3l7
»ein bei und atke be- dcr- ch einem !lus- be- gen, leine ohne chmil scheinen
daß sorin Ver- nur elegt tigen nsers zstllch Zu- arg- sichev seyn, rchtcn n in Zierde diese lugen id ob isheit ceinen lanchc
bchen. »was m sie zum ehe», f den
sich,
war greich te es e nur ängst- leichtc
Röche über ihre Wangen flog; vielleicht hoffte sie, ich werde ihr das Buch uneröffnet wieder zustellen, allein sie hatte doch nicht den Muth, die Hand darnach auszustrcckcn.
Nun war der Augenblick gekommen. Ich schlug die erste Seite auf; aber das Titelblatt.fehlte — vielleicht war dasselbe zu anstößig gewesen und eine schwache Spur von Scham batte wohl Denjenigen, der das schlechte Buch durchzulesen sick erkühnt, dazu angetrieben, den Titel herauszureißen, welcher mit großen Buchstaben den Inhalt des ganzen Buchs verkündete. Ich blätterte weiter, trotzdem, daß ich nun meiner Sache sicher war.
Dem ersten, wie es schien unschuldigen Worte, welches ich sah, glaubte ich nicht; ich nahm es als zweideutig an und grübelte darüber nach, um einen verborgenen Sinn darin zu finden, allein vergebens. Es war ein deutsches Buch, eine Sammlung von Fabeln für sechstes siebenjährige Kinder. Endlich wurde mir die Sache klar, die mir anfangs mehr als verdächtig vorge- kommen war. Das junge Mädchen wollte mich das Buch nicht sehen lassen, nicht weil es ein verbotenes war, sondern weil die erwachsene, neunzehnjährige Jungfrau sich nur darüber schämte, daß ich sie mit einer Kinderlektüre in der Hand angetroffen hatte! Sie schien wieder Muth zu fassen, als sie bemerkte, daß ich es nicht wagte, den Inhalt wei- tu erforschen, und sagte: „Nur meines VarerS wegen lese, ich, so oft ich Zeit habe, in di^eln langlüeili- gen Fabelbuche. Er hat in Deutschland Verwandte und will dcßhalb, daß ich in unserem einzigen deutschen Buche lesen soll, damit ich die Sprache nicht vergesse, bis wir wieder nach Deutschland kommen. Kann ich nun auch alle Fabeln auswendig, so habe ich dennoch fast das wenige Deutsch vergessen, was ich wußte. Weiß ich, was ich antworten soll, wenn ich Karpfen antreffe, die singenj, und Krätzen, die reden können, so werde ich demungeachtet doch nicht mit meinem! Onkel oder Vetter mich unterhalten'
können, cha sie gewiß anders reden, als mein Buch."
O, mein Vater! Warum hattest Du meine Augen für ihre Schönheit geöffnet? dachte icb bei mir selber und begann: „Aber ich habe Bücher, Mamsell Helene, und zwar Hunderte, und wenn Sie mir erlauben wollen, jeden Nachmittag eine Stunde zu Ihnen zu kommen und mit ihnen zu lesen, so sollen Sie bald ein schöneres Deutsch lernen, als in Ihrer ganzen deutschen Familie gesprochen wird."
„Tausend Dank, Herr Graf! Mein Vater wird sich freuen, wenn er auf diese Weise seinen Wunsch erfüllt sehen kann."
„Allerdings, liebes Mädchen!" sagte ich; „aber es wird ihn jedenfalls weit mehr überraschen, wenn er plötzlich einmal erfährt, daß Sie Deutsch können, als wenn er weiß, daß Sie es lernen. Er darf es nicht ahnen, daß ich zu Ihnen komme, und mein Vater eben so wenig. Niemand, durchaus Niemand, darf darum wissen!"
„Niemand?" fragte sie und sah mich verwundert an, zog sich aber doch nicht länger vor mir zurück. Sie fand meinen Vorschlag zwar sonderbar, allein sie schien sich nicht bewußt zu sein, daß er unpassend und unannehmbar sei.
„Warum dürfte ich denn nicht täglich zu Ihnen kommen, ohne daß Jemand darum weiß?" fragte ich sic und erfaßte ihr Händchen. ' „Erinnern sie sich nicht mehr, Helene, daß wir uns in früheren Zeiten, als wir noch zusammen spielten, zu verstecken pflegten, wenn man uns rief? Ihre Mutter und die Diener durchsuchten alsdann den ganzen Hof, ohne uns zu finden, während wir unterdessen in der Wagenremise oder hinter dem Holzschuppen oder in irgend einem andern Versteck still und vorsichtig weiter spielten. Und war nicht das Stündchen, das wir auf diese Weise stahlen, viel interessanter als die lange Zeit, welche wir im großen, Hellen Hofe und unter den Augen der Erwachsenen verbringen durften? Weßhalb sollen wir denn jetzt, da wir Beide vernünftig und
erwachsen sind, nicht harmlos mit einander reden und lesen dürfen? Sollten wir jetzt, als Erwachsene, nicht eben so vorsichtig und klug sein können, als früher, da wir noch Kinder waren?"
Sie saß nachdenkend da und stützte das Köpfchen auf ihre Hand. Ich wußte rechi gut, welcher Gedanke ihre Wangen erröthen machte und ihr den Mund zur Rede öffnete, der sich aber nach einigen, unzusam- mcnhängenden Worten wieder schloß unv schwieg.
Es schickte sich für sie nicht, zu sagen, daß jetzt eine größere Gefahr für uns bei unseren Zusammenkünften vorhanden sei, als früher, da wir noch Kinder waren. Sie konnte ja nicht äußern, daß wir, wenn wir auch vernünftiger geworden wären, jetzt weniger unschuldig wären, als in unserer Kindheit — ich saß neben ihr und sah so kindlich unwissend aus; und außerdem würde es auch sehr sonderbar gewesen sein, wenn sie, das junge, verschämte Mädchen, altklug und scharfblickend mit warnendem Finger hätte auf eine Sünde hindeuten wollen, von der ich noch keine leise Ahnung hatte.
So wurde denn die Sache abgemacht. Jeden Abend mit Einbruch der Dunkelheit schlich ich mich nach der Pförtnerwohnung, woselbst meine Schülerin mich in einem Hinterstübchen erwartete. Anfangs ging der Unterricht trocken und ernst von statten, allein nach und nach wurde der Ton freier, so daß wir abwechselnd lasen und mit einander redeten. Mein Stolz schwand mehr und mehr im Umgänge .mit diesem frischen, lustigen Mädchen. Hochgeborne Ercellen- zen, Damen von altem Adel, vor deren Rang und Würde ich bisher einen tiefen Respekt empfunden hatte, stellte ich jetzt in dem kleinen Zimmer des Pförtners an den Pranger der Lächerlichkeit, um der blonden Helene ein freundliches Lächeln abzugewinnen , und wenn dieI erreicht war, so warf ich die glänzenden Namen als unnütze, ausgepreßte Schaalen in einen Winkel meines Gedächtnisses, um sogleich neue auf-