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dachte: Was Hilsts ? kaufst du nicht, so kauft ein anderer!

Ist die «schuld getilgt? fragte der Ortsrichter den Bauer.

Noch nicht zur Hälfte, lautete die Antwort.

Nun so seht euch um und sagt, ob ihr noch etwas sehet, das auk­tionsfähig ist!

Der Ortsrichter hoffte, der Bauer werde sich nun zufrieden geben. Die besten Sachen der armen Wirtschaft waren dahin und befanden sich be­reits vor der Thüre. Aber er irrte sich. Der Bauer zeigte auf den Vogelbauer und sagte: Da ist noch etwas!

Bringe den Vogelbauer her, mein Sohn, sagte der Ortsrichter.

Der Staar ist mein, versetzte das Knäbchen mit Heller Stimme.

Hast du dir den Vogel gekauft oder gefangen? fragte der Richter.

Der Vater hat mir den Staar geschenkt, rief der Kleine; aus seinen

Hellen Augen leuchtete Trotz und Schmerz.

Der Ortsrichter sagte zum Bauer leise-, ich dächte, ihr ließet ihm den Staar.

Das sollte mir einfallcn! rief der Bauer. Gieb her, dummer Junge, sagte er, indem er aufstand, und er­griff den Vogelbauer am Ringe. Aber der Knabe hielt ihn unten mit beiden Händen fest und schrie unablässig und mit lautem Weinen: das ist mein Staar, den hat mir mein Vater geschenkt! unter den Leuten erhob sich ein Gemurr; die Wittwe rief mit Thränen ihrem Sohne zu, den Vogelbauer loszulaffen. Herr Orts­richter, rief der Bauer mit zorniger Geberde, verschaffen Sie mir mein Recht! Der Vogel aber, wild ge­macht durch das Hin- und Herzerren des Bauers, schrie Alles, was er gelernt hatte, durcheinander: Spitz­bub! Spitzbub! Immer lustig! immer lustig! Vertrau auf Gott!

Da beugte sich ein schönes Bauern­

mädchen herab zu dem Knaben und flüsterte ihm etwas in's Ohr. Augen­blicklich schwieg er still und ließ den Vogelbauer los.

(Schluß folgt.)

Ruhe im Sturm.

Wie's Wetter draußen stürmt und tobt Schon heut' den ganzen Morgen! Wohl Jeder sich das Zimmer lobt, Darin ist er geborgen.

Da brennt so hell das Feuerlein Und Alles ist so traulich.

Man läßt das Wetter Wetter sein Und lebt den Tag beschaulich.

Das Herz, es ist dieß Kämmerlein, Und Stürme giebt's im Leben:

Laß es im Herzen ruhig sein,

Das and're wird sich geben.

Will dich bedroh'» ein bös Geschick, So darfst Du nicht verzagen,

Dann zieh' Dich in Dein Herz zurück Bis schönste ZeHen tage».

Calw. Frucht, Brod- und Fleifchpreise am 16. Januar 1858.

Getreide-

Gattungen.

Vori­

ger

Rest

Schffl.

Neue

Zu­

fuhr.

Schffl.

Ge-

sammt-

Betrag.

Schffl.

Heuti­

ger

Verkf.

Schffl.

Im R e st gebl.

Schffl.

Höchster

Preis.

fl. > kr.

Mittel-

Preis.

fl. > kr.

Niederster

Preis.

fl. ! kr.

Verkaufs-

Summe.

fl. ! kr.

Gegende

Durchsch

mehr

fl-! kr.

n vorigen nittsprs.

weniger fl-> kr.

Waizen, alter neuer

Kernen, alter neuer

62

66

128

102

26

14

13

24

12

45

1366

30

6

Korn

Gemasch Gerste, alte neue

6

20

26

10

16

9

24

9

18

9

12

93

1

Dinkel, alter neuer

26

50

76

76

6

5

42

5

20

432

56

2

Haber, alter neuer

35

70

105

83

22

6

41

6

18

5

48

522

42

3

Summe >

129

206 I

335

271

64

2415

8

Qualität:

Kernen: Gewicht: Bester 294 Pfund, mittlerer 291 Pfund, geringster 287 Pfund.

Brodtare: 4 Pfd. Kernenbrod 11 kr. dto. schwarzes 9 kr. 1 Kreuzerweck muß wägen 7'/^ Loth. Fleischtare: 1 Pfd. Ochsenfleisch 11 kr., Rind- und Kuhfleisch 9 kr., Kalbfleisch 7 kr., Schweinefleisch unabgezogen 12 kr., abgezogen 11 kr., Hammelfleisch 6 kr.

Stadtschultheißenamt. _

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.