zu besorgen. Weil nämlich noch Nachtfröste kommen, so wollen wir unsere Saat recht hübsch mit Stroh bedecken und morgen werde ich dich etwas lehren, wie du dir die Sacke erleichtern kannst.

Karl drückte, als er nach Hause ge­hen wollte, seinem väterlichen Freunde mitWärmedieHandundsprach:Herr Zillmcr! Meine Mutter sagt immer, Sie wären für uns ein Bote vom lieben Gott. Ich lerne immer mehr einsehen, was sie damit sagen will. Werde ich größer, dann-"

Still, mein Sohn, unterbrach ihn Zillmer, still davon! Ich danke unserm himmlischen Vater, daß er mich in den Stand gesetzt hat, für euch ein wenig mitsorgen zu können; danke du ihm auch, daß er dich bis­her wohl gereichen ließ und bitte ihn, dir auch ferner seinen schützenden Engel zu senden. Gute Nacht, Karl, grüße deine Mutter und schlaft Beide wohl!"

Ehe cs sich der Knabe versah, war sein Wohlthäter über den Hof hinweg nach seinem Hause geeilt. Karl schloß noch die Gartenlhüre und ging dann zu seiner Mutter, um ihr die dankbare Freude über Zill- mer's Güte und seine Hoffnungen auf die Zukunft zu schildern.

Am folgenden Tage nach den Unterrichtsstunden half Karl in Zill- mer's Wirthschaft Einiges mit ver­richten, dann führte der Schöppe ihn in seine Scheune, um ihm das Fertigen der Strohdecken zu lehren. Bindfaden und Stroh war genug vorhanden, daher konnte die Arbeit sogleich beginnen. Karl begriff die wenigen Handgriffe bei der Arbeit sehr bald und kam an dem Tage wirklich mit einer Decke zu Ende. In den Freistunden der folgenden Tage setzte er die Beschäftigung fort, so daß seine Saatbette bald alle be­quem mit den auf Stangen liegenden Decken verwahrt werden konnten.

Die Gärtnerei machte anfangs dem Knaben sehr geringe Mühe; er konnte in Zillmer's Gute fast nach wie vor die gewohnte Beihilfe leisten. Als aber die Pflanzen aus der Erde guckten, wurde Karl schon mehr in

Anspruch genommen, denn er hatte mit dem Unkraute tüchtig zu kämpfen.

Nach Verlauf einiger Wochen stand Karl'S Pflanzung ganz er­wünscht. Zillmer nnd seine Nach­barn hatten schon alle Freunde auf den jungen Gärtner aufmerksam ge­macht und Kundschaft für ihn ge­worben, auch waren schon die soge­nannten Pflanzenweiber von Karl'S Unternehmen in Kcnntniß gesetzt.

Die ersten Pflanzen, welche zieh­bar wurden, nahm Zillmer seinem Pfleglinge ab, indem er sprach: Das Handgeld mußt du von mir erhalten!"

Bald kamen auch andere Nach­barn des Dorfs, als sie die Pflan­zung immer üppiger emporwachsen sahen und kauften sich auch ihren Thcil. Der junge Gärtner konnte zuweilen nicht Pflanzen genug schaf­fen, um alle Ansprüche zu befriedige». Er hatte oft stundenlang nichts weiter zu thun, als Pflanzen zu ziehen und dann für jedes Schock sein Geld einzustecken. Noch nie war er so reich gewesen; er hielt sich für einen Krösus. Seine Mutter fühlte sich überglücklich, wenn er an Tagen, an welchem sein Geschäft schwung­haft gegangen war, acht bis zehn Groschen nach Hause brachte. Sie nahm an der Gärtnerei ihres Sohnes bald so lebhaften Anthcil, daß sie nicht selten mehrere Stunden ihm bei- stand, thcils um ihm beim Pflanzen­ziehen zu helfen, thcils um das Un­kraut auszujäten. Die Beschäftigung in freier Luft sagte ihrem schwächlichen Körper sehr zu und das Grün der Gewächse that ihren kranken Augen ungemein wohl. Sie vertrat darum gern Karl's Stelle im Garten, wenn dieser in der Schule war oder viel­leicht in Zillmer's Hause Beschäfti­gung gefunden hatte.

Pfingsten kam. Karl hatte sich unter Mithilfe seiner Mutter mit den Pflanzen schon tüchtig geplagt, aber auch einige blanke Thaler gegen die eingenommenen Groschen eingewech­selt, um sie in die blecherne Spar­büchse seiner Mutter zu stecken. Das Pflanzengeschäft war im vollsten Gange.

Nach der Kirche des zweiten Pfiugstfeiertages stand Frau Wirker mit ihrem Sohne in des Schöppen Garten. Sie betrachteten die schon sehr geplünderten Beete.

Wie hat doch Gott, sprach Frau Wirker, so schnell geholfen! Welche Pfingstfreude ist uns durch deinen Einfall und die Güte des Herrn Zillmer gewährt worden! Es ist mir auch, als wenn in dem schönen Grün des Gartens meine Augen immer kräftiger würden und mein lahmer Körper einige Stärke bekäme! Siehe, mein Karl, Gott hat ge­holfen , Gott hilft noch, Gott wird auch weiter helfen! Spute dich nur; ich werde dir beistehen, soviel ich ver­mag. Das Eine bedrückt mich nur, daß wir nicht im Stande sind, Herrn Zillmer einen Beweis unserer Liebe und Dankbarkeit zu bringen!

Frau Wirker wurde im Weiter­sprechen durch Zillmer unterbrochen, der eben im Feststaate aus seiner Wohnung trat.

Ei, ei, rief er scherzend, kaum aus der Kirche und schon wieder über der Sorge um das Irdische!

O nein, Herr Ziillmer, antwortete Frau Wirker, nur ein Weg in diesen Garten, an die Quelle unseres Glücks, um Gott und guten Menschen zu danken!

Der Schöppe merkte gleich, daß die bescheidene Frau wieder auf die oft ausgesprochenen Gedanken ge- rathcn werde, darum lenkte er gleich das Gespräch auf eine Idee, die er zum Wohle für seinen Pflegling nnd dessen Mutter schon seit einigen Wochen sich gebildet hatte und nun an den Mann bringen wollte, ohne das bedrückende Gefühl der Ver­legenheit beim Empfange von Wohl- thaten zu erwecken. Er sprach:He, Frau Wirker, Sie wissen, daß ich in meinem Obstgarten alle Jahre bestohlen worden bin, ohne den Dieb zu erwischen, da mein Garten so ver­steckt liegt. Nun stößt doch der Giebel meines Seitengebäudes gerade an meinen Obstgarten an. In dem Seitengebäude war aber eine unaus- gebaute Stube mit Kämmerchen, diese ' habe ich denn wohnlich Herrichten las-