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rielle Mehrheit sei gesichert. Tcr Kriegszustand in Neapel und Sizilien wurde aufgehoben. Tie Präfekten sind indeß noch mit außerordentlichen Vollmachten bekleidet. Tie Minister Pepoli und Tcpretis sind von Bologna zurückgekchrt, nachdem sie die Oert- lichkciten besichtigt, die besonders durch die Neberschwcmmungen ge­litten. Der König hat den Opfern der Wassersuolh in den ro- magnolischcn Städten eine große Geldsumme zukommen lassen. - In Neapel sind mehrere wichtige Verhaftungen vorgcnommen worden. Tie Angeklagten gehören der bourbonischcn Partei an.

Belgien. Brüssel, ,3. Nov. Ter Finanzminister hat, wie der belgischeMoniteur" anzeigt, ein anonymes Schreiben erhalten, welches nur die Worte:Zurückgabe an den Staatsschatz" und die Summe von dreimalhunderttausend Franken enthielt. Man hat diesen Betrag der blasse des öffentlichen Schatzes überwiesen.

Unterhaltendes.

Des Todte » Ehre.

Novelle von Aug. Schräder.

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Was ist da»? fragte Max, einen Blick auf den Hut (werfend. Tu trauerst?

Leider!

Und wie bleich und angegriffen siehst Tu aus . . . Ernst, wen betrauerst Tu?

Meinen Pater!

Thränen erschienen in den Augen des trauernden Sohnes, der nun kurz den plötzlichen Jodesfall berichtete. War Max auch leichtsinnig, so nahm er doch den innigstem Antheil an dem Ge­schicke, das den Freund betroffen.

O mein Gott, rief er, wie niuß die arme Veronika leiden!

Sie leidet wie wir Alle leiden. Zu dem Schmerze über den Hingeschiedenen Vater kommt nun auch die Last der Praxis, welche allein auf meinen Schultern ruht. Ich komme, um mir bei Deinem Vater . / .

Er war d r beste Freund des Verstorbenen und wird nach Kräften rathen und helfen Vertraue Dich ihm rückhaltslos an, und bedarfst Du meiner Dienste, so sprich, üb bin bereit . . . . Aber Teine arme Schwester . . . erzähle mir doch von ihr ... . Du weißt, wie lebhaft ick mick für sie interessire . . . .

Der Tiencr meldete, daß der Amtsrath angekommen sei und Herrn Brander erwarte.

Verzeihe mir, Freund, sagte Ernst, wenn ich Dich jetzt verlasse; ich habe in einer sehr wichtigen Angelegenheit mit Dei nein Vater zu berathcn. Wir sehen uns wohl bald wieder.

Tröste Tich, Freund, lasse Tich vom Schmerz nicht »Her­mannen, wir alle sind sterblich, der Tod ist das endliche Loos jedes Menschen .... grüße Veronika und drücke ihr mein innigstes Bei leid aus .... ich werde selbst kommen, werde meine Condolations« Visite abstatten . . .

Tie letzten Morte hörte Ernst nicht mehr; er folgte dem Die­ner, der ihn zn dem Herrn vom Hause führte. Der Amtsrath kam dem jungen Manne mit heitern Mienen entgegen.

Willkommen, mein junger Freund! rief er. Sie wollen mich sprechen? Wie befindet sich Ihr Vater? Nehmen Sie Platz, hier am Ofen es ist grimmig kalt. Hätte ich nicht ausgehen müssen, ich würde das Zimmer nicht verlassen haben.

Herr Amtsrath, mein Vater ist gestern Nachmittag bei Ihnen gewesen.

Ganz reckt, wir haben ein Geschäft eeordnet, das den ver­storbenen Baron von Ebersmann, der bis zu seinem letzten Athem- zugc ein Eonfusionsrath war, angeht.

Geordnet? fragte Ernst betonend.

Unter Freunden geht so etwas rasch. Doch, Herr Man­der, was führt Sie zn mir? Nehmen Sie Platz.

Ernst blieb stehen.

Herr Amtsrath, mein Vater war gestern in Angelegenhei­ten der Wiltwe Funk bei Ihnen.

In derselben Angelegenheit, die auch den Baron betrifft.

Sie sei geordnet, sagten Sie ...

Allerdings.

Mein Vater behauptet das Gegentheil.

So weit die Sache mich betrifft, so ist sie geordnet; wie weit sie der Wittwe gegenüber gediehen ....

Tcr Amtsrath zuckte lächelnd mit den Achseln. Dann warj er sich auf den Lehnstuhl, welcher in der Nähe des Ofens stand.

Ernst war so bestürzt, daß er einige Augenblicke .schweigen mußte. Daß der Amtsrath, welcher als ein rechtlicher Mann be­kannt war, so kalt in einer Angelegenheit verhandeln würde, die seinen besten Freund berührte, hatte er für unmöglich gehalten.

Mein Herr, begann er nach einer Pause, erlauben Sie mir, dem Sohn Ihres Freundes, die Frage: wie ist dle Angele­genheit, von der wir sprechen, geordnet?

Ter Amtsrath, welcher seine mit Ringen geschmückten fleischi­gen Finger betrachtet hatte, sah aus.

Wie sie geordnet ist? fragte er verwundert.

Ja, mei.l Herr.

Tie Frage könnte mich verletzen.

Erblicken Sie keine Beleidigung darin, ich bin Rechtsan­walt . . . trennen Sie die Sache von der Person.

Gut, trennen wir die Sache von der Person. Um mir Dieß zu ermöglichen, hat Ihr Vater, mein alter Freund, Sie ge- gesandt. Es ist dieß ein Erleichterungsmittel, für Las ich ihm danke. In Geschäftssachen hört die Freundschaft aus.

Tcr Amtsrath erhob sich, öffnete einen schweren Mabagoni- sccretair und holte aus einem Fache desselben ein Papier hervor.

Herr Advokat, begann er ruhig, ich unterdrücke meine Ver­wunderung darüber, daß Sie von mir, und nicht von Ihrem Va­ter, der Ihnen näher steht als ich, Auskunft über die fragliche Sache fordern. Ich gebe sie Ionen; aber sagen Sie Ihrem Va­ter, daß ich trotzdem sein Freund bleibe, denn ich trenne die Sache von der Person. Ihr Vater ist der Rechtsanwalt der Wittwe Junk; er kommt zu mir und klagt, daß ihm ans unerklärliche Weise ein Schulddocument, welches er von der Wittwe erhalten, abhan­den gekommen sei. Nach diesem Tocumente habe ich sünszigtau- send Thaler zu zahlen für ein von dem Baron erkauftes Forst­grundstück Merken Sie genau auf das, Herr Advokat, was ich Ihnen jetzt mittheile. Die Schuld ist noch nicht liquid, da ich bei dem Kaufe nur den Unterhändler mache und zu zahlen habe, wenn der neue Käufer gezahlt hat. Das Document ist nur aus alle Fälle ausgestellt. Lebte der Baron noch', es würde sicherlich nicht zum Pyrs-Heine gekommen sein. Ihrem Vater ist das Document nun abhanden gekommen. ' Gestern Nachmittag meldet er mir bestürzt den Verist!und fordert ein anderes Schuldbekenntniß von mir. Mein Herr, ich bin ein zu ehrlicher Mann die Welt kennt mich gl» baß ich von einem unglücklichen Zufalle Vortheil ziehen sollte. Um Ihrem Vater einen Beweis meiner aufrichtigen Freund­schaft zu liefern, verweigerte ich ihm das neue Schuldbekenntniß, aber ich zahlte ihm fünszigtausend Thaler in Banknoten ....

Herr Amtsrath! stammelte Ernst, Sie haben meinem Va­ter das Geld gezahlt?

Hier ist die Quittung, welche ich mir von dem Freunde einfach habe ausstellen lassen. Niemand kennt wohl besser die Hand des Advokaten Brander, als sein eigener Sohn. Es ist trau­rig, daß ich sie präsentiren muß; aber hier ist sie.

Fortsetzung folgt.)

Frankfurter Gold-Cours vom IS. November.

fl. !r,

znkvltii Fritdrichsd'or Kollän». 1V st.-Stückr Nlinv-Bukattn . .

20-/ranflrnflücke .

Lngl. Sovereigns . prenß. Kassenscheine

S S8',-»S", S 5« 51 S 45 4«

r sr'/- s»V-

V LI V, -22 n 41 18 1 44".-IS'/.

C ours

der k. w. Staatokalscn-Verwaltuag für Goldmünzen.

Unveränderlicher ourS - Wnrtt. Dukaten . .5 fl. 45 kr.

Veränderlicher Evurs:

Dukaten.5 fl. 32 kr.

Prellst. Pistolen . . . 9 fl. 54 kr.

Andere dilto . . . . ö fl. 37 kr

SO-Frankeiistnckc . . . 9 fl. 21 kr.

Stuttgart, 15 November ,862 K. Staatskassenverwaltung.

Gottesdienste.

Sonntag, den S3.Nov-wber. Bonn (Predigt!: Hr. Dekan Heberlc. Klnderlebre mit den Töchtern 2. Klaffe. - Nachm. (P>dgl.): Hr Helfer Rleger.

Ncdigirt, gedruckt und verlegt von A. Delschlager.