zu den betreffenden Regimentern abgeben. Die Armee in Polen und Lit- thauen hat schon 20 solcher Bataillone erhalten. Außerdem sollen im Fall eines Krieges als Ersatzbataillone noch 300,000 Reserven sormirt werden. Dazu kommen als Verstärkung des stehenden Heeres noch 100,000 Kosaken und die Landwehren, deren Mobilmachung ebenfalls schon in Aussicht genommen ist. Letztere will man als eine permanente Reserve organisiren. Zu diesem Zweck wird beabsichtigt, in jedem Gouvernement 4 oder 5 Baitallone Landwehr auszubilden, immer die eingeübten Leute zu entlassen und neue in die Rahmen aufzunehmen, so daß man im Kriegsfall über mehr als eine halbe Million gut exerzirter und bewaffneter Landwehren würde verfügen können. Jedem dieser-Bataillone sollen zwei Kanonen beigegeben werden. In den Geschütz- und Gewehrfabriken wird schon längere Zeit mit rastloser Thätigkeit gearbeitet. Die Fabrik in Tula liefert wöchentlich 1000 Büchsen, sowie eine große Anzahl von Revolvern, mit denen die meisten Kavalleristen und sämmtliche Offiziere bewaffnet werden sollen. Zur Abwehr etwaiger Angriffe von der Seeseite sind die Befestigungswerke von Kronstadt und Sweaborg wesentlich verstärkt worden. (St.-A.)
Unterhaltendes Ein schwer geprüftes Mutterher-!
Aus dem Flämischen.
(Fortsetzung.)
„Nun, Mutter," sprach chie Duenna, als sie^ in das Sprech-
zimmcr eingetreten waren, „zeigt uns srbncll etwas von Euren schönsten Sachen; meine Herrin bedarf der Ruhe. Ich kenne Niemanden, der für Musik so empfindlich ist wie die Gräfin; es greift ihre Nerven an und bringt sie zuweilen in Ohnmacht."
„O, die Gräfin kann hier ihren Wunsch erfüllen und so oft Herkommen als es ihr beliebt. Clara kann noch eine Menge schöner Lieder; sie soll sie meiner Nachbarin Vorsingen; das Kind ist so freundlich und folgsam und thut gern was Jemandem Vergnügen machen kann."
Die Sennora hatte noch nicht Fassung genug errungen, um antworten zu können. Der Kuß schwebte ihr noch immer im Geiste vor; ihre Seele hing noch an den Lippen des angebeteten Kindes. Die Duenna begriff diesen Zustand vollkommen und fuhr deßhalb fort: „Ja, die Spitzen sind sehr schön; Ihr stellt den Preis ziemlich hoch, Mutter, doch das thut nichts, meine Herrin nimmt das ganze Stück, ich komme gleich zurück um es abzuholen, und das kleine Stück von fünf Karolusgulden noch dazu. Nun lebt wohl bis morgen Mutter; tausend Dank sür Euren freundlichen Empfang. Wir gehen, Sennora, nicht wahr?"
Tie Gräfin wandte sich zur Mutter und sagte: „Ich möchte der kleinen Sängerin gern ein Geschenk machen; kann ich sic noch einmal sehen?"
„Auf der Stelle, gnädige Frau," antwortete die Mutter und ging zum Zimmer hinaus.
„Um Gotteswillen, Sennora, was habt Ihr vor?" rief die Duenna mit gefalteten Händen.
„Ick muß sie noch küssen, ehe ich dieß Haus verlasse, selbst wenn es mich das Leben kosten sollte, Ines!"
„Euer Schutzengel stehe Euch bei, Sennora; Ihr schwebt in Gefahr. Seid vorsichtig, sie ist sckon da."
Wirklich führte die Mutter die hölzerne Klara der Gräfin zu; diese nahm die Hand des Mädchens, griff in die Lasche und sagte: „Liebes Kind, Deine Stimme und Deine Artigkeit haben mich bezaubert; ich will Dich für den Gesang belohnen. Nimm dieses kleine Geschenk von einer Freundin an, die Dich sehr lieb hat!"
Das Mädchen blickte voll Staunen auf die Gegenstände, die in ihrer Hand blinkten. Es war eine kleine Scheere mit einem Griff aus feinem Silber, und eine Nadelbüchse vom selben Metall.
„Küßt nun die Sennora," sprach die Duenna.
Clara, die vor Freude über den Besitz des hübschen Scheerchens und der noch viel hübscheren Nadelbüchse außer sich war, ließ sich das nicht zweimal sagen und hob ihre Arme mi süßem Lächeln gegen die Gräfin. Diese herzte und küßte das Kind, bis die Duenna sie mit der ernsten Bemerkung unterbrach: „Sennora, der Graf wartet auf Euch; er könnte Euer langes Ausbleiben übel nehmen!" und mit diesen Worten dem Thore zuschritt.
„Bis morgen, Frau Mutter," sprach die Gräfin, „bis morgen, auf Wiedersehen, mein liebes Kind. — Und wenn D» einen Fingerhut wünschest, so will ich Dir einen neuen schenken, meine schöne Sängerin." Hierauf folgt? sie ihrer Duenna; das Thor wurde hinter ihnen geschlossen.
(Forts, folgt.)
Notizen über Preis n. Gewicht der verschiedenen Getreidegattungen nach dem Schrannen-Ergebniß für den Monat Juni 1863.
Quan
tum.
Gattung.
böch-
steS.
Newich
mitt
leres.
nieder
stes.
Pre
höch
ster.
iS per 6 mittlerer.
!,r.
nie
derster.
1 Siniri
Kernen
33
32
31
7
18
6
l 57
6
24
1 Simri
Dinkel
19
18'/-
18
4
54
4
47
4
1 Simri
Haber
21
20
19
3
24
3
9
.3
—
1 Simri
Roggen
33
33
33
5
3
5
3
s
3
I Simri
Gerste
30
30
30
4
26
4
26
4
26
1 Simri
Bohnen
37
3?
37
5
25
5
25
5
25
1 Simri
Erbsen
36
38
38
5
33
5
33
5
33
1 Simri
Linsen
—
—
—
—
—
—
—
l Simri
Wicken
35
35
35
3>
. 25
3
25
3
25
Stadtschultheißen-Amt.
Ilkedigirt, gevrulkt und «erlegt von A. Vetschtäger.