wenn sie hochreif sind, d. h. am Stiele etwas runzlicht werden, so auch jene Weichseln, die sich lange gut halten; beide können vor dem Dörren flach ausgebreitet, einige Zeit in trockenenKammern bewahrt werden.

(Schluss folgt.)

Unterhaltendes.

Treue bis in den Tod.

(Fortsetzung.)

Als sie endlich wieder erwachte, blickte sie wild um sich her, und wie ihr Auge mich entdeckte, rief sie: Was wollen Sie hier? Warum sind Sie wiedergekommen? Sie haben mir ja schon Lebewohl gesagt; ich kann nun nicht mehr!" Sie hielt inne und stützte ihr Haupt auf ihre Hand. Ich aber schloß sie in meine Arme und zog sie an meine Brust.

Nein, Du kannst Dich nicht län­ger verstellen!" sagte ich;ich weiß nun Alles! Aber warum hast Du Dich selber gepeinigt, bloß um mich unglücklich zu machen?"

Ich war so bange," erwicderte sie, und barg ihr beschämtes Gesicht an meinem Buseneine Liebe zu verrathen, die Sie niemals in mir zu wecken suchten, und die Sie vielleicht zum Lächeln oder Achselzu­cken veranlaßt haben könnte!"

Aber Du mußtest ja doch meine Leidenschaft in jedem meiner Worte bemerken und deutlich sehen, wie un­glücklich Deine Kälte mich machte."

Ich glaubte, Sie ahnten meine Schwachheit und fänden eine Freude daran, mir das Geständniß abzulo­cken. Die Ungewißheit, ob Sie sich wirklich um mich bekümmerten oder nicht, mackte mir indeß den Kampf mit mir selber schwerer, und da Sie nun wiedergekommen sind, so haben Sie auch gesehen, daß ich unterlegen bin. Wollte Gott, Sie hätten cs nicht gesehen! Wäre es doch bei dem ersten Lebewohl geblieben! Das war schon bitter genug; was wir uns jetzt zu sagen haben, muß weit, weit bitterer und schwerer zu ertragen sein!"

Und deßhalb wollen wir das Wort weder jetzt, noch später aus­

sprechen!" rief ich und drückte sie fest an mich.Folge mir, mein süßes Mädchen! Du sollst in kurzer Zeit mehr Pracht und Glanz um Dich sehen, als Du hier in deinem gan­zen Leben erreichen kannst! Putz will ich Dir anschaffen, wie er zu Deiner Schönheit paßt, die größten Städte der Welt sollst Du sehen, und stets bei mir sein!"

Sie hatte nur Ohr für meine ersten Worte gehabt.

Dir folgen, Arel?" rief sie, und ein glückliches Lächeln flog über ihr schönes Angesicht.Nimmer von Dir getrennt werden, immer bei Dir sein, anstatt hier zu bleiben und zu weinen, und endlich vor Sehnsucht zu ster­ben? O, wie schön, wie herrlich! Aber, nein!" rief sie plötzlich und rieß sich von mir los:Ick kann nicht . . . mein armer Vater! Wer sollte wohl das Thor öffnen, wenn ich nicht mehc da bin?"

Wahrhaftig! der alte Schwartz mußte wirklich so trocken und gleich­gültig sein, wie er aussah, da es dem armen Kinde nur einfiel, daß dem Vater bei ihrem Abgänge nichts anders feklen werde, als eine Hand, das Thor aus- und zuzumachen! Ich bewies ihr nun, daß man durch Geld ihr Scrupel leicht beseitigen könnte, und darauf beredeten wir Alles zu ihrer Flucht, die sich leicht in's Werk setzen ließe, wenn wir meinen schlauen Diener in unser Geheimniß zögen.

Sie begleitete mich bis an die Thür, und als wir noch Hand in Hand neben einander standen, ging mein Vater gerade durch's Thor. Er sah uns natürlich ganz deutlich da­stehen; aber er sagte nichts und that sogar, als wenn er uns nicht be­merkte; vermuthlich glaubte er, daß wir von einander Abschied nähmen und wollte sich dem nicht widersetzen.

Mein Vater ahnte gewiß nicht, daß sein erstes Verbot, das Mäd­chen nicht mehr zu sehen, das Sa­menkorn gewesen war, welches zu einem heißen Gefühl in meinem Her­zen erwuchs; er selbst hatte es in meine Seele gestreut, worin eine Nei­gung für das Mädchen sonst gewiß niemals lebendig geworden wäre. Noch

weniger mochte er ahnen, daß sein plötzlicher, vorsichtiger Reiseplan mein im Ganzen ruhiges Gefühl, welches sonst vielleicht wieder langsam erkal­tet sein würde, zu einem gewaltsa­men Ausbruch aufregte und in eine flammende, jugendliche Leidenschaft verwandelte, in deren Gefolge nicht allein ein jugendlicher Leichtsinn, son­dern auch ein wilder Trotz sich gel­tend zu machen suchte.

Wir reisten ab. Zu damaliger Zeit kroch man nur, wo man jetzt fliegt, und dennoch ging die Reise für uns so rasch vorwärts, als wenn wir mit einer Eisenbahn gefahren wären. Ich amüsirte mich an den Abwechslungen, die die «Reise uns bot, fühlte mich geschmeichelt durch die Ehrfurcht, welche die Gastwirthe dem gnädigen, jungen Herrn und seiner Gemahlin bewiesen, und labte mich an per Bewunderung, die uns überall zu Theil wurde, wohin wir kamen. Sie dagegen sah nichts, hörte nichts als mich; ich glaubte wirklich, daß sie gestorben wäre, wenn ich von ihr gereist wäre, ohne sie mitzunehmen; denn sie schien Leben und Gesundheit aus meiner bloßen Gegenwart zu empfangen. Das war sehr schmeichelhaft für mich, und also waren wir sehr glücklich mit einander.

Ich hatte meine Briefe in Ber­lin abgegeben, war zu verschiedenen langweiligen Mittagsgesellschaften eingcladen worden, die den unsrigen hier auf ein Haar ähnlich sahen, und begann gerade die Entdeckung zu machen, daß das Leben in Berlin ebenso steif und ermüdend sei, wie die langen Straßen daselbst, als ein Brief meines Vaters mir außer eini­gen guten Wechseln die Erlaubniß brachte, nach Dresden abzurcisen. Helene ward in dem Briefe nicht genannt und daher nahm ich an, daß mein Vater endlich zu der Ue- berzeugung gekommen sei, sich nicht in die Sache zwischen uns weiter einmischen zu müssen. In Dresden bahnten meine Empfehlungsbriefe mir alsbald den Weg in die Salons des hohen Adels, wo die vielen vor­nehmen Ausländer dem Tone einen