Zavelstcin.

Vermißter Stock.

Der Unterzeichnete vermißt seit der letzten Schullehrerconferenz am Mittwoch seinen Stock, indessen Handgriff der NamenRupp" ein- gravirt ist. Der jetzige Besitzer möge denselben gefälligst zurücksenden.

Vicar Rupp.

Vermischtes.

Aeltere Erfindung der Dampfkraft.

Vor nicht langer Zeit sind in den königl. Archiven zu Salamanca au­thentische Beweise aufgefunden wor­den, daß am 17. Juni 1510 auf der Rhede von Barcelona ein Ver­such gemacht wurde, ein Schiff von 200 Tonnen Gehalt mittelst einer Maschine, die vom Dampfe des siedenden Wassers getrieben wurde, in Bewegung zu setzen, so daß man auf ruhigem Meere auch ohne Segel und Ruder schiffen könne. Kaiser Karl V., der Kronprinz Philipp und eine Menge Granden des Reiches sahen mit Erstaunen, mit welcher Schnelligkeit und Leichtigkeit das Fahrzeug sich bewegte, der Groß­schatzmeister aber Widerrieth die Ein­führung dieser Erfindung bei der Marine wegen ihrer Kostspieligkeit und Gefährlichkeit. Dem Erfinder, Don Blase» de Garay, wurden 200,000 Maravedi als kaiserliche Belohnung zugestellt.

Abendmahlzeit. Der treffliche holländische Arzt Moleschott sagt in seiner Schrift von den Nahrungs­mitteln: Die deutsche Sitte, zwei bis drei Stunden oder noch länger vor dem Schlafengehen zu essen, Halden großen Nutzen, daß die Verdauung zum größten Theile vorüber ist, be­vor man sich zu Bette legt, denn die Verdauung stört den Schlaf und der Schlaf die Verdauung. Deß- halb sollte auch Las Abendessen so viel wie möglich aus leicht verdau­lichen Nahrungsmitteln, Suppen, Salat, wenig Fleisch, nicht aus Fisch oder Hülsenfrüchten bestehen. Nur wenn das Abendbrot» sehr frühe genoffen wird, ist auch das

sehr schwer verdauliche Brod, oder besser noch Butterbrot» und Fleisch eine geeignete Speise. Wird dazu Thee getrunken, danü fühlen sich Die­jenigen, die nach dem Abendbrot» noch ernste, geistige Arbeit zu verrichten pflegen, zu dieser angenehm angeregt. Unmäßigkeit ist Abends am allermeisten zu vermeiden. Denn abgesehen da- von/daß die Verdauung so gut wie der Hunger den Schlaf unruhig macht, wird eine Ueberladung des Bluts währhnd der Nacht weniger leicht aus­geglichen. Es wird während des Schla­fes weniger Kohlensäure ausgehaucht und überhaupt der Stoffwechsel verzö­gert. Die Uebcrfüllung des Gewebes, besonders des Hirns, verräth sich sehr häufig Nachts durch schwere Träume, Alpdrücken, Morgens durch Kopfweh und allgemeine geistige Verstimmung.

Unterhaltendes.

Der Eisgang des Rheins Anno 1730,

von W. O. vvn Horn.

Des Josua Lang's Lieschen war ein hochmüthig Dunzelchen und hatte mehrrothe Sommerflecken im gelben Gesichte, als Sterne am Himmel stehen, und fuchs-feuer-fackel-rothc Haare und war ein giftig Stück mit einem so bösen Maule, als damals Eins in Bacharach war und hier hat's doch, wie wir alle wissen, niemals daran gefehlt!-

Laß mw die Wcibsleute in Ruhe, sagte Willem, der ein alter Jung­geselle war. Wie ging's, als nun ver Reidsack, der Ronemus, heim kam? Davon rede und komm' mir nicht alle Amen-lang in eine Nebengasse.

Wic's ging? sagte Schmitz, das kannst du dir denken! Erstlich war der alte Gölz aus allen Fugen. Der fasclirte und tobte, wie ein ange- schosscner Eber. Freilich, sehr übel konnte man's ihm nicht nehmen. Es ist keine Kleinigkeit, wenn Einem Brod und Verdienst so vor dem Munde weggeschnappt wird und dann noch auf eine so hinterlistige, falsche und tückische Weise. Zum Andern aber war in der Stadt nur wahrer Ingrimm gegen den heimtückischen

Menschen, der in seiner Habsucht nie satt wurde und Niemand, als sich selber Etwas gönnte. Der Ro­nemus Gebhard war früher ein ge­achteter Mann in der Stadt, aber nun war sein Respekt zertreten und er hatte alle seine Pläne selbst zu Nickte gemacht; denn der Josua Lang klopfte ihm am Fenster, als er zum ersten Mal nach der Geschichte an seinem Hause vorbei ging und Geb­hard eilte hinein, weil er es mit dem alten, reichen Geizhals gut stehen halten mochte. Aber der las ihm ein Kapitel aus den Leviten, wie's zwar nicht in dem Buche steht, aber gesalzt war's und einen Judas nannte er ihn, einen Tuckmäuser und Kal­fakter, daß der Ronemus da stand, wie eine begossene Katze, und ihm die Beine schlotterten. Und als er sich wandte, um fortzugehen, sagte der'alte Josua: Noch Eins, Meister. Der Gölz ist in Zukunft mein Küfer, denn mit so Einem, wie Ihr seyd, will ich Nichts mehr zu thun haben! Da ist er schier zum Hause heraus getaumelt vor Scham, Zorn, Reue und Gift. Das war aber nur der Anfang; denn Ihr wisset und ich hab's schon gesagt, daß der pfälzische Landschreiber und der Saalschultheiß sich einander von Amtswegen spinnen­feind waren. Kaum hörte der Land­schreiber des Gebhard's Judasstreich Vumms! da ließ er den Gölz kommen und übergab ihm alle AmtS- und Zehntkeller und beschicd den Geb­hard und ging mit ihm um, daß der kopfscheu wurde und davon lief. Das war das Gericht der Menschen, Ihr Bürger. Das Gericht Gottes blieb auch nicht aus. Man sagt im Sprich­wort: Gottes Mühlen mahlenl ang- sam aber fein! Der Gebhard crfuhr's. Die ganze Stadt, ob sic gleich den geadelten Landschreibcr nicht lieb und dazu auch keine Ursache hatte, billigte doch sein Verfahren gegen den Gebhard, weil der es ge­rade so verdient hatte. Nun erst sah der alte Ronemus, daß der Neid sein eigener Feind ist, denn er hatte sich heillos geprellt. War auch die Kü­ferei im Saal einträglick, so trug doch die pfälzische Saalkcllerci drei-