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Gouverneur von Suleymanic, hat alle verfügbaren Truppen zn- sammengerafst und sich sogleich zur Verfolgung der Kurden auf den Weg gemacht; doch fehlen bis jetzt noch alle weiteren Nach­richten. Skutari, 31. Mai. Omer Pascha an den türkischen Gesandten in Wien:Am Tonnerstag (29. Mai) griff eine Bri­gade unter dem Commando Osman Pascha's das große Dorf Tschernitza an, welches von 2000 Montenegrinern besetzt war. Nach kurzem Widerstand steckte der Feind die Häuser in Brand und floh in das Gebirge. Osman Pascha ließ die fünf Thürme demoliren und kehrte in's Lager zurück. Skutari, 1. Juni. Vassvwich hat seine Unterwerfung 'angeboten und Hussein Pascha hat ihm chie Bedingungen mitgetheilt, unter welchen er dieselbe annehmen werde. Am folgenden Tage griffen die Montenegriner das von Baschi-Bozuks besetzte Berane an. Die, Türken erhielten Verstärkungen, worauf die Montenegriner sich zurückzogen. Die Mon­tenegriner verloren 700, die Türken 67 Mann. .

Rußland. Petersburg.. Es wird als ganz bestimmt ver­sichert, daß am 26. August und am 7. September zwei bedeutende Regierungsmaniseste erlassen werden sollen, dns eine betreffend die Aufhebung der Prügelstrafe, das andere eine constitutionelle Ver­fassung. Petersburg, 3. Juni. In der letzten Sitzung des Reichsrathes wurden die neuen Grundlagen der Gerichtsorganisa- tion einstimmig votirt. In Zukunft soll Niemandem eine Strafe anders, als von einem zuständigen Gerichte zuerkannt werden; fer­ner wird die Öffentlichkeit des Gerichtsverfahrens und Las Ge- schwornengericht eingeführt.

England. In Shoreditsch im Osten Londons fand am

27. Mai eine furchtbare Gasexplosion statt. Es wird dort an einem Theil der großen Kloake gearbeitet, das Straßenpflaster ist eine beträchtliche Strecke lang aufgerissen, und durch irgend einen Zufall fiel ein schwerer Steinhaufen in die lange tiefe Grube und zer­schmetterte eine der Gasleitungsrohren, welche die Nachbarschaft mit Licht versorgen. So wurde das entzündliche Element entfes­selt. Alle Arbeiter wurden mehr oder weniger verletzt; eine Frau, deren Kleider in Brand geriethen, lebensgefährlich verwundet; 9 Wohnhäuser halb eingerissen; 12 andern alle Scheiben eingeschla- gen. Merkwürdiger und glücklicher Weise ist in den Häusern Nie­mand um's Leben gekommen.

Frankreich. Paris, 3. Juni. Der Moniteur hat folgende Nachrichten aus Mexiko: General Lorencez hat die Mexikaner am

28. April aus ihren festen Stellungen in den Waldgebirgen her­ausgeschlagen. Der Feind bestand aus 6000 Mann mit 18 Kanonen. Er ließ 20 Gefangene und 2 Haubizen in unserer Gewalt. (Tel. d. Schw.M.) Der Progres de Lyon entwirft eine sehr düstere Schil­derung von der traurigen Lage, in der sich fortwährend die In­dustrie von Lyon und der Umgegend befinde. Bei Beginn der schönen Jahreszeit habe es den Anschein gehabt, als ob die Arbeit und das Vertrauen wieder zunehmen wollten, leider sei es aber eine Täusckung gewesen. Tie Seideufabriken stünden allerdings in geringerer Anzahl still, als während des Winters, dagegen sei aber der Arbeitslohn heruntergesetzt und der Taglohn der Weber und Arbeiter der übrigen Gewerbe vermindert worden. Mit einem Wort, alle Geschäfte seien anhaltend beschränkt und schwierig.

Italien. Turin, 2. Juni. In Neapel wurde ein heimli­ches bourbonisches Anlehen entdeckt. Der Hauptagent wurde ver­haftet, das vorhandene Geld und die Korrespondenz in Beschlag genommen. Von 500 Obligationen zu 100 Fr. waren 300 ab­gesetzt.

Unterhaltendes.

Menschliches Wollen. Göttliches Walten.

Novelle aus der Wirklichkeit von Eduard Franke.

(Fortsetzung.)

14.

Hedwig Marlow war am andern Morgen sehr angegriffen. Ihre sonst frischen jugendlichen Züge sahen leidend, blaß, denn die Nacht war unruhig gewesen. Der Traumgott hatte nicht wie bei Brauser, glückliche Bilder in ihrer Seele auftauchen lassen, mit mehr als Besorgniß hatte der Dämon des Zweifels, die Harpie der Eifersucht sie gequält und es schien, als ob diese Höllengeschwister ihre Brust zur Zielscheibe erwählen wollten, um immer neue Pfeile

auf dieselbe abzuschießert, damit der Schmerz frisch und lebendig, sie keinen Augenblick ruhigen Schlafes genießen lasse.

Es war um die erste Morgendämmerungszeit, als sie wieder wach wurde und wachend die schrecklichen Träume des unruhigen Schlafes sortträumte. Das Gespenst der Eifersucht war vollkom­men ihrer Herr geworden; Herrmann mußte treulos sein; denn was gab es sonst wohl Wichtigeres für ihn als das Versprechen, das er ihr, der bisher Heißgeliebten, gegeben? Nur eine Gesinnungs­änderung, nichts anders konnte es sein, was ihn zu kommen ab­hielt. Hat sich das liebende Gemüth einmal in solche Gedanken hineingelebt, so wirft es auch alle andern über Bord; der Sturm der Leidenschaft erfaßt das Schifflein, treibt es planlos auf der ganzen wogenden Fluth umher und zerschellt es, wenn nicht der Zufall' das Sturmgewölk zerstreut und einen Lichtblick sendet, der ^ es von dem ihm entgcgeustarrenden Abgrund zurückrcißt. Dieser Lichtblick sollte mit dem ersten Morgenstrahle für Hedwig erschei­nen. Ihr Auge sah jetzt zufällig nach dem Fenster was leuch­tete ihr dort entgegen? Ein Brief! Er mußte von ihm sein. Alle trüben Bilder waren plötzlich verschwunden der Brief mußte Gewißheit bringen und wenn er schrieb, konnte er auch nicht treulos sein. Wie ein Blitz war sie in den Morgen­kleidern und am Fenster.Eine fremde Hand!" rief sie als sie die Adresse erblickte.Was soll das? Wäre es doch, und > ein.Anderer entdeckte mir? Der alte Dämon wachte wieder in ihr auf, ließ sie erzittern, durchfrösteln, als ob sie ein Fieber schüttelte. .

Ich will mein Schicksal kennen!" sagte sie dann entschlossen, öffnete das Fenster und nahm den Brief. Rasch wendete sie ihn. ,,Sein Siegel U. 4,." rief sie wieder freudig- riß das Siegel auf, zog das Blatt aus dem Couvert hervor, entfaltete es und rief erstaunt:Ein Lotterieloos? Was soll das?" Sie drehte das Ldos um, sah in das Couvertkein Wort, keine. Silbe?!" Sie blieb unbeweglich stehen. Eine lange Pause trat ein, dann schien ein Gedanke in ihr wach zu werden, die Mienen belebten sich wieder.Herrmann, jetzt verstehe ich Dich," sagte sie, was Du mir damals nicht vertrauen wolltest hier steht eS deutlich. Deine Hoffnung ist untergegangen. Du wähntest zu ge­winnen das war das Mittel, welches meinen Vater dir geneigt machen, sollte die Ziehung ist erfolgt das Loos fiel durch der Hoffnungsanker riß Du vermagst es nicht, mir das zu sagen

und giebst mich so schweigend mir selbst zurück. Aber wähne nicht, daß meine Liebe so schwach sei! Dein bin, Lein bleibe ich, bis die Zeit meinem Herzen keinen Zwang mehr auferlegt bleibst auch Du fest und treu, so wollen wir der Welt ein Bei­spiel geben, daß wahre Liebe nicht an Glückslaunen hängt, nicht » durch Stand und Reichthum geschieden wird, sondern über alle Ver­hältnisse erhaben, alles Irdische überdauert!" Sie mußte sich noch angegriffen fühlen, denn sie wankte etwas und ging ihrem Lager zu, setzte sich aus das Bett, schob das Loos wieder in das Couvert und stützte das gedankenschwere Haupt durch die mit dem Ellenbogen aus dem Kopfkissen ruhende linke Hand, indeß die rechte noch den Brief festhielt.

Die schlaflose Nacht, die Erregung dürch die, in Folge des Lotterielooses erweckten Besorgnisse und Gedanken, schienen ihre Kraft aus den geschwächten Körper zu üben. Ihre Augenlieder sanken immer mehr herab, schlossen sich bald gänzlich; der stützende Ellenbogen wankte allmälig, und da er keinen Widerstand durch neuerwachende Kräfte fand, so glitt das Haupt von der Hand auf das Kopfkissen, und ruhigere Athemzüge zeigten, daß Hedwig jetzt sanft entschlummert war. Aber die rechte Hand hatte den Brief festgehalten, und lag, fast mit ausgestrecktem Arme, auf der Bettdecke ruhend da. Nach und nach nahmen auch die bisher besorgten Züge eine andere Gestalt an, sie wurden milder, freundlicher, ein seliges Lächeln umspielte den schönen Mund, als ob der Traumgott ihr jetzt das Bild der innigsten Vereinigung mit dem Heißgeliebten vor die Seele führte. (Forts, folgt.)

Gottesdienste.

Am lwil, Pfingstfest, den 8. Snni, Vorm. (Predigt): Herr Deka» He­tz er lc. Nachmittags (Predigt): Herr Helfer Riegcr.

Am Pfingstmontag. Vormittags (Predigt): Herr l>e. Gu ndert.

Nagoldwärme. 1862. 4. Juni 15,7° k. 5. Juni 14,5° «.

6. Juni 16,4° U.

Ncdigirt, gedruckt und verlegt von A. Velschliigcr.

DaS Lalwer Woche, lüatt erscheint Wochen lich zweimal, nämli Mittwoch u, Kamsta Sltzonnemcntkchreis tza! jährl.54kr.,durchdieP bezogen inWürttembe l st.'15 kr. Einzel Nummern kosten 2 l

Nro. 4!

Amtliche

. An d Gemäß der 15. Juli'1852, nähme der Ernt S. 184., werde sen, nach den i rien die verschie in jeder Genie Orts zu ermittl zum 15. Aug. l Calw, 7. I §

Nene Ausgabe d Nach einer K. statistisch-t»P d. M. wird da denjenigen öffei Personen, welche erhalten, in e welcher statt des bestimmten Lat> 1 fl. 51 kr. für setzt ist.

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