gent

' 30 ,

men

nicht

>abe

oder

dere

kein

nnt,

km-

si-

im

!N,

eu

'n,

ch-

ar

lc

r

e

»

rt

ES war Anno 1724, am drei­zehnten November, Abends um drei Viertel auf Zehn oder auch ein paar Minuten mehr, da kam Einer aus dem Hause des Peter Sturmfels an der Fleischgasse heraus und sagte dem leuchtenden Hausmann: Gute Nacht, Peter! Gute Nacht, Bastian, sagte der Andere, und der Bastian war Niemand anders, als der Sebastian Fabian, der die Bacharacher Chro­nica geschrieben hat. Als er zwi­schen dem goldenen Engel und dem andern Eckhause heraus aus die Obergaffe kam, hörte er in Gebhards Hause einen gewaltigen Spektakel. So ein Chronikschreiber will gerne Alles wissen, und geht darauf aus, die Geschichten treu und wahr zu erfahren. Neugierig war er nicht; aber er dachte, die eigenen Ohren wären doch sicherer, als die Andrer, und tritt an das Fenster und hört zu.

Der Gebhard hatte seinen Pikesch an und schritt zornig die Stube auf und ab. Seine Frau saß am Tische und spann.

Meinst du, ich sollt's zugeben, daß der Bub das Bettelmädel hei- rathe? rief er aus. Niemals, so lange ich lebe!

Nun, sagte ruhig die Frau und hörte auf den Knecht ihres knurren­den Nades zu drehen; man meint, du wärest mit einem goldenen Brei­löffel gefüttert worden! Ich weiß doch auch, daß dein Vater ein armer Mann war! Macht das Etwas aus? Hab ich gefragt: Ronemus, hast du Geld oder Gut? Pfui, schäme dick! Emmerich ist nicht durch seine Schuld arm geworden, und das Mädchen ist die Perle von Bacharach! Das sagt alle Welt. Dem Alten zuckte das offene, wahre, schlichte Wort des braven Weibes, der es nicht einfiel, aus ihr Vermögen zu pochen, die aber den Hochmuth ibres Alten gerne brechen oder doch dämpfen wollte, durch die Seele. Es war richtig, drum traf es ihn desto sicherer und stärker. Wirfst du mir meine Armuth vor, so habe ich durch meinen Fleiß dein Vermögen verzehnfacht! rief er zornig aus. Ronemus, sagte sic sanft, ich denke daran nicht, wollte

71

doch aber daran erinnern, so billig gegen deinen braven Sohn zu sein, wie du damals wünschtest, daß mein Vater gegen dich sein möchte. Er war's, so sei's nun auch!

Da hört man's, wo der Tau­genichts seine Stütze hat rief er aus. Du bist eine so breiweiche Wei­berseele, die alle von Natur Kupp­lerinnen sind, das heißt, die Leute zu­sammenbringen wollen. Gelt, deinem Söhnchen das Mädchen geben, das wär' so deine Sache? Ich kenne dich! Taugenichts nennst du unfern Erben? sprach mit wunderbarer Wür­de die Frau. Gott vergebe dir's! Alle Welt nennt ihn ein Muster eines jungen Menschen und Gottlob! es ist eine volle Wahrheit! Pfui noch einmal! Der Vater selbst verunchrt sein Kind! Pfui der Schande! Daß er das Minchen lieb hat, hörst du's, was ich sage? das nehm' ich ihm nicht nur nicht übel, sondern ich billige es; denn sie ist so schön, wie keine Zweite hier, und unter allen die Sittigste, Reinste, Fleißigste, Ein­gezogenste. Das ist mein letztes Wort: Meinen Segen hat er, wenn er sie heirathen will.

Und meinen Fluch! schrie der Alte und ein Strom von Gift und Galle ergoß sich über das feste, entschiedene, vortreffliche Weib.

Sie weinte leise; aber das focht ihn nicht an, der sich alle Augen­blicke mehr in den Zorn hineinredete. Es fielen schneidende Worte. Die brave Frau schwieg lange. Endlich berührte er einen Punkt, da konnte sie nicht mehr schweigen. Du sagst, der Fritz verletze deine Ehre? sagte sie. O Gebhard, wer hat deine Ehre zertreten? Wer hat dir die Achtung der Leute geraubt? Du, du selbst, als du den Judasstreich machtest ge­gen meinen Willen, Rath, Bitten und Flehen! Die Strafe Gottes hat dich ereilt. Deine Kundschaft ist fort, deine Achtung hin. Man sagt es dir ja in's Gesicht, du gehörtest nicht in den Rath der Stadt, in den Kir­chenältestenstuhl! Weißt du das etwa nicht? Hat dir's nicht noch gestern der Engelwirth drüben, der Stell, an den Kopf geworfen, und du hast

die Thüre zugemacht und hast's ein­stecken müssen? Schlimm ist's, wenn das die Frau ihrem Manne sagen muß, an dem sie hinauf sehen soll; aher du zwingst mich dazu. Em- mericki's sind unbescholtene Leute. Wollte Gott, wir wärens auch!

Sie fing laut an zu weinen, denn das arme gepreßte Herz hatte sich einmal Luft machen müssen.

Das aber schlug ein und durch bei ihm. Er lief hinaus und warf die Thüre zu, daß sie krachte. Nach einer Weile kam er wieder, bleich vor Zorn und Wuth. Wo ist der Bub? fragte er.

Ich habe Ursache zu glauben, daß er in Emmerich's ist, sagte die Frau ruhig und sanft.

Da begann er auf's Neue zu toben, bis er sich in den Sorgftuhl warf und stille wurde. Innerlich aber kochte und gohr es fürchterlich. Gegen seine Frau wagte er nichts mehr zu sagen, aber für den Fritz sammelte sich ein Wetter mit Blitz und Donner. Der ahnte nichts, denn er faß bei Minchen und ihren Eltern.

Als es zehn Uhr schlug, stand er auf und Minchen begleitete ihn bis an die Thüre. Da überkam ihn ein seltsam Gefühl. Ich weiß nicht, wie mir's ist, sagte er, aber es liegt mir Etwas im Gemüthe, als käme ein Unglück über mich, als müßte ich von dir fort. Sie tröstete ihn, aber erhielt ihre Hand fest und sagte, ach, daß ich diese Hand nicht verlöre! Halt ein, sagte das Mäd­chen ernst und fest. Mein Herz und meine Hand ist dein, Fritz, das sei vor Gott geschworen! Da schloß er sie zum ersten Male an seine Brust und drückte den Kuß der Verlobung, den ersten auf ihre reine Lippe. Dann riß er sich los und eilte heim und Minchen stand lange an der Thüre, denn sie zitterte über das, was sie gesagt. Was ihm geahnt, das traf ein. Mit verhaltener Wuth trat ihm sein Vater entgegen und fragte, wo er gewesen sei? Der Sohn sah an des Vaters Gesicht, wo es hinaus wollte, aber Fritz that nichts, was er hätte verhehlen müssen. Er sagte