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Bah!" versetzte der Baronct.Wenn die Liebe dabei im? mich zuviel auf dem Spiel: das Glück meines ganzen Lebens! -- Spiel wäre, so müßte ich doch auch etwas wisse». Uud wer sollte! Ich muß wenigstens eine Erklärung von ihr fordern, und wenn endlich der Gegenstand ihrer Zuneigung sein? Hoffentlich würde sie dann meine Hand auSschlägt, fo habe ich wenigstens das Mei­

ne sich docb ihrer Wahl nicht zu schämen haben, und sie hätte mit­hin nur nöthig, mich von derselben in Kenntniß zu setzen, worauf ich gewiß Alles thuu würde, mein Kind glücklich zu machen. Be­greifen .Sie nun," fuhr Glanville fort,daß der Gedanke, mein schönes Eigenthum, dessen Verbesserung und Verschönerung ich als die Aufgabe meines Lebens betrachtet habe und mit dem ich mich mithin gleichsam verwachsen fühle, dereinst in fremden Händen zu wissen, mich zuweilen traurig stimmt? Eine Plantage, wie die meinige, .ist kein Besitz für ein Mädchen. Mary würde dieselbe da her nach meinem Tode verkaufen müssen und da nur wenig Leute auf der Insel im Stande sind, dieselbe zu bezahlen, ohne Zweifel zur Hälfte des Werthes. Fremde werden mithin dereinst die beste Hälfte meines Fleißes ernten, Fremde werden die Räume be­wohnen, in denen ich alt und grau geworden bin. Wie schön dachte ich es mir, einst eine Schaar von Enkeln, die Erben, wenn - auch nickt meines Namens, doch meines Blutes, auf meinen Knieen zu wiegen und mit denselben gleichsam eine neue Jugend zu durch­leben! Tiefe Hoffnung," setzte Glanville hinzu,ist mir durch die thörichte Grille eines sonst so vernünftigen Mädchens zerstört."

Dan Borbeä weilte bereits acht Tage im Hause des Baronets und derselbe bot Alles auf, seinem Gaste den Aufenthalt so ange­nehm als möglich zu machen. In Gemeinschaft seines jungen Freundes stattete er Besuche bei den Pflanzern der Umgegend ab, und somit hatte van Borbcck sattsam Gelegenheit, den Reiz und die Annehmlichkeit westindischer Gastfreundschaft zu kosten. Was indessen Lady Mary betrifft, so mußte er sich selbst gestehen, daß er ihr im Laufe der acht Tage noch um keinen Schritt näher ge­rückt.

Als Kind hatte er sie verlassen, als durchgebildete Persönlich­keit sah er sie wieder. Nun, das ist zuletzt eine Veränderung, die das Leben früh oder spät an jedem Einzelnen vollzieht. Auch ge­hörte van Borbcck nicht zu jenen Leuten, welche den Frauen die Charakterlosigkeit, jene in Schwäche übergehende Weichheit, als Verdienst anrecknen. Diese Frauen, mit weicher, hingebender, für jeden Eindruck empfänglicher, aber auch jedem Eindruck erliegen­der Seele, gleichen exotischen Gewächsen, deren Glanz und Farbe uns entzückt, die aber der erste Frosthauch lödtet. Solche Frauen können eine, bis zur Anbetung gesteigerte Liebe einflößen, sie kön­nen unsere Freuden, unsere Genüsse theilen, aber sie sind unfähig, Theil zu nehmen an unfern Schmerzen, unserer Entbehrung, un­serer Noth. Nun soll aber das Weib nicht nur des Mannes Ge­nossin sein in guten, sondern auch in schlimmen.Tagen, sie soll nicht nur seine Freuden, sondern auch seine Arbeit theilen, sie soll nicht nur im Manne ihre Stütze finden, sondern ihm auch als solche dienen, uud darum bedarf es einer starken Seele und eines in sich entwickelten Charakters.

Bei aller Aufmerksamkeit, an welcher sie es nicht fehlen ließ, bewahrte Lady Mary van Borbeck gegenüber eine Zurückhaltung, deren Eis er bisher vergeblich zu brechen versucht Schon war er entschlossen, seine Bewerbung aufzugeben, und das, was er von Glanville über seine Tochter erfahren, konnte ihn in diesem Vor­sätze nur noch bestärken. Warum sollte er sich auch der Demüthi- gung eines Korbes aussetzen, der aller Wahrscheinlichkeit nach seiner wartete?

Aber der Capitän liebte sie aufrichtig und man entsagt einer Liebe nicht ohne Schmerz und ohne Kampf. Wenn sie seine Hand ausschlug, so sah er sich auf's Neue auf das stürmische Meer eines vielbewegten Taseins hinausgeschleudcri: alle seine Hoffnun­gen aus Familienglück und Familicnsrcude war damit vernichtet. Wozu nützte ihm auch eine Heimath, wenn Diejenige, welche zuerst die Sehnsucht nach einem häuslichen Herde in ihm geweckt, sich weigerte, sich an demselben niederzulassen.

Van Borbeck gehörte zu jenen Leuten, deren Herz sich nur einmal im Leben ganz und voll der Liebe öffnet

yAber yetri kla gte e r endlich zu sich selbst,es steht sür

nige gethan.

Am Tage hatte eine wahrhaft drückende Hitze geherrscht, gegen Abend war es angenehm kühl.

Ich habe von Sir Richard vernommen," wandte sich van Borbeck an Lady Mary,daß Sie ein Lieblingsplätzchen be- sitzen, von welchem aus man eine entzückende Fernsicht genießt; würden Sie, theuerste Miß, wohl die Güte haben, mich dorthin zu führen?"

Mit Vergnügen, Sir!"

Beide verfolgten schweigend ihren Pfad, der erst durch Gärten führte, dann im Walde sich verlor.

Nach fast halbstündiger Wanderung befanden sie sich am Fuße einer auf drei Seiten steil abfallenden, nahe an hundert Fuß hohen Felsplatte, auf der eine einsame Lebenseiche, fest im Boden wur­zelnd, weithin ihre Zweige ausbreitete.

Lady Mary hatte, das Aufsteigen zu erleichtern, an passenden Stellen Stufen in den Felsen hauen und unter der Eiche, deren Zweige fast eine natürliche Laube bildeten, eine einfache Bank am bringen lassen.

Als van Borbeck die Felsplatte betrat, stieß er unwillkührlich einen Schrei der Ueberraschung aus.

Zu seinen Füßen dehnte der Urwald sich aus, Baum an Baum, Wipfel an Wipfel gedrängt, das Laub in hellerem oder dunklerem Grün, auch herbstlich roth, braun und gelb gefärbt, und jenseits des Waldes, da war das Meer, das ewig bewegte und ewig un­bewegliche, welches ein indischer Dichter treffend das Weltaugc genannt.

Tie Sonne war ihrem Untergange nahe und warf ihre Strah­len schräg auf den klaren Spiegel des Wassers, welches in diesem Augenblicke fast goldig erglänzte.

Van Borbcck hatte dieses Schauspiel schon oft gesehen; allein dieser Anblick ist immer neu, immer ergreifend, und hier wirkte noch' der plötzliche Uebergang vom Dunkel des Waldes zur freien, son- nenumglänztcn Höhe.

Lady Mary hatte sich auf der Bank niedergelassen und blickte träumerisch zu Boden, wäbrend ihre Hand mechanisch mit dem Stabe ihres Sonnenschirms Figuren in den Sand zeichnete.

Van Borbeck saß schweigend an ihrer Seite. Er hatte un­widerruflich beschlossen, daß diese Stunde zwischen ihm und ihr entscheiden sollte. Ter starke, furchtlose Mann fühlte in diesem Momente seine Brust von einer Beklemmung bedrückt, deren er sich nicht zu erwehren vermochte.

Auch Lady Mary schwieg; wie oft hatte sie an dieser Stelle gesessen, Angesichts des Meeres, welches ihr Blick so oft, den Ge­liebten suchend, überflogen, und jetzt saß sie an seiner Seite und

er, er hatte kein Wort für sie!

Frankfurter Gold-Conrs vom 23. Oktober.

>t. kr.

pifloten . . . . S 38',-3S'/, Friedrichsd'or . . . S SS'/,-58'/, Holland. IS fl.-Stücke S 4S -48 Nand-Dukatcn . . . S 33 34

Sv-Franirenkücke . . S S1'/,-2,'/. Engl. Sovereigns . . Il 44 -48 Prellst. Kassenscheine . 1 44'/,4S

(Fortsetzung folgt.)

Cours

der k. w. Staatskalsen-Verwaltvag für Goldmünzen.

Unveränderlicher Cour«: Wirkt. Dukaten . . 5 il. 45 kr.

Veränderlicher Cour«:

Dukaten.5 ft. 3! kr.

Preuß. Pistolen . . . 9 fl. 54 kr.

Andere ditto . . . . 8 fl. 36 kr

2»-Fiankenstücke . . . 9 fl. 22

Stuttgart. 1 Oktober >862 K. Staatskassenverwaltung.

Gottesdienste.

Sonntag, den 26. Oktober. Vorm. (Predigt): Herr Dekan Heberle. Nachm. (Predigt): Hk. Helfer Rtegcr. (Das Opfer ist für den Kirchenbau­fons bestimmt)

Uedigirt, gedruckt und verlegt von A. Velschlä-er.