- Kassel, 14. De;. Durch

Ministcrial-AuSfchreiben von beute wird der Lanktag auf den 30. d. M. cmbrrufen. (St.-An,.)

England. Windsor, 15. De,. Seine K. Hobeil der Prinz Albert, Gemahl der Königin (welcher erst ror einigen Tagen »rkrankte), ist heute Nacht gestorben. Der Prinz war geboren den 26. August 1819 und mit der Königin vermäblt den 10. Februar 1840. (Tel. d. St.-A.) London, 16. Dez. T.nus, Post, Herald und Chronicle halten den Krieg für wahrscheinlich, nach­dem Kapitain Wilkes den Dank des Kongresses nnd die Anerkennung d>r Admiralität empfing. (Tel.d.Schw M .)

Unterhaltendes. Schnee »nd Feuer.

Novelle von Louise Otto.

(Fortsetzung.)

Als sich Oswalds Begleiter bis zu ibm durchgearbeitct Hallen, sahen sie, daß er mit dem Kopf gegen eine der aus dem Schnee her­vorragenden Säulen geschleudert war, bewußtlos nun im Schnee lag und blutete. In einiger Entfernung von ihm lag ein fremder Hut, aber nicht auf einem menschlichen Körper, sondern auf einem halb verschneiten Gesträuch. Der Hut ward als der eines Voten erkannt, der gestern noch spät in das Schloß gekommen war und den seinen im Schneesturm verloren hatte.

Da die Schneeerpedition nun schon ein Opfer kostete und man keine Spur von dem Gesuchten fand, so gab man sie auf und kehrte mit dem Bewußtlosen zurück.

Ta Josephine nun diesen Be­richt vernahm und Oswald so vor sich sab, war es mit ihrer Kraft zu Ende oder vielmehr nur mii der Kraft, gegen ihr Gefühl zu kämpfen

indem sic sich demselben über­ließ, empfing sie eine neue, die sie im Augenblick alles Richtige zu Os­walds Pflege anordnen ließ, die sie selbst übernahm. Da man sich eben überzeugt hatte, daß bei dem noch fortdauernden Scbncefoll wirklich nicht durchzukommen war, so mußte frei­lich darauf verzichtet werden, den

entfernt wohnenden Arzt sogleich her­bei,urufen. Josepbine hatte auf ihrer letzten Reise an einem Pflege­befohlenen einen ähnlichen Fall er­lebt, sie hatte damals denselben un­ter der Aufsicht eines berühmten Arztes behandelt, und verfuhr jetzt in derselben Weise. Die Wunde konnte nicht gefährlich sein, und mehr als von ihr mußte der bewußtlose Zustand Oswalds von der Erschüt­terung und Erkältung herrühren. Zuweilen ssästug er die Augen aus und blickte in die Josephinens, aber obne zu sprechen oder sonst ein Zei­chen der Besinnung von sich zu ge­ben. Als der Abend kam, ließ man den Kammerdiener an dem Kranken­lager wachen, aber Josephinc war nicht zu bewegen, das Nebenzimmer zu verlassen.

Henriekle, obwohl sie den opfer­freudigen Charakter ihrer Cousine kannte, gewahrte doch mit einigem Befremden, daß dieselbe jetzt nur für den leidenden Fremdling Sinn zu haben schien und gar nicht mehr nach dem ausgcbliebenen Bräutigam fragte ja, als Frau von Blu­menstein ihn erwähnte, schreckte Jo­sepbine zusammen und sagte, in Thränen ausbrechend:Weißt du eS denn noch immer nicht?" und jetzt erst erklärte sie ibr, was ibr Os­wald einst gewesen und was siejjetzt wieder für ihn empfinde.Ob ich damit ein Verbrechen begehe", schloß sie,ich weiß es nicht es wäre em solches, wenn ich mich rückbaltö- los einer neuen Liebe überließe was aber kann ich für die Treue meines Herzens?"

Henriette hörte mit Staunen und dachte mit Angst daran : was daraus werden sollte? Den Genialst wagte sie nicht mit in's Vertrauen zu ziehen.

Der andere Morgen fand Os­wald im Fieber und ohne klares Bewußtsein. Das Schneewetter hatte aufgebört, überall waren Leute auf- geboten, die Wege passirbar zu ma­chen, und so konnte man auch Bo­ten nach dem Arzte und nach Stein­bach senden.

VI.

Jndeß man sich so in Dlumen-

stein um Herrn von Planer sorgte und mühte, befand er sich daheim in seinem warme» Zimmer und dachte, daß man es sich auch in Blumenstein denken könne" , daß man sich sol­chem uOvctter nicht aussetze. Am Nachmittag, noch ehe er hatte auf­brechen wollen, war der »abewoh- nende Oberförster mit einem Lieute­nant voist Malti,, der gerade bei ihm ,u Besuch war, gekommen und die Herren hatten ein Spielchen vor­geschlagen der Inspektor des Gu­tes ward noch dazu geholt und man that, wie man schon oft gethan: man bazardirte. Anfangs hatteHerr von Planer zwar gesagt, daß er nur ein Stündchen noch Zeit habe . dann wolle er nach Blumenstein auf­brechen. Jndeß fing es so gewaltig an zu schneien und zu wehen, daß man es jetzt schon noch gerathen fand, zu warten und enblich erklärte, baß man in solchem Wetter, keinen Hund hinauSjage, und daß man sich das überall, wo man erwartet werde, denken könne" und so blieb auch ber Oberförster mit seinem Gast auf Stcinbach, so gut wie der Herr desselben daheim blieb unv sich ver­nahm , am andern Morgen nach Blumenstcin zu fahren.

Aber am folgenden Tage war nicht nur daö Wetter auch Herrn von PlanerS Laune war schlimmer geworden er allein war gestern, wo man bis zum frühen Morgen gespielt und getrunken hatte, der Verlierende gewesen. So erwachte er an seinem Geburtstage mit wü­stem Kopfe, leerer Kasse, vermehr­ten Schulden und einem Gefühl des quälendsten Unbehagens. Dabei war ihm das Wetter, das ihn nicht fort­ließ, gerade recht. In dem Zustand, in dem er sich befand, hätte er um keinen Preis vor Josephinen erschei­nen mögen, er.wußte, daß ein so streng sittliches Wesen, eine so zart­geartete Natur wie die ihrige, ihm nicht so leicht eine solche Schwach­heit Nachsehen, daß er dadurch bei ihr sinken würde! Anderntheils war er auch viel zu übel gelaunt, um heute, wie er sich ausdrückte, den Zärt­lichen spielen zu können. (Forts, folgt)

Ledigirt, gevruckt uns verlegt von A. Oelschläger.

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