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Schlosses stattgefundcn. Ueber 300 Arme wurden reichlich mit Speise und Trank versehen, den Kranken und Gebrechlichen wurde idr Anrheil nach Hause verabreiebt. (Fr. A.)

Dem Nürnberger Arbeitertag werden nach dem Nürnb.

Anz. Schwierigkeiten vermittelst des Vereinsgesetzes gemacht, indem der Nürnberger Arbeiterverein für einen politischen Verein erklärt wird. (Schw. M.)

Berlin. Wie dieVolkszeitung" meldet, hat die Universität

Bonn, unter Theilnahme des Rektors, eine Zustimmungs-Adresse an den Professor Brandts beschossen, welcher mit der Minorität des Herrenhauses gegen die Verweisung des Budgets des Abge­ordnetenhauses stimmte. (Fr. A.) Berlin, 20. Okt. Merk­würdige Kontraste! Während man den Mitgliedern der Mehrheit des Volkshauses bei ihrer Heimkehr aus Berlin allerwärts Huldi­gungen bereitet, erscheinen in der preußischen Hauptstadt noch fort­während Deputationen aus den verschiedenen Provinzen; um dem König und den Ministern Ergebenheitsadressen zu überbringen, dauern aber auch die Beschlagnahmen von öffentlichen Blättern fort: am 15 ist die Berliner Abendzeitung, am 16. die Deutsche Allgemeine, die Süddeutsche, die Nationalzeitung und die Tribüne, am 17. die Berliner Resocm, am 18. die Berliner Börsenzeitung, die Berliner Reform und die Tribüne, re. ckonfiszirt worden. An­dererseits sind die saisirten Exxmplare der am 16. d. M. ohne Angabe des Grundes polizeilich mit Beschlag belegten National­zeitung gestern wieder zurückgestellt worden, weil, wie cs. in der deßsallsigen Benachrichtigung heißt, die Beschlagnahme wieder auf­gehoben ist. Der Grund der Beschlagnahme ist auch jetzt nicht mitgetheilt worden. (Schw. M.)

Rußland. Den nördlichen Distrikten Finnlands steht eine ent­setzliche Hungersnot!) bevor. Einige Nachtfröste im August haben die Felder so hart beschädigt, daß das Ergebniß der Ernte durch­schnittlich kaum den zehnten Theil einer gewöhnlichen Mittelernte beträgt.

Italien. Turin, 20. Okt. Der Gesundheitszustand Gari­baldis erregt sehr lebhafte Besorgnisse. Turin, 22. Oktbr. Garibaldi ist aus dem Fort Var'gnano nach La Spezzia gebracht worden. In seinem Befinden ist eine kleine Besserung eingetreten, doch drücken die Blätter Besorgnisse aus. (T. d. Sckw. M.)

Amerika. New-Uork, 11 Okt. (Tel. d. Schw M.) BeiPerrys- ville wurde am 8. dieß eine Schlacht geschlagen, welche den ganzen Tag überdauerte. Ter osfizieüe Bericht über die Schlacht sagt, daß die Re­bellen nicht ohne einen augenblicklichen Vvrtheil über General Gätsche (?) davongetragen zu haben, zurückgeschlagen wurden. Die Rebellen zogen sich nach Harrisburg (Pennsylvanien, am Sus- quebannah) zurück. (Dieses Telegramm kann nur so verstanden werden, daß die Hauptmacht der Rebellen, welche man auf dem Rückzug gegen Richmond befindlich glaubte, die Armee Mac Clel- lans umgangen hat und im Rücken derselben wieder in Maryland und Pennsylvanien eingefallen ist. Perrysville liegt in Kentucky.)

Vermischtes

Aus Neapel wird berichtet: Den Erben des Marchesedel Vasto wurde, indem sie in der 'Wohnung desselben Nachforschungen an­stellten. eine angenehme Ueberraschung zu Theil. Hinter einem an die Wand gelehnten Schrank wurde nämlich ein geheimes Fach ent­deckt, zu dem man nur mittelst einer Leiter gelangen konnte, und das, nebst einer Menge Silberzeug von ausgesuchter Arbeit, 60,000 Lukati in Goldmünzen mit dem Bildnisse der ältesten Herrscher aus dem Hause Bourbon, eine andere sehr bedeutende Summe in spanischen Kolonaken und zwei dicke Bündel mit Bankanweisungen enthielt. Es scheint, daß diese Schätze während der Revolution im Jahre 1848 versteckt wurden.

Vor ungefähr 14 Tagen trafen in Wien zwei elegant geklei­dete Herren mit Eisenbahn ein und stiegen in einem Gasthose in Mariahilf ab. Einer derselben schien ungefähr 24, der andere 28 Jahre alt, und als sie sich in das Fremdenbuch einschriebcn, legte sich der eine den Titel eines Grafen, der andere den eines Barons bei. Sie gaben vor, bloß zu ihrem Vergnügen zu reisen, lebten auf großem Fuße, zahlten alle ihre Bedürfnisse und nahmen auch einen Bedienten auf, worauf sie verschiedene Ausflüge in die Um­gebungen Wiens unternahmen. Als sie nach einigen Tagen mit der Westbahn von einem solchen Ausflüge zurückkehrten, wurden sie

im Westbahnhofe angehalten und gleichzeitig ihre Effekten einer Durchsuchung unterzogen. Wie derW. Ztg." aus guter Quelle versichert wird, fanden sich in ihrem Gepäcke zwei geistliche Anzüge, eine vollständige neue Polizeiosfiziersuniform nebst Degen, ein Re­volver mit fünf und einer mit acht Läusen, ein Stilet und circa 1500 fl. theils in baarem Gelde, theils in Obligationen. Weiter stellte sich heraus, daß Derjenige, welcher sich für einen Grafen ausgegeben hatte, ein Tapcziergeselle au> München sei, der bereits mehrfach wegen Einbruchsdiebstählen abgestraft worden ist. Tie Persönlichkeit des zweiten soll noch nicht festgestcllt sein. Man ver- muthet, daß der Zweck ihrer Reise nach Wien ein großartiger Ein­bruchsdiebstahl gewesen sein dürste, insbesondere sollen die Gauner auf ein reiches Kloster in der Umgebung Wiens ihr Augenmerk gerichtet haben.

Unterhaltendes.

L' h i r o ii d e l l k.

(lelirtsctzuiiq )

Und jetzt hatte sie ihn wieder gesehen! Bei seinem unerwarteten Anblick empfand sie etwas wie einen stechenden Schmerz: ssast wollte das Herz ihr im Busen zerspringen. Allein, seit Langem gewohnt, sich zu beherrschen und nöthigenfalls ihren Schmerz durch ein Lächeln zu verschleiern, fand sie Fassung genug, ihn zu begrüßen. Aber war es die Liebe zu ihr, welche ihn nach Jamaika geführt? Und wenn dieß, warum hatte er drei Jahre bis zu seiner Ankunft verstreichen lassen? Ach! und sie mußte sich selbst gestehen, daß sein Betragen bei ihrem Wiedersehen wenig Spuren überquellender Zärtlichkeit gezeigt!

Lady Mary ahnte freilich nicht, daß die Förmlichkeit ihrer eigenen Begrüßung jeden wärmeren Ausdruck seiner Empfindung von den Lippen des Capitäns gescheucht.

Und wenn nicht sie, sondern vielleicht nur die seinem Charakter eigene Reiselust ihn nach Jamaika gelockt, war es da nicht besser für sie, ihn niemals wieder zu sehen, als ihn zu sehen, um ihn auf immer zu verlieren? Oder konnte sie, das Weib, um seine Liebe werben? Konnte sie ihr Herz ihm auf der Hand entgegentragcn? Vielleicht hätte van Borbeck sie aus Mitleid gewählt! Allein dieß wäre für sie demüthigender als Alles gewesen und lieber wollte Lady Mary sich innerlich verbluten, als van Borbeck auch nur ein Atom jenes Schmerzes verrathen, welchen sie um ihn in ihrem Herzen trug.

Am andern Morgen forderte Sir Richard seinen Gast einem Spazierritt auf. Nicht ohne einen gewissen Stolz zei^ Glanville ihm die große Ausdehnung seiner Besitzungen, den Rcs^, thum seiner Herden, den Ertrag seiner Felder, der in Gestalt Zucker- und Rhumfässern in seinen Magazinen hoch aufgestapelt

Wahrhaftig, Sir Richard," bemerkte van Borbcck, yxssxn

Stimmung der Anblick dieser Reichthümer nicht eben erhöht Ng, den schien,Sie sind ein glücklicher Mann!" ^

Ein reicher Mann: ha!" versetzte der Baronet;xjg glückli­cher Mann: nein!" ^

Und was fehlt zu. Ihrem Glücke?" fragte van Borbeck

einigermaßen überrascht. '

Ein Sohn und Erbe!"

Haben Sie nicht eine Tochter?"

Sie haben Recht, Capitän!" erwiederte der Baronet Lange Zeit habe ich auch den Mangel eines Sohnes nicht em­pfunden, indem ich mich der Hoffnung hingab, daß, wenn auch nicht ein Sohn, doch wenigstens ein Enkel die Früchte meiner Sorge und meines Fleißes ernten würde. Aber denken Sie sich Capitän, meine Tochter hat eS sich in den Kopf gesetzt, unverdet- rathet zu sterben und weist darum alle Heirathsvorschläae zurück so vorthcilhaft sie auch sein mögen." " ^ '

Und was ist die Ursache eines so befremdlichen Ent­schlusses?" fragte van Borbcck, den der Gegenstand der Unterhal­tung plötzlich zu interessiren begann.

Weiß ichs? Begreife Einer die Weiber. Eine Laune, eine weibliche Caprice, nichts weiter!" '

Indessen scheint mir doch eine weibliche Caprice als Mo­

tiv eines so folgenschweren Entschlusses nicht füglich statthaft,-" ant­wortete der Capitän.Eher möchte ich an irgend eine unglück­liche Liebe glauben." ' '