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für seinen Glückscugel an und nennt dieß Zusammentreffen eine Schicksalsfügung, einen Fingerzeig des Himmels. Alfanzereien; aber mir kann's recht sein, da es das Geld an mein Haus fesselt. Er hat bei mir um Deine Hand angehalten und —"
„Vater!" fiel Hedwig rasch und bewegt ein, „Vater, Tu machst Dein einziges Kind unglücklich."
„Narrheiten! Die Jugend gefällt sich in Träumereien und erwacht erst, wenn die Wirklichkeit ihr einen derben Stoß versetzt; dann reibt sie freilich die wunde Stelle' und erkennt meist zu spät, daß sie unheilbar ist. Ich will Dich davor bewahren, es ist meine . väterliche Pflicht. Ohne Geld gibt es kein Glück auf Erden, das kenne ich besser. Der Handel verspricht sichern und großen Gewinn, als guter Kaufmann habe ich ihn abgeschlossen."
„Vater," hob Hedwig wieder an, aber sie konnte nicht weiter sprechen, Thränen erstickten ihre Stimme.
„Auch die Thränen erweichen mich nicht mehr, dazu bin fleh .zu alt und die Haut zu derb geworden — also verschone mich damit," rief Marlow, wandte sich aber doch von ihr ab.
Hedwig ergriff schnell seine Hand. „Auch nicht das Andenken an meine selige Mutter, Deine geliebte Gattin?" rief sie mit eindringlichem Tone. „Vated, Du störst ihre Grabesruhe, wenn Du ihr einziges Kind - *
„Bleib mir Mit den Dummheiten vom Leibe!" sagte Marlow, sich losreißend. „Wer da drunten liegt, schläft fest, und besser, sie wird einige Minuten in ihrem Schlummer gestöpt, als daß ich mein ganzes Leben in Jammer um das verlorene Geld verbringe. Ich gab mein Wort. Der Bräutigam wird gleich erscheinen. Heute Verlobung, in acht Tagen wo möglich Hochzeit. — Man kommt — er ist es! — Fort mit den Thränen und keine Widerrede oder — Du kennst mich noch nicht — ich riskire hier Alles. Alles! — vergiß das nicht und hüte Dich!"
Indem pochte es. Marlow rief „Herein!" behielt aber immer die Tochter im Auge und war so mehr ihr als der Thüre zugewendet.
Hedwig sah Wohl ein, daß sie jetzt nichts erzwingen konnte, i sie hoffte von dem Charakter des Bewerbenden später zu erreichen, was ihr in diesem Augenblicke beim Vater unmöglich ward, und beschloß, sich einstweilen scheinbar zu fügen. Zeit gewonnen, alles gewonnen, steht auf dem Pannicr der Diplomatie und die Diplomatie ist ja auch ein Weib, wie könnte sie ihre Schwester je im Stiche lassen? Darin liegt wohl auch jdie Gewalt, welche das Weib meistens über den Mann gewinnt und nur zu leicht den Sieger doch zum Besiegten macht. Hedwig"wendete sich gegen das Fenster, um ihr noch thränenfeuchtes Auge zu verbergen. Marlow rieb vergnügt die Hände und sah sich als Sieger an.
Inzwischen war der vermuthete Fremde in das Zimmer getreten. „Ihrer gütigen Erlaubnis zufolge," flüsterte er mit bewegter Stimme.
Hedwig zuckte fieberisch, so leise diese Laute auch hervorquollen, dabei zusammen. Die Fühlhörner der Liebe gehen von der Seele aus. Der sanfteste Tritt, der leiseste Athemzug eines geliebten Gegenstandes — sie erkennt, sie empfindet ihn. Auch Hedwig empfand jetzt diese Allgewalt. Ein unendbar seliger Freudenschauer durchbebte sie, aber übergroße Freude und übergroßer Schmerz haben ja das miteinander gemein, daß sie des Menschen Willen und Kraft lähmen und ihn der Sinne berauben Hedwig wankte und drohte umzusinken.
Marlow hatte nur Augen für die Tochter gehabt, er eilte ihr schnell zu Hilfe. Allein auch der Fremde sprang, alles vergessend, herbei und fing die Sinkende schon in seinen Armen auf, ehe noch Marlow sie erreicht hatte.
„Himmel, Kreuz —" hob Marlow, als er den Fremden jetzt erblickte und Herrmann Lange in demselben erkannte, an, aber der Fluch blieb ihm halb im Munde stecken, so groß war die Ueberrä- schung und Erstarrung. Wie wenn er ein Gespenst erblicke, stand er mit offenem Munde vor ihm da.
„Hedwig, meine süße, theure Hedwig!" flüsterte Herrmann und drückte einen KuA auf der Geliebten Mund.
Dieser warme Liebeshauch löste das Siegel der Erstarrung. Hedwig schlug die Augen aus. „Mein Herrmann, Du, Du!" rief sie und schlang die Arme um seinen Nacken. _
Auch Marlow's Sprachwerkzeuge hatten ihre Beweglichkeit wieder gesunden. „Herr," hob er mit schreiendem Tone an, besann sich aber doch, da er wußte, daß ihm durch Herrmann ^eine vor- theilhafte Spekulation entgehen konnte und er weder diese noch jenes fahren lassen wollte, „Herr," fuhr er. etwas milder fort, „wenn Sie in Geschäften kommen, hier ist nicht mein Comptoir und —" indem trat Brauser ein. „Element, das fehlte noch," s rief er, ergriff in großer Hast Hedwigs Arm, um sie Brauser ent- gegenzusühren. „Denken Sie nichts Uebles," sagte er zu diesem, „eine Ohnmacht zur Unrechten Zeit hat die Konfusion verursacht."
„Mir scheint," erwiederte Brauser lächelnd, „hier kam die Ohnmacht gerade zur rechten Zeit und wenn Ohnmächten stets solche Folgen hätten, wäre es für viele Menschen gut , oft sinnabwesend zu sein, sie würden dann besser das Rechte treffen, als mit ihrem gerühmten Verstände."
„Wie verstehe ich das?" fragte Marlow ganz verwundert.
„Daß ich zwar den Wechsel präsentirl, Sie denselben aceeptirt, Ihre Tochter aber dagegen protestirt. Da diese nun allein die Valuta besitzt, wodurch der Wechsel quittirt werden kann, so müssen wir damit zufrieden sein, wenn sie ihn nicht mir, auf den er nur cndossirt war, sondern dem wirklichen Eigenthümer honorirt."
„Wa — was?!" rief Marlow. „Er — Sie", wendete er sich rasch zu Herrmann, demselben einen Stuhl präsentirend. „Wollen Sie sich nicht gefälligst niederlassen?"
Herrmann und Brauser lächelten über den Alten, welcher jetzt Plötzlich die Complaisance selbst gegen den Elfteren war und seiner Tochter, die über das Gehörte noch in Erstaunen dastand, zu- flüsternd: „Sei doch nicht so kalt, Du siehst ja, ich thue Alles für » Dein Glück," dieselbe in Herrmanns Arme drängte.
Es erfolgten nun die für Marlow und Hedwig noch nöthigen Aufklärungen über das Vorgefallene, wobei natürlich des letzten Vorganges zwischen Brauser und Herrmann in dessen Wohnung s nicht gedacht wurde. *
„Kinder," rief der alte Marlow triumphirend: „Eigentlich bm ich doch der Schöpfer dieses herrlichen Augenblicks und somit Eures Glückes. Meine Handlungsweise hat das Alles allein herbeigeführt."
Der Glückliche hat ja nie ein Gedächtniß für erlittenes Unrecht. So ließen die Kinder dem Alten, der sich selig im Besitze des Geldes fühlte, diese Ueberzeugung und stimmten seiner sophistischen Ansicht mit Freuden bei.
Um nun ja den Besitz des Geldes seiner Familie fest zu sichern, wollte der alte Marlow, daß die Hochzeit in möglichst kur- ' zer Zeit gefeiert werde, allein dazu konnte er Herrmann durchaus nicht bewegen. Dem lag, nachdem er hier seines Glückes versichert war, das Schicksal seiner armen Schwester in Prag« und deren > Familie zu sehr am Herzen und er fand in Hedwig, welcher er die ganzen Verhältnisse mitgetheilt hatte, darin eine kräftige Unterstützerin.
Wer selbst glücklich ward,^will auch gerne Andere glücklich machen, um so mehr, wenn es uns nah verwandte Herzen sind. Hedwig glaubte auch, und nicht mit Unrecht, in dieser brüderlichen Liebe und Sorgfalt Herrmanns für seine Schwester eine sichere Bürgschaft für ihr eigenes Glück zu erblicken.
So uttgern es geschah, mußte sich der alte Marlow doch hierein fügen. Er erklärte sich auch bereit, Herrmann zum Behufs einer Reise nach Praga zehntWtiend Thaler in Wechseln auf Warschau einzuhändigen; hängte jedoch die Klausel der Einhändigung des Gewinnlooses daran, unter dem Vorgeben, den Betrag inzwischen zu erheben. Die Grundursache dieser Handlungsweise war jedoch nichts, als für sein auszuzahlendes Kapital sichere Bürgschaft in Händen zu haben. ' . . °
Etwa zweimal vierundzwanzig Stunden nachher -finden wir Herrmann schon auf dem Wege nach Praga, und führen im nächsten Kapitel den Leser, welcher gewiß begierig ist zu erfahren, was sich indessen zugetragen hatte, ebenfalls dorthin.
(Fortsetzung felgt.)
Nagoldwärme. 1862. 2. Aug. 16,2° k. 3. Aug. 17,5° k.
4. Aug. 17,2 k. 5. Aug. 16,1° k. __ '
Ncdigirl, gedruckt und verlegt von A- Getschtäger.
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