392

Auch bier ist, nach dem Zablenver- bältniffe, ein entschiedener Sieg der Fortschrittspartei constatirt. Meh­rere Regierungen verlangten Erklä­rungen wegen des Vorgehens Oester­reichs in der Suttorina. Frankreich hatte die Thalsache selbst den Re­gierungen signalisirt. Die Erklärun­gen Oesterreichs haben befriedigt. Die Donaufürstentbümer-Angelegen' heit ist erledigt. Die Mächte haben die Union der Fürstenkhümer für die Lebensdauer des gegenwärtigen HöS- podarS Cousa bewilligt. (Scbw. M.) Von der polnischen Grenze, 7. Dez. Der stellvertretende Erz­bischof von Warschau, Bialo- breski, wurde zu einer zehnjähri­gen Deportation nach Sibirien und 7 jüdische und 8 christliche Studirende der medizinischen Warschauer Fakul­tät als gemeine Soldaten zum Oren- burgischen CorpS vcrtheilt. ES herrscht große Bestürzung.

England. London, 5. Dez. Von der Admiralität sind neuerdings Befehle nach verschiedenen Kriegs­häfen ertheilt worden, um einzelne Schiffe für den aktiven Dienst bereit zu halten. Sämmtliche Kanonen­boote werden mit schweren Ärmstronq- kanonen bewaffnet, und aus den Vorräthcn des Tower werden 30,000 Musketen mit Zubehör nach Kanada verschifft. Die erst vor 2 Jahren organisirte Flottenreserve, welche aus lauter gedienten Seeleuten besteht, die nicht über 35 Jahre alt sein dürfen, zählt gegenwärtig schon 8000 Mann, und würde sich im Fall eines Krieges mit Amerika wahrscheinlich anf'S Doppelte erhöhen lasten.

Italien. Turin, 6. Dez. Der Kriegsminister legt in der Kammer die Details über die Armee vor. Mit den Cadres werde man die Südarmee leicht auf 40,000 Mann dringen, namentlich wenn Garibaldi, wie die Regierung hofft, das Ober­kommando derselben übernimmt. Die regelmäßige Armee wird 262,000 Mann, mit 200,000 Kombattanten, stark sein; die Aushebung wird 94,000 Mann ergeben. Im März werden wir 300,000 Mann beisammen

haben. Wenn der Unabhängigkeits­krieg auSbrechen sollte, so werden wir uns auf die Nationalbegcisterung verkästen. Sodann haben wir noch l20,000 Mann Nationalgarden und Waffen, sowie Ausrüstungsgegen­stände im Nebcrfluß. Der Marine­minister versicherte, daß Italien dem­nächst eine doppelt so starke Marine wie Oesterreich Huben werde. (St.-A.)

Griechenland. Athe», 30.Nov. Der Student DosiuS, welcher am 18. September d. I. auf die Kö­nigin auf dem Schießplatz geschossen hat, wurde von den Geschworenen einstimmig für schuldig erkannt und von dem Gerichtshof zum Tode ver- urtheilt.

Unterhaltendes. Schnee und Feuer.

Novelle von Loui s- Otto.

(Fortsetzung.)

Um dem Nachbar zu helfen unv überhaupt die Rechte der Ritterschaft gegen die Hebelgriffe »er Vertreter der Industrie zu wahren, haue,sich auch Herr von Blumenstein bewegen lasten, einen Prozeß wegen des Was­sers mit »em Fabrikanten anzufan­gen. Bel einem klareren Einblick ln die Sache, als er durch die Vor­stellungen des Herrn von Planer ge­wonnen hatte, bereute er zwar die­ses Unternehmen indes; gestattete ihm weder sein Stolz, noch sein freundnachbarliches Verhältniß, die Klage wieder zurückzunehmen. Um so mehr verdoppelte sich seine ge­reizte Stimmung gegen Oppenh-im, und als es der Zufall wollte, daß er dem Ingenieur, der jedenfalls in dieser Angelegenheit im Dienste des Industriellen und ein Widersacher der Gutsherrn war, Gastfreundschaft erweisen konnte, hoffte er denselben vielleicht in seinem Jutereste stimmen zu können. Am Morgen nach sei ner Ankunft hatte er diese Opera­tionen beginnen wollen, unv war nun nicht sehr zufrieden damit, !daß ihn Oswald so bald wieder verließ. Jndeß stand koch seine Rückkehr zu erwarten und so war ja aufgescho­ben nicht ausgehoben.

Aber diese Rückkehr erfolgte erst nach einigen Stunden und in welcher Weise!

Erstarrt, bewußtlos und blutend ward Oswald in das Schloß zurück­gebracht. Ein Oekonomielehrling war ebenfalls verletzt, doch nicht so erheblich.

Mit Hacken und Schaufeln hat­ten die Leute den Weg bis zu der bedenklichen Stelle gebahnt, an der schon manchmal ein Unglück geschehen war. Der anfänglich tiefe Hohlweg endete plötzlich an einem jähen Ab­hang, in den die eine seiner Sei­tenwände hinabgestürzt schien. Da­bei war der Weg noch schmäler ge­worden, so daß sich hier z. B. zwei Wagen noch weniger ausweichen konnten, als in dem Hohlweg selbst. Ein Fußweg mit steinernen Stufen und einzelnen Steinsäulen, die eine Barriere trugen, führte hier hinab. So wie jetzt Alles überschnell, der Schnee an manchen Stellen vom Winde verweht, an andern wiederum so höher aufgcthürmt war, vermoch­ten kaum die des Weges Kundigen hier die Lokalität zu untersche den, viel weisigcr ein Fremder. Oswald, der bei der Arbeit »S fast Allen zuvor that, sah dort unten einen Hut lie­gen und unter ihm glaubte er einen halb vom Schnee verschütteten mensch­lichen Körper zu erblicken wer konnte das anders sein als sein Nebenbuhler! So sagte er sich. Ein Sturm von Gefühlen brauste in ihm auf und umnebelte fast seine Ge­danken und seine Augen er mußte ihn finde», retten er mußte irgend eine That thun, die ihn vor Jose- phinens Augen rechtfertigte wie hätte er sich in diesem Augenblicke klar sein sollen über die Motive sei­nes Handelns? Er eilte, um all' den Andern zuvorzukommen und als er jetzt seinen Spaten weiter einhieb, und sich selbst ihm abwärts nachschwingen wollte da kam der Warnungsruf der Genosten zu spät er hatte den Boden unter den Füßen verloren und stürzte den Ab­

hang hinab.

(Fmtsctzrmg folgt.)

Nodi.url. aeriiickt u»o otrlegr von A. i-, 1 1 w l ö-e r.

Nebst