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Zügen zu je fünfzig Mann über­schritten halte.

Ein weiter Raum wurde zwischen den einzelnen Zügen gelassen, um den feindlichen Kugeln weniger Spiel­raum zu bieten. Vermon stand an der Spitze des ersten Zuges; in seiner Hand ruhte die Fahne, die auf der Bresche aufgepflanzt werden sollte. Im Sturmeslauf drangen die Soldaten mit unwiderstehlicher Gewalt vor. Binnen wenigen Mi­nuten ist die Bresche erklettert und die Fahne aufgepflanzt.

Ein neues Hinderniß stellt sich den Vordringendcn entgegen. Die Araber haben eine zweite Ringmauer aufgesührt. Mauern, Häuser und Fenster Md dicht mit Feinden besetzt, von denen die Sturmcolonnen mit einem mörderischen Feuer bestrichen, aber nicht zum Weichen gebracht werden. Im Gegentheil rufen sie enthusiastischer als zuvor nach den Leitern.

Nun rücken die eigentlichen Be­lagerunstruppen , die Soldaten des Geniecorps, heran, die Krieger je­ner Waffengattung, die es an Wis­sen den andern zuvorthut, an Ta­pferkeit keiner nachsteht, ihre Ruhe unerschütterlich zu bewahren weiß und dem Tode gefaßt die Stirn bie­tet. Diese Krieger bringen Sturm­leitern, Haken, Seile, Sand- und Pulversäcke und alle sonstigen Ap­parate herbei, die zur Beseitigung unvorhergesehener Hindernisse be­stimmt sind. Der Feind hatte jedoch mit diesem Hinderniß eine neue Falle gelegt. Die in Eile aufgeführte Mauer ruht nur aus schwacher Ba­sis; er wirft sie um, um die fran­zösischen Soldaten unter den Ruinen zu begraben. Vierzig Mann sind verschüttet. Vermon bleibt wie durch ein Wunder verschont und wird der Erste inne, daß die List der Araber nun ihnen selbst zum Verderben ge­reichen muß. Man hat keine Mauer mehr vor sich, sondern wirr über ein­ander gehäufte Trümmer. Die Bresche hat sich von selbst gebildet; der Zugang steht offen, Paul ruft seine Leute zu sich und stürzt Allen

voran in eine enge, gewundene Gasse, die im Feuer zu glühen scheint.

Ein höllisches Kartätschenfeuer hemmt den ersten Anlauf. Trotz der Zurufe der Offiziere zögern die Soldaten einen Augenblick. Der Feind gewahrt dieß und drängt ih­nen entgegen. Die zweite Sturm- colonne rückt jedoch heran, von der sich die erste nicht überflügeln lassen will. Sie erneuert den Angriff und passirt die enge Gasse, um in eine abermalige Falle zu gerathen. Der Feinv zieht sich zurück, um die Geg­ner zur Verfolgung anzulocken; eine Mine ist in Bereitschaft, sie wird in Brand gesteckt; ein Araber hat sich mit muselmännischem Fanatis­mus dem Verderben geweiht; er weiß, daß nichts ihn retten kann, daß er untergehen muß, der Ge­danke läßt ihn jedoch gleichgiltig, er erwägt nur die Zahl der Opfer, die er mit sich in den Tod schicken will. Eine furchtbare Erplosion wirft Lei­chen und Steine massenhaft empor . . . Die verschont Gebliebenen wan­ken hin und her und suchen nach einem Stützpunkte; sie sind wie ge­blendet von dem riesigen Flammen­blitze, von dem Staub und der Asche, die ihre Augen füllen.

(Forts, folgt.)

Dreisilbiges Näthsel.

Es schwebt das Ganze, wenn sein Ziel er­rungen.

Empor zum hohen ersten Sübenpaar,

Von seiner letzten treu und fest umschlun­gen.

Dieß Räthselchen ist gar nicht groß, fürwahr! Jedoch erräthst Du, was das Wort mag sein. Dann lieber Leser, bild' Dir d'rauf was ein.

Gold - Cours. Frankfurt, den 22. Oktober.

st. kr.

Pistolen.9 SShl,SS'/r

Friedrichsd'or .... 9 33^-54^ Holland. 19 fl.-Stück . 9 4243

Dukaten.S 29^Svhl,

29Frankenftückc ... 9 17^18^ Engl. Sovereigns ... 11 3842 Preußische Kassenscheine. 1 44^-45

Mittel gegen Unglücksfälle durch Weingiihrnng.

Es kommt bekanntlich nicht sel­ten vor, daß Leute in den Kellern ersticken, in welchen neuer zählender Wein liegt. Zur Entfernung dieser schädlichen Lustart (Kohlensäure) sucht man sich durch Auslüften, Schießen, Feueranzünden und dergl. zu helfen, womit man aber nur selten seinen Zweck erreicht, weil diese Luftart durch ihre Schwere sich am Boden aufhält. Bemerkt man, daß das Licht in einem solchen Keller nicht mehr recht brennen will oder gar auslöscht, oder daß man Schwindel fühlt, so eile man sogleich in die frische Luft, da ein kurzer weiterer Aufenthalt unglaublich schnell den Tod zur Folge haben kann. Um die Kohlensäure nun schnell und sicher zu entfernen, löscht man 68 Pfund gebrannten Kalk in einem Jmi Wasser ab und rührt die so erzeugte Kalkmilch gehörig durch einanver. Man bringt sie in den Keller, taucht einen Besen in die­selbe und bespritzt damit den Boden fo lange, bis die Lichter gut brennen, wenn man sie auf die Erde stellt. Der Sicherheit wegen sollte dieses Geschäft, das in einem kleinen Kel­ler nur etwa 10 Minuten dauert, nicht von einer einzelnen Person besorgt werden. Bei starker Gäh- rung thut man wohl, diese Kalk­ausspritzungen zu wiederholen, so oft die Lichter nicht brennen wollen. Bei­läufig gesagt, hat sich diese einfache Operation zur Entfernung der Koh­lensäure auch beim Brunnengra­ben, wenn die Lichter nicht brennen wollen, als praktisch bewährt. Man hält diese Notiz im allgemeinen Interesse, namentlich aber für Orts­vorstände in Weinorten zur Einfüh­rung in ihren Gemeinden für wichtig, und hofft, dadurch Unglücksfällen vorzubeugen. (Schw. M.)

Sonntag, den 25. Oktober 1857, wird predigen: Herr Dekan H e- berl e.

Ncdigirt, gedruckt und verlegt von Ä. OeIsch lüg er.