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zusuchen, mit denen ich sie amüsircn konnte.
Da sie nun bald eben so viel von der deutschen Sprache verstand, als ich selber, brachte ich ihr eines Abends Göthe's Egmont mit. .Anstatt wie bisher bei Schauspielen abwechselnd jeder eine oder zwei Sce- nen zu lesen, trafen wir hier unwillkürlich eine andere Einrichtung: ich las Egmont's Rolle und sie Clär- chen's.' ' (Forts, folgt.)
Eine gräuliche Geschichte erzählen sie sich am Niederrhein von einer Lufterscheinung, die jüngst in der Nähe von Rheinberg beobachte! worden sein soll. Ein Bauer, der noch in der Dämmerung auf dem Felde beschäftigt war, sieht aus der Höhe ein Unthier Herniederschweden. Erschrocken läuft er fort, seine Sense herbeizuholen, und kehrt zurück in dem Moment, als die Erscheinung sich niedersenkt, so daß der tapfere Landmann gerade noch Zeit hat, das Ungeheuer mit einem Schlag zu zerschmettere Es zerfließt mit leichtem Knall und nur die Haut bleib übrig, die vierzehn Tage später von einem Theilnehmer des Düsseldorfer Schützenfestes — als der Ballon erkannt wurde, der dort in Form eines Elc- phantcn ausgelassen worden.
V. den Sturm über sich
dahin brausen. Als der Tumult sich gelegt, richtete der Präsident,
Herr V., die Frage an ihn:
„Wie haben Sie denn eigentlich gestimmt?" — „Herr Präsident," lautetete die mit cngelsgleicher Geduld vorgebrachte Antwort, „ich habe zuerst Ja und dann Nein gesagt." Man denke sich das Gelächter.' — „Aber wie wollen Sie denn nun stimmen, ist es Ja oder Nein?" — „Herr Präsident, ich enthalte mich, der Stimm-Abgabe." Das Haus erdröhnte.
Ein Deputirter, der es allen
recht macht. Die jüngst zu B.
stattgehabte Abstimmung über die
Befestigung von A. geschah
durch Namensaufruf. Als nun der Name des Herrn V. ge
nannt wurde, antwortete dieser mit einem vollkommen vernehmlichen Ja. Der protocollirende Secretair hatte jedoch das Votum nicht verstanden
und bat Herrn V.
Dießmal aber
Vermischtes.
Ein denkender Hund. Ein Arzt in einer ziemlich volkreichen Stadt fand, seine Kranlenvisiten machend, ein kleines Hündchen aus der Straße, welches entsetzlich schrie und das eine Vorderpfötchen. emporhielt. Mitleidig untersuchte der Arzt das Bein und fand es gebrochen. — Er nahm das kleine Thier mit sich nach Hause und heilte es glücklich aus. — Bis dahin hatte es sich ruhig verhalten und den. Arzt nicht verlassen, jetzt verschwand dasselbe. — Monate vergingen, der Arzt dachte nicht mehr an die Geschichte, da springt eines Tages das von ihm kurirte Hündchen in sein Zimmer, winselt und schmeichelt um ihn herum, läuft wiederholt zur Thüre, welche wieder geschlossen wurde, und als der Arzt, in der Meinung, es wolle sich entfernen, diese öffnet, erblickt er außerhalb ein anderes kleines Hündchen, welches winselnd sein Pfötchen erhebt. — Der Arzt untersucht es und fand nur eine starke Quetschung, die er durch Umschläge leicht beseitigte. — Offenbar aber hatten das um Wie-! von ihm früher geheilte Thierchen vru-io-! das kranke zu ihm geführt, in der
Verholung. . — > «
tas cleleetrtt - sagte Herr V.! Ueberzeugung, daß er auch diesem
Nein! Lärm auf allen Bänken.! Helsen könne,
„Er hat Ja gesagt!" — „Er'
hat NciOgesagt!" riefen die Depu tirten, je nachdem ihnen die eine oder die andere Abstimmung zusagte. Geduldig wie ein Lamm ließ Herr
Königliche Drohung, bürgerlicher Trost. Jakob I., König von England, welcher oft in Geldverlegenheit war, wendete sich an den Magistrat
von London, um als Anlehen die Summe von 20,000 Psd. Sterl. zu erhalten. Die stolzen Bürger aber, welche schon mehrmals ausgeholfeu hatten und nicht immer pünktlich wiederbezahlt worden sein mochten, wiesen das Gesuch zurück. .Der König darüber aufgebracht, ließ den Lord-Major und einige der einflußreichsten Aldermen zu sich bescheiden, und äußerte nach Worten strengen Verweises das als Befehl, was er früher als Bitte angebracht hatte. „Das Geld," so sagte er, „müsse für ihn aufgebracht werden." „Und dennoch," sagte der Lord-Major, „können wir Ew. Majestät Wunsch nicht erfüllen. Wir besitzen selbst das Geld nicht und können es daher auch nicht vorstrccken." „Wenn Ihr es nicht habt," rief der König zornig, „so müßt Ihr es schaffen. Ich muß und will es haben." „Und wir können und wollen es nichl schaffen," sagte eben so stolz als entschieden der Vertreter der Londoner Bürgerschaft. „Ich werde Euch dazu zwingen!" ereiferte sich der Monarch. „Sie können uns nicht zwingen," lautete die ruhige Antwort. „Das wollen wir sehen," sagte König Jakob immer erbitterter. „Schafft ihr das Geld nicht, so richte ich Euch zu Grunde, und Westmin- ster soll veröden. Ich verlege meinen Hof, mein Parlament, meine Gerichtshöfe nach Uork oder Oxford und zu spät werdet Ihr dann Eure Undankbarkeit bereuen." „Das Alles können Ew. Majestät thnn ," ent- gegnete ruhig der Bürgermeister, „aber die Themse müssen Sie uns lassen, und die trägt uns mehr ein als der Hof, das Parlament und die Gerichtshöfe. — Mögen Sie Alles das thun, was Sie drohen, aber wir können das Geld nicht schaffen." Dich war das letzte Wort in der Angelegenheit. Die Themse blieb der Londoner Bür- fgerschäft, aber auch der Hof, das ! Parlament und die Gerichtshöfe wurden nicht verlegt.
Gottesdienst am 10. Oktober: Herr Dekan Heberle.
Rercgirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.